flasce, fiscas, tusc. -- Uneigentliche verbindungen (wie oben ls. ms. ns. vs) sind ts, ds, dhs, z. b. bleidsjan, mildsjan, bledsjan, wofür man auch blitsjan, miltsjan, bletsjan findet, zuweilen die assimilation ss (wovon vor- hin), vielleicht mit verkürzung des voransstehenden langen vocals. Hier noch weitere belege: geitsjan (con- cupiscere) metsjan (cibare) bry[t]san (fragmenta) unrotsjan (contristari); die vergleichung des alth. lehrt den aus- fall eines vocals zwischen dem t der wurzel und s der weiterbildung, mildsjan, metsjan würden alth. miltison, maßison (oder meßison) lauten. Ebenso lehren sn in bysen (mandatum) räsn (laquear) die syncope im goth. zn (oben s. 67.) --
(C. G. J. H. X.) gutturales.
(C) es wird c, nicht k geschrieben (dieses erst spä- ter oder einzeln in fremden wörtern, z. b. kasere, cae- sar) aber k gesprochen. Vor a, o, u, a, o, au und den consonanten l, n, r, v, hat das kein bedenken; vor ä, e, e, i, y, ea, ea, eo, eo, e, ei, y könnte man zwei- feln, da
1) das romanische c vor e, i, y später den zischlaut empfieng (vgl. oben s. 68. 180.) und zwar im franz. wie z (nämlich alth. ß) im ital. wie tsch gesprochen wurde.
2) die angels. wörter mit ce, ci, cy etc. gewöhnlich im engl. die schreibung ch und aussprache tsch. bekom- men, vgl. ceaf, ceild, ceidan, cicen, ceac, cyrice etc. mit chaff, child, chide, chicken, cheek, church.
3) das frief. in gleichem falle tz, ß, sth, zeigt, z. b. tziaka (engl. cheek) tzurke, ßurke, stherke (engl. church etc.)
4) das schwed. ke, ki, ky, kä, kö, wie tje, tji, tjy, tjä, tjö, nach andern selbst wie tsche, tschi, tschy, tschä, tschö lautet, z. b. känna (noscere) spr. tjänna oder tschänna.
5) die nordische (wenigstens heutig-isländische) und dä- nische mundart dem e, e, i, y, ö, sobald k voraus- steht, ein j, jene in der aussprache, diese sogar in der schreibung vorschiebt, z. b. kenna wird isländ. kjenna gesprochen, dän. kjende geschrieben, wie denn auch isländ, drucke deswegen kenna (Rask: kenna) setzen.
Welche dieser entstellungen des reinen k-lauts wäre nun auf den analogen angels. fall anwendbar? mit
I. angelſächſiſche conſonanten. gutturales.
flaſce, fiſcas, tuſc. — Uneigentliche verbindungen (wie oben ls. ms. ns. vs) ſind ts, ds, dhs, z. b. blîdſjan, mildſjan, blêdſjan, wofür man auch blìtſjan, miltſjan, blêtſjan findet, zuweilen die aſſimilation ſſ (wovon vor- hin), vielleicht mit verkürzung des voransſtehenden langen vocals. Hier noch weitere belege: gîtſjan (con- cupiſcere) metſjan (cibare) brŷ[t]ſan (fragmenta) unrôtſjan (contriſtari); die vergleichung des alth. lehrt den aus- fall eines vocals zwiſchen dem t der wurzel und ſ der weiterbildung, mildſjan, metſjan würden alth. miltiſôn, maƷiſôn (oder meƷiſôn) lauten. Ebenſo lehren ſn in byſen (mandatum) räſn (laquear) die ſyncope im goth. zn (oben ſ. 67.) —
(C. G. J. H. X.) gutturales.
(C) es wird c, nicht k geſchrieben (dieſes erſt ſpä- ter oder einzeln in fremden wörtern, z. b. kâſere, cae- ſar) aber k geſprochen. Vor a, o, u, â, ô, û und den conſonanten l, n, r, v, hat das kein bedenken; vor ä, e, ë, i, y, ëa, eá, ëo, ëó, ê, î, ŷ könnte man zwei- feln, da
1) das romaniſche c vor e, i, y ſpäter den ziſchlaut empfieng (vgl. oben ſ. 68. 180.) und zwar im franz. wie z (nämlich alth. Ʒ) im ital. wie tſch geſprochen wurde.
