Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Zweites Vierteljahr.Treitschke in englischer Beleuchtung Professor Dr. Fritz Friedrich von in ersten Hefte der Internationalen Monatsschrift (Jan. 1916) Was der Verfasser dieses Buches ist, ist uns unbekannt. Seine geschicht-- '") London o. I., T. Fisher Altwin. 287 S. 2 öd. Treitschke war lediglich zu 8 Tagen Kärzer verurteilt worden. Er hatte allerdings
zweimal gefordert, war aber in beiden Fällen ohne jede eigene Schuld aufs roheste ange¬ griffen worden, f. Schlemmen, Heinrich v. Treitschkes Lehr- und Wanderjahre S. 88--9". Treitschke in englischer Beleuchtung Professor Dr. Fritz Friedrich von in ersten Hefte der Internationalen Monatsschrift (Jan. 1916) Was der Verfasser dieses Buches ist, ist uns unbekannt. Seine geschicht-- '") London o. I., T. Fisher Altwin. 287 S. 2 öd. Treitschke war lediglich zu 8 Tagen Kärzer verurteilt worden. Er hatte allerdings
zweimal gefordert, war aber in beiden Fällen ohne jede eigene Schuld aufs roheste ange¬ griffen worden, f. Schlemmen, Heinrich v. Treitschkes Lehr- und Wanderjahre S. 88—9». <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0146" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/330246"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341903_330101/figures/grenzboten_341903_330101_330246_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Treitschke in englischer Beleuchtung<lb/><note type="byline"> Professor Dr. Fritz Friedrich</note> von </head><lb/> <p xml:id="ID_512"> in ersten Hefte der Internationalen Monatsschrift (Jan. 1916)<lb/> haben wir in fesselnden Ausführungen von Max Cornicelius gelesen,<lb/> wie sich England in Treitschkes Darstellung und Urteil ausnahm.<lb/> Kaum weniger interessant dürfte es sein, Heinrich von Treitschke<lb/> einmal in englischer Beleuchtung zu sehen. Ist er doch seit dem<lb/> Ausbruch des Weltkriegs drüben und ebenso in Amerika, immer und immer<lb/> wieder, gleich Nietzsche und Bernhardi, als einer der fanatischsten Apostel des<lb/> All-Deutschtums bezeichnet worden, deren verhängnisvolle Lehren den Deutschen<lb/> das Streben nach der Weltherrschaft in die Herzen gepflanzt und dadurch<lb/> jenen Geist der Eroberungssucht und Unersättlichkeit genährt hätten, die nach<lb/> englischer Anschauung den Krieg verschuldet und herbeigeführt haben. Darüber<lb/> hat man bei uns lange verständnislos den Kopf geschüttelt, da wir unseren<lb/> Treitschke wohl als leidenschaftlichen Verfechter der historischen Mission Preußens<lb/> in Deutschland kannten, von Welteroberungsabsichten, die er gehegt oder gar<lb/> ausgesprochen hätte, uns aber nichts bewußt war. Wir glaubten, es handle sich<lb/> um eine jener gedankenlosen Phrasen, die ungeprüft von Mund zu Mund<lb/> weitergegeben werden ohne irgend welchen sachlichen Hintergrund. Ein<lb/> voriges Jahr erschienenes Buch von fast 300 Seiten Stärke belehrt uns eines<lb/> Besseren. Es heißt 1>eitsLkKö ana tus Zreat wer, von Joseph McCabe.") Mit<lb/> ihm wollen wir uns im folgenden beschäftigen.</p><lb/> <p xml:id="ID_513" next="#ID_514"> Was der Verfasser dieses Buches ist, ist uns unbekannt. Seine geschicht--<lb/> lichen Kenntnisse sind so oberflächlich, daß er nicht einmal das Leben des<lb/> Mannes, über den er ein Buch schreibt, darstellen kann, ohne grobe Unrichtig¬<lb/> keiten zu sagen. Oder sollte es absichtliche Lüge sein, wenn er auf Seite 26<lb/> behauptet, Treitschke sei 1855 von der Universität Heidelberg fortgeschickt<lb/> (äigmiZsech worden wegen seiner beständigen Herausforderungen zu gefährlichen<lb/> Pistolenduclls? Was wir über seine Textbehcmdlung werden feststellen müsset,,<lb/> läßt einen solchen Verdacht als durchaus nicht unbegründet erscheinen."