Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Stärke und Macht des Deutschtums in den baltischen Provinzen

Goldingen. Bauske. Das bedeutet: in fast der Hälfte der baltischen Städte ist
der deutsche Jmmoblienbesitz sogar an Zahl, wenn also auf den Wert keine
Rücksicht genommen wird und ferner jedem Besitzer, einerlei wieviel Grundstücke
er besitzen mag, nur eine Stimme zugebilligt wird, dem undeutschen überlegen.
Legt man den Wert zu Grunde, so besitzt das Deutschtum sicher weit
über die Hälfte aller städtischen Jmmobilienwerte; rechnet man hierzu
noch den Besitz der Juden, die, wie gesagt, politisch es mit den Deutschen
halten, so kommt man auf etwa dreiviertel.

Erwähnt sei noch, daß die Deutschen in einigen Städten Hauskaufvermittlungs¬
stellen und Baugesellschaften mit großen Kapitalien gegründet haben, die den
deutschen Jmmobilienbesitz stärken und möglichst vielen Deutschen ein eigenes
Haus verschaffen wollen. Obgleich die Institutionen erst ein paar Jahre alt
find, sind durch sie die große deutsche Villenkolonie im Kaiserwalde zu Riga und
eine kleine erst kürzlich begonnene an der Schulmeisterstraße zu Mitau entstanden.


Handel und Kapital.

Viel günstiger würden die Angaben für den deutschen Besitz sein, wenn es
möglich wäre, eine Statistik des Kapitalbesttzes zu geben. Leider ist das eine
unmögliche Aufgabe. Ein gewisses Bild gibt immerhin die Aufzählung der
Banken, Kreditgesellschaften, Sparkassen. 1913 gab es an solchen in Riga
-- die Regierungsinstitutionen wie Reichsbank, Rentei und deren Sparkassen
sind dabei wegelassen worden --:

23 Banken mit ganz oder vorwiegend deutschem Kapital und deutscher Verwaltung
12 " " " " " russischem " ,. russischer
14 " " " " keltischen ,. " keltischer
3 " " " " " jüdischem " " jüdischer
7 ungewiß oder gemischt.

Es ist erwähnenswert, daß die russischen Banken durchweg aus Filialen
innerrussischer Banken oder (mit Ausnahme der III. Nigischen Gesellschaft
gegenseitigen Kredits) Spar- und Vorschußkassen, die lettischen entweder aus
Gesellschaften gegenseitigen Kredits oder (in der Mehrzahl) aus Spar- und
Vorschußkassen bestehen. Die sechs bedeutendsten Banken sind in deutschen
Händen, nämlich: Die Rigische Börsenbank (Reingewinn 1913: 343922 Rubel),
der Rigische Hypothekenverein (1913 emittierte Pfandbriefe: 10792 im Betrage
von 9544600 Rubel), die Rigische Kommerzbank (Jahresumsatz 1913:
5983519519 Rubel), der Kreditverein der Hausbesitzer (emittierte 1913
5212 Pfandbriefe im Betrage von 5045400 Rubel), die Rigische Stadt-
Diskontobank (Jahresumsatz 1913: 533465754 Rubel). Stadtsparkasse (Reinge¬
winn 1913: 54995 Rubel. Einlagen bis zum I.Januar 1914:19 488519 Rubel).

In Libau:

4 deutsche (siehe oben) Banken
2 lettische Banken
2 Filialen innerrussischer Banken
2 gemischt oder ungewiß.

Stärke und Macht des Deutschtums in den baltischen Provinzen

Goldingen. Bauske. Das bedeutet: in fast der Hälfte der baltischen Städte ist
der deutsche Jmmoblienbesitz sogar an Zahl, wenn also auf den Wert keine
Rücksicht genommen wird und ferner jedem Besitzer, einerlei wieviel Grundstücke
er besitzen mag, nur eine Stimme zugebilligt wird, dem undeutschen überlegen.
Legt man den Wert zu Grunde, so besitzt das Deutschtum sicher weit
über die Hälfte aller städtischen Jmmobilienwerte; rechnet man hierzu
noch den Besitz der Juden, die, wie gesagt, politisch es mit den Deutschen
halten, so kommt man auf etwa dreiviertel.

Erwähnt sei noch, daß die Deutschen in einigen Städten Hauskaufvermittlungs¬
stellen und Baugesellschaften mit großen Kapitalien gegründet haben, die den
deutschen Jmmobilienbesitz stärken und möglichst vielen Deutschen ein eigenes
Haus verschaffen wollen. Obgleich die Institutionen erst ein paar Jahre alt
find, sind durch sie die große deutsche Villenkolonie im Kaiserwalde zu Riga und
eine kleine erst kürzlich begonnene an der Schulmeisterstraße zu Mitau entstanden.


Handel und Kapital.

