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Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Drittes Vierteljahr.

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Russisch-Polen als Kriegsschauplatz

1886 der bekannte Generalleutnant von Liebert seine treffliche militärgeographische
Studie "Von der Weichsel zum Dujepr" schloß: "Im Falle die kriegerische
Entscheidung zwischen Germanen- und Slawentum an uns herantritt, so wird
dieselbe von deutscher Seite siegreich durchgeführt werden. Es bedarf dazu
nur, die Lehren des modernen Krieges geistvoll und zielbewußt auf polnisch-
lithauischem Boden anzuwenden und im deutschen Heere die Idee wachzurufen,
daß es zwischen den Sümpfen und Wäldern des fernen Ostens den heimischen
Herd zu schützen und deutsche Sitte und Art vor slawischer Herrschaft zu be¬
wahren gilt!"




Die wichtigste Literatur.

Die Literatur über die behandelten Gegenstände ist sehr groß und
in zahlreichen Militärzeitschriften zerstreut. Da die vielen Arbeiten in russischer und Polnischer
Sprache den Lesern meist unzugänglich sein dürften, seien hier nur die wichtigsten deutschen
besprochen.

Eine allseitige nach modernen Gesichtspunkten geschriebene Geographie Polens gibt eS
nicht. Man ist daher auf die Handbücher über Rußland angewiesen. Das umfassendste
enthält die A. Kirchhoffsche Sammlung "Unser Wissen von der Erde", in der die Behandlung
Rußlands von N. von Kraßnow in Verbindung mit dem bekannten Klimatologen A, Woeikow
stammt (Leipzig und Wien, G. Freytag und F. Tempsky, 1907). Zur ersten Orientierung
diene die treffliche "Kleine Landeskunde des Europäischen Rußlands nebst Finnlands" von
dem Bonner Geographen A. Philippson (Sammlung Göschen, Ur. 369, Leipzig, G. I. Göschen,
1908). Der Heidelberger Geograph A. Hettner beschenkte uns mit einem ausgezeichneten
Buche "Das europäische Rußland, eine Studie zur Geographie des Menschen" (Leipzig und
Berlin, B. G. Teubner, 1905), das den durchaus gelungenen Versuch macht, die Eigenart
des russischen Volkes, des russischen Staates und der russischen Kultur in ihrer geographischen
Bedingtheit zu erkennen und dadurch die Grundlage zu einer gerechten Würdigung zu finden,
welche nicht preist und nicht verdammt, sondern zu verstehen sucht. Wertvolle Anregungen
geographischer Art enthalten auch die ungleichen Werke von D. M. Wallace, Rußland (übersetzt
von E. Purlitz, 4. Auflage, 2 Bände, Würzburg 1906), A. Leroy - Beaulieu, I^smpire clef
Isars et los Busses (3 Bände, Paris 1381, übersetzt von Pezold, Berlin 1884), und E. von
der Brügger, Das heutige Rußland, Kulturstudien (Leipzig, Veit und Co., 1902). Zuver¬
lässige Antwort auf alle Fragen gibt Schlesingers "Land und Leute in Nußland" (Langen-
scheidts Sachwörterbücher). Neben den "Volkswirtschaftlichen Studien aus Rußland" von
von Schulze-Gaevernitz (Leipzig 1899) orientiert über wirtschaftliche Fragen speziell in Polen
am besten George Cleinow "Die Zukunft Polens" (Band l Wirtschaft, Band II Politik
1864--83, Leipzig, Friedr. Wilh. Grunow, 1908--14), über die Politik Rußlands desselben
Verfassers "Aus Rußlands Not und Hoffen" (2 Bände, ebenda 1906/07).

An die Spitze der militärgeographischen Literatur über Polen ist das Buch von
Sarmaticus zu stellen, hinter welchem Pseudonym sich der bekannte Generalleutnant z. D.
von Liebert verbirgt, "Von der Weichsel zum Dujepr" (Hannover, Helwing 1886). Im
ersten militärgeographischen Teil werden die Kriegsschauplatze beschrieben, dessen Angaben
natürlich teilweise veraltet sind. Der kriegsgeschichtliche Teil behandelt den preußisch - russischen
Feldzug in Polen 1792--94, den Winterfeldzug 1806/07, den Krieg von 1312 und den
polnisch-russischen Krieg 1831. Ein operativer Teil mit praktischen Angaben beschließt das treffliche
Buch. "Polen als Schauplatz vergangener und zukünftiger Kriege" behandelt von dem Börne
(Leipzig, A. Strauch s1890)) insbesondere die Kämpfe 1806, 1812 und 1830/31. Anspruchslose
Schilderungen des russischen Militärlebens und eines Manövers bei Wilna gab A. von Drygalski


