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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr.

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Johann Friedrich August Tischbein und August Wilhelm Schlegel

Unsere Grundgedanken stimmen überein. Bedenklich scheint mir nur, daß die
Verfasser nur einen Fehlerben annehmen, wodurch eine Begünstigung des Ein¬
kindersystems entsteht. Ob die dort angenommene Normalzahl von drei Kindern
ausreicht, ist eine weitere Frage.




Johann Friedrich August Tischbein und
August Wilhelm Schlegel
Zum l.50jährigen Geburtstag des Dichters August Wilhelm Schlegel
von Dr. Otto Fiebiger

ZssT
l V"ohl nur wenigen dürfte bekannt sein, daß zu der nicht geringen
Zahl geistig bedeutender Zeitgenossen, welche dem Oberhaupte der
! romantischen Schule, dem Kritiker, Dichter und Sprachforscher
August Wilhelm Schlegel, näher traten, auch ein Glied der
I KAnstlerfamilie Tischbein, der als Mensch wie als Künstler gleich
treffliche Porträtmaler Johann Friedrich August Tischbein gehörte. Ist doch
bis auf den heutigen Tag bedauerlicherweise noch immer keine selbständige
Schrift über das Leben und Wirken dieses seltenen Mannes erschienen'), der
unverdient jahrzehntelang seinem durch Goethe berühmt gewordenen Vetter,
dem Neapolitaner Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, in der allgemeinen
Wertschätzung nachstehen mußte und erst in allerneuester Zeit mit Recht nicht
nur als der künstlerisch befähigste aller Maler seines Namens, sondern als der
beste deutsche Porträtist seines Jahrhunderts überhaupt geschätzt wird^). Will¬
kommene Kunde von den freundschaftlichen Beziehungen, welche jahrelang
zwischen Tischbein und Schlegel wie zwischen den Familienangehörigen der
beiden bestanden, geben vor allem die von Tischbeins älterer Tochter Karoline
Willen über ihren Vater und über ihre eigene Jugendzeit gemachten Auf'




') Kurze biographische Angaben über I. F. A. Tischbein bei Lämornt Nickel, An6e
bioZsspdique sur Isz l'isenbein, I^on 1881, 31 f., in der Allgemeinen Deutschen Biograph^
Bd. XXXVlII 370 f., in Müller - singers Allgemeinen Künstlerlexikon Bd. IV 432 f. und in
Geschichte der Stadt Dessau, Dessau 1901, S66 f.
2) Vgl. Max Osborn, Velhagen und KlasingS Monatshefte Jahrg. XXVIIl 1915
200; Rich. Hamann, Die deutsche Malerei im neunzehnten Jahrhundert, Leipzig - Berlin
1914, 42 f.
Johann Friedrich August Tischbein und August Wilhelm Schlegel

Unsere Grundgedanken stimmen überein. Bedenklich scheint mir nur, daß die
Verfasser nur einen Fehlerben annehmen, wodurch eine Begünstigung des Ein¬
kindersystems entsteht. Ob die dort angenommene Normalzahl von drei Kindern
ausreicht, ist eine weitere Frage.




Johann Friedrich August Tischbein und
August Wilhelm Schlegel
Zum l.50jährigen Geburtstag des Dichters August Wilhelm Schlegel
von Dr. Otto Fiebiger

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l V»ohl nur wenigen dürfte bekannt sein, daß zu der nicht geringen
Zahl geistig bedeutender Zeitgenossen, welche dem Oberhaupte der
! romantischen Schule, dem Kritiker, Dichter und Sprachforscher
August Wilhelm Schlegel, näher traten, auch ein Glied der
I KAnstlerfamilie Tischbein, der als Mensch wie als Künstler gleich
treffliche Porträtmaler Johann Friedrich August Tischbein gehörte. Ist doch
bis auf den heutigen Tag bedauerlicherweise noch immer keine selbständige
Schrift über das Leben und Wirken dieses seltenen Mannes erschienen'), der
unverdient jahrzehntelang seinem durch Goethe berühmt gewordenen Vetter,
dem Neapolitaner Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, in der allgemeinen
Wertschätzung nachstehen mußte und erst in allerneuester Zeit mit Recht nicht
nur als der künstlerisch befähigste aller Maler seines Namens, sondern als der
beste deutsche Porträtist seines Jahrhunderts überhaupt geschätzt wird^). Will¬
kommene Kunde von den freundschaftlichen Beziehungen, welche jahrelang
zwischen Tischbein und Schlegel wie zwischen den Familienangehörigen der
beiden bestanden, geben vor allem die von Tischbeins älterer Tochter Karoline
Willen über ihren Vater und über ihre eigene Jugendzeit gemachten Auf'




