Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr.Der Arbeiter und die Maschine b"i längerer Dauer bedeutet notwendigerweise eine Aufzehrung der Wirtschafis- Wir haben in diesem Aufsatz zunächst rein theoretisch die Inferiorität und Der Arbeiter und die Maschine Albert Beneke von rbeiter und Maschine sind bisher Feinde gewesen; denn die Maschine, Die Grundforderung, die wir formulieren, geht also auf die ethische Nen- Der Arbeiter und die Maschine b»i längerer Dauer bedeutet notwendigerweise eine Aufzehrung der Wirtschafis- Wir haben in diesem Aufsatz zunächst rein theoretisch die Inferiorität und Der Arbeiter und die Maschine Albert Beneke von rbeiter und Maschine sind bisher Feinde gewesen; denn die Maschine, Die Grundforderung, die wir formulieren, geht also auf die ethische Nen- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0163" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/337008"/> <fw type="header" place="top"> Der Arbeiter und die Maschine</fw><lb/> <p xml:id="ID_548" prev="#ID_547"> b»i längerer Dauer bedeutet notwendigerweise eine Aufzehrung der Wirtschafis-<lb/> werte, ein Versiegen der Produktion. Das ist der notwendige Erfolg des Systems,<lb/> welches die Gesetze des Wirtschaftslebens nicht beachtet.</p><lb/> <p xml:id="ID_549"> Wir haben in diesem Aufsatz zunächst rein theoretisch die Inferiorität und<lb/> Wirtschaftszerstörende Wirkung der Sozialisierung oder Zwangswirtschaft nachzu¬<lb/> weisen versucht. Die Frage, ob die Zwangswirtschaft vermeidbar war oder nicht,<lb/> bleibt dabei gänzlich aus dem Spiel. Sie interessiert heute nicht mehr. Notwendig<lb/> aber ist die Erkenntnis, daß der gegebene Weg ins Verderben führt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Der Arbeiter und die Maschine<lb/><note type="byline"> Albert Beneke</note> von</head><lb/> <p xml:id="ID_550"> rbeiter und Maschine sind bisher Feinde gewesen; denn die Maschine,<lb/> die dem Menschen ein Helfer und Erleichterer seines Daseins sein<lb/> sollte, beraubte den Arbeiter seines Menschtums, unterdrückte ihn<lb/> und machte ihn zu ihrem Knechte und zum Knechte dessen, der die<lb/> Maschine besaß; was Wunder, wenn nun der Arbeiter daS Ziel<lb/> seiner Wünsche erst dann erreicht sieht, wenn er sich selber zum Herrn der<lb/> Maschine gemacht hat. So aber wurde die Frage nach dem Verhältnisse des<lb/> Arbeiters zur Maschine, die im Wesen eine ethische Frage ist, zu einer rein wirt¬<lb/> schaftlichen und politischen, die mit wirtschaftlichen und politischen Mitteln aus-<lb/> gekämpft wird. Diese Kampfweise hat ihre Berechtigung, sie war zurzeit viel¬<lb/> leicht die einzige, die etwas leisten konnte, aber das erstrebte Ziel, die Hcmnoni-<lb/> sierung des Verhältnisses zwischen Arbeiter und Maschine kann damit nicht<lb/> herbeigeführt werden, wenn nicht gleichzeitig eine ethische Neueinstellung des Ar-<lb/> veiters zu seiner Arbeit und zu seinem Werkzeuge, der Maschine, eintritt; eine<lb/> ethische Neueinstellung, der allein die vollberechtigte gesellschaftliche Stellung des<lb/> Arbeiters innerhalb eines neu zu erbauenden GesellschaftsorganismnS gewährleisten<lb/> kann. Im deutschen Arbeiter allein aber scheinen uns die seelischen und geistigen<lb/> Voraussetzungen vorhanden zu sein, die eine solche ethische Wendung anzubahnen<lb/> vermögen und da die Zukunft der gesamten Kulturmenschheit aus dieser ethischen<lb/> Neuformung beruht, so tritt die Aufgabe der Deutschen für die Welt im Sinne<lb/> Fichtes an dieser Stelle deutlich hervor. Die Erkenntnis dieser Aufgabe wäre<lb/> aber ohne das unserem Zusammenbruche folgende gährende Neugestaltenwollen<lb/> nicht möglich gewesen und so liegt denn hier der Punkt, der auch den über<lb/> diesen Zusammenbruch trauernden Patrioten mit dem Stand der Dinge zu ver-<lb/> söhnen vermöchte.</p><lb/> <p xml:id="ID_551" next="#ID_552"> Die Grundforderung, die wir formulieren, geht also auf die ethische Nen-<lb/> einstellung des Arbeiters zur Maschine, deren Voraussetzung allerdings die wirt¬<lb/> schaftliche Individualisierung des Arbeiters ist, die sich an Stelle des ökonomischen<lb/> Massenindividuums setzt, welche bisher den Arbeiter zu einer Funktion am Wirt-<lb/> schaftSmechanismuS herabgedrückt hat. Diese Voraussetzung ist heute gegeben!</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0163]
Der Arbeiter und die Maschine
b»i längerer Dauer bedeutet notwendigerweise eine Aufzehrung der Wirtschafis-
werte, ein Versiegen der Produktion. Das ist der notwendige Erfolg des Systems,
welches die Gesetze des Wirtschaftslebens nicht beachtet.
