Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr.Der weg des deutschen Volkes nach dem Osten usw. Der lveg des deutschen Volkes nach dem Osten und der Anschluß Deutsch-Gsterreichs Universitätsprofessor I)r. Aarl Gottfried Hügelmann- von AU^ Das Argument, welches wir hier ins Auge fassen wollen, läßt sich etwa Der weg des deutschen Volkes nach dem Osten usw. Der lveg des deutschen Volkes nach dem Osten und der Anschluß Deutsch-Gsterreichs Universitätsprofessor I)r. Aarl Gottfried Hügelmann- von AU^ Das Argument, welches wir hier ins Auge fassen wollen, läßt sich etwa <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0143" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/338944"/> <fw type="header" place="top"> Der weg des deutschen Volkes nach dem Osten usw.</fw><lb/> </div> <div n="1"> <head> Der lveg des deutschen Volkes nach dem Osten und<lb/> der Anschluß Deutsch-Gsterreichs<lb/><note type="byline"> Universitätsprofessor I)r. Aarl Gottfried Hügelmann-</note> von</head><lb/> <p xml:id="ID_513"> AU^<lb/> «^^^^me starke nationale Bewegung hat weite Kreise des deutschen<lb/> Volkes in den ehemals österreichischen Ländern erfaßt und drängt<lb/> nach einer staatsrechtlichen Verbindung mit dem Deutschen Reich.<lb/> Die tausendfältigen Gründe, welche hierfür sprechen, hat der Ver¬<lb/> fasser an verschiedenen Orten auseinandergesetzt und alles, was<lb/> sich seit dem Zusammenbruch ereignete, hat ihn in seiner Überzeugung nur bestärkt.<lb/> Die Absicht dieser Zeilen ist es nicht, die ganze Frage nochmals aufzurollen und<lb/> alle Gründe, welche für diese natürlichste Lösung sprechen, neuerlich darzulegen.<lb/> Es wird vielmehr nur die Auseinandersetzung mit einem Argument<lb/> beabsichtigt, welches vielfach, mitunter auch von ernsten Kreisen, denen man im<lb/> allgemeinen nicht von vornherein nationale Gesinnung absprechen kann, gegen den<lb/> Anschluß ins Treffen geführt wird. Denn wenn es der Anschluß-Propaganda<lb/> nicht gelungen ist, jene durchschlagende politische Wirkung zu erzielen, die wir ihr<lb/> gewünscht hätten, so liegt der Grund gerade darin, daß viele Anschlußfreunde<lb/> sich mit ernsten Gegenargumenten nicht ernst auseinandergesetzt, die immerhin<lb/> auch vorhandene Entwicklungstendenz nach der anderen Richtung hin unterschätzt<lb/> und so den Anschluß gerade dadurch, daß sie sich ihn allzu leicht vorstellten,<lb/> gefährdet haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_514" next="#ID_515"> Das Argument, welches wir hier ins Auge fassen wollen, läßt sich etwa<lb/> folgendermaßen zusammenfassen: schwerwiegende wirtschaftsgeographische Tatsachen<lb/> weisen das Deutschtum der Donau- und der Alpenländer, welche sich gewiß nicht<lb/> Zufällig (wie allerdings der einstige deutschösterreichische Staatssekretär des<lb/> Äußern Dr. Otto Bauer merkwürdigerweise einmal erklärte) im Zug einer langen<lb/> Entwicklung aus dem römischen Reich deutscher Nation losgelöst haben, auf eine<lb/> Verbindung mit den kleineren, dem Deutschtum im Südosten vorgelagerten<lb/> Völkern, insbesondere mit den Ungarn und Jugoslawen, vielleicht auch mit den<lb/> Bulgaren und Rumänen. Es sei daher die Schaffung einer lockeren Donau-<lb/> Konföderation, der sich wohl auch der tschechoslovakische Staat anschließen würde,<lb/> das Natürliche. Indem Deutsch-Österreich in einen derartigen Bund eintrete,<lb/> brauche es keineswegs auf die Betätigung seiner nationalen Eigenart zu ver¬<lb/> zichten,- im Gegenteil erfülle es gerade in diesem Bund „seine alte Ostmark-<lb/> Aufgabe". Denn es liege auf absehbare Zeit, vielfach infolge der Siedelungs-<lb/> v-rhältnisse sogar dauernd, außerhalb der politischen Macht des deutschen Volkes,<lb/> die unter den genannten Völkern, bzw. Staaten, siedelnden Volkstelle vollzählig<lb/> mit sich politisch zu vereinigen. Die völlige auch kulturelle Loslösung dieser<lb/> Volksteile werde gerade dadurch verhindert, daß Deutsch-Österreich in eme Donau-<lb/> Konföderation der erwähnten Art eintrete und so ein Bindeglied zwischen der<lb/> Gesamtnation und dieser nationalen Diaspora, der auch eine große Kulturaufgabe<lb/> zukommt, darstelle. Indem Deutsch-Österreich in diese Donau-Konfoderatton<lb/> eintrete, sei einer näheren Verbindung mit der Gesamtnation nicht vorgegriffen,<lb/> weil diese Konföderation durch das Gewicht der Tatsachen früher oder spater<lb/> doch in irgendwelche Bindungen oder mindestens in eine Interessengemeinschaft</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0143]
Der weg des deutschen Volkes nach dem Osten usw.