Russisch-Polen als Kriegsschauplatz

1886 der bekannte Generalleutnant von Liebert seine treffliche militärgeographische
Studie „Von der Weichsel zum Dujepr" schloß: „Im Falle die kriegerische
Entscheidung zwischen Germanen- und Slawentum an uns herantritt, so wird
dieselbe von deutscher Seite siegreich durchgeführt werden. Es bedarf dazu
nur, die Lehren des modernen Krieges geistvoll und zielbewußt auf polnisch-
lithauischem Boden anzuwenden und im deutschen Heere die Idee wachzurufen,
daß es zwischen den Sümpfen und Wäldern des fernen Ostens den heimischen
Herd zu schützen und deutsche Sitte und Art vor slawischer Herrschaft zu be¬
wahren gilt!"




Die wichtigste Literatur.

Die Literatur über die behandelten Gegenstände ist sehr groß und
in zahlreichen Militärzeitschriften zerstreut. Da die vielen Arbeiten in russischer und Polnischer
Sprache den Lesern meist unzugänglich sein dürften, seien hier nur die wichtigsten deutschen
besprochen.

Eine allseitige nach modernen Gesichtspunkten geschriebene Geographie Polens gibt eS
nicht. Man ist daher auf die Handbücher über Rußland angewiesen. Das umfassendste
enthält die A. Kirchhoffsche Sammlung „Unser Wissen von der Erde", in der die Behandlung
Rußlands von N. von Kraßnow in Verbindung mit dem bekannten Klimatologen A, Woeikow
stammt (Leipzig und Wien, G. Freytag und F. Tempsky, 1907). Zur ersten Orientierung
diene die treffliche „Kleine Landeskunde des Europäischen Rußlands nebst Finnlands" von
dem Bonner Geographen A. Philippson (Sammlung Göschen, Ur. 369, Leipzig, G. I. Göschen,
1908). Der Heidelberger Geograph A. Hettner beschenkte uns mit einem ausgezeichneten
Buche „Das europäische Rußland, eine Studie zur Geographie des Menschen" (Leipzig und
Berlin, B. G. Teubner, 1905), das den durchaus gelungenen Versuch macht, die Eigenart
des russischen Volkes, des russischen Staates und der russischen Kultur in ihrer geographischen
Bedingtheit zu erkennen und dadurch die Grundlage zu einer gerechten Würdigung zu finden,
welche nicht preist und nicht verdammt, sondern zu verstehen sucht. Wertvolle Anregungen
geographischer Art enthalten auch die ungleichen Werke von D. M. Wallace, Rußland (übersetzt
von E. Purlitz, 4. Auflage, 2 Bände, Würzburg 1906), A. Leroy - Beaulieu, I^smpire clef
Isars et los Busses (3 Bände, Paris 1381, übersetzt von Pezold, Berlin 1884), und E. von
der Brügger, Das heutige Rußland, Kulturstudien (Leipzig, Veit und Co., 1902). Zuver¬
lässige Antwort auf alle Fragen gibt Schlesingers „Land und Leute in Nußland" (Langen-
scheidts Sachwörterbücher). Neben den „Volkswirtschaftlichen Studien aus Rußland" von
von Schulze-Gaevernitz (Leipzig 1899) orientiert über wirtschaftliche Fragen speziell in Polen
am besten George Cleinow „Die Zukunft Polens" (Band l Wirtschaft, Band II Politik
1864—83, Leipzig, Friedr. Wilh. Grunow, 1908—14), über die Politik Rußlands desselben
Verfassers „Aus Rußlands Not und Hoffen" (2 Bände, ebenda 1906/07).

An die Spitze der militärgeographischen Literatur über Polen ist das Buch von
Sarmaticus zu stellen, hinter welchem Pseudonym sich der bekannte Generalleutnant z. D.
von Liebert verbirgt, „Von der Weichsel zum Dujepr" (Hannover, Helwing 1886). Im
ersten militärgeographischen Teil werden die Kriegsschauplatze beschrieben, dessen Angaben
natürlich teilweise veraltet sind. Der kriegsgeschichtliche Teil behandelt den preußisch - russischen
Feldzug in Polen 1792—94, den Winterfeldzug 1806/07, den Krieg von 1312 und den
polnisch-russischen Krieg 1831. Ein operativer Teil mit praktischen Angaben beschließt das treffliche
Buch. „Polen als Schauplatz vergangener und zukünftiger Kriege" behandelt von dem Börne
(Leipzig, A. Strauch s1890)) insbesondere die Kämpfe 1806, 1812 und 1830/31. Anspruchslose
Schilderungen des russischen Militärlebens und eines Manövers bei Wilna gab A. von Drygalski