Wir haben in diesem Aufsatz zunächst rein theoretisch die Inferiorität und
Wirtschaftszerstörende Wirkung der Sozialisierung oder Zwangswirtschaft nachzu¬
weisen versucht. Die Frage, ob die Zwangswirtschaft vermeidbar war oder nicht,
bleibt dabei gänzlich aus dem Spiel. Sie interessiert heute nicht mehr. Notwendig
aber ist die Erkenntnis, daß der gegebene Weg ins Verderben führt.
Der Arbeiter und die Maschine
Albert Beneke von
rbeiter und Maschine sind bisher Feinde gewesen; denn die Maschine,
die dem Menschen ein Helfer und Erleichterer seines Daseins sein
sollte, beraubte den Arbeiter seines Menschtums, unterdrückte ihn
und machte ihn zu ihrem Knechte und zum Knechte dessen, der die
Maschine besaß; was Wunder, wenn nun der Arbeiter daS Ziel
seiner Wünsche erst dann erreicht sieht, wenn er sich selber zum Herrn der
Maschine gemacht hat. So aber wurde die Frage nach dem Verhältnisse des
Arbeiters zur Maschine, die im Wesen eine ethische Frage ist, zu einer rein wirt¬
schaftlichen und politischen, die mit wirtschaftlichen und politischen Mitteln aus-
gekämpft wird. Diese Kampfweise hat ihre Berechtigung, sie war zurzeit viel¬
leicht die einzige, die etwas leisten konnte, aber das erstrebte Ziel, die Hcmnoni-
sierung des Verhältnisses zwischen Arbeiter und Maschine kann damit nicht
herbeigeführt werden, wenn nicht gleichzeitig eine ethische Neueinstellung des Ar-
veiters zu seiner Arbeit und zu seinem Werkzeuge, der Maschine, eintritt; eine
ethische Neueinstellung, der allein die vollberechtigte gesellschaftliche Stellung des
Arbeiters innerhalb eines neu zu erbauenden GesellschaftsorganismnS gewährleisten
kann. Im deutschen Arbeiter allein aber scheinen uns die seelischen und geistigen
Voraussetzungen vorhanden zu sein, die eine solche ethische Wendung anzubahnen
vermögen und da die Zukunft der gesamten Kulturmenschheit aus dieser ethischen
Neuformung beruht, so tritt die Aufgabe der Deutschen für die Welt im Sinne
Fichtes an dieser Stelle deutlich hervor. Die Erkenntnis dieser Aufgabe wäre
aber ohne das unserem Zusammenbruche folgende gährende Neugestaltenwollen
nicht möglich gewesen und so liegt denn hier der Punkt, der auch den über
diesen Zusammenbruch trauernden Patrioten mit dem Stand der Dinge zu ver-
söhnen vermöchte.
Die Grundforderung, die wir formulieren, geht also auf die ethische Nen-
einstellung des Arbeiters zur Maschine, deren Voraussetzung allerdings die wirt¬
schaftliche Individualisierung des Arbeiters ist, die sich an Stelle des ökonomischen
Massenindividuums setzt, welche bisher den Arbeiter zu einer Funktion am Wirt-
schaftSmechanismuS herabgedrückt hat. Diese Voraussetzung ist heute gegeben!
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