Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Zweites Vierteljahr.Die Auslese der Begabten Professor Otto Hesse von "ildung, Fleiß, Tüchtigkeit und nicht zum geringsten die große Ein gesundes Volk darf es in der Regel, d. h. unter normalen Ver¬ Der Krieg hat zahllose wertvolle Menschen vernichtet. Viele Verluste sind Die Auslese der Begabten Professor Otto Hesse von «ildung, Fleiß, Tüchtigkeit und nicht zum geringsten die große Ein gesundes Volk darf es in der Regel, d. h. unter normalen Ver¬ Der Krieg hat zahllose wertvolle Menschen vernichtet. Viele Verluste sind <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0176" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/330276"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341903_330101/figures/grenzboten_341903_330101_330276_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Auslese der Begabten<lb/><note type="byline"> Professor Otto Hesse</note> von</head><lb/> <p xml:id="ID_599"> «ildung, Fleiß, Tüchtigkeit und nicht zum geringsten die große<lb/> Zahl der über den Durchschnitt Begabten sind die Ursachen für<lb/> den überraschenden wirtschaftlichen Aufstieg unseres Volkes in den<lb/> letzten dreißig Jahren, der den Neid seiner Feinde erregte und<lb/> dadurch wieder als Hauptursache zum Weltkriege geführt hat. Das<lb/> deutsche Volk darf hoffen, daß diese Kräfte so lange ungebrochen weiter wirken<lb/> werden, als seine Rasse nicht entartet, und so lange Tüchtige in genügender<lb/> Zahl an seine Oberschicht gelangen, um dort leitende Arbeiten zu leisten. Das<lb/> wird bei gesunder Weiterentwicklung auch immer so bleiben; denn es werden auch<lb/> in Zukunft genügend Begabte und Tüchtige vorhanden sein. Auf die möglichst<lb/> große Zahl dieser über den Durchschnitt Begabten und dabei sittlich Tüchtigen<lb/> kommt es aber in erster Linie an; weit mehr, als auf eine möglichst große<lb/> Steigerung der absoluten Volksvermehrung. Denn das ist wohl die lauteste<lb/> Wahrheit, die der Weltkrieg verkündigt: Die Zahl allein ist nicht ausschlag¬<lb/> gebend für die Kraft eines Volkes.</p><lb/> <p xml:id="ID_600"> Ein gesundes Volk darf es in der Regel, d. h. unter normalen Ver¬<lb/> hältnissen, dem Zufall überlassen, genügend Begabte unter seinen Volksgenossen in<lb/> die Führerstellen zu bringen, um diese auszufüllen und dort die ihren Fähigkeiten<lb/> angemessenen Arbeiten zum Nutzen des Ganzen zu leisten, statt mit Kärnerdiensten<lb/> in der großen Menge nur ihr eigenes Dasein zu fristen. An den Wende¬<lb/> punkten seiner Geschichte aber, wo das ganze Volk ein besonderes Interesse an<lb/> der Heranziehung möglichst vieler über seinen Durchschnitt Hinausragender zur<lb/> nationalen Arbeit hat, fragt es mit Recht, ob es sich nicht lieber den Gärtner<lb/> oder den Tierzüchter als Vorbild wählen soll, der die besten Individuen aus<lb/> den Arten auswählt, ihnen die besten Existenzbedingungen schafft, und dadurch<lb/> die Natur in ihrem Zufallgeschäfte kräftig unterstützt. An einem solchen Wende¬<lb/> punkte steht gegenwärtig unser Volk.</p><lb/> <p xml:id="ID_601" next="#ID_602"> Der Krieg hat zahllose wertvolle Menschen vernichtet. Viele Verluste sind<lb/> unersetzlich; der Abgang an aktiven wie an werdenden Führerpersönlichkeiten<lb/> ist sehr groß und heute schon schwer fühlbar auf allen Gebieten. Ging früher<lb/> auch manche wertvolle Persönlichkeit unter, so blieb die Zahl derer doch immer<lb/> noch groß genug, die ihre rechte Stelle erreichten. Das wird, zumal für die<lb/> nächste Zukunft, anders sein. Die Lücken sind plötzlich zu groß geworden und</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0176]
[Abbildung]
Die Auslese der Begabten
Professor Otto Hesse von
«ildung, Fleiß, Tüchtigkeit und nicht zum geringsten die große
Zahl der über den Durchschnitt Begabten sind die Ursachen für
den überraschenden wirtschaftlichen Aufstieg unseres Volkes in den
letzten dreißig Jahren, der den Neid seiner Feinde erregte und
dadurch wieder als Hauptursache zum Weltkriege geführt hat. Das
deutsche Volk darf hoffen, daß diese Kräfte so lange ungebrochen weiter wirken
werden, als seine Rasse nicht entartet, und so lange Tüchtige in genügender
Zahl an seine Oberschicht gelangen, um dort leitende Arbeiten zu leisten. Das
wird bei gesunder Weiterentwicklung auch immer so bleiben; denn es werden auch
in Zukunft genügend Begabte und Tüchtige vorhanden sein. Auf die möglichst
große Zahl dieser über den Durchschnitt Begabten und dabei sittlich Tüchtigen
kommt es aber in erster Linie an; weit mehr, als auf eine möglichst große
Steigerung der absoluten Volksvermehrung. Denn das ist wohl die lauteste
Wahrheit, die der Weltkrieg verkündigt: Die Zahl allein ist nicht ausschlag¬
gebend für die Kraft eines Volkes.
Ein gesundes Volk darf es in der Regel, d. h. unter normalen Ver¬
hältnissen, dem Zufall überlassen, genügend Begabte unter seinen Volksgenossen in
die Führerstellen zu bringen, um diese auszufüllen und dort die ihren Fähigkeiten
angemessenen Arbeiten zum Nutzen des Ganzen zu leisten, statt mit Kärnerdiensten
in der großen Menge nur ihr eigenes Dasein zu fristen. An den Wende¬
punkten seiner Geschichte aber, wo das ganze Volk ein besonderes Interesse an
der Heranziehung möglichst vieler über seinen Durchschnitt Hinausragender zur
nationalen Arbeit hat, fragt es mit Recht, ob es sich nicht lieber den Gärtner
oder den Tierzüchter als Vorbild wählen soll, der die besten Individuen aus
den Arten auswählt, ihnen die besten Existenzbedingungen schafft, und dadurch
die Natur in ihrem Zufallgeschäfte kräftig unterstützt. An einem solchen Wende¬
punkte steht gegenwärtig unser Volk.
Der Krieg hat zahllose wertvolle Menschen vernichtet. Viele Verluste sind
unersetzlich; der Abgang an aktiven wie an werdenden Führerpersönlichkeiten
ist sehr groß und heute schon schwer fühlbar auf allen Gebieten. Ging früher
auch manche wertvolle Persönlichkeit unter, so blieb die Zahl derer doch immer
noch groß genug, die ihre rechte Stelle erreichten. Das wird, zumal für die
nächste Zukunft, anders sein. Die Lücken sind plötzlich zu groß geworden und
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