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Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr.

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Zeitung und Hochschule

art, Gleich- und Wechselstrom, und von der Größe des Stromes ab. Aufgabe
des Elektrotechnikers wird es sein, die Verwendbarkeit und die den gegebenen
Verhältnissen entsprechende Bemessung der Eisenleiter festzusetzen.

Diese Aufgabe beschränkt sich aber nicht nur für diesen einzelnen Fall.
Hunderte von Problemen, deren praktische Durchführbarkeit erwiesen wurde,
werden wissenschaftlich zu verarbeiten sein. Durch Berechnungen und Versuche,
diese beiden Hilfsmittel geistiger Forschungsarbeit, werden die im Kriege ge¬
sammelten Erfahrungen vertieft werden. Und wenn der Krieg auch viele, leider
nie wieder zu ersetzende Werte zerstört hat, so hat er auch den nie erlahmenden
menschlichen G?ist zur Lösung neuer Aufgaben, zur Vollbringung neuer, unge¬
ahnter Taten angefeuert. Und dies ist ein bleibender Gewinn.




Zeitung und Hochschule
Karl d'Lster von

is kürzlich die Nachricht durch die Presse ging, daß die Universität
Münster i. W. mit dem Plane umgehe, Vorlesungen über
Zeitungswesen einzurichten und an ihrer rheinischen Schwester,
der Universität Bonn, sogar die Errichtung eines eigenen Lehr¬
stuhles für dieses Fach ins Auge gefaßt sei, da hat diese Kunde
gewiß bei allen, die es mit unserer Presse gut meinen, freudige Teilnahme er¬
weckt. Denn wenn irgend etwas Anspruch darauf hat, auch auf unseren Uni¬
versitäten vertreten zu sein, so ist es die Presse, wird doch dort über so viel
geringwertigere Dinge gehandelt. Sie lenkt ja zu einem wesentlichen Teil
die Geschicke der Völker, wie die Erfahrungen des Weltkrieges fast täglich be¬
weisen. Jede größere Zeitung ist selbst in gewissem Sinne eine kleine Uni¬
versität, in deren Spalten die verschiedensten Kollegien gelesen werden, und die
einen größeren Hörerkreis um sich versammelt steht, als der Professor selbst im
Auditorium maximum. Es ist eigentlich nicht recht verständlich, warum das
Kapitel Zeitung und Hochschule bislang in unserer Zeit nur wenig Lichtblicke
zeigt. Es kommt auch hier nur darauf an, einen Gedanken, der längst gedacht
ist, vernünftig wiederzudenken, denn ein Studium der Literatur vergangene,
Jahrhunderte, besonders der Universitätsschriften, zeigt, daß es früher nicht an
Versuchen gefehlt hat, das flüchtige, oft etwas verwahrloste Kind Journalismus
in die akademischen Hörsäle zu bannen, aber leider sind diese Bestrebungen
meist ohne nachhallenden Erfolg geblieben.


Grenzboten IV 1916 16
Zeitung und Hochschule

art, Gleich- und Wechselstrom, und von der Größe des Stromes ab. Aufgabe
des Elektrotechnikers wird es sein, die Verwendbarkeit und die den gegebenen
Verhältnissen entsprechende Bemessung der Eisenleiter festzusetzen.

Diese Aufgabe beschränkt sich aber nicht nur für diesen einzelnen Fall.
Hunderte von Problemen, deren praktische Durchführbarkeit erwiesen wurde,
werden wissenschaftlich zu verarbeiten sein. Durch Berechnungen und Versuche,
diese beiden Hilfsmittel geistiger Forschungsarbeit, werden die im Kriege ge¬
sammelten Erfahrungen vertieft werden. Und wenn der Krieg auch viele, leider
nie wieder zu ersetzende Werte zerstört hat, so hat er auch den nie erlahmenden
menschlichen G?ist zur Lösung neuer Aufgaben, zur Vollbringung neuer, unge¬
ahnter Taten angefeuert. Und dies ist ein bleibender Gewinn.




