Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr.Mystik, Mythos und Karl Sxitteler Gegen eine derartige politische Beteiligung der Geistlichkeit an den naiio- Dieser Richtung im polnischen Klerus, welche, wenn sie auch Gegnerin Jene Richtung hat dann, als Papst Leo XIII., im Gegensatz zu seinem Vor¬ Goldene Worte, beherzigenswert gerade für die heutige polnische Geistlichkeit, Mystik, Mythos und Aar! ^pitteler Paul Schutze von i seiner in den Jahren 1870/71 entstandenen Schrift "Die Geburt Mystik, Mythos und Karl Sxitteler Gegen eine derartige politische Beteiligung der Geistlichkeit an den naiio- Dieser Richtung im polnischen Klerus, welche, wenn sie auch Gegnerin Jene Richtung hat dann, als Papst Leo XIII., im Gegensatz zu seinem Vor¬ Goldene Worte, beherzigenswert gerade für die heutige polnische Geistlichkeit, Mystik, Mythos und Aar! ^pitteler Paul Schutze von i seiner in den Jahren 1870/71 entstandenen Schrift „Die Geburt <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0053" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/339202"/> <fw type="header" place="top"> Mystik, Mythos und Karl Sxitteler</fw><lb/> <p xml:id="ID_150"> Gegen eine derartige politische Beteiligung der Geistlichkeit an den naiio-<lb/> nalen Kämpfen erhoben sich schon damals in dieser selbst oppositionelle Stimmen.<lb/> Kurz vor Ausbruch des Aufstandes von 1863. als Warschau in die Periode der<lb/> Manifestationen trat, wurde in dem „I^ZociniK KatolicKi" daS „offene Schreiben"<lb/> des Nesurektionistenpaters Hieronym Kajsiewicz veröffentlicht, der die natio¬<lb/> nale Begeisterung der Warschauer Bevölkerung verächtlich zu machen suchte. Da<lb/> wurden die polnischen revolutionär-nationalen Bestrebungen eben wegen des<lb/> revolutionär-nationalen Prinzips bekämpft, das ja in Italien zur Beseitigung<lb/> der weltlichen Macht des Papsttums geführt hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_151"> Dieser Richtung im polnischen Klerus, welche, wenn sie auch Gegnerin<lb/> Rußlands blieb, doch es verabscheute, dem polnischen Nationalismus bis zu<lb/> seinen letzten Konsequenzen zu folgen, gehörte auch der ideal veranlagte, spätere<lb/> Benediktiner Prinz Edmund Rcidziwill an, der in seinem deutsch geschriebenen<lb/> Buche „Die kirchliche Autorität und das moderne Bewußtsein" zu beweisen suchte,<lb/> daß das „katholische Prinzip", wie er es auffaßte, den innerlich menschlichen<lb/> Widerstreit deutsch-polnischer Feindschaft versöhnt und die Kollegialität der ein¬<lb/> zelnen Völker herbeiführt.</p><lb/> <p xml:id="ID_152"> Jene Richtung hat dann, als Papst Leo XIII., im Gegensatz zu seinem Vor¬<lb/> gänger Pius IX., ein verträgliches Verhältnis zu der russischen Negierung, be¬<lb/> sonders in der Enzyklika vom 19. Juni 1894, angebahnt hatte, ihren schärfsten<lb/> Ausdruck in den Schriften des geistlichen Grafen Jerzy M o sz pus ki gefunden:<lb/> In seinem Unwillen gegen polnische Aufstände bezeichnet er das Streben nach<lb/> Unabhängigkeit als eine polnische „Erbsünde". Er versteigt sich sogar zu dem<lb/> Satze: „Für mich ist es eine ganz unzweifelhafte Tatsache, daß das positive<lb/> moralische Recht, d. i. das den Menschen von Gott geoffenbarte, kein Urteil<lb/> darüber zuläßt, ob die Staatsmacht legal oder illegal, mit dem Willen Gottes<lb/> vereinbar oder unvereinbar ist. Begraben wir ein für allemal die<lb/> in der Diplomatie so genannte polnische Frage, um pol¬<lb/> nisches Leben a u fz u er w e et e n."</p><lb/> <p xml:id="ID_153"> Goldene Worte, beherzigenswert gerade für die heutige polnische Geistlichkeit,<lb/> besonders in den gegenwärtigen Kampfzeiten I</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Mystik, Mythos und Aar! ^pitteler<lb/><note type="byline"> Paul Schutze</note> von</head><lb/> <p xml:id="ID_154" next="#ID_155"> i seiner in den Jahren 1870/71 entstandenen Schrift „Die Geburt<lb/> der Tragödie" preist Nietzsche es als einen Segen für die zukünftige<lb/> geistige Entwicklung Deutschlands, daß wir als Nation noch nicht<lb/> in gleicher Weise mit unserer Kultur verstrickt sind wie Frankreich<lb/> mit der seinen und daß die edlen Kerne unseres Volkscharakters<lb/> mit der sehr fragwürdigen Kultur unserer Zeit bis jetzt recht wenig gemein haben.<lb/> Wörtlich heißt es dann dort: „Alle unsere Hoffnungen strecken sich vielmehr sehn¬<lb/> suchtsvoll nach jener Wahrnehmung aus, daß unter diesem unruhig auf und nieder</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0053]
Mystik, Mythos und Karl Sxitteler
Gegen eine derartige politische Beteiligung der Geistlichkeit an den naiio-
nalen Kämpfen erhoben sich schon damals in dieser selbst oppositionelle Stimmen.
Kurz vor Ausbruch des Aufstandes von 1863. als Warschau in die Periode der
Manifestationen trat, wurde in dem „I^ZociniK KatolicKi" daS „offene Schreiben"
des Nesurektionistenpaters Hieronym Kajsiewicz veröffentlicht, der die natio¬
nale Begeisterung der Warschauer Bevölkerung verächtlich zu machen suchte. Da
wurden die polnischen revolutionär-nationalen Bestrebungen eben wegen des
revolutionär-nationalen Prinzips bekämpft, das ja in Italien zur Beseitigung
der weltlichen Macht des Papsttums geführt hat.
Dieser Richtung im polnischen Klerus, welche, wenn sie auch Gegnerin
Rußlands blieb, doch es verabscheute, dem polnischen Nationalismus bis zu
seinen letzten Konsequenzen zu folgen, gehörte auch der ideal veranlagte, spätere
Benediktiner Prinz Edmund Rcidziwill an, der in seinem deutsch geschriebenen
Buche „Die kirchliche Autorität und das moderne Bewußtsein" zu beweisen suchte,
daß das „katholische Prinzip", wie er es auffaßte, den innerlich menschlichen
Widerstreit deutsch-polnischer Feindschaft versöhnt und die Kollegialität der ein¬
zelnen Völker herbeiführt.
Jene Richtung hat dann, als Papst Leo XIII., im Gegensatz zu seinem Vor¬
gänger Pius IX., ein verträgliches Verhältnis zu der russischen Negierung, be¬
sonders in der Enzyklika vom 19. Juni 1894, angebahnt hatte, ihren schärfsten
Ausdruck in den Schriften des geistlichen Grafen Jerzy M o sz pus ki gefunden:
In seinem Unwillen gegen polnische Aufstände bezeichnet er das Streben nach
Unabhängigkeit als eine polnische „Erbsünde". Er versteigt sich sogar zu dem
Satze: „Für mich ist es eine ganz unzweifelhafte Tatsache, daß das positive
moralische Recht, d. i. das den Menschen von Gott geoffenbarte, kein Urteil
darüber zuläßt, ob die Staatsmacht legal oder illegal, mit dem Willen Gottes
vereinbar oder unvereinbar ist. Begraben wir ein für allemal die
in der Diplomatie so genannte polnische Frage, um pol¬
nisches Leben a u fz u er w e et e n."
Goldene Worte, beherzigenswert gerade für die heutige polnische Geistlichkeit,
besonders in den gegenwärtigen Kampfzeiten I
Mystik, Mythos und Aar! ^pitteler
Paul Schutze von
i seiner in den Jahren 1870/71 entstandenen Schrift „Die Geburt
der Tragödie" preist Nietzsche es als einen Segen für die zukünftige
geistige Entwicklung Deutschlands, daß wir als Nation noch nicht
in gleicher Weise mit unserer Kultur verstrickt sind wie Frankreich
mit der seinen und daß die edlen Kerne unseres Volkscharakters
mit der sehr fragwürdigen Kultur unserer Zeit bis jetzt recht wenig gemein haben.
Wörtlich heißt es dann dort: „Alle unsere Hoffnungen strecken sich vielmehr sehn¬
suchtsvoll nach jener Wahrnehmung aus, daß unter diesem unruhig auf und nieder
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |