Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Drittes Vierteljahr.Das Problem des praktischen Bolschewismus geeignet erwiesen zur schnellen Schaffung von Mehrwerten; also muß man Das eine wie das andere hat aber zur Voraussetzung, daß der Bolsche¬ Will man also Rußland in absehbarer Zeit an der Weltwirtschaft teil¬ VII. Daß bis jetzt jede militärische Intervention fehlgeschlagen hat, hat zwei Während der Drucklegung dieser Zeilen hat die polnische Offensive es Also: die rote Armee kann geschlagen werden. Damit ist aber der . Angesichts dieser Schwierigkeit der Randstaatenpolitik dürfte es an Das Problem des praktischen Bolschewismus geeignet erwiesen zur schnellen Schaffung von Mehrwerten; also muß man Das eine wie das andere hat aber zur Voraussetzung, daß der Bolsche¬ Will man also Rußland in absehbarer Zeit an der Weltwirtschaft teil¬ VII. Daß bis jetzt jede militärische Intervention fehlgeschlagen hat, hat zwei Während der Drucklegung dieser Zeilen hat die polnische Offensive es Also: die rote Armee kann geschlagen werden. Damit ist aber der . Angesichts dieser Schwierigkeit der Randstaatenpolitik dürfte es an <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0307" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/337948"/> <fw type="header" place="top"> Das Problem des praktischen Bolschewismus</fw><lb/> <p xml:id="ID_1155" prev="#ID_1154"> geeignet erwiesen zur schnellen Schaffung von Mehrwerten; also muß man<lb/> die Arbeit wieder individualisieren.</p><lb/> <p xml:id="ID_1156"> Das eine wie das andere hat aber zur Voraussetzung, daß der Bolsche¬<lb/> wismus vorher niedergerungen ist. Denn dem bolschewistischen Rußland wird<lb/> das Ausland nichts kreditieren; und der Bolschewismus läßt keine individuelle<lb/> Arbeit, keine Privatunternehmung zu.</p><lb/> <p xml:id="ID_1157"> Will man also Rußland in absehbarer Zeit an der Weltwirtschaft teil¬<lb/> nehmen lassen, so bleibt eben kein anderer Ausweg: Man muß den Bolsche¬<lb/> wismus durch militärische Intervention niederringen. Doch Hand in Hand<lb/> damit muß die Reorganisation der individuellen Arbeit gehen. Man muß in<lb/> Rußland die politische Macht den nichtproduzierenden Klassen entreißen und<lb/> den produzierenden übergeben. Es muß wieder Arbeitszwang und Arbeits¬<lb/> freudigkeit geschaffen werden, wie auch eine Regierung, die für die zu kredi¬<lb/> tierenden Produktionsmittel aufkommen will und kann.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> VII.</head><lb/> <p xml:id="ID_1158"> Daß bis jetzt jede militärische Intervention fehlgeschlagen hat, hat zwei<lb/> ganz bestimmte Gründe: Erstens weil man es jedesmal unterließ, die Produktion<lb/> w den befreiten Gebieten auf Grund der Privatunternehmung zu steigern,<lb/> ^so die Macht den produzierenden Klassen zu übergeben, und zweitens, was<lb/> die Hauptsache war: weil die Entente gleichzeitig Räterußland und Deutsch¬<lb/> land bekämpfen wollte. Daß der Bolschewismus militärisch nicht nieder¬<lb/> gerungen werden kann, ist ein Märchen. Als im Mai 1919 die lettländische<lb/> ^rrnee zusammen mit Teilen der deutschen (von der Goltzschen) die Bol-<lb/> Ichewisten bei Riga geschlagen hatte, war es ihr ein leichtes, der Judenitsch-<lb/> brmee die Hand zu reichen und nach Petersburg zu marschieren. Die Entente<lb/> iedoch verbot der deutschen Armee jeden Vormarsch, nahm außerdem (durch<lb/> General Gongs) die Ehlen von der bolschewistischen Front und warf sie den<lb/> Siegern von Riga in die Flanke (in den Junischlachten bei Wenden). England<lb/> M also damals die Ausnutzung des Sieges über die Bolschewisten absichtlich<lb/> ^reitelt, um die antibolschewistischen Truppen gegen Deutschland zu dirigieren.<lb/> Dasselbe gilt von der ganzen Randstaatenpolitik der Entente.</p><lb/> <p xml:id="ID_1159"> Während der Drucklegung dieser Zeilen hat die polnische Offensive es<lb/> gleichfalls gezeigt, daß die rote Armee geschlagen werden kann; es fragt sich<lb/> ^ur, ob der Bolschewismus damit geschlagen ist? Denn daß Polen allein<lb/> ^ehe imstande ist, seine Fahnen tief nach Nußland hineinzutragen, zeigte ja<lb/> leine Niederlage bei Kiew. Dabei fragt es sich, ob Polen imstande ist, seine<lb/> ^gene Unterproduktion zu beheben; 'es ist aber ganz ausgeschlossen, daß die<lb/> Produktion Rußlands durch den polnischen Sieg irgendwie gewinnt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1160"> Also: die rote Armee kann geschlagen werden. Damit ist aber der<lb/> Avlschewismus noch nicht überwunden; falls nicht gleichzeitig auch Rußlands<lb/> Produktion organisiert wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_1161"> . Angesichts dieser Schwierigkeit der Randstaatenpolitik dürfte es an<lb/> ^. Zeit sein, zu erkennen, daß die Aufgabe,' Räterußland und Deutschland<lb/> ^ eichzeitig zu bekämpfen, für die Entente zu schwer ist. Mit einem der beiden<lb/> kgner muß die Entente sich verständigen.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0307]
Das Problem des praktischen Bolschewismus
geeignet erwiesen zur schnellen Schaffung von Mehrwerten; also muß man
die Arbeit wieder individualisieren.