2) die angelſ. wörter mit cë, ci, cy etc. gewöhnlich im engl. die ſchreibung ch und ausſprache tſch. bekom- men, vgl. cëaf, cîld, cîdan, cicen, ceác, cyrice etc. mit chaff, chìld, chìde, chicken, chèek, church.
3) das frief. in gleichem falle tz, ſz, ſth, zeigt, z. b. tziáka (engl. chèek) tzurke, ſzurke, ſthërke (engl. church etc.)
4) das ſchwed. kë, ki, ky, kä, kö, wie tje, tji, tjy, tjä, tjö, nach andern ſelbſt wie tſchë, tſchi, tſchy, tſchä, tſchö lautet, z. b. känna (noſcere) ſpr. tjänna oder tſchänna.
5) die nordiſche (wenigſtens heutig-isländiſche) und dä- niſche mundart dem ë, e, i, y, ö, ſobald k voraus- ſteht, ein j, jene in der ausſprache, dieſe ſogar in der ſchreibung vorſchiebt, z. b. kenna wird isländ. kjenna geſprochen, dän. kjende geſchrieben, wie denn auch isländ, drucke deswegen kénna (Raſk: kènna) ſetzen.
Welche dieſer entſtellungen des reinen k-lauts wäre nun auf den analogen angelſ. fall anwendbar? mit
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I. angelſächſiſche conſonanten. gutturales.
flaſce, fiſcas, tuſc. — Uneigentliche verbindungen (wie
oben ls. ms. ns. vs) ſind ts, ds, dhs, z. b. blîdſjan,
mildſjan, blêdſjan, wofür man auch blìtſjan, miltſjan,
blêtſjan findet, zuweilen die aſſimilation ſſ (wovon vor-
hin), vielleicht mit verkürzung des voransſtehenden
langen vocals. Hier noch weitere belege: gîtſjan (con-
cupiſcere) metſjan (cibare) brŷtſan (fragmenta) unrôtſjan
(contriſtari); die vergleichung des alth. lehrt den aus-
fall eines vocals zwiſchen dem t der wurzel und ſ der
weiterbildung, mildſjan, metſjan würden alth. miltiſôn,
maƷiſôn (oder meƷiſôn) lauten. Ebenſo lehren ſn in
byſen (mandatum) räſn (laquear) die ſyncope im goth.
zn (oben ſ. 67.) —
(C. G. J. H. X.) gutturales.
(C) es wird c, nicht k geſchrieben (dieſes erſt ſpä-
ter oder einzeln in fremden wörtern, z. b. kâſere, cae-
ſar) aber k geſprochen. Vor a, o, u, â, ô, û und den
conſonanten l, n, r, v, hat das kein bedenken; vor ä,
e, ë, i, y, ëa, eá, ëo, ëó, ê, î, ŷ könnte man zwei-
feln, da
1) das romaniſche c vor e, i, y ſpäter den ziſchlaut
empfieng (vgl. oben ſ. 68. 180.) und zwar im franz.
wie z (nämlich alth. Ʒ) im ital. wie tſch geſprochen
wurde.
2) die angelſ. wörter mit cë, ci, cy etc. gewöhnlich im
engl. die ſchreibung ch und ausſprache tſch. bekom-
men, vgl. cëaf, cîld, cîdan, cicen, ceác, cyrice etc.
mit chaff, chìld, chìde, chicken, chèek, church.
3) das frief. in gleichem falle tz, ſz, ſth, zeigt, z. b.
tziáka (engl. chèek) tzurke, ſzurke, ſthërke (engl.
church etc.)
4) das ſchwed. kë, ki, ky, kä, kö, wie tje, tji, tjy,
tjä, tjö, nach andern ſelbſt wie tſchë, tſchi, tſchy,
tſchä, tſchö lautet, z. b. känna (noſcere) ſpr. tjänna
oder tſchänna.
5) die nordiſche (wenigſtens heutig-isländiſche) und dä-
niſche mundart dem ë, e, i, y, ö, ſobald k voraus-
ſteht, ein j, jene in der ausſprache, dieſe ſogar in
der ſchreibung vorſchiebt, z. b. kenna wird isländ.
kjenna geſprochen, dän. kjende geſchrieben, wie denn
auch isländ, drucke deswegen kénna (Raſk: kènna)
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/282>, abgerufen am 22.12.2024.
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