in allen andern deutschen mundarten durch r ausge- drückt, und entspricht nie dem alth. z und ß. Gerade so geht die goth. form rs, zd in ein alth. rr, rt über. --
gemination inlautender linguales.
(TT) nur in: atta *) und skatts. (DD) vaddjus. tvaddje (duorum). daddjan. iddja. iddalja. (SS) misso. vissa. usstass. usqviss. knussjan. assarjus (aus dem lat. assarium); die endungen -assus -nassus. Die zusam- mengesetzten th und z geminieren nicht. Schein- bare, aber nicht wirkliche doppelung, vielmehr bloße assimilation sind die partikeln: aththan, aiththau, uththan, miththan, niththan, duththe, in allen schließt die erste silbe mit dem einen, und beginnt die zweite mit dem an- dern th; jeder geminierte laut fordert aber einsilbigkeit, (s. unten am schluß der goth. buchstabenlehre). -- tt auch nord. tt, alth. tz; dd hat weder im nord. noch alth. seines gleichen, das nord. dd ist ganz was anders; nach der analogie von vaddjus, nord. u. alth. vallr, wal, scheint das goth. dd in ll überzugehn und aller- dings berühren sich d und l, dd und ll (sedda: sella. Schneider p. 255. 256.). Für die aussprache des goth. dd vgl. die eigennamen Addei (A'ddi) thaddains (Thad- daios) saddukaieis (saddoukaioi) etc. Die gemination ss gleicht sich in allen deutschen zungen.
Die wichtigsten lingualverbindungen sind:
1) anlautende, die das glossar weist. TR (kein tl. tm) TV (bloß tva, duo und die ableitungen). DR (kein dl). DV (bloß dvals). thL (thlasnan. thlaqvus. thlaihan. thliuhan). thR (thrafstjan. thragjan. threihan. thramstei. thriskan. thri. thriutan. thrutsfill. thV. (thvahan. thvairhs). SK. SL. SM. SN. SP. SPR. (sprauto) ST. STR. SV. welche sämmtlich scharf gleich den lat. sc, sp, st (denen romanische mundarten sogar ein e vorschoben) anlauten. -- Die unterschiede tv. dv. thv. vermischt das hochdeutsch allmählig und wandelt auch dv und thv in zw, das eigentlich nur dem goth. tv entspricht. Merkwürdig der übergang des thl (nicht des thr) in sl der übrigen mundarten; die anlautenden asp. th und ph wechseln sonst im deutschen nicht, bekanntlich
*) Daher Attila (Attilas, Attelas), bei den Byzantinern auch Ouittigis.
I. gothiſche conſonanten. linguales.
in allen andern deutſchen mundarten durch r ausge- drückt, und entſpricht nie dem alth. z und Ʒ. Gerade ſo geht die goth. form rs, zd in ein alth. rr, rt über. —
gemination inlautender linguales.
(TT) nur in: atta *) und ſkatts. (DD) vaddjus. tvaddjê (duorum). daddjan. ïddja. ïddalja. (SS) miſſô. viſſa. usſtaſſ. usqviſſ. knuſſjan. aſſarjus (aus dem lat. aſſarium); die endungen -aſſus -naſſus. Die zuſam- mengeſetzten þ und z geminieren nicht. Schein- bare, aber nicht wirkliche doppelung, vielmehr bloße aſſimilation ſind die partikeln: aþþan, áiþþáu, uþþan, miþþan, niþþan, duþþê, in allen ſchließt die erſte ſilbe mit dem einen, und beginnt die zweite mit dem an- dern þ; jeder geminierte laut fordert aber einſilbigkeit, (ſ. unten am ſchluß der goth. buchſtabenlehre). — tt auch nord. tt, alth. tz; dd hat weder im nord. noch alth. ſeines gleichen, das nord. dd iſt ganz was anders; nach der analogie von vaddjus, nord. u. alth. vallr, wal, ſcheint das goth. dd in ll überzugehn und aller- dings berühren ſich d und l, dd und ll (ſedda: ſella. Schneider p. 255. 256.). Für die ausſprache des goth. dd vgl. die eigennamen Addei (Α᾽δδὶ) þaddáins (Θαδ- δαῖος) ſaddukáieis (σαδδουκαῖοι) etc. Die gemination ſſ gleicht ſich in allen deutſchen zungen.