Zeitung und Hochschule
Karl d'Lster von

is kürzlich die Nachricht durch die Presse ging, daß die Universität
Münster i. W. mit dem Plane umgehe, Vorlesungen über
Zeitungswesen einzurichten und an ihrer rheinischen Schwester,
der Universität Bonn, sogar die Errichtung eines eigenen Lehr¬
stuhles für dieses Fach ins Auge gefaßt sei, da hat diese Kunde
gewiß bei allen, die es mit unserer Presse gut meinen, freudige Teilnahme er¬
weckt. Denn wenn irgend etwas Anspruch darauf hat, auch auf unseren Uni¬
versitäten vertreten zu sein, so ist es die Presse, wird doch dort über so viel
geringwertigere Dinge gehandelt. Sie lenkt ja zu einem wesentlichen Teil
die Geschicke der Völker, wie die Erfahrungen des Weltkrieges fast täglich be¬
weisen. Jede größere Zeitung ist selbst in gewissem Sinne eine kleine Uni¬
versität, in deren Spalten die verschiedensten Kollegien gelesen werden, und die
einen größeren Hörerkreis um sich versammelt steht, als der Professor selbst im
Auditorium maximum. Es ist eigentlich nicht recht verständlich, warum das
Kapitel Zeitung und Hochschule bislang in unserer Zeit nur wenig Lichtblicke
zeigt. Es kommt auch hier nur darauf an, einen Gedanken, der längst gedacht
ist, vernünftig wiederzudenken, denn ein Studium der Literatur vergangene,
Jahrhunderte, besonders der Universitätsschriften, zeigt, daß es früher nicht an
Versuchen gefehlt hat, das flüchtige, oft etwas verwahrloste Kind Journalismus
in die akademischen Hörsäle zu bannen, aber leider sind diese Bestrebungen
meist ohne nachhallenden Erfolg geblieben.


Grenzboten IV 1916 16
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[0253] Zeitung und Hochschule art, Gleich- und Wechselstrom, und von der Größe des Stromes ab. Aufgabe des Elektrotechnikers wird es sein, die Verwendbarkeit und die den gegebenen Verhältnissen entsprechende Bemessung der Eisenleiter festzusetzen. Diese Aufgabe beschränkt sich aber nicht nur für diesen einzelnen Fall. Hunderte von Problemen, deren praktische Durchführbarkeit erwiesen wurde, werden wissenschaftlich zu verarbeiten sein. Durch Berechnungen und Versuche, diese beiden Hilfsmittel geistiger Forschungsarbeit, werden die im Kriege ge¬ sammelten Erfahrungen vertieft werden. Und wenn der Krieg auch viele, leider nie wieder zu ersetzende Werte zerstört hat, so hat er auch den nie erlahmenden menschlichen G?ist zur Lösung neuer Aufgaben, zur Vollbringung neuer, unge¬ ahnter Taten angefeuert. Und dies ist ein bleibender Gewinn. Zeitung und Hochschule Karl d'Lster von is kürzlich die Nachricht durch die Presse ging, daß die Universität Münster i. W. mit dem Plane umgehe, Vorlesungen über Zeitungswesen einzurichten und an ihrer rheinischen Schwester, der Universität Bonn, sogar die Errichtung eines eigenen Lehr¬ stuhles für dieses Fach ins Auge gefaßt sei, da hat diese Kunde gewiß bei allen, die es mit unserer Presse gut meinen, freudige Teilnahme er¬ weckt. Denn wenn irgend etwas Anspruch darauf hat, auch auf unseren Uni¬ versitäten vertreten zu sein, so ist es die Presse, wird doch dort über so viel geringwertigere Dinge gehandelt. Sie lenkt ja zu einem wesentlichen Teil die Geschicke der Völker, wie die Erfahrungen des Weltkrieges fast täglich be¬ weisen. Jede größere Zeitung ist selbst in gewissem Sinne eine kleine Uni¬ versität, in deren Spalten die verschiedensten Kollegien gelesen werden, und die einen größeren Hörerkreis um sich versammelt steht, als der Professor selbst im Auditorium maximum. Es ist eigentlich nicht recht verständlich, warum das Kapitel Zeitung und Hochschule bislang in unserer Zeit nur wenig Lichtblicke zeigt. Es kommt auch hier nur darauf an, einen Gedanken, der längst gedacht ist, vernünftig wiederzudenken, denn ein Studium der Literatur vergangene, Jahrhunderte, besonders der Universitätsschriften, zeigt, daß es früher nicht an Versuchen gefehlt hat, das flüchtige, oft etwas verwahrloste Kind Journalismus in die akademischen Hörsäle zu bannen, aber leider sind diese Bestrebungen meist ohne nachhallenden Erfolg geblieben. Grenzboten IV 1916 16

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_324408/253>, abgerufen am 27.12.2024.