Viel günstiger würden die Angaben für den deutschen Besitz sein, wenn es
möglich wäre, eine Statistik des Kapitalbesttzes zu geben. Leider ist das eine
unmögliche Aufgabe. Ein gewisses Bild gibt immerhin die Aufzählung der
Banken, Kreditgesellschaften, Sparkassen. 1913 gab es an solchen in Riga
— die Regierungsinstitutionen wie Reichsbank, Rentei und deren Sparkassen
sind dabei wegelassen worden —:

23 Banken mit ganz oder vorwiegend deutschem Kapital und deutscher Verwaltung
12 „ „ „ „ „ russischem „ ,. russischer
14 „ „ „ „ keltischen ,. „ keltischer
3 „ „ „ „ „ jüdischem „ „ jüdischer
7 ungewiß oder gemischt.

Es ist erwähnenswert, daß die russischen Banken durchweg aus Filialen
innerrussischer Banken oder (mit Ausnahme der III. Nigischen Gesellschaft
gegenseitigen Kredits) Spar- und Vorschußkassen, die lettischen entweder aus
Gesellschaften gegenseitigen Kredits oder (in der Mehrzahl) aus Spar- und
Vorschußkassen bestehen. Die sechs bedeutendsten Banken sind in deutschen
Händen, nämlich: Die Rigische Börsenbank (Reingewinn 1913: 343922 Rubel),
der Rigische Hypothekenverein (1913 emittierte Pfandbriefe: 10792 im Betrage
von 9544600 Rubel), die Rigische Kommerzbank (Jahresumsatz 1913:
5983519519 Rubel), der Kreditverein der Hausbesitzer (emittierte 1913
5212 Pfandbriefe im Betrage von 5045400 Rubel), die Rigische Stadt-
Diskontobank (Jahresumsatz 1913: 533465754 Rubel). Stadtsparkasse (Reinge¬
winn 1913: 54995 Rubel. Einlagen bis zum I.Januar 1914:19 488519 Rubel).

In Libau:

