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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr.

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Oberst Rackel. Er dachie nicht daran, nach
Polen zurückzukehren, sogar damals nicht, als
der vierjährige Reichstag die Aufstellung einer
Armee von 100 K00 Mann beschloß und die
polnischen Offiziere zum Eintreten in dieselbe
einlud. Um die Einstellung des Dombrowski
bemühte sich der Marschall Malachowski und
der Fürst Czartoryiki. stach langen: Zaudern
entschloß sich Dombrowski hierzu im Jahre 1792,
als der Krieg mit Rußland schon entbraynt war."

[Spaltenumbruch]

Der "Dziennik Bydgoski" (Bromberg,
Ur. 128 vom 8. Juni 1918) meint: Mehr
noch als der Sieg Korfantys falle der Unter¬
schied zwischen den Polnischen und Zentrums¬
stimmen auf, gegen den die früheren Siege
sich geradezu armselig aufnahmen. Das habe
neben der beliebten Persönlichkeit des Abge¬
ordneten Korfanty das Eindringen des natio¬
nalen Selbstbewußtseins in immer breitere
Massen des polnischen Volkes in Oberschlesien
bewirkt, und Lüg"en würden diejenigen ge¬
straft, die den polnischen Geist in Oberschlesien
zu unterdrücken trachteten.

"Gazeta Grudziadzka" (GraudenzNr. 6S
vom 8. Juni 1918): Unter Hinweis auf die
vom Abgeordneten Korfanty in Gleiwitz für
die Deutschen abgehaltene Wählerversamm¬
lung empfiehlt die "Gazeta Grudziadzka" den
Polen, in Zukunft mehr solcher Versamm¬
lungen zu veranstalten, damit die gegen die
Polen vorgebrachten Lügen berichtigt werden
könnten. Durch eine solche Agitation unter
den Deutschen könnte in Zukunft noch mancher
Wahlkreis von den Polen errungen werden.

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Zum Wahlsiege KorfantnS im Rcichs-

taaswahlkreise Gleiwih - Lublimh s

chreibt der
"DziennikKujawski"Ur.129 vom6.Juni1918:
Nicht nur als Symbol des Sieges, sondern
auch als Symbol deS Polnischen Charakters
Schlesiens flattert heute lustig die weißrotc
Fahne im Wahlkreise zur Beschämung der
Kleinmütigen und den Gegnern als Zeichen
ihrer Niederlage. Es sei nicht zu bezweifeln,
daß vom 6. Juni 1918 ab in der nationalen
Entwicklung Schlesiens eine neue Etappe be¬
ginne, die durch den Glauben an die eigene
Kraft des oberschlesischen Volkes veranschau¬
licht werde.




Neue Bücher

In Heft 20 der "Grenzboten" vom Jahre 1916 hat Alfred Mello über
Kriegslyrik deutscher Arbeiter berichtet, die der Verlag von Eugen Diederichs
in Jena gesammelt und herausgegeben hat. Derselbe Verlag legt jetzt je einen
neuen Band von Heinrich Lersch, Max Barthel und Karl Bröger vor. Sie
sollten sowohl im künstlerischen. als auch im sozialpsychologischen Interesse gebüh¬
rende Beachtung finden.

Heinrich Lersch. der rheinische Kesselschmied, strömt in seinem Gedichtbuch
"Deutschland" (Preis 3 M.) eine heiße Seele aus. Kraftvoll wie seine Gefühle
sind seine Worte. In seinem starken Lebensdrange ergreift ihn Entsetzen über
den Krieg, doch verbindet ihn ein unlösbares Band der Gemeinschaft mit seinen
Kameraden. "Kamerad, was du nicht hast -- das will auch ich nicht haben!"
und im Bewußtsein der ungeheuerlichen Größe des Blutopfers findet er die
stolzen Worte: "Und nun muß Deutschland Unser gedenkew und für uns stehen,
sonst mag und wird Deutschland zugrunde gehen". Zu seinen schönsten Gedichten
zählt "Der eiserne Hauptmann" -- die geradezu plastische Schilderung einer Szene
aus der Champagneschlacht, das "Bekenntnis": "Ich glaub an Deutschland, wie
an Gott I" und "Heimweh", das in die Worte ausklingt: "nach meiner Arbeit
sehnt ich mich und diese sich nach mir.""

Akts den Versen des Arbeiters Max Barthel in dem Bande "Freiheit
(Preis 2 M.) spricht ein gczügelteres Temperament. Auch in ihm lebt das Leid
um deit Krieg: "Der Himmel hat mit den Soldaten kein Erbarmen. Wir sind
die Ärmsten von allen Armen". Aber er findet doch die Kraft zur Überwindung
und zum Preise der Tat: "In die Zukunft weist mein Sinn. Massengräber,
endlos viele ... Aber auf zu neuem Ziele reißt die Tat, die SiegerinI" Seine
Aufgeschlossenheit für die Schönheit kann ihm auch das furchtbarste Geschehen
nicht rauben: Rembrandt, Beethoven sind ihm in der Schlacht nahe.


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Oberst Rackel. Er dachie nicht daran, nach
Polen zurückzukehren, sogar damals nicht, als
der vierjährige Reichstag die Aufstellung einer
Armee von 100 K00 Mann beschloß und die
polnischen Offiziere zum Eintreten in dieselbe
einlud. Um die Einstellung des Dombrowski
bemühte sich der Marschall Malachowski und
der Fürst Czartoryiki. stach langen: Zaudern
entschloß sich Dombrowski hierzu im Jahre 1792,
als der Krieg mit Rußland schon entbraynt war."

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Der „Dziennik Bydgoski" (Bromberg,
Ur. 128 vom 8. Juni 1918) meint: Mehr
noch als der Sieg Korfantys falle der Unter¬
schied zwischen den Polnischen und Zentrums¬
stimmen auf, gegen den die früheren Siege
sich geradezu armselig aufnahmen. Das habe
neben der beliebten Persönlichkeit des Abge¬
ordneten Korfanty das Eindringen des natio¬
nalen Selbstbewußtseins in immer breitere
Massen des polnischen Volkes in Oberschlesien
bewirkt, und Lüg"en würden diejenigen ge¬
straft, die den polnischen Geist in Oberschlesien
zu unterdrücken trachteten.

„Gazeta Grudziadzka" (GraudenzNr. 6S
vom 8. Juni 1918): Unter Hinweis auf die
vom Abgeordneten Korfanty in Gleiwitz für
die Deutschen abgehaltene Wählerversamm¬
lung empfiehlt die „Gazeta Grudziadzka" den
Polen, in Zukunft mehr solcher Versamm¬
lungen zu veranstalten, damit die gegen die
Polen vorgebrachten Lügen berichtigt werden
könnten. Durch eine solche Agitation unter
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taaswahlkreise Gleiwih - Lublimh s

chreibt der
„DziennikKujawski"Ur.129 vom6.Juni1918:
Nicht nur als Symbol des Sieges, sondern
auch als Symbol deS Polnischen Charakters
Schlesiens flattert heute lustig die weißrotc
Fahne im Wahlkreise zur Beschämung der
Kleinmütigen und den Gegnern als Zeichen
ihrer Niederlage. Es sei nicht zu bezweifeln,
daß vom 6. Juni 1918 ab in der nationalen
Entwicklung Schlesiens eine neue Etappe be¬
ginne, die durch den Glauben an die eigene
Kraft des oberschlesischen Volkes veranschau¬
licht werde.




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In Heft 20 der „Grenzboten" vom Jahre 1916 hat Alfred Mello über
Kriegslyrik deutscher Arbeiter berichtet, die der Verlag von Eugen Diederichs
in Jena gesammelt und herausgegeben hat. Derselbe Verlag legt jetzt je einen
neuen Band von Heinrich Lersch, Max Barthel und Karl Bröger vor. Sie
sollten sowohl im künstlerischen. als auch im sozialpsychologischen Interesse gebüh¬
rende Beachtung finden.

Heinrich Lersch. der rheinische Kesselschmied, strömt in seinem Gedichtbuch
„Deutschland" (Preis 3 M.) eine heiße Seele aus. Kraftvoll wie seine Gefühle
sind seine Worte. In seinem starken Lebensdrange ergreift ihn Entsetzen über
den Krieg, doch verbindet ihn ein unlösbares Band der Gemeinschaft mit seinen
Kameraden. „Kamerad, was du nicht hast — das will auch ich nicht haben!"
und im Bewußtsein der ungeheuerlichen Größe des Blutopfers findet er die
stolzen Worte: „Und nun muß Deutschland Unser gedenkew und für uns stehen,
sonst mag und wird Deutschland zugrunde gehen". Zu seinen schönsten Gedichten
zählt „Der eiserne Hauptmann" — die geradezu plastische Schilderung einer Szene
aus der Champagneschlacht, das „Bekenntnis": „Ich glaub an Deutschland, wie
an Gott I" und „Heimweh", das in die Worte ausklingt: „nach meiner Arbeit
sehnt ich mich und diese sich nach mir.""

Akts den Versen des Arbeiters Max Barthel in dem Bande „Freiheit
(Preis 2 M.) spricht ein gczügelteres Temperament. Auch in ihm lebt das Leid
um deit Krieg: „Der Himmel hat mit den Soldaten kein Erbarmen. Wir sind
die Ärmsten von allen Armen". Aber er findet doch die Kraft zur Überwindung
und zum Preise der Tat: „In die Zukunft weist mein Sinn. Massengräber,
endlos viele ... Aber auf zu neuem Ziele reißt die Tat, die SiegerinI" Seine
Aufgeschlossenheit für die Schönheit kann ihm auch das furchtbarste Geschehen
nicht rauben: Rembrandt, Beethoven sind ihm in der Schlacht nahe.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333844/35>, abgerufen am 22.07.2024.