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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr.

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Altes und mundartliches Sprachgnt der vogtländischen Heimat

sofortige Schritte zur Beseitigung der deutschen Sprache in den Volksschulen
beschlossen; und in der Warschauer Stadtverordnetenversammlung hat am
17. Juli der polnische Natimialklub eine Erklärung -- freilich angeblich nur
Mr jüdischen Frage -- verlesen lassen, die folgende Grundsätze enthielt: a) "Im
polnischen Reiche können öffentliche Gemeinde- und Staatsschulen nur polnisch
sein, der Sprache wie dem Geiste nach, b) Aufgabe des polnischen Schul¬
wesens ist die Heranbildung guter polnischer Bürger. Daher müssen die Schulen
allgemein und Zwangsanstalten sein, e) Aus demselben Grunde müssen die
gesamten Anfangsschulen sämtlichen Kindern ohne Unterschied der Konfession
Zugänglich sein."

Es ist also gar kein Zweifel, daß von feiten der Polen den deutschen
Schulen wirkliche Gefahr droht. Erfreulicherweise aber sind, wie man sieht,
auch die Wächter bereits auf ihrem Posten, und sie haben längst mit den maß.
gebenden deutschen Stellen in Polen, in erster Linie mit dem Generalgouvemeur
selber, wegen dieser überaus bedeutsamen Frage persönliche Fühlung genommen,
sodaß die Hoffnung berechtigt ist. daß. wenn die Schulverwaltung dem Staatsrat
übergeben wird, die deutschen Minderheiten gesichert sein werden. Dann mögen
die Polen in Gottes Namen die Verwaltung ihrer Schulen selber in die Hand
nehmen, wenn sie dazu schon imstande sind, d. h. wenn sie bereits einen hin¬
reichenden Beamtenstab besitzen. Wir haben dann gar kein Interesse daran
und kein Bedürfnis, ihnen dabei länger im Wege zu sein, als unsere Sorge
um die deutsche Minderheit gebietet.




Altes und mundartliches Hprachgut der vogt-
ländischen Heimat
von Theodor Hofmann

er im August 1914 unsere Feldgrauen unter dem Singen des
Liedes "Vom Vöglein im Walde" und dem Ausdruck der
Hoffnung auf ein Wiedersehen in der Heimat hat ins Feld ziehen
sehen, der fühlte, daß die Heimat ihnen ein wertvolles Gut sei,
für das sie gern Blut und Gut hingeben. Die Bedeutung der
Heimat kam ihnen gerade jetzt, wo sie bedroht wurde, erst recht zum Bewußt¬
sein. Und das hoffen wir alle, daß als eine Errungenschaft dieses gewaltigen
Ringens ein größerer Stolz auf das Deutschtum zu hundelt sein möge. Heimat-


Altes und mundartliches Sprachgnt der vogtländischen Heimat

sofortige Schritte zur Beseitigung der deutschen Sprache in den Volksschulen
beschlossen; und in der Warschauer Stadtverordnetenversammlung hat am
17. Juli der polnische Natimialklub eine Erklärung — freilich angeblich nur
Mr jüdischen Frage — verlesen lassen, die folgende Grundsätze enthielt: a) „Im
polnischen Reiche können öffentliche Gemeinde- und Staatsschulen nur polnisch
sein, der Sprache wie dem Geiste nach, b) Aufgabe des polnischen Schul¬
wesens ist die Heranbildung guter polnischer Bürger. Daher müssen die Schulen
allgemein und Zwangsanstalten sein, e) Aus demselben Grunde müssen die
gesamten Anfangsschulen sämtlichen Kindern ohne Unterschied der Konfession
Zugänglich sein."

