Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Zweites Vierteljahr.Wirtschaft und Runst Georg Zahn von Anläßlich der Eröffnung der "Deutschen Werlbund - Ausstellung" in Köln kennzeichnen die folgenden Ausführungen die geschichtliche Ent¬ wicklung der dort herