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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr.

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Die nationale Abgrenzung in Böhmen

Die nationale Abgrenzung in Böhmen
Professor Sr. Robert Sieger von

le Sprachenkarte von Böhmen zeigt uns ein ganz anderes Bild, als
die von Mähren oder von Südsteiermark. Während in Mähren die
beiden Völker in einer wahrhaften Mischung durcheinander wohnen,
die eine territoriale Abgrenzung unmöglich macht und daher dem
Gedanken einer nationalen Autonomie auf Grund des "Personalitäts-
prinzips" Vorschub leistet, während im sogenannten slowenischen
Gebiet der Untersteiermark der Größten der Städte und Märkte, oft mit an¬
grenzenden Landgemeinden zusammen, deutsche Sprachinseln bildet und die übrigen
fast durchaus deutsche Minderheiten von Belang umschließen, ist in Böhmen die
nationale Abgrenzung verhältnismäßig scharf. Die Auflockerung und Mischung
an der Sprachgrenze erstreckt sich auf eine schmale Zone und vielfach grenzen die
geschlossenen deutschen und tschechischen Wohngebiete selbst ohne solchen Übergang
aneinander. Die deutschen Sprachinseln außerhalb des Sprachgrenzgebietes'sind
wenig zahlreich und die deutschen Minderheiten in tschechischen Städten immer
mehr zusammengeschrumpft, ja an vielen Stellen (namentlich dort, wo sie fast oder
ganz ausschließlich von Juden gebildet wurden) völlig verschwunden. Tschechische
Sprachinseln und Minderheiten im geschlossenen deutschen Sprachgebiet knüpfen
sich vorwiegend an Bergbau und Industrie und ihre Bevölkerung ist zum geringen
Teile bodenständig. Ihr früheres starkes Anwachsen hat sich in den letzten Zeiten
verlangsamt, ja an manchen Orten aufgehört, da die abnehmende natürliche Ver¬
mehrung und der wachsende Wohlstand in den tschechischen Zentrallandschaften
Böhmens die Auswanderung aus ihnen vermindert haben. Alle diese Umstände,
insbesondere die stabile Lage der Sprachgrenze in den letzten Jahrzehnten, haben
den Gedanken an eine räumliche Abgrenzung und nationale Zweiteilung der Ver¬
waltung erwachsen lassen, den ursprünglich die Tschechen (Palacty 1849) vertraten.
Später, als sie ihn unter dem Schlagworte der historischen und geographischen
Einheit Böhmens durchaus ablehnten, nahmen ihn die durch den Abfall ihrer Mit¬
läufer scheinbar ziffermäßig start geschwächten Deutschen auf. Da eine Abgrenzung
wenigstens grundsätzlich den beiderseitigen Verzicht auf Sprachinseln. Minderheiten
und andere nationale Vorposten in sich schließt, vertraten diesen Standpunkt ins¬
besondere die von der Sprachgrenze entfernter wohnenden Deutschen des ge¬
schlossenen Gebiets. Man nennt ihn meist den "Reichenberger Standpunkt".
Ihm steht der Prager gegenüber, den sich die Vertreter aller Vorposten und
Minderheiten zu eigen gemacht haben und der auch für den deutschen Volksrat in
Böhmen der natürliche ist. Man will die Sprachinseln behaupten und wenn der
Minderheitenschutz nicht zugleich mit der Abgrenzung erreichbar ist, verzichtet man
lieber auf diese. Der Minderheitenschutz kann dnrch einen Ausgleich, der auch
den tschechischen Minderheiten zugute kommt, oder durch nationale Autonomie im
Sinne des Personalprinzips, die für das ganze Land die Angehörigen jeder Sprache
zu einem autonomen Körper zusammenschließt, oder durch besondere staatliche
Fürsorge erreicht werden. Da eine solche als Begünstigung der Deutschen nur
von einem Staat zu erwarten wäre, der die deutsche Sprache zu seiner eigenen
macht und sie als solche bevorzugt, aber auch das Deutschtum an sich als führendes
Volk anerkennt und schützt, so kann heute von ihr nicht gesprochen werden. Manche
Gegner der territorialen Abgrenzung treten daher, wie insbesondere Abgeordneter
Lodgmcm, für die personale nationale Autonomie in Böhmen ein, andere erwarten
von der Zukunft einen Ausgleich, wenn erst die Tschechen die Undurchführbarkeit
des von ihnen heute verlangten tschechoslawischen Staates erkannt haben und auf
die Tschechisierung Dentschböhmens endgültig verzichten. Ihren gegenwärtigen
Absichten ist man mit dem Ruf nach einem selbständigen deutschböhmischen Kron¬
land gegenübergetreten, den insbesondere die "Reichenberger" und die Abgeordneten
der deutsch-radikalen Partei erheben. Da keine Aussicht besteht, mit solcher Zwei-


Die nationale Abgrenzung in Böhmen

Die nationale Abgrenzung in Böhmen
Professor Sr. Robert Sieger von

le Sprachenkarte von Böhmen zeigt uns ein ganz anderes Bild, als
die von Mähren oder von Südsteiermark. Während in Mähren die
beiden Völker in einer wahrhaften Mischung durcheinander wohnen,
die eine territoriale Abgrenzung unmöglich macht und daher dem
Gedanken einer nationalen Autonomie auf Grund des „Personalitäts-
prinzips" Vorschub leistet, während im sogenannten slowenischen
Gebiet der Untersteiermark der Größten der Städte und Märkte, oft mit an¬
grenzenden Landgemeinden zusammen, deutsche Sprachinseln bildet und die übrigen
fast durchaus deutsche Minderheiten von Belang umschließen, ist in Böhmen die
nationale Abgrenzung verhältnismäßig scharf. Die Auflockerung und Mischung
an der Sprachgrenze erstreckt sich auf eine schmale Zone und vielfach grenzen die
geschlossenen deutschen und tschechischen Wohngebiete selbst ohne solchen Übergang
aneinander. Die deutschen Sprachinseln außerhalb des Sprachgrenzgebietes'sind
wenig zahlreich und die deutschen Minderheiten in tschechischen Städten immer
mehr zusammengeschrumpft, ja an vielen Stellen (namentlich dort, wo sie fast oder
ganz ausschließlich von Juden gebildet wurden) völlig verschwunden. Tschechische
Sprachinseln und Minderheiten im geschlossenen deutschen Sprachgebiet knüpfen
sich vorwiegend an Bergbau und Industrie und ihre Bevölkerung ist zum geringen
Teile bodenständig. Ihr früheres starkes Anwachsen hat sich in den letzten Zeiten
verlangsamt, ja an manchen Orten aufgehört, da die abnehmende natürliche Ver¬
mehrung und der wachsende Wohlstand in den tschechischen Zentrallandschaften
Böhmens die Auswanderung aus ihnen vermindert haben. Alle diese Umstände,
insbesondere die stabile Lage der Sprachgrenze in den letzten Jahrzehnten, haben
den Gedanken an eine räumliche Abgrenzung und nationale Zweiteilung der Ver¬
waltung erwachsen lassen, den ursprünglich die Tschechen (Palacty 1849) vertraten.
Später, als sie ihn unter dem Schlagworte der historischen und geographischen
Einheit Böhmens durchaus ablehnten, nahmen ihn die durch den Abfall ihrer Mit¬
läufer scheinbar ziffermäßig start geschwächten Deutschen auf. Da eine Abgrenzung
wenigstens grundsätzlich den beiderseitigen Verzicht auf Sprachinseln. Minderheiten
und andere nationale Vorposten in sich schließt, vertraten diesen Standpunkt ins¬
besondere die von der Sprachgrenze entfernter wohnenden Deutschen des ge¬
schlossenen Gebiets. Man nennt ihn meist den „Reichenberger Standpunkt".
Ihm steht der Prager gegenüber, den sich die Vertreter aller Vorposten und
Minderheiten zu eigen gemacht haben und der auch für den deutschen Volksrat in
Böhmen der natürliche ist. Man will die Sprachinseln behaupten und wenn der
Minderheitenschutz nicht zugleich mit der Abgrenzung erreichbar ist, verzichtet man
lieber auf diese. Der Minderheitenschutz kann dnrch einen Ausgleich, der auch
den tschechischen Minderheiten zugute kommt, oder durch nationale Autonomie im
Sinne des Personalprinzips, die für das ganze Land die Angehörigen jeder Sprache
zu einem autonomen Körper zusammenschließt, oder durch besondere staatliche
Fürsorge erreicht werden. Da eine solche als Begünstigung der Deutschen nur
von einem Staat zu erwarten wäre, der die deutsche Sprache zu seiner eigenen
macht und sie als solche bevorzugt, aber auch das Deutschtum an sich als führendes
Volk anerkennt und schützt, so kann heute von ihr nicht gesprochen werden. Manche
Gegner der territorialen Abgrenzung treten daher, wie insbesondere Abgeordneter
Lodgmcm, für die personale nationale Autonomie in Böhmen ein, andere erwarten
von der Zukunft einen Ausgleich, wenn erst die Tschechen die Undurchführbarkeit
des von ihnen heute verlangten tschechoslawischen Staates erkannt haben und auf
die Tschechisierung Dentschböhmens endgültig verzichten. Ihren gegenwärtigen
Absichten ist man mit dem Ruf nach einem selbständigen deutschböhmischen Kron¬
land gegenübergetreten, den insbesondere die „Reichenberger" und die Abgeordneten
der deutsch-radikalen Partei erheben. Da keine Aussicht besteht, mit solcher Zwei-