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[0410] Russisch-Polen als Kriegsschauplatz 1886 der bekannte Generalleutnant von Liebert seine treffliche militärgeographische Studie „Von der Weichsel zum Dujepr" schloß: „Im Falle die kriegerische Entscheidung zwischen Germanen- und Slawentum an uns herantritt, so wird dieselbe von deutscher Seite siegreich durchgeführt werden. Es bedarf dazu nur, die Lehren des modernen Krieges geistvoll und zielbewußt auf polnisch- lithauischem Boden anzuwenden und im deutschen Heere die Idee wachzurufen, daß es zwischen den Sümpfen und Wäldern des fernen Ostens den heimischen Herd zu schützen und deutsche Sitte und Art vor slawischer Herrschaft zu be¬ wahren gilt!" Die wichtigste Literatur. Die Literatur über die behandelten Gegenstände ist sehr groß und in zahlreichen Militärzeitschriften zerstreut. Da die vielen Arbeiten in russischer und Polnischer Sprache den Lesern meist unzugänglich sein dürften, seien hier nur die wichtigsten deutschen besprochen. Eine allseitige nach modernen Gesichtspunkten geschriebene Geographie Polens gibt eS nicht. Man ist daher auf die Handbücher über Rußland angewiesen. Das umfassendste enthält die A. Kirchhoffsche Sammlung „Unser Wissen von der Erde", in der die Behandlung Rußlands von N. von Kraßnow in Verbindung mit dem bekannten Klimatologen A, Woeikow stammt (Leipzig und Wien, G. Freytag und F. Tempsky, 1907). Zur ersten Orientierung diene die treffliche „Kleine Landeskunde des Europäischen Rußlands nebst Finnlands" von dem Bonner Geographen A. Philippson (Sammlung Göschen, Ur. 369, Leipzig, G. I. Göschen, 1908). Der Heidelberger Geograph A. Hettner beschenkte uns mit einem ausgezeichneten Buche „Das europäische Rußland, eine Studie zur Geographie des Menschen" (Leipzig und Berlin, B. G. Teubner, 1905), das den durchaus gelungenen Versuch macht, die Eigenart des russischen Volkes, des russischen Staates und der russischen Kultur in ihrer geographischen Bedingtheit zu erkennen und dadurch die Grundlage zu einer gerechten Würdigung zu finden, welche nicht preist und nicht verdammt, sondern zu verstehen sucht. Wertvolle Anregungen geographischer Art enthalten auch die ungleichen Werke von D. M. Wallace, Rußland (übersetzt von E. Purlitz, 4. Auflage, 2 Bände, Würzburg 1906), A. Leroy - Beaulieu, I^smpire clef Isars et los Busses (3 Bände, Paris 1381, übersetzt von Pezold, Berlin 1884), und E. von der Brügger, Das heutige Rußland, Kulturstudien (Leipzig, Veit und Co., 1902). Zuver¬ lässige Antwort auf alle Fragen gibt Schlesingers „Land und Leute in Nußland" (Langen- scheidts Sachwörterbücher). Neben den „Volkswirtschaftlichen Studien aus Rußland" von von Schulze-Gaevernitz (Leipzig 1899) orientiert über wirtschaftliche Fragen speziell in Polen am besten George Cleinow „Die Zukunft Polens" (Band l Wirtschaft, Band II Politik 1864—83, Leipzig, Friedr. Wilh. Grunow, 1908—14), über die Politik Rußlands desselben Verfassers „Aus Rußlands Not und Hoffen" (2 Bände, ebenda 1906/07). An die Spitze der militärgeographischen Literatur über Polen ist das Buch von Sarmaticus zu stellen, hinter welchem Pseudonym sich der bekannte Generalleutnant z. D. von Liebert verbirgt, „Von der Weichsel zum Dujepr" (Hannover, Helwing 1886). Im ersten militärgeographischen Teil werden die Kriegsschauplatze beschrieben, dessen Angaben natürlich teilweise veraltet sind. Der kriegsgeschichtliche Teil behandelt den preußisch - russischen Feldzug in Polen 1792—94, den Winterfeldzug 1806/07, den Krieg von 1312 und den polnisch-russischen Krieg 1831. Ein operativer Teil mit praktischen Angaben beschließt das treffliche Buch. „Polen als Schauplatz vergangener und zukünftiger Kriege" behandelt von dem Börne (Leipzig, A. Strauch s1890)) insbesondere die Kämpfe 1806, 1812 und 1830/31. Anspruchslose Schilderungen des russischen Militärlebens und eines Manövers bei Wilna gab A. von Drygalski

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_328733/410>, abgerufen am 22.12.2024.