Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr.Diplomatennot und Auswärtiges Amt von Georg Lleinow n den letzten Wochen hat ein Aufsatz den deutschen Blätterwald So richtig das Material an sich zusammengestellt ist, kommt Graf Monts Nicht darf die eine oder andere Gesellschaftsschicht als solche in der Diplomatie Grenzboten III 1917 3
Diplomatennot und Auswärtiges Amt von Georg Lleinow n den letzten Wochen hat ein Aufsatz den deutschen Blätterwald So richtig das Material an sich zusammengestellt ist, kommt Graf Monts Nicht darf die eine oder andere Gesellschaftsschicht als solche in der Diplomatie Grenzboten III 1917 3
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0045" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/332324"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341905_332278/figures/grenzboten_341905_332278_332324_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Diplomatennot und Auswärtiges Amt<lb/><note type="byline"> von Georg Lleinow</note></head><lb/> <p xml:id="ID_157"> n den letzten Wochen hat ein Aufsatz den deutschen Blätterwald<lb/> bewegt, den Graf Monts, ein durch Bülow seligen Angedenkens<lb/> vorzeitig beseitigter Diplomat, im „Berliner Tageblatt" über den<lb/> Diplomatenersatz veröffentlichte. Die Grundtendenz der Aus¬<lb/> führungen richtet sich gegen die Auffassung, als sei das angeb¬<lb/> liche Vorwiegen alten und ältesten Adels im diplomatischen Dienst schuld a«<lb/> ^ Mangelhaftigkeit unserer Leistungen auf den Kampfstätten der großen Politik.<lb/> "t Recht und in Wiederholung dessen, was in diesen Heften bereits vor Jahren<lb/> festgestellt wurde weist Graf Monts darauf hin, daß der alte Adel gar nicht die<lb/> 10 große Rolle in der Diplomatie spiele, die ihm nachgesagt wird. Er be-<lb/> l/atigt vielmehr, daß es gerade junger Adel sei, der das Übergewicht in der<lb/> diplomatischen Geschäftswelt habe.</p><lb/> <p xml:id="ID_158"> So richtig das Material an sich zusammengestellt ist, kommt Graf Monts<lb/> ^) nicht dazu, den allein möglichen Schluß zu ziehen. Der Herr Graf meint<lb/> "änlich, ^ Adel eigene sich besser wie der junge zum diplomatischen Dienst<lb/> vermöge seiner durchgehends größeren Charakterfestigkeit. Herr Graf Monts hat<lb/> "le Gründe für unsere tatsächlich vorhandene Diplomatennot nicht erkannt.</p><lb/> <p xml:id="ID_159" next="#ID_160"> Nicht darf die eine oder andere Gesellschaftsschicht als solche in der Diplomatie<lb/> bekämpft werden, solange nicht die Gefahr der Korruption vorliegt — und davon<lb/> Md wir gottlob doch recht weit entfernt —, nicht darf der Glaube verbreitet<lb/> Werden, als eigne sich, um mit dem Grafen Monts zu sprechen, der alte boden¬<lb/> ständige Adel mit seiner angeblich größeren Charakterstärke oder überhaupt eine der<lb/> vorhandenen Schichten besser als eine andere zum diplomatischen Dienste. Die<lb/> Anwendung derartiger Maßstäbe würde dazu führen, nur die Einseitigkeit einer<lb/> Gruppe durch die einer anderen zu ersetzen und wir fänden aus dem fehlerhaften<lb/> Kreise nicht heraus. Jede Einseitigkeit ist gerade im diplomatischen Dienst<lb/> vom Übel! Mehr noch wie jede andere Zentralstelle im großen Regierungs-</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten III 1917 3</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0045]
[Abbildung]
Diplomatennot und Auswärtiges Amt
von Georg Lleinow
n den letzten Wochen hat ein Aufsatz den deutschen Blätterwald
bewegt, den Graf Monts, ein durch Bülow seligen Angedenkens
vorzeitig beseitigter Diplomat, im „Berliner Tageblatt" über den
Diplomatenersatz veröffentlichte. Die Grundtendenz der Aus¬
führungen richtet sich gegen die Auffassung, als sei das angeb¬
liche Vorwiegen alten und ältesten Adels im diplomatischen Dienst schuld a«
^ Mangelhaftigkeit unserer Leistungen auf den Kampfstätten der großen Politik.
"t Recht und in Wiederholung dessen, was in diesen Heften bereits vor Jahren
festgestellt wurde weist Graf Monts darauf hin, daß der alte Adel gar nicht die
10 große Rolle in der Diplomatie spiele, die ihm nachgesagt wird. Er be-
l/atigt vielmehr, daß es gerade junger Adel sei, der das Übergewicht in der
diplomatischen Geschäftswelt habe.
So richtig das Material an sich zusammengestellt ist, kommt Graf Monts
^) nicht dazu, den allein möglichen Schluß zu ziehen. Der Herr Graf meint
"änlich, ^ Adel eigene sich besser wie der junge zum diplomatischen Dienst
vermöge seiner durchgehends größeren Charakterfestigkeit. Herr Graf Monts hat
"le Gründe für unsere tatsächlich vorhandene Diplomatennot nicht erkannt.
Nicht darf die eine oder andere Gesellschaftsschicht als solche in der Diplomatie
bekämpft werden, solange nicht die Gefahr der Korruption vorliegt — und davon
Md wir gottlob doch recht weit entfernt —, nicht darf der Glaube verbreitet
Werden, als eigne sich, um mit dem Grafen Monts zu sprechen, der alte boden¬
ständige Adel mit seiner angeblich größeren Charakterstärke oder überhaupt eine der
vorhandenen Schichten besser als eine andere zum diplomatischen Dienste. Die
Anwendung derartiger Maßstäbe würde dazu führen, nur die Einseitigkeit einer
Gruppe durch die einer anderen zu ersetzen und wir fänden aus dem fehlerhaften
Kreise nicht heraus. Jede Einseitigkeit ist gerade im diplomatischen Dienst
vom Übel! Mehr noch wie jede andere Zentralstelle im großen Regierungs-
Grenzboten III 1917 3
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