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[0155] Die nationale Abgrenzung in Böhmen Die nationale Abgrenzung in Böhmen Professor Sr. Robert Sieger von le Sprachenkarte von Böhmen zeigt uns ein ganz anderes Bild, als die von Mähren oder von Südsteiermark. Während in Mähren die beiden Völker in einer wahrhaften Mischung durcheinander wohnen, die eine territoriale Abgrenzung unmöglich macht und daher dem Gedanken einer nationalen Autonomie auf Grund des „Personalitäts- prinzips" Vorschub leistet, während im sogenannten slowenischen Gebiet der Untersteiermark der Größten der Städte und Märkte, oft mit an¬ grenzenden Landgemeinden zusammen, deutsche Sprachinseln bildet und die übrigen fast durchaus deutsche Minderheiten von Belang umschließen, ist in Böhmen die nationale Abgrenzung verhältnismäßig scharf. Die Auflockerung und Mischung an der Sprachgrenze erstreckt sich auf eine schmale Zone und vielfach grenzen die geschlossenen deutschen und tschechischen Wohngebiete selbst ohne solchen Übergang aneinander. Die deutschen Sprachinseln außerhalb des Sprachgrenzgebietes'sind wenig zahlreich und die deutschen Minderheiten in tschechischen Städten immer mehr zusammengeschrumpft, ja an vielen Stellen (namentlich dort, wo sie fast oder ganz ausschließlich von Juden gebildet wurden) völlig verschwunden. Tschechische Sprachinseln und Minderheiten im geschlossenen deutschen Sprachgebiet knüpfen sich vorwiegend an Bergbau und Industrie und ihre Bevölkerung ist zum geringen Teile bodenständig. Ihr früheres starkes Anwachsen hat sich in den letzten Zeiten verlangsamt, ja an manchen Orten aufgehört, da die abnehmende natürliche Ver¬ mehrung und der wachsende Wohlstand in den tschechischen Zentrallandschaften Böhmens die Auswanderung aus ihnen vermindert haben. Alle diese Umstände, insbesondere die stabile Lage der Sprachgrenze in den letzten Jahrzehnten, haben den Gedanken an eine räumliche Abgrenzung und nationale Zweiteilung der Ver¬ waltung erwachsen lassen, den ursprünglich die Tschechen (Palacty 1849) vertraten. Später, als sie ihn unter dem Schlagworte der historischen und geographischen Einheit Böhmens durchaus ablehnten, nahmen ihn die durch den Abfall ihrer Mit¬ läufer scheinbar ziffermäßig start geschwächten Deutschen auf. Da eine Abgrenzung wenigstens grundsätzlich den beiderseitigen Verzicht auf Sprachinseln. Minderheiten und andere nationale Vorposten in sich schließt, vertraten diesen Standpunkt ins¬ besondere die von der Sprachgrenze entfernter wohnenden Deutschen des ge¬ schlossenen Gebiets. Man nennt ihn meist den „Reichenberger Standpunkt". Ihm steht der Prager gegenüber, den sich die Vertreter aller Vorposten und Minderheiten zu eigen gemacht haben und der auch für den deutschen Volksrat in Böhmen der natürliche ist. Man will die Sprachinseln behaupten und wenn der Minderheitenschutz nicht zugleich mit der Abgrenzung erreichbar ist, verzichtet man lieber auf diese. Der Minderheitenschutz kann dnrch einen Ausgleich, der auch den tschechischen Minderheiten zugute kommt, oder durch nationale Autonomie im Sinne des Personalprinzips, die für das ganze Land die Angehörigen jeder Sprache zu einem autonomen Körper zusammenschließt, oder durch besondere staatliche Fürsorge erreicht werden. Da eine solche als Begünstigung der Deutschen nur von einem Staat zu erwarten wäre, der die deutsche Sprache zu seiner eigenen macht und sie als solche bevorzugt, aber auch das Deutschtum an sich als führendes Volk anerkennt und schützt, so kann heute von ihr nicht gesprochen werden. Manche Gegner der territorialen Abgrenzung treten daher, wie insbesondere Abgeordneter Lodgmcm, für die personale nationale Autonomie in Böhmen ein, andere erwarten von der Zukunft einen Ausgleich, wenn erst die Tschechen die Undurchführbarkeit des von ihnen heute verlangten tschechoslawischen Staates erkannt haben und auf die Tschechisierung Dentschböhmens endgültig verzichten. Ihren gegenwärtigen Absichten ist man mit dem Ruf nach einem selbständigen deutschböhmischen Kron¬ land gegenübergetreten, den insbesondere die „Reichenberger" und die Abgeordneten der deutsch-radikalen Partei erheben. Da keine Aussicht besteht, mit solcher Zwei-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333844/155>, abgerufen am 27.06.2024.