') Kurze biographische Angaben über I. F. A. Tischbein bei Lämornt Nickel, An6e
bioZsspdique sur Isz l'isenbein, I^on 1881, 31 f., in der Allgemeinen Deutschen Biograph^
Bd. XXXVlII 370 f., in Müller - singers Allgemeinen Künstlerlexikon Bd. IV 432 f. und in
Geschichte der Stadt Dessau, Dessau 1901, S66 f.
2) Vgl. Max Osborn, Velhagen und KlasingS Monatshefte Jahrg. XXVIIl 1915
200; Rich. Hamann, Die deutsche Malerei im neunzehnten Jahrhundert, Leipzig - Berlin
1914, 42 f.
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[0314] Johann Friedrich August Tischbein und August Wilhelm Schlegel Unsere Grundgedanken stimmen überein. Bedenklich scheint mir nur, daß die Verfasser nur einen Fehlerben annehmen, wodurch eine Begünstigung des Ein¬ kindersystems entsteht. Ob die dort angenommene Normalzahl von drei Kindern ausreicht, ist eine weitere Frage. Johann Friedrich August Tischbein und August Wilhelm Schlegel Zum l.50jährigen Geburtstag des Dichters August Wilhelm Schlegel von Dr. Otto Fiebiger ZssT l V»ohl nur wenigen dürfte bekannt sein, daß zu der nicht geringen Zahl geistig bedeutender Zeitgenossen, welche dem Oberhaupte der ! romantischen Schule, dem Kritiker, Dichter und Sprachforscher August Wilhelm Schlegel, näher traten, auch ein Glied der I KAnstlerfamilie Tischbein, der als Mensch wie als Künstler gleich treffliche Porträtmaler Johann Friedrich August Tischbein gehörte. Ist doch bis auf den heutigen Tag bedauerlicherweise noch immer keine selbständige Schrift über das Leben und Wirken dieses seltenen Mannes erschienen'), der unverdient jahrzehntelang seinem durch Goethe berühmt gewordenen Vetter, dem Neapolitaner Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, in der allgemeinen Wertschätzung nachstehen mußte und erst in allerneuester Zeit mit Recht nicht nur als der künstlerisch befähigste aller Maler seines Namens, sondern als der beste deutsche Porträtist seines Jahrhunderts überhaupt geschätzt wird^). Will¬ kommene Kunde von den freundschaftlichen Beziehungen, welche jahrelang zwischen Tischbein und Schlegel wie zwischen den Familienangehörigen der beiden bestanden, geben vor allem die von Tischbeins älterer Tochter Karoline Willen über ihren Vater und über ihre eigene Jugendzeit gemachten Auf' ') Kurze biographische Angaben über I. F. A. Tischbein bei Lämornt Nickel, An6e bioZsspdique sur Isz l'isenbein, I^on 1881, 31 f., in der Allgemeinen Deutschen Biograph^ Bd. XXXVlII 370 f., in Müller - singers Allgemeinen Künstlerlexikon Bd. IV 432 f. und in Geschichte der Stadt Dessau, Dessau 1901, S66 f. 2) Vgl. Max Osborn, Velhagen und KlasingS Monatshefte Jahrg. XXVIIl 1915 200; Rich. Hamann, Die deutsche Malerei im neunzehnten Jahrhundert, Leipzig - Berlin 1914, 42 f.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_332278/314>, abgerufen am 27.06.2024.