Das eine wie das andere hat aber zur Voraussetzung, daß der Bolsche¬
wismus vorher niedergerungen ist. Denn dem bolschewistischen Rußland wird
das Ausland nichts kreditieren; und der Bolschewismus läßt keine individuelle
Arbeit, keine Privatunternehmung zu.
Will man also Rußland in absehbarer Zeit an der Weltwirtschaft teil¬
nehmen lassen, so bleibt eben kein anderer Ausweg: Man muß den Bolsche¬
wismus durch militärische Intervention niederringen. Doch Hand in Hand
damit muß die Reorganisation der individuellen Arbeit gehen. Man muß in
Rußland die politische Macht den nichtproduzierenden Klassen entreißen und
den produzierenden übergeben. Es muß wieder Arbeitszwang und Arbeits¬
freudigkeit geschaffen werden, wie auch eine Regierung, die für die zu kredi¬
tierenden Produktionsmittel aufkommen will und kann.
VII.
Daß bis jetzt jede militärische Intervention fehlgeschlagen hat, hat zwei
ganz bestimmte Gründe: Erstens weil man es jedesmal unterließ, die Produktion
w den befreiten Gebieten auf Grund der Privatunternehmung zu steigern,
^so die Macht den produzierenden Klassen zu übergeben, und zweitens, was
die Hauptsache war: weil die Entente gleichzeitig Räterußland und Deutsch¬
land bekämpfen wollte. Daß der Bolschewismus militärisch nicht nieder¬
gerungen werden kann, ist ein Märchen. Als im Mai 1919 die lettländische
^rrnee zusammen mit Teilen der deutschen (von der Goltzschen) die Bol-
Ichewisten bei Riga geschlagen hatte, war es ihr ein leichtes, der Judenitsch-
brmee die Hand zu reichen und nach Petersburg zu marschieren. Die Entente
iedoch verbot der deutschen Armee jeden Vormarsch, nahm außerdem (durch
General Gongs) die Ehlen von der bolschewistischen Front und warf sie den
Siegern von Riga in die Flanke (in den Junischlachten bei Wenden). England
M also damals die Ausnutzung des Sieges über die Bolschewisten absichtlich
^reitelt, um die antibolschewistischen Truppen gegen Deutschland zu dirigieren.
Dasselbe gilt von der ganzen Randstaatenpolitik der Entente.
Während der Drucklegung dieser Zeilen hat die polnische Offensive es
gleichfalls gezeigt, daß die rote Armee geschlagen werden kann; es fragt sich
^ur, ob der Bolschewismus damit geschlagen ist? Denn daß Polen allein
^ehe imstande ist, seine Fahnen tief nach Nußland hineinzutragen, zeigte ja
leine Niederlage bei Kiew. Dabei fragt es sich, ob Polen imstande ist, seine
^gene Unterproduktion zu beheben; 'es ist aber ganz ausgeschlossen, daß die
Produktion Rußlands durch den polnischen Sieg irgendwie gewinnt.
Also: die rote Armee kann geschlagen werden. Damit ist aber der
Avlschewismus noch nicht überwunden; falls nicht gleichzeitig auch Rußlands
Produktion organisiert wird.
. Angesichts dieser Schwierigkeit der Randstaatenpolitik dürfte es an
^. Zeit sein, zu erkennen, daß die Aufgabe,' Räterußland und Deutschland
^ eichzeitig zu bekämpfen, für die Entente zu schwer ist. Mit einem der beiden
kgner muß die Entente sich verständigen.
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