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Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

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Vermischte Gedichte.
Doch alles weggelegt/ und nur auf dis gesehn/
So läst sich deine That mit Lobe noch beblümen/
Sie ist nicht Scheltens werth/ sie ist vielmehr zu rühmen/
Denn weil dir dein Gesicht durch Unfall will entgehn/ (f)
So hast du wol gedacht/ daß/ da vier Augen mehr
Als zweene können sehen/ und dich dazu bequehmet/
Daß man mit zwenen dich zu deinen noch besämet
Damit dein Mangel sich im Uberfluß verkehr.
Drum lache nur mit mir die tummen Leute aus/
Die wegen deinen Nutz/ und höchstbedürfftgen Sachen/
Dich wollen mit Gewalt zu einer H - - machen
Und reithe stattlich zu auf einen Pahten-Schmaus.


An das veraltete Frauen-Zimmer.
Polidor.
1.
Darf ich an eure Noht/ ihr lieben Kinder/ dencken?
Wie ihr eur Ungelück mit Thränen offt beklagt/
So muß sich mein Gemüth zu tieffer Wehmuth leucken/
Die Pflicht und Schuldigkeit den Frauens nichts versagt.
Ach könnt ihr Männer kriegen!
Nach eurem Wunsch und Sinn/
Jch gönn euch das Vergnügen
Wenn ich es nur nicht bin.
2.
Die Jahre lauffen fort/ die Zeiten werden schlimmer/
Der Freyers gibt es viel/ der Nehmer aber nicht/
Verfluchtes Ungemach vor altes Frauen-Zimmer/
Dem aus Verzweiffelung fast aller Trost gebricht.
Man schaut sie nur von ferne
Als einen Jrwisch an.
Sie sind wie kleine Sterne/
Die man kaum sehen kan.
3.
Zum öfftern sagt ihr zwar ihr seyd von achtzehn Jahren/
Da über dreyßig/ man euch an der Stirnen zählt/
Ach
(f) Jndem sie in den Kinder-pocken Schaden an den Augen bekommen.
D d 3
Vermiſchte Gedichte.
Doch alles weggelegt/ und nur auf dis geſehn/
So laͤſt ſich deine That mit Lobe noch bebluͤmen/
Sie iſt nicht Scheltens werth/ ſie iſt vielmehr zu ruͤhmen/
Denn weil dir dein Geſicht durch Unfall will entgehn/ (f)
So haſt du wol gedacht/ daß/ da vier Augen mehr
Als zweene koͤnnen ſehen/ und dich dazu bequehmet/
Daß man mit zwenen dich zu deinen noch beſaͤmet
Damit dein Mangel ſich im Uberfluß verkehr.
Drum lache nur mit mir die tummen Leute aus/
Die wegen deinen Nutz/ und hoͤchſtbeduͤrfftgen Sachen/
Dich wollen mit Gewalt zu einer H - - machen
Und reithe ſtattlich zu auf einen Pahten-Schmaus.


An das veraltete Frauen-Zimmer.
Polidor.
1.
Darf ich an eure Noht/ ihr lieben Kinder/ dencken?
Wie ihr eur Ungeluͤck mit Thraͤnen offt beklagt/
So muß ſich mein Gemuͤth zu tieffer Wehmuth leucken/
Die Pflicht und Schuldigkeit den Frauens nichts verſagt.
Ach koͤnnt ihr Maͤnner kriegen!
Nach eurem Wunſch und Sinn/
Jch goͤnn euch das Vergnuͤgen
Wenn ich es nur nicht bin.
2.
Die Jahre lauffen fort/ die Zeiten werden ſchlimmer/
Der Freyers gibt es viel/ der Nehmer aber nicht/
Verfluchtes Ungemach vor altes Frauen-Zimmer/
Dem aus Verzweiffelung faſt aller Troſt gebricht.
Man ſchaut ſie nur von ferne
Als einen Jrwiſch an.
Sie ſind wie kleine Sterne/
Die man kaum ſehen kan.
3.
Zum oͤfftern ſagt ihr zwar ihr ſeyd von achtzehn Jahren/
Da uͤber dreyßig/ man euch an der Stirnen zaͤhlt/
Ach
(f) Jndem ſie in den Kinder-pocken Schaden an den Augen bekom̃en.
D d 3
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[421/0439] Vermiſchte Gedichte. Doch alles weggelegt/ und nur auf dis geſehn/ So laͤſt ſich deine That mit Lobe noch bebluͤmen/ Sie iſt nicht Scheltens werth/ ſie iſt vielmehr zu ruͤhmen/ Denn weil dir dein Geſicht durch Unfall will entgehn/ (f) So haſt du wol gedacht/ daß/ da vier Augen mehr Als zweene koͤnnen ſehen/ und dich dazu bequehmet/ Daß man mit zwenen dich zu deinen noch beſaͤmet Damit dein Mangel ſich im Uberfluß verkehr. Drum lache nur mit mir die tummen Leute aus/ Die wegen deinen Nutz/ und hoͤchſtbeduͤrfftgen Sachen/ Dich wollen mit Gewalt zu einer H - - machen Und reithe ſtattlich zu auf einen Pahten-Schmaus. An das veraltete Frauen-Zimmer. Polidor. 1. Darf ich an eure Noht/ ihr lieben Kinder/ dencken? Wie ihr eur Ungeluͤck mit Thraͤnen offt beklagt/ So muß ſich mein Gemuͤth zu tieffer Wehmuth leucken/ Die Pflicht und Schuldigkeit den Frauens nichts verſagt. Ach koͤnnt ihr Maͤnner kriegen! Nach eurem Wunſch und Sinn/ Jch goͤnn euch das Vergnuͤgen Wenn ich es nur nicht bin. 2. Die Jahre lauffen fort/ die Zeiten werden ſchlimmer/ Der Freyers gibt es viel/ der Nehmer aber nicht/ Verfluchtes Ungemach vor altes Frauen-Zimmer/ Dem aus Verzweiffelung faſt aller Troſt gebricht. Man ſchaut ſie nur von ferne Als einen Jrwiſch an. Sie ſind wie kleine Sterne/ Die man kaum ſehen kan. 3. Zum oͤfftern ſagt ihr zwar ihr ſeyd von achtzehn Jahren/ Da uͤber dreyßig/ man euch an der Stirnen zaͤhlt/ Ach (f) Jndem ſie in den Kinder-pocken Schaden an den Augen bekom̃en. D d 3

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Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/439>, abgerufen am 21.11.2024.