4 deutsche (siehe oben) Banken
2 lettische Banken
2 Filialen innerrussischer Banken
2 gemischt oder ungewiß.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0284" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/324697"/>
            <fw type="header" place="top"> Stärke und Macht des Deutschtums in den baltischen Provinzen</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_1038" prev="#ID_1037"> Goldingen. Bauske. Das bedeutet: in fast der Hälfte der baltischen Städte ist<lb/>
der deutsche Jmmoblienbesitz sogar an Zahl, wenn also auf den Wert keine<lb/>
Rücksicht genommen wird und ferner jedem Besitzer, einerlei wieviel Grundstücke<lb/>
er besitzen mag, nur eine Stimme zugebilligt wird, dem undeutschen überlegen.<lb/>
Legt man den Wert zu Grunde, so besitzt das Deutschtum sicher weit<lb/>
über die Hälfte aller städtischen Jmmobilienwerte; rechnet man hierzu<lb/>
noch den Besitz der Juden, die, wie gesagt, politisch es mit den Deutschen<lb/>
halten, so kommt man auf etwa dreiviertel.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1039"> Erwähnt sei noch, daß die Deutschen in einigen Städten Hauskaufvermittlungs¬<lb/>
stellen und Baugesellschaften mit großen Kapitalien gegründet haben, die den<lb/>
deutschen Jmmobilienbesitz stärken und möglichst vielen Deutschen ein eigenes<lb/>
Haus verschaffen wollen. Obgleich die Institutionen erst ein paar Jahre alt<lb/>
find, sind durch sie die große deutsche Villenkolonie im Kaiserwalde zu Riga und<lb/>
eine kleine erst kürzlich begonnene an der Schulmeisterstraße zu Mitau entstanden.</p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Handel und Kapital.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_1040"> Viel günstiger würden die Angaben für den deutschen Besitz sein, wenn es<lb/>
möglich wäre, eine Statistik des Kapitalbesttzes zu geben. Leider ist das eine<lb/>
unmögliche Aufgabe. Ein gewisses Bild gibt immerhin die Aufzählung der<lb/>
Banken, Kreditgesellschaften, Sparkassen. 1913 gab es an solchen in Riga<lb/>
&#x2014; die Regierungsinstitutionen wie Reichsbank, Rentei und deren Sparkassen<lb/>
sind dabei wegelassen worden &#x2014;:</p><lb/>
            <list>
              <item> 23 Banken mit ganz oder vorwiegend deutschem Kapital und deutscher Verwaltung</item>
              <item> 12  &#x201E;   &#x201E;  &#x201E;   &#x201E; &#x201E;   russischem   &#x201E;   ,. russischer</item>
              <item> 14  &#x201E;   &#x201E;  &#x201E;   &#x201E; keltischen   ,.   &#x201E; keltischer</item>
              <item> 3  &#x201E;   &#x201E;  &#x201E;   &#x201E;    &#x201E;   jüdischem   &#x201E;   &#x201E; jüdischer</item>
              <item> 7 ungewiß oder gemischt.</item>
            </list><lb/>
            <p xml:id="ID_1041"> Es ist erwähnenswert, daß die russischen Banken durchweg aus Filialen<lb/>
innerrussischer Banken oder (mit Ausnahme der III. Nigischen Gesellschaft<lb/>
gegenseitigen Kredits) Spar- und Vorschußkassen, die lettischen entweder aus<lb/>
Gesellschaften gegenseitigen Kredits oder (in der Mehrzahl) aus Spar- und<lb/>
Vorschußkassen bestehen. Die sechs bedeutendsten Banken sind in deutschen<lb/>
Händen, nämlich: Die Rigische Börsenbank (Reingewinn 1913: 343922 Rubel),<lb/>
der Rigische Hypothekenverein (1913 emittierte Pfandbriefe: 10792 im Betrage<lb/>
von 9544600 Rubel), die Rigische Kommerzbank (Jahresumsatz 1913:<lb/>
5983519519 Rubel), der Kreditverein der Hausbesitzer (emittierte 1913<lb/>
5212 Pfandbriefe im Betrage von 5045400 Rubel), die Rigische Stadt-<lb/>
Diskontobank (Jahresumsatz 1913: 533465754 Rubel). Stadtsparkasse (Reinge¬<lb/>
winn 1913: 54995 Rubel. Einlagen bis zum I.Januar 1914:19 488519 Rubel).</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1042"> In Libau:</p><lb/>
            <list>
              <item> 4 deutsche (siehe oben) Banken</item>
              <item> 2 lettische Banken</item>
              <item> 2 Filialen innerrussischer Banken</item>
              <item> 2 gemischt oder ungewiß.</item>
            </list><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0284] Stärke und Macht des Deutschtums in den baltischen Provinzen Goldingen. Bauske. Das bedeutet: in fast der Hälfte der baltischen Städte ist der deutsche Jmmoblienbesitz sogar an Zahl, wenn also auf den Wert keine Rücksicht genommen wird und ferner jedem Besitzer, einerlei wieviel Grundstücke er besitzen mag, nur eine Stimme zugebilligt wird, dem undeutschen überlegen. Legt man den Wert zu Grunde, so besitzt das Deutschtum sicher weit über die Hälfte aller städtischen Jmmobilienwerte; rechnet man hierzu noch den Besitz der Juden, die, wie gesagt, politisch es mit den Deutschen halten, so kommt man auf etwa dreiviertel. Erwähnt sei noch, daß die Deutschen in einigen Städten Hauskaufvermittlungs¬ stellen und Baugesellschaften mit großen Kapitalien gegründet haben, die den deutschen Jmmobilienbesitz stärken und möglichst vielen Deutschen ein eigenes Haus verschaffen wollen. Obgleich die Institutionen erst ein paar Jahre alt find, sind durch sie die große deutsche Villenkolonie im Kaiserwalde zu Riga und eine kleine erst kürzlich begonnene an der Schulmeisterstraße zu Mitau entstanden. Handel und Kapital. Viel günstiger würden die Angaben für den deutschen Besitz sein, wenn es möglich wäre, eine Statistik des Kapitalbesttzes zu geben. Leider ist das eine unmögliche Aufgabe. Ein gewisses Bild gibt immerhin die Aufzählung der Banken, Kreditgesellschaften, Sparkassen. 1913 gab es an solchen in Riga — die Regierungsinstitutionen wie Reichsbank, Rentei und deren Sparkassen sind dabei wegelassen worden —: 23 Banken mit ganz oder vorwiegend deutschem Kapital und deutscher Verwaltung 12 „ „ „ „ „ russischem „ ,. russischer 14 „ „ „ „ keltischen ,. „ keltischer 3 „ „ „ „ „ jüdischem „ „ jüdischer 7 ungewiß oder gemischt. Es ist erwähnenswert, daß die russischen Banken durchweg aus Filialen innerrussischer Banken oder (mit Ausnahme der III. Nigischen Gesellschaft gegenseitigen Kredits) Spar- und Vorschußkassen, die lettischen entweder aus Gesellschaften gegenseitigen Kredits oder (in der Mehrzahl) aus Spar- und Vorschußkassen bestehen. Die sechs bedeutendsten Banken sind in deutschen Händen, nämlich: Die Rigische Börsenbank (Reingewinn 1913: 343922 Rubel), der Rigische Hypothekenverein (1913 emittierte Pfandbriefe: 10792 im Betrage von 9544600 Rubel), die Rigische Kommerzbank (Jahresumsatz 1913: 5983519519 Rubel), der Kreditverein der Hausbesitzer (emittierte 1913 5212 Pfandbriefe im Betrage von 5045400 Rubel), die Rigische Stadt- Diskontobank (Jahresumsatz 1913: 533465754 Rubel). Stadtsparkasse (Reinge¬ winn 1913: 54995 Rubel. Einlagen bis zum I.Januar 1914:19 488519 Rubel). In Libau: 4 deutsche (siehe oben) Banken 2 lettische Banken 2 Filialen innerrussischer Banken 2 gemischt oder ungewiß.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_324408
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_324408/284
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_324408/284>, abgerufen am 22.07.2024.