*) In<lb/> den folgenden Fällen mag lediglich Unwissenheit vorliegen. S. 24 verlegt er</p><lb/> <note xml:id="FID_36" place="foot"> '") London o. I., T. Fisher Altwin. 287 S. 2 öd.</note><lb/> <note xml:id="FID_37" place="foot"> Treitschke war lediglich zu 8 Tagen Kärzer verurteilt worden. Er hatte allerdings<lb/> zweimal gefordert, war aber in beiden Fällen ohne jede eigene Schuld aufs roheste ange¬<lb/> griffen worden, f. Schlemmen, Heinrich v. Treitschkes Lehr- und Wanderjahre S. 88—9».</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0146]
[Abbildung]
Treitschke in englischer Beleuchtung
Professor Dr. Fritz Friedrich von
in ersten Hefte der Internationalen Monatsschrift (Jan. 1916)
haben wir in fesselnden Ausführungen von Max Cornicelius gelesen,
wie sich England in Treitschkes Darstellung und Urteil ausnahm.
Kaum weniger interessant dürfte es sein, Heinrich von Treitschke
einmal in englischer Beleuchtung zu sehen. Ist er doch seit dem
Ausbruch des Weltkriegs drüben und ebenso in Amerika, immer und immer
wieder, gleich Nietzsche und Bernhardi, als einer der fanatischsten Apostel des
All-Deutschtums bezeichnet worden, deren verhängnisvolle Lehren den Deutschen
das Streben nach der Weltherrschaft in die Herzen gepflanzt und dadurch
jenen Geist der Eroberungssucht und Unersättlichkeit genährt hätten, die nach
englischer Anschauung den Krieg verschuldet und herbeigeführt haben. Darüber
hat man bei uns lange verständnislos den Kopf geschüttelt, da wir unseren
Treitschke wohl als leidenschaftlichen Verfechter der historischen Mission Preußens
in Deutschland kannten, von Welteroberungsabsichten, die er gehegt oder gar
ausgesprochen hätte, uns aber nichts bewußt war. Wir glaubten, es handle sich
um eine jener gedankenlosen Phrasen, die ungeprüft von Mund zu Mund
weitergegeben werden ohne irgend welchen sachlichen Hintergrund. Ein
voriges Jahr erschienenes Buch von fast 300 Seiten Stärke belehrt uns eines
Besseren. Es heißt 1>eitsLkKö ana tus Zreat wer, von Joseph McCabe.") Mit
ihm wollen wir uns im folgenden beschäftigen.
Was der Verfasser dieses Buches ist, ist uns unbekannt. Seine geschicht--
lichen Kenntnisse sind so oberflächlich, daß er nicht einmal das Leben des
Mannes, über den er ein Buch schreibt, darstellen kann, ohne grobe Unrichtig¬
keiten zu sagen. Oder sollte es absichtliche Lüge sein, wenn er auf Seite 26
behauptet, Treitschke sei 1855 von der Universität Heidelberg fortgeschickt
(äigmiZsech worden wegen seiner beständigen Herausforderungen zu gefährlichen
Pistolenduclls? Was wir über seine Textbehcmdlung werden feststellen müsset,,
läßt einen solchen Verdacht als durchaus nicht unbegründet erscheinen."*) In
den folgenden Fällen mag lediglich Unwissenheit vorliegen. S. 24 verlegt er
'") London o. I., T. Fisher Altwin. 287 S. 2 öd.
Treitschke war lediglich zu 8 Tagen Kärzer verurteilt worden. Er hatte allerdings
zweimal gefordert, war aber in beiden Fällen ohne jede eigene Schuld aufs roheste ange¬
griffen worden, f. Schlemmen, Heinrich v. Treitschkes Lehr- und Wanderjahre S. 88—9».
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