Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Zweites Vierteljahr.Die Ariegslyrik der deutschen Arbeiter Alfred Mello von is im August des Jahres 1914 die Kriegsdrommeten das deutsche Die Ariegslyrik der deutschen Arbeiter Alfred Mello von is im August des Jahres 1914 die Kriegsdrommeten das deutsche <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0229" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/330329"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341903_330101/figures/grenzboten_341903_330101_330329_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Ariegslyrik der deutschen Arbeiter<lb/><note type="byline"> Alfred Mello</note> von</head><lb/> <p xml:id="ID_756" next="#ID_757"> is im August des Jahres 1914 die Kriegsdrommeten das deutsche<lb/> Volk zu den Waffen riefen, entstanden auch, gleich einer mächtigen<lb/> Stromflut, Tausende deutscher Kriegsdichtungen. Berufene und<lb/> Unberufene schrieben ihre vaterländische Begeisterung, so wie es<lb/> ihnen um Herz und Seele war, nieder und unsere gewiß recht<lb/> zahlreich vorhandenen Zeitungen und Zeitschriften konnten sich der täglich in<lb/> Massen einlaufenden Kriegsdichtungen kaum erwehren. Nur einige Dichter von<lb/> Beruf haben es vermocht, uns darin bleibende Werte zu geben. Gustav Falke,<lb/> der leider zu früh Heimgegangene, dann Richard Dehmel, Lissauer und Rudolf<lb/> Herzog sind hier zu nennen. Vieles andere dürfte in dem Mafsenstrom der<lb/> Kriegsdichtungen unbeachtet versunken sein; vielleicht wäre hier noch manches<lb/> gute Saatkorn zu finden gewesen. Bezeichnend für die Kultur und den Bil¬<lb/> dungswert des deutschen Volkes ist die Tatsache, daß uns aus dem Volke selbst,<lb/> und zwar aus dem Arbeiterstande, Dichter erstanden sind, die, veranlaßt durch<lb/> die gewaltige Kriegszeit, mit tiefem sittlichen Ernst das eigene Erleben dieses<lb/> Krieges in Dichterworte formten. Die große Zeit hat diese Dichter geschaffen.<lb/> Männer, die sonst mit schwieliger Hand ihren Tagesberuf im Arbeitskittel aus¬<lb/> übten und nun als Vaterlandsverteidiger und Mitkämpfer zum Sänger ihrer<lb/> Kriegserlebnifse wurden. sämtlich eigene Persönlichkeiten, die als Kriegslieder¬<lb/> dichter zu schätzen und zu beachten sind. Wer weiß, ob ihre Namen weiteren<lb/> Kreisen bekannt geworden wären, wenn nicht Eugen Diederichs Verlag in<lb/> Jena diese Dichtungen gesammelt und herausgegeben hätte. (Kriegslurik des<lb/> deutschen Arbeiters: Karl Bröger: „Kamerad, als wir marschiert", brosch.<lb/> 1 M, Pappband 1,50 M.; Max Barthel: „Verse aus den Argonnen".<lb/> brosch. 1 M, Pappband 1,50 M; Alfons Petzold: „Volk, mein Volk!",<lb/> brosch. 1 M, Pappband 1,50 M; Heinr. Lersch: „Herz! aufglühe dein Blut",<lb/> brosch. 2 M, Pappband 2,50 M.) Ein Verdienst um die deutsche Kriegslieder¬<lb/> literatur, die wir in Friedenszeiten erst richtig zu würdigen wissen werden.<lb/> Was sonst über Soldatenleben, Schlacht und Kampf in Kriegsgedichten zu lesen<lb/> war, ist meist daheim am Schreibtisch geschrieben worden. Diese Arbeiter-<lb/> Kriegsgedichte sind aber sämtlich erlebt. Nur einer dieser Dichter zählt zwar<lb/> in den Daheimgebliebenen, aber auch er gibt meist selbst erlebte Kriegs-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0229]
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Die Ariegslyrik der deutschen Arbeiter
Alfred Mello von
is im August des Jahres 1914 die Kriegsdrommeten das deutsche
Volk zu den Waffen riefen, entstanden auch, gleich einer mächtigen
Stromflut, Tausende deutscher Kriegsdichtungen. Berufene und
Unberufene schrieben ihre vaterländische Begeisterung, so wie es
ihnen um Herz und Seele war, nieder und unsere gewiß recht
zahlreich vorhandenen Zeitungen und Zeitschriften konnten sich der täglich in
Massen einlaufenden Kriegsdichtungen kaum erwehren. Nur einige Dichter von
Beruf haben es vermocht, uns darin bleibende Werte zu geben. Gustav Falke,
der leider zu früh Heimgegangene, dann Richard Dehmel, Lissauer und Rudolf
Herzog sind hier zu nennen. Vieles andere dürfte in dem Mafsenstrom der
Kriegsdichtungen unbeachtet versunken sein; vielleicht wäre hier noch manches
gute Saatkorn zu finden gewesen. Bezeichnend für die Kultur und den Bil¬
dungswert des deutschen Volkes ist die Tatsache, daß uns aus dem Volke selbst,
und zwar aus dem Arbeiterstande, Dichter erstanden sind, die, veranlaßt durch
die gewaltige Kriegszeit, mit tiefem sittlichen Ernst das eigene Erleben dieses
Krieges in Dichterworte formten. Die große Zeit hat diese Dichter geschaffen.
Männer, die sonst mit schwieliger Hand ihren Tagesberuf im Arbeitskittel aus¬
übten und nun als Vaterlandsverteidiger und Mitkämpfer zum Sänger ihrer
Kriegserlebnifse wurden. sämtlich eigene Persönlichkeiten, die als Kriegslieder¬
dichter zu schätzen und zu beachten sind. Wer weiß, ob ihre Namen weiteren
Kreisen bekannt geworden wären, wenn nicht Eugen Diederichs Verlag in
Jena diese Dichtungen gesammelt und herausgegeben hätte. (Kriegslurik des
deutschen Arbeiters: Karl Bröger: „Kamerad, als wir marschiert", brosch.
1 M, Pappband 1,50 M.; Max Barthel: „Verse aus den Argonnen".
brosch. 1 M, Pappband 1,50 M; Alfons Petzold: „Volk, mein Volk!",
brosch. 1 M, Pappband 1,50 M; Heinr. Lersch: „Herz! aufglühe dein Blut",
brosch. 2 M, Pappband 2,50 M.) Ein Verdienst um die deutsche Kriegslieder¬
literatur, die wir in Friedenszeiten erst richtig zu würdigen wissen werden.
Was sonst über Soldatenleben, Schlacht und Kampf in Kriegsgedichten zu lesen
war, ist meist daheim am Schreibtisch geschrieben worden. Diese Arbeiter-
Kriegsgedichte sind aber sämtlich erlebt. Nur einer dieser Dichter zählt zwar
in den Daheimgebliebenen, aber auch er gibt meist selbst erlebte Kriegs-
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