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Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr.

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Stärke und Macht des Deutschtums in den baltischen Provinzen

Die drei größten Unternehmen (der Kurländische Stadthypothekenverein
die Lidauer Börsenbcmk, die Filiale der Rigaer Kommerzbank) find deutsch

In Mitau:

7 deutsche Banken
3 lettische Banken (darunter 4 Sparkassen)
2 Filialen innerrussischer Banken
1 jüdische Sparkasse.

Die beiden Hauptbc-nten (der Kurländische Kreditverein, die K mlmidische
Gesellschaft gegenseitigen Kredits) sind wiederum deutsch.

Ebenso wie die großen Bankunternehmen, sind fast alle wirklich großen
Handelsfirmen in deutschen Händen. Als Beispiel führen wir die zehn größten
rigaischen Exportfirmen nach der Größe ihrer Ausfuhr vom Jahre 1908*) ge¬
ordnet an:

1. Miengesellschaft Gerhard 6 Heu mit 38 666 666 RuSel
2. Ed. R. Lange" 8 868 427 "
3. Paul Forostowsky" "084 8S8 "
4. Orientgesellschaft" 6 880 727 "
5. Malcolm K Ko." 6 636 681 "
". Kniep <Zc Werner" 6 224 966 "
7. Edg. Lyra 6c Ko." 3 276 263 "
8. Dieir. Heydemann" 2 894 886 "
9. sah, schaut" 2 786 284 "
10. A. seltener" 2 318 097 "

Von diesen zehn Firmen sind die ersten acht deutsch, die neunte eine jüdische;
der Besitzer der zehnten ist ganz germanisierter Leite. Der Export Rigas im
Jahre 1908 betrug 127514060 Rubel; somit kommen schon auf die obigen neun
deutschen Firmen über 60Prozent des Gesamtexportes. Es gibt aber noch eine große
Zahl deutscher Firmen, die den genannten an Größe nur wenig nachstehen.
Man kann sich darnach eine Vorstellung davon machen, daß die deutschen Firmen
herrschen und die undeutschen neben ihnen verschwinden.

So ist es denn kein Wunder, daß das sogenannte "Börsenkomitee" in Riga
(ebenso in Libau). die Berufsvertretung der Inhaber eines Handelsscheines
!- Kategorie das heißt der Engroskaufleute eine im wesentlichen deutsche In¬
stitution ist. Was das zu bedeuten hat, ersieht man am besten aus einem Ver¬
zeichnis der ihm unterstellten Betriebe: die Börsenbank, die Hafenbauten, der
Baggerbetrieb, die Häfen in Alt- und Neu-Mühlgraben. der Winterhafen in
Dünamünde, das Zentralwarendevot, das Patentflipdock, das Schwimmdock,
die Bolderaaer Maschinenfabrik, die Kompaßregulierungsstation, die Rigische
Reederei, das Seemannshaus, die Kommerzschule, die Navigationsschule für.
weite Fahrten.

Von den drei in den Ostseeprovinzen existierenden Privatbahngesellschaften
ist die eine, die Wall--Peruanische Bahn mit der Zweiglinie Moiselüll--Fellin--



") Neuere Daten habe ich augenblicklich nicht zur Verfügung.
Grenzboten IV 101518
Stärke und Macht des Deutschtums in den baltischen Provinzen

Die drei größten Unternehmen (der Kurländische Stadthypothekenverein
die Lidauer Börsenbcmk, die Filiale der Rigaer Kommerzbank) find deutsch

In Mitau:

7 deutsche Banken
3 lettische Banken (darunter 4 Sparkassen)
2 Filialen innerrussischer Banken
1 jüdische Sparkasse.

Die beiden Hauptbc-nten (der Kurländische Kreditverein, die K mlmidische
Gesellschaft gegenseitigen Kredits) sind wiederum deutsch.

Ebenso wie die großen Bankunternehmen, sind fast alle wirklich großen
Handelsfirmen in deutschen Händen. Als Beispiel führen wir die zehn größten
rigaischen Exportfirmen nach der Größe ihrer Ausfuhr vom Jahre 1908*) ge¬
ordnet an:

1. Miengesellschaft Gerhard 6 Heu mit 38 666 666 RuSel
2. Ed. R. Lange„ 8 868 427 „
3. Paul Forostowsky„ «084 8S8 „
4. Orientgesellschaft„ 6 880 727 „
5. Malcolm K Ko.„ 6 636 681 „
«. Kniep <Zc Werner„ 6 224 966 „
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8. Dieir. Heydemann„ 2 894 886 „
9. sah, schaut„ 2 786 284 „
10. A. seltener„ 2 318 097 „

Von diesen zehn Firmen sind die ersten acht deutsch, die neunte eine jüdische;
der Besitzer der zehnten ist ganz germanisierter Leite. Der Export Rigas im
Jahre 1908 betrug 127514060 Rubel; somit kommen schon auf die obigen neun
deutschen Firmen über 60Prozent des Gesamtexportes. Es gibt aber noch eine große
Zahl deutscher Firmen, die den genannten an Größe nur wenig nachstehen.
Man kann sich darnach eine Vorstellung davon machen, daß die deutschen Firmen
herrschen und die undeutschen neben ihnen verschwinden.