Es ist also gar kein Zweifel, daß von feiten der Polen den deutschen
Schulen wirkliche Gefahr droht. Erfreulicherweise aber sind, wie man sieht,
auch die Wächter bereits auf ihrem Posten, und sie haben längst mit den maß.
gebenden deutschen Stellen in Polen, in erster Linie mit dem Generalgouvemeur
selber, wegen dieser überaus bedeutsamen Frage persönliche Fühlung genommen,
sodaß die Hoffnung berechtigt ist. daß. wenn die Schulverwaltung dem Staatsrat
übergeben wird, die deutschen Minderheiten gesichert sein werden. Dann mögen
die Polen in Gottes Namen die Verwaltung ihrer Schulen selber in die Hand
nehmen, wenn sie dazu schon imstande sind, d. h. wenn sie bereits einen hin¬
reichenden Beamtenstab besitzen. Wir haben dann gar kein Interesse daran
und kein Bedürfnis, ihnen dabei länger im Wege zu sein, als unsere Sorge
um die deutsche Minderheit gebietet.




Altes und mundartliches Hprachgut der vogt-
ländischen Heimat
von Theodor Hofmann

er im August 1914 unsere Feldgrauen unter dem Singen des
Liedes „Vom Vöglein im Walde" und dem Ausdruck der
Hoffnung auf ein Wiedersehen in der Heimat hat ins Feld ziehen
sehen, der fühlte, daß die Heimat ihnen ein wertvolles Gut sei,
für das sie gern Blut und Gut hingeben. Die Bedeutung der
Heimat kam ihnen gerade jetzt, wo sie bedroht wurde, erst recht zum Bewußt¬
sein. Und das hoffen wir alle, daß als eine Errungenschaft dieses gewaltigen
Ringens ein größerer Stolz auf das Deutschtum zu hundelt sein möge. Heimat-


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[0163] Altes und mundartliches Sprachgnt der vogtländischen Heimat sofortige Schritte zur Beseitigung der deutschen Sprache in den Volksschulen beschlossen; und in der Warschauer Stadtverordnetenversammlung hat am 17. Juli der polnische Natimialklub eine Erklärung — freilich angeblich nur Mr jüdischen Frage — verlesen lassen, die folgende Grundsätze enthielt: a) „Im polnischen Reiche können öffentliche Gemeinde- und Staatsschulen nur polnisch sein, der Sprache wie dem Geiste nach, b) Aufgabe des polnischen Schul¬ wesens ist die Heranbildung guter polnischer Bürger. Daher müssen die Schulen allgemein und Zwangsanstalten sein, e) Aus demselben Grunde müssen die gesamten Anfangsschulen sämtlichen Kindern ohne Unterschied der Konfession Zugänglich sein." Es ist also gar kein Zweifel, daß von feiten der Polen den deutschen Schulen wirkliche Gefahr droht. Erfreulicherweise aber sind, wie man sieht, auch die Wächter bereits auf ihrem Posten, und sie haben längst mit den maß. gebenden deutschen Stellen in Polen, in erster Linie mit dem Generalgouvemeur selber, wegen dieser überaus bedeutsamen Frage persönliche Fühlung genommen, sodaß die Hoffnung berechtigt ist. daß. wenn die Schulverwaltung dem Staatsrat übergeben wird, die deutschen Minderheiten gesichert sein werden. Dann mögen die Polen in Gottes Namen die Verwaltung ihrer Schulen selber in die Hand nehmen, wenn sie dazu schon imstande sind, d. h. wenn sie bereits einen hin¬ reichenden Beamtenstab besitzen. Wir haben dann gar kein Interesse daran und kein Bedürfnis, ihnen dabei länger im Wege zu sein, als unsere Sorge um die deutsche Minderheit gebietet. Altes und mundartliches Hprachgut der vogt- ländischen Heimat von Theodor Hofmann er im August 1914 unsere Feldgrauen unter dem Singen des Liedes „Vom Vöglein im Walde" und dem Ausdruck der Hoffnung auf ein Wiedersehen in der Heimat hat ins Feld ziehen sehen, der fühlte, daß die Heimat ihnen ein wertvolles Gut sei, für das sie gern Blut und Gut hingeben. Die Bedeutung der Heimat kam ihnen gerade jetzt, wo sie bedroht wurde, erst recht zum Bewußt¬ sein. Und das hoffen wir alle, daß als eine Errungenschaft dieses gewaltigen Ringens ein größerer Stolz auf das Deutschtum zu hundelt sein möge. Heimat-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_332278/163>, abgerufen am 27.06.2024.