Die wichtigſten lingualverbindungen ſind:
1) anlautende, die das gloſſar weiſt. TR (kein tl. tm) TV (bloß tva, duo und die ableitungen). DR (kein dl). DV (bloß dvals). þL (þlaſnan. þlaqvus. þlaíhan. þliuhan). þR (þrafſtjan. þragjan. þreihan. þramſtei. þriſkan. þri. þriutan. þrutsfill. þV. (þvahan. þvaírhs). SK. SL. SM. SN. SP. SPR. (ſpráutô) ST. STR. SV. welche ſämmtlich ſcharf gleich den lat. ſc, ſp, ſt (denen romaniſche mundarten ſogar ein e vorſchoben) anlauten. — Die unterſchiede tv. dv. þv. vermiſcht das hochdeutſch allmählig und wandelt auch dv und þv in zw, das eigentlich nur dem goth. tv entſpricht. Merkwürdig der übergang des þl (nicht des þr) in ſl der übrigen mundarten; die anlautenden aſp. th und ph wechſeln ſonſt im deutſchen nicht, bekanntlich
*) Daher Attila (Ἀττίλας, Ἀττήλας), bei den Byzantinern auch Οὐίττιγις.
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I. gothiſche conſonanten. linguales.
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ſo geht die goth. form rs, zd in ein alth. rr, rt über. —
gemination inlautender linguales.
(TT) nur in: atta *) und ſkatts. (DD) vaddjus.
tvaddjê (duorum). daddjan. ïddja. ïddalja. (SS) miſſô.
viſſa. usſtaſſ. usqviſſ. knuſſjan. aſſarjus (aus dem lat.
aſſarium); die endungen -aſſus -naſſus. Die zuſam-
mengeſetzten þ und z geminieren nicht. Schein-
bare, aber nicht wirkliche doppelung, vielmehr bloße
aſſimilation ſind die partikeln: aþþan, áiþþáu, uþþan,
miþþan, niþþan, duþþê, in allen ſchließt die erſte ſilbe
mit dem einen, und beginnt die zweite mit dem an-
dern þ; jeder geminierte laut fordert aber einſilbigkeit,
(ſ. unten am ſchluß der goth. buchſtabenlehre). — tt
auch nord. tt, alth. tz; dd hat weder im nord. noch
alth. ſeines gleichen, das nord. dd iſt ganz was anders;
nach der analogie von vaddjus, nord. u. alth. vallr,
wal, ſcheint das goth. dd in ll überzugehn und aller-
dings berühren ſich d und l, dd und ll (ſedda: ſella.
Schneider p. 255. 256.). Für die ausſprache des goth.
dd vgl. die eigennamen Addei (Α᾽δδὶ) þaddáins (Θαδ-
δαῖος) ſaddukáieis (σαδδουκαῖοι) etc. Die gemination ſſ
gleicht ſich in allen deutſchen zungen.
Die wichtigſten lingualverbindungen ſind:
1) anlautende, die das gloſſar weiſt. TR (kein tl. tm)
TV (bloß tva, duo und die ableitungen). DR (kein
dl). DV (bloß dvals). þL (þlaſnan. þlaqvus. þlaíhan.
þliuhan). þR (þrafſtjan. þragjan. þreihan. þramſtei.
þriſkan. þri. þriutan. þrutsfill. þV. (þvahan. þvaírhs).
SK. SL. SM. SN. SP. SPR. (ſpráutô) ST. STR. SV.
welche ſämmtlich ſcharf gleich den lat. ſc, ſp, ſt
(denen romaniſche mundarten ſogar ein e vorſchoben)
anlauten. — Die unterſchiede tv. dv. þv. vermiſcht
das hochdeutſch allmählig und wandelt auch dv und
þv in zw, das eigentlich nur dem goth. tv entſpricht.
Merkwürdig der übergang des þl (nicht des þr) in ſl
der übrigen mundarten; die anlautenden aſp. th und
ph wechſeln ſonſt im deutſchen nicht, bekanntlich
*) Daher Attila (Ἀττίλας, Ἀττήλας), bei den Byzantinern auch
Οὐίττιγις.
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/92>, abgerufen am 03.12.2024.
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