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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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II. declination der eigennamen.
Declination der eigennamen.

In den gothischen denkmählern begegnen nur undeutsche
eigennamen, welchen Ulphilas die deutsche flexion, so
gut es gehet, anpast; überall substantivische.

1) der ersten oder vierten männlichen (deren beider sg.
zus. fällt) folgen alle im griech. nom. consonantisch
auslautenden (mit ausnahme derer auf -os, -as); sie
nehmen gleichwohl im goth. nom. kein -s an, bil-
den also nom. und acc. gleich; z. b. adam, adamis,
adama, adam. Ebenso abraham, ainok, gabriel, mo-
ses (gen. mosezis) etc.
2) der zweiten männl. alle im griech. text mit indecli-
nabelm i; auch sie erhalten kein -s im goth. nom.,
welcher dem acc. gleichlautet; der gen. bekommt, da
die erste silbe immer lang ist, -eis, der dat. würde,
wenn er sich vorfände, -ja lauten. Beispiel: mailki,
mailkeis, mailkja, mailki; ebenso: laivvi, heli etc.
3) der dritten männl. solche die im griech. auf -os en-
dend nach der griech. zweiten decl. gehen. Ulphilas,
dem sonst das gr. o zu au wird (s. 46.) und der -es
in ais übersetzt (z. b. phares in farais, gen. faraizis)
gibt merkwürdig jenes -os nicht durch aus, z. b. pi-
latos
nicht durch peilataus, was den gen. peilatauzis
gefordert haben würde; er wählt vielmehr die, viel-
leicht durch lat. einfluß vorbereitete ächtgoth. en-
dung -us, gen. -aus. Beispiel: paitrus, gen. paitraus,
dat. paitrau, acc. paitru. Hiernach: christus, iesus,
iakobus, teitus, alaiksandrus, augustus, filippus, mar-
kus, barthaulumaius, thaddaius etc.
4) der schwachen männl. alle, die im gr. texte -as ha-
ben und nach der gr. ersten decl. gehen; welches -as
auch im goth. nom. statt -a bleibt; beispiel: lukas,
gen. lukins, dat. lukin, acc. lukan; ebenso: barrabas,
tobeias, annas, thomas, satanas etc.
5) für die weibl. namen anna, marja, martha, susanna,
weil sie derselben gr. decl. zugehören, behält Ulphi-
las die schwache männl. form bei, also marja, mar-
jins, marjin, marjan. Das gothischere marjo, mar-
jons, marjon, marjon wagte er nicht zu bilden. An-
dere weibsnamen, wie aileisabaith, magdalene sind
ihm inflexibel. Für erodias, gen. erodiados setzt er
nach dritter schw. weibl. decl. herodiadei, gen. he-
rodiadeins (denn -ins Marc. 6, 17, 22. scheint fehler)
acc. herodiadein.

II. declination der eigennamen.
Declination der eigennamen.

In den gothiſchen denkmählern begegnen nur undeutſche
eigennamen, welchen Ulphilas die deutſche flexion, ſo
gut es gehet, anpaſt; überall ſubſtantiviſche.

1) der erſten oder vierten männlichen (deren beider ſg.
zuſ. fällt) folgen alle im griech. nom. conſonantiſch
auslautenden (mit ausnahme derer auf -ος, -ας); ſie
nehmen gleichwohl im goth. nom. kein -s an, bil-
den alſo nom. und acc. gleich; z. b. adam, adamis,
adama, adam. Ebenſo abraham, aínôk, gabriêl, mô-
ſês (gen. môſêzis) etc.
2) der zweiten männl. alle im griech. text mit indecli-
nabelm ì; auch ſie erhalten kein -s im goth. nom.,
welcher dem acc. gleichlautet; der gen. bekommt, da
die erſte ſilbe immer lang iſt, -eis, der dat. würde,
wenn er ſich vorfände, -ja lauten. Beiſpiel: maílki,
maílkeis, maílkja, maílki; ebenſo: laívvi, hêli etc.
3) der dritten männl. ſolche die im griech. auf -ος en-
dend nach der griech. zweiten decl. gehen. Ulphilas,
dem ſonſt das gr. o zu wird (ſ. 46.) und der -ες
in aís überſetzt (z. b. φαρὲς in faraís, gen. faraizis)
gibt merkwürdig jenes -ος nicht durch aús, z. b. πι-
λάτος
nicht durch peilataús, was den gen. peilataúzis
gefordert haben würde; er wählt vielmehr die, viel-
leicht durch lat. einfluß vorbereitete ächtgoth. en-
dung -us, gen. -áus. Beiſpiel: paítrus, gen. paítráus,
dat. paítráu, acc. paítru. Hiernach: chriſtus, ïêſus,
ïakôbus, teitus, alaíkſandrus, aúguſtus, filippus, mar-
kus, barþaúlumaíus, þaddaíus etc.
4) der ſchwachen männl. alle, die im gr. texte -ας ha-
ben und nach der gr. erſten decl. gehen; welches -as
auch im goth. nom. ſtatt -a bleibt; beiſpiel: lukas,
gen. lukins, dat. lukin, acc. lukan; ebenſo: barrabas,
tôbeias, annas, þômas, ſatanas etc.
5) für die weibl. namen anna, marja, marþa, ſuſanna,
weil ſie derſelben gr. decl. zugehören, behält Ulphi-
las die ſchwache männl. form bei, alſo marja, mar-
jins, marjin, marjan. Das gothiſchere marjô, mar-
jôns, marjôn, marjôn wagte er nicht zu bilden. An-
dere weibsnamen, wie aíleiſabaíþ, magdalênê ſind
ihm inflexibel. Für ἡρωδιὰς, gen. ἡρωδιάδος ſetzt er
nach dritter ſchw. weibl. decl. hêrôdiadei, gen. hê-
rôdiadeins (denn -ins Marc. 6, 17, 22. ſcheint fehler)
acc. hêrôdiadein.