So ist es denn kein Wunder, daß das sogenannte „Börsenkomitee" in Riga
(ebenso in Libau). die Berufsvertretung der Inhaber eines Handelsscheines
!- Kategorie das heißt der Engroskaufleute eine im wesentlichen deutsche In¬
stitution ist. Was das zu bedeuten hat, ersieht man am besten aus einem Ver¬
zeichnis der ihm unterstellten Betriebe: die Börsenbank, die Hafenbauten, der
Baggerbetrieb, die Häfen in Alt- und Neu-Mühlgraben. der Winterhafen in
Dünamünde, das Zentralwarendevot, das Patentflipdock, das Schwimmdock,
die Bolderaaer Maschinenfabrik, die Kompaßregulierungsstation, die Rigische
Reederei, das Seemannshaus, die Kommerzschule, die Navigationsschule für.
weite Fahrten.

Von den drei in den Ostseeprovinzen existierenden Privatbahngesellschaften
ist die eine, die Wall—Peruanische Bahn mit der Zweiglinie Moiselüll—Fellin—



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[0285] Stärke und Macht des Deutschtums in den baltischen Provinzen Die drei größten Unternehmen (der Kurländische Stadthypothekenverein die Lidauer Börsenbcmk, die Filiale der Rigaer Kommerzbank) find deutsch In Mitau: 7 deutsche Banken 3 lettische Banken (darunter 4 Sparkassen) 2 Filialen innerrussischer Banken 1 jüdische Sparkasse. Die beiden Hauptbc-nten (der Kurländische Kreditverein, die K mlmidische Gesellschaft gegenseitigen Kredits) sind wiederum deutsch. Ebenso wie die großen Bankunternehmen, sind fast alle wirklich großen Handelsfirmen in deutschen Händen. Als Beispiel führen wir die zehn größten rigaischen Exportfirmen nach der Größe ihrer Ausfuhr vom Jahre 1908*) ge¬ ordnet an: 1. Miengesellschaft Gerhard 6 Heu mit 38 666 666 RuSel 2. Ed. R. Lange„ 8 868 427 „ 3. Paul Forostowsky„ «084 8S8 „ 4. Orientgesellschaft„ 6 880 727 „ 5. Malcolm K Ko.„ 6 636 681 „ «. Kniep <Zc Werner„ 6 224 966 „ 7. Edg. Lyra 6c Ko.„ 3 276 263 „ 8. Dieir. Heydemann„ 2 894 886 „ 9. sah, schaut„ 2 786 284 „ 10. A. seltener„ 2 318 097 „ Von diesen zehn Firmen sind die ersten acht deutsch, die neunte eine jüdische; der Besitzer der zehnten ist ganz germanisierter Leite. Der Export Rigas im Jahre 1908 betrug 127514060 Rubel; somit kommen schon auf die obigen neun deutschen Firmen über 60Prozent des Gesamtexportes. Es gibt aber noch eine große Zahl deutscher Firmen, die den genannten an Größe nur wenig nachstehen. Man kann sich darnach eine Vorstellung davon machen, daß die deutschen Firmen herrschen und die undeutschen neben ihnen verschwinden. So ist es denn kein Wunder, daß das sogenannte „Börsenkomitee" in Riga (ebenso in Libau). die Berufsvertretung der Inhaber eines Handelsscheines !- Kategorie das heißt der Engroskaufleute eine im wesentlichen deutsche In¬ stitution ist. Was das zu bedeuten hat, ersieht man am besten aus einem Ver¬ zeichnis der ihm unterstellten Betriebe: die Börsenbank, die Hafenbauten, der Baggerbetrieb, die Häfen in Alt- und Neu-Mühlgraben. der Winterhafen in Dünamünde, das Zentralwarendevot, das Patentflipdock, das Schwimmdock, die Bolderaaer Maschinenfabrik, die Kompaßregulierungsstation, die Rigische Reederei, das Seemannshaus, die Kommerzschule, die Navigationsschule für. weite Fahrten. Von den drei in den Ostseeprovinzen existierenden Privatbahngesellschaften ist die eine, die Wall—Peruanische Bahn mit der Zweiglinie Moiselüll—Fellin— ") Neuere Daten habe ich augenblicklich nicht zur Verfügung. Grenzboten IV 101518

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_324408/285>, abgerufen am 22.07.2024.