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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

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Inhalt: Materialien zur ostdeutschen Frage: Aus der Antwort der alliierten und assoziierten
Mächte. Eine bösartige Entstellung -- Pressestimmen: 1. Deutsche Presse.
2. Polnische Presse -- Kleine Nachrichten.


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Aus der Antwort der alliierten und assoziierten Mächte

Wir geben nachstehend den Teil der feindlichen Denkschrift, der sich auf die
Ostmarken bezieht. Aktuelles Interesse bieten die Ausführungen nach der Unter¬
zeichnung des Friedens ja nicht mehr. Aber wir dürfen nie vergessen, mit welcher
Leichtfertigkeit in Versailles mit unserem Schicksal umgesprungen ist.




Sektion VII
Polen

Bei der Behandlung des Problems der deutschen Ostgrenze müssen zwei
Grundprinzipien festgestellt' werden.

Das erste ist, daß die alliierten und assoziierten Mächte sich in besonderem
Maße verpflichtet erachten, den von ihnen errungenen Sieg dazu zu benutzen, um
der polnischen Nation die Unabhängigkeit wiederzugeben, deren sie vor mehr als
einem Jahrhundert in ungerechter Weise beraubt worden ist. Dieser Raub war
eine der größten Ungerechtigkeiten, welche die Geschichte verzeichnet, ein Verbrechen,
das mit den von ihm hinterlassenen Erinnerungen und Folgen für lange Zeit
das politische Leben eines großen Teiles des europäischen Kontinents vergiftet
hat. Die Besitznahme der Westprovinzen Polens ist sür Preußen eines der
wesentlichsten Mittel gewesen, durch welche es seine militärische Macht aufgebaut
hat. Die Notwendigkeit, diese Provinzen streng unterworfen zu halten, hat erst
das ganze politische Leben Preußens und später das Deutschlands verdorben.

Die erste Pflicht der Alliierten ist: die Wiedergutmachung dieser Ungerechtigkeit.
Sie haben sich zu dieser Pflicht ohne Unterbrechung während des Krieges bekannt,
leibst in den Tagen, in denen es manchem hätte scheinen können, daß die Aussicht
auf den Enderfolg sehr entfernt war. Jetzt, nachdem der Sieg errungen ist, ist
die Erreichung des Zieles, das man sich gesetzt hat, möglich. Die Wiederherstellung
Polens war bereits freiwillig von der russischen Reichsregierung bewilligt worden,
'^hre Verwirklichung ist durch den Zusammenbruch der Zentralmächte gesichert.

Das zweite Grundprinzip, das die Alliierten aufgestellt haben und zu dem
Reh Deutschland förmlich bekannt hat, lautet dahin, daß dem wiederhergestellten
-poker diejenigen Gebiete wiedergegeben werden, die heute von einer unbestreitbar
polnischen Bevölkerung bewohnt werden.

^ Das sind die Grundsätze, welche die Alliierten bei der Festsetzung der östlichen
grenzen Deutschlands geleitet haben; und auf ihnen bauen sich die Friedens-
oeouigungen streng auf.


Mitteilungen 18
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Mächte. Eine bösartige Entstellung — Pressestimmen: 1. Deutsche Presse.
2. Polnische Presse — Kleine Nachrichten.


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Aus der Antwort der alliierten und assoziierten Mächte

Wir geben nachstehend den Teil der feindlichen Denkschrift, der sich auf die
Ostmarken bezieht. Aktuelles Interesse bieten die Ausführungen nach der Unter¬
zeichnung des Friedens ja nicht mehr. Aber wir dürfen nie vergessen, mit welcher
Leichtfertigkeit in Versailles mit unserem Schicksal umgesprungen ist.




Sektion VII
Polen

Bei der Behandlung des Problems der deutschen Ostgrenze müssen zwei
Grundprinzipien festgestellt' werden.

Das erste ist, daß die alliierten und assoziierten Mächte sich in besonderem
Maße verpflichtet erachten, den von ihnen errungenen Sieg dazu zu benutzen, um
der polnischen Nation die Unabhängigkeit wiederzugeben, deren sie vor mehr als
einem Jahrhundert in ungerechter Weise beraubt worden ist. Dieser Raub war
eine der größten Ungerechtigkeiten, welche die Geschichte verzeichnet, ein Verbrechen,
das mit den von ihm hinterlassenen Erinnerungen und Folgen für lange Zeit
das politische Leben eines großen Teiles des europäischen Kontinents vergiftet
hat. Die Besitznahme der Westprovinzen Polens ist sür Preußen eines der
wesentlichsten Mittel gewesen, durch welche es seine militärische Macht aufgebaut
hat. Die Notwendigkeit, diese Provinzen streng unterworfen zu halten, hat erst
das ganze politische Leben Preußens und später das Deutschlands verdorben.

Die erste Pflicht der Alliierten ist: die Wiedergutmachung dieser Ungerechtigkeit.
Sie haben sich zu dieser Pflicht ohne Unterbrechung während des Krieges bekannt,
leibst in den Tagen, in denen es manchem hätte scheinen können, daß die Aussicht
auf den Enderfolg sehr entfernt war. Jetzt, nachdem der Sieg errungen ist, ist
die Erreichung des Zieles, das man sich gesetzt hat, möglich. Die Wiederherstellung
Polens war bereits freiwillig von der russischen Reichsregierung bewilligt worden,
'^hre Verwirklichung ist durch den Zusammenbruch der Zentralmächte gesichert.

Das zweite Grundprinzip, das die Alliierten aufgestellt haben und zu dem
Reh Deutschland förmlich bekannt hat, lautet dahin, daß dem wiederhergestellten
-poker diejenigen Gebiete wiedergegeben werden, die heute von einer unbestreitbar
polnischen Bevölkerung bewohnt werden.

^ Das sind die Grundsätze, welche die Alliierten bei der Festsetzung der östlichen
grenzen Deutschlands geleitet haben; und auf ihnen bauen sich die Friedens-
oeouigungen streng auf.


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[0373] « MMen »Mßnite WsM ab WGm! Verantwortlich: Carl Georg Bruns Ur. 18Schriftleitung: BromSerg, Weltzienplatz I»>9. Juli 1919 Fernruf Ur. 321 Inhalt: Materialien zur ostdeutschen Frage: Aus der Antwort der alliierten und assoziierten Mächte. Eine bösartige Entstellung — Pressestimmen: 1. Deutsche Presse. 2. Polnische Presse — Kleine Nachrichten. utermlien zur ostdeutschen Früge Aus der Antwort der alliierten und assoziierten Mächte Wir geben nachstehend den Teil der feindlichen Denkschrift, der sich auf die Ostmarken bezieht. Aktuelles Interesse bieten die Ausführungen nach der Unter¬ zeichnung des Friedens ja nicht mehr. Aber wir dürfen nie vergessen, mit welcher Leichtfertigkeit in Versailles mit unserem Schicksal umgesprungen ist. Sektion VII Polen Bei der Behandlung des Problems der deutschen Ostgrenze müssen zwei Grundprinzipien festgestellt' werden. Das erste ist, daß die alliierten und assoziierten Mächte sich in besonderem Maße verpflichtet erachten, den von ihnen errungenen Sieg dazu zu benutzen, um der polnischen Nation die Unabhängigkeit wiederzugeben, deren sie vor mehr als einem Jahrhundert in ungerechter Weise beraubt worden ist. Dieser Raub war eine der größten Ungerechtigkeiten, welche die Geschichte verzeichnet, ein Verbrechen, das mit den von ihm hinterlassenen Erinnerungen und Folgen für lange Zeit das politische Leben eines großen Teiles des europäischen Kontinents vergiftet hat. Die Besitznahme der Westprovinzen Polens ist sür Preußen eines der wesentlichsten Mittel gewesen, durch welche es seine militärische Macht aufgebaut hat. Die Notwendigkeit, diese Provinzen streng unterworfen zu halten, hat erst das ganze politische Leben Preußens und später das Deutschlands verdorben. Die erste Pflicht der Alliierten ist: die Wiedergutmachung dieser Ungerechtigkeit. Sie haben sich zu dieser Pflicht ohne Unterbrechung während des Krieges bekannt, leibst in den Tagen, in denen es manchem hätte scheinen können, daß die Aussicht auf den Enderfolg sehr entfernt war. Jetzt, nachdem der Sieg errungen ist, ist die Erreichung des Zieles, das man sich gesetzt hat, möglich. Die Wiederherstellung Polens war bereits freiwillig von der russischen Reichsregierung bewilligt worden, '^hre Verwirklichung ist durch den Zusammenbruch der Zentralmächte gesichert. Das zweite Grundprinzip, das die Alliierten aufgestellt haben und zu dem Reh Deutschland förmlich bekannt hat, lautet dahin, daß dem wiederhergestellten -poker diejenigen Gebiete wiedergegeben werden, die heute von einer unbestreitbar polnischen Bevölkerung bewohnt werden. ^ Das sind die Grundsätze, welche die Alliierten bei der Festsetzung der östlichen grenzen Deutschlands geleitet haben; und auf ihnen bauen sich die Friedens- oeouigungen streng auf. Mitteilungen 18

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/373>, abgerufen am 15.01.2025.