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[766/0792] II. declination der eigennamen. Declination der eigennamen. In den gothiſchen denkmählern begegnen nur undeutſche eigennamen, welchen Ulphilas die deutſche flexion, ſo gut es gehet, anpaſt; überall ſubſtantiviſche. 1) der erſten oder vierten männlichen (deren beider ſg. zuſ. fällt) folgen alle im griech. nom. conſonantiſch auslautenden (mit ausnahme derer auf -ος, -ας); ſie nehmen gleichwohl im goth. nom. kein -s an, bil- den alſo nom. und acc. gleich; z. b. adam, adamis, adama, adam. Ebenſo abraham, aínôk, gabriêl, mô- ſês (gen. môſêzis) etc. 2) der zweiten männl. alle im griech. text mit indecli- nabelm ì; auch ſie erhalten kein -s im goth. nom., welcher dem acc. gleichlautet; der gen. bekommt, da die erſte ſilbe immer lang iſt, -eis, der dat. würde, wenn er ſich vorfände, -ja lauten. Beiſpiel: maílki, maílkeis, maílkja, maílki; ebenſo: laívvi, hêli etc. 3) der dritten männl. ſolche die im griech. auf -ος en- dend nach der griech. zweiten decl. gehen. Ulphilas, dem ſonſt das gr. o zu aú wird (ſ. 46.) und der -ες in aís überſetzt (z. b. φαρὲς in faraís, gen. faraizis) gibt merkwürdig jenes -ος nicht durch aús, z. b. πι- λάτος nicht durch peilataús, was den gen. peilataúzis gefordert haben würde; er wählt vielmehr die, viel- leicht durch lat. einfluß vorbereitete ächtgoth. en- dung -us, gen. -áus. Beiſpiel: paítrus, gen. paítráus, dat. paítráu, acc. paítru. Hiernach: chriſtus, ïêſus, ïakôbus, teitus, alaíkſandrus, aúguſtus, filippus, mar- kus, barþaúlumaíus, þaddaíus etc. 4) der ſchwachen männl. alle, die im gr. texte -ας ha- ben und nach der gr. erſten decl. gehen; welches -as auch im goth. nom. ſtatt -a bleibt; beiſpiel: lukas, gen. lukins, dat. lukin, acc. lukan; ebenſo: barrabas, tôbeias, annas, þômas, ſatanas etc. 5) für die weibl. namen anna, marja, marþa, ſuſanna, weil ſie derſelben gr. decl. zugehören, behält Ulphi- las die ſchwache männl. form bei, alſo marja, mar- jins, marjin, marjan. Das gothiſchere marjô, mar- jôns, marjôn, marjôn wagte er nicht zu bilden. An- dere weibsnamen, wie aíleiſabaíþ, magdalênê ſind ihm inflexibel. Für ἡρωδιὰς, gen. ἡρωδιάδος ſetzt er nach dritter ſchw. weibl. decl. hêrôdiadei, gen. hê- rôdiadeins (denn -ins Marc. 6, 17, 22. ſcheint fehler) acc. hêrôdiadein.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 766. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/792>, abgerufen am 22.12.2024.