Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr.Den geraubten Vrüdern Bevölkerung zum Losschlagen zu bringen, um dann den Spieß umzudrehen und in Gebe Gott, daß dem noch so ist, wenn diese Zeilen vor der Öffentlichkeit Den geraubten Brüdern! v Paul ZVarncke on [Beginn Spaltensatz]
Ihr Brüder, o ihr lieben, In Nord, Süd, Ost und West, Die ihr hinausgetrieben, Bleibt stark, bleibt treu, bleibt fest! Seht: ob aus tausend Wunden Der Mutter Herzblut bricht, Seht, ob wir stehn gebunden, So lassen wir euch nicht! Sie, die uns Sklaven heißen, Sie können wohl vom Reich, Vom deutschen Land euch reißen, Doch Deutschland nie von euch!' Denn was euch immer stehle Der gierigen Räuber Hand, Ihr tragt ja in der Seele Das liebe Vaterland. [Spaltenumbruch] Und mußten wir auch leiden Die Trennung bitterschwer: Sie können Länder scheiden, Doch Herzen nimmermehr. Mit goldenen Morgenröten Kommt neuen Tages Licht -- Sie können Menschen toten, Allein Gedanken nicht! Und wenn euch nichts sonst bliebe, Euch bleibt und uns doch das: Lebendig bleibt die Liebe, Lebendig wird der Haß! Der Haß, der heiß und glühend Aufglimmt in eurer Not, Bis einst er flammensprühend Hochauf zum Himmel lobt [Ende Spaltensatz] Und was von deutschem Stamme, Und was von deutschem Geist In seiner mächtigen Flamme Herrlich zusammenschweißt! Den geraubten Vrüdern Bevölkerung zum Losschlagen zu bringen, um dann den Spieß umzudrehen und in Gebe Gott, daß dem noch so ist, wenn diese Zeilen vor der Öffentlichkeit Den geraubten Brüdern! v Paul ZVarncke on [Beginn Spaltensatz]
Ihr Brüder, o ihr lieben, In Nord, Süd, Ost und West, Die ihr hinausgetrieben, Bleibt stark, bleibt treu, bleibt fest! Seht: ob aus tausend Wunden Der Mutter Herzblut bricht, Seht, ob wir stehn gebunden, So lassen wir euch nicht! Sie, die uns Sklaven heißen, Sie können wohl vom Reich, Vom deutschen Land euch reißen, Doch Deutschland nie von euch!' Denn was euch immer stehle Der gierigen Räuber Hand, Ihr tragt ja in der Seele Das liebe Vaterland. [Spaltenumbruch] Und mußten wir auch leiden Die Trennung bitterschwer: Sie können Länder scheiden, Doch Herzen nimmermehr. Mit goldenen Morgenröten Kommt neuen Tages Licht — Sie können Menschen toten, Allein Gedanken nicht! Und wenn euch nichts sonst bliebe, Euch bleibt und uns doch das: Lebendig bleibt die Liebe, Lebendig wird der Haß! Der Haß, der heiß und glühend Aufglimmt in eurer Not, Bis einst er flammensprühend Hochauf zum Himmel lobt [Ende Spaltensatz] Und was von deutschem Stamme, Und was von deutschem Geist In seiner mächtigen Flamme Herrlich zusammenschweißt! <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0142" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/338943"/> <fw type="header" place="top"> Den geraubten Vrüdern</fw><lb/> <p xml:id="ID_511" prev="#ID_510"> Bevölkerung zum Losschlagen zu bringen, um dann den Spieß umzudrehen und in<lb/> dem Terror der Deutschen gegen die polnische Bevölkerung den an der Grenze<lb/> stehenden Polnischen Truppen den Vorwand zum Einmarsch zu geben. Bis zum<lb/> Augenblick, wo diese Zeilen geschrieben werden, ist dies den Polen und Franzosen<lb/> nicht gelungen. In England wie in Italien hat man. das französisch-Polnische<lb/> Lügenspiel anscheinend erkannt, man verurteilt das Vorgehen der Polen aufs<lb/> schärfste und erklärt, in keinem Falle sich vor vollendete Tatsachen stellen lassen<lb/> zu wollen.</p><lb/> <p xml:id="ID_512"> Gebe Gott, daß dem noch so ist, wenn diese Zeilen vor der Öffentlichkeit<lb/> erscheinen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Den geraubten Brüdern!<lb/> v<note type="byline"> Paul ZVarncke</note> on</head><lb/> <lg xml:id="POEMID_4" type="poem"> <l><cb type="start"/> Ihr Brüder, o ihr lieben,<lb/> In Nord, Süd, Ost und West,<lb/> Die ihr hinausgetrieben,<lb/> Bleibt stark, bleibt treu, bleibt fest! Seht: ob aus tausend Wunden<lb/> Der Mutter Herzblut bricht,<lb/> Seht, ob wir stehn gebunden,<lb/> So lassen wir euch nicht! Sie, die uns Sklaven heißen,<lb/> Sie können wohl vom Reich,<lb/> Vom deutschen Land euch reißen,<lb/> Doch Deutschland nie von euch!' Denn was euch immer stehle<lb/> Der gierigen Räuber Hand,<lb/> Ihr tragt ja in der Seele<lb/> Das liebe Vaterland. <cb/> Und mußten wir auch leiden<lb/> Die Trennung bitterschwer:<lb/> Sie können Länder scheiden,<lb/> Doch Herzen nimmermehr. Mit goldenen Morgenröten<lb/> Kommt neuen Tages Licht —<lb/> Sie können Menschen toten,<lb/> Allein Gedanken nicht! Und wenn euch nichts sonst bliebe,<lb/> Euch bleibt und uns doch das:<lb/> Lebendig bleibt die Liebe,<lb/> Lebendig wird der Haß! Der Haß, der heiß und glühend<lb/> Aufglimmt in eurer Not,<lb/> Bis einst er flammensprühend<lb/> Hochauf zum Himmel lobt <cb type="end"/> Und was von deutschem Stamme,<lb/> Und was von deutschem Geist<lb/> In seiner mächtigen Flamme<lb/> Herrlich zusammenschweißt! </l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0142]
Den geraubten Vrüdern
Bevölkerung zum Losschlagen zu bringen, um dann den Spieß umzudrehen und in
dem Terror der Deutschen gegen die polnische Bevölkerung den an der Grenze
stehenden Polnischen Truppen den Vorwand zum Einmarsch zu geben. Bis zum
Augenblick, wo diese Zeilen geschrieben werden, ist dies den Polen und Franzosen
nicht gelungen. In England wie in Italien hat man. das französisch-Polnische
Lügenspiel anscheinend erkannt, man verurteilt das Vorgehen der Polen aufs
schärfste und erklärt, in keinem Falle sich vor vollendete Tatsachen stellen lassen
zu wollen.
Gebe Gott, daß dem noch so ist, wenn diese Zeilen vor der Öffentlichkeit
erscheinen.
Den geraubten Brüdern!
v Paul ZVarncke on
Ihr Brüder, o ihr lieben,
In Nord, Süd, Ost und West,
Die ihr hinausgetrieben,
Bleibt stark, bleibt treu, bleibt fest! Seht: ob aus tausend Wunden
Der Mutter Herzblut bricht,
Seht, ob wir stehn gebunden,
So lassen wir euch nicht! Sie, die uns Sklaven heißen,
Sie können wohl vom Reich,
Vom deutschen Land euch reißen,
Doch Deutschland nie von euch!' Denn was euch immer stehle
Der gierigen Räuber Hand,
Ihr tragt ja in der Seele
Das liebe Vaterland.
Und mußten wir auch leiden
Die Trennung bitterschwer:
Sie können Länder scheiden,
Doch Herzen nimmermehr. Mit goldenen Morgenröten
Kommt neuen Tages Licht —
Sie können Menschen toten,
Allein Gedanken nicht! Und wenn euch nichts sonst bliebe,
Euch bleibt und uns doch das:
Lebendig bleibt die Liebe,
Lebendig wird der Haß! Der Haß, der heiß und glühend
Aufglimmt in eurer Not,
Bis einst er flammensprühend
Hochauf zum Himmel lobt
Und was von deutschem Stamme,
Und was von deutschem Geist
In seiner mächtigen Flamme
Herrlich zusammenschweißt!
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