Der lveg des deutschen Volkes nach dem Osten und
der Anschluß Deutsch-Gsterreichs
Universitätsprofessor I)r. Aarl Gottfried Hügelmann- von
AU^
«^^^^me starke nationale Bewegung hat weite Kreise des deutschen
Volkes in den ehemals österreichischen Ländern erfaßt und drängt
nach einer staatsrechtlichen Verbindung mit dem Deutschen Reich.
Die tausendfältigen Gründe, welche hierfür sprechen, hat der Ver¬
fasser an verschiedenen Orten auseinandergesetzt und alles, was
sich seit dem Zusammenbruch ereignete, hat ihn in seiner Überzeugung nur bestärkt.
Die Absicht dieser Zeilen ist es nicht, die ganze Frage nochmals aufzurollen und
alle Gründe, welche für diese natürlichste Lösung sprechen, neuerlich darzulegen.
Es wird vielmehr nur die Auseinandersetzung mit einem Argument
beabsichtigt, welches vielfach, mitunter auch von ernsten Kreisen, denen man im
allgemeinen nicht von vornherein nationale Gesinnung absprechen kann, gegen den
Anschluß ins Treffen geführt wird. Denn wenn es der Anschluß-Propaganda
nicht gelungen ist, jene durchschlagende politische Wirkung zu erzielen, die wir ihr
gewünscht hätten, so liegt der Grund gerade darin, daß viele Anschlußfreunde
sich mit ernsten Gegenargumenten nicht ernst auseinandergesetzt, die immerhin
auch vorhandene Entwicklungstendenz nach der anderen Richtung hin unterschätzt
und so den Anschluß gerade dadurch, daß sie sich ihn allzu leicht vorstellten,
gefährdet haben.
Das Argument, welches wir hier ins Auge fassen wollen, läßt sich etwa
folgendermaßen zusammenfassen: schwerwiegende wirtschaftsgeographische Tatsachen
weisen das Deutschtum der Donau- und der Alpenländer, welche sich gewiß nicht
Zufällig (wie allerdings der einstige deutschösterreichische Staatssekretär des
Äußern Dr. Otto Bauer merkwürdigerweise einmal erklärte) im Zug einer langen
Entwicklung aus dem römischen Reich deutscher Nation losgelöst haben, auf eine
Verbindung mit den kleineren, dem Deutschtum im Südosten vorgelagerten
Völkern, insbesondere mit den Ungarn und Jugoslawen, vielleicht auch mit den
Bulgaren und Rumänen. Es sei daher die Schaffung einer lockeren Donau-
Konföderation, der sich wohl auch der tschechoslovakische Staat anschließen würde,
das Natürliche. Indem Deutsch-Österreich in einen derartigen Bund eintrete,
brauche es keineswegs auf die Betätigung seiner nationalen Eigenart zu ver¬
zichten,- im Gegenteil erfülle es gerade in diesem Bund „seine alte Ostmark-
Aufgabe". Denn es liege auf absehbare Zeit, vielfach infolge der Siedelungs-
v-rhältnisse sogar dauernd, außerhalb der politischen Macht des deutschen Volkes,
die unter den genannten Völkern, bzw. Staaten, siedelnden Volkstelle vollzählig
mit sich politisch zu vereinigen. Die völlige auch kulturelle Loslösung dieser
Volksteile werde gerade dadurch verhindert, daß Deutsch-Österreich in eme Donau-
Konföderation der erwähnten Art eintrete und so ein Bindeglied zwischen der
Gesamtnation und dieser nationalen Diaspora, der auch eine große Kulturaufgabe
zukommt, darstelle. Indem Deutsch-Österreich in diese Donau-Konfoderatton
eintrete, sei einer näheren Verbindung mit der Gesamtnation nicht vorgegriffen,
weil diese Konföderation durch das Gewicht der Tatsachen früher oder spater
doch in irgendwelche Bindungen oder mindestens in eine Interessengemeinschaft
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