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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

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<Lin Brief aus Böhmen

Es geht nach allem um unsere wirtschaftliche Zukunft, das letzte, was wir
noch zu verlieren haben. Es geht aber auch um ein Ideal im Volksleben, das
auch Deutschland gepflegt hat und immer pflegen wird. Es geht um das Selbst-
bestimmungsrecht der Völker I Denn wie man uns zu behandeln trachtet, das
hat mit diesem Recht nichts mehr gemein. Man will uns für immer knechten
und knebeln und an die Kette legen, bis wir völlig erschöpft sind und dem rohen
Sieger für jede scheinbare Wohltat hündisch die Hände lecken.

Und doch — die Rechnung ist falsch I Sie ist ganz sicher falsch! Deutsch¬
land kann und wird nicht zugrunde gehen. Wir sind Edelmetall unter den
Völkern der Erde. Und die schmutzige Schlacke, die uns jetzt überkrustet, wird
wieder abgesprengt werden. Wir müssen nur arbeiten, hoffen und glauben, un
unsere Zukunft glauben; den Kopf hoch tragen, stark bleiben und unseren Stolz
nähren. Dann wird auch über Deutschland dereinst die Sonne wieder scheinen.

Europas Rolle als Führer in der Welt ist seit dem Kriege ausgespielt.
Das ist die ungeheure Schuld eines Clcmenceaus und eines Lloyd Georges, die
beide den brutalen Vernichtungskampf, den Kampf bis zum Äußersten gewollt
und durchgeführt haben. Der eine aus fanatischen Haß, der andere aus kalt¬
herziger Selbstsucht zu Ehren seines Landes. Frankreich und England, sie werden
den Fluch der Mißleitung durch zwei Staatsmänner zu tragen haben, die
heute vielleicht groß erscheinen, von der Geschichte aber ganz sicher herabgewürdigt
werden.

Man hört oft das Wort: uns hätte im Kriege ein Clcmenceau oder ein
Lloyd George gefehlt! Soweit damit ausgedrückt werden soll, daß unsere wankcl-
mutige Kriegspolitik die Folge einer schwächlichen und uneinigen Führung ge-
rochen ist, kann dem Worte unbedenklich zugestimmt werden. Unser Clemenceau
oder Lloyd George hätte aber kein blutdmstiger Tiger und auch kein Mordbube,
der Millionen von Menschen verelenden lassen will, sein dürfen. Er wäre eK
auch nicht gewesen. Einen solchen Mann gebiert keiner deutschen Mutter Schoß'
Und das mag unser Trost sein, der unsere Herzen bewegen soll und in ihnen
immer wieder zum Anklingen bringt, daß trotz allem des Dichters Sang se»
uns zu Recht besteht: Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt!




(Lin Brief aus Böhmen

Sehr geehrter Herr Redakteur!

estatten Sie, daß ich auf einen Aufsatz von Menenius in Ihrer Zeitschrift
zu sprechen komme, in welchem die Verhältnisse der Tschecho-SlowaM,
insbesondere die Lage der dortigen Deutschen behandelt wird-
Wenn ich zu diesem Artikel einige ergänzende Bemerkungen machen
möchte, so geschieht es nicht, um Tatsachen anders zu berichten,
sondern nur um einer anderen Auffassung gewisser Tatsachen
Ausdruck zu geben, welche man die deutschböhmische Auffassung nennen kann
(richtiger die südetendeutsche) zum Unterschied von der Auffassung des Verfassers
Menenius, welche die Vermutung nahelegt, daß Menenius Tscheche oder Jude 1
aus dem tschechischen Teile Böhmens ist oder nur von solchen informiert u».
Das deutsche Publikum soll, wenn es objektiv unterrichtet sein will, beide Aus'
fassüngeu kennen und wissen, welche die tschechische, welche die deutsche ist. Dann
soll es entscheiden, welche es natürlich findet und zu der seinigen macht.



Die Schriftltg. Menenius ist arischer Deutscher!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/302>, abgerufen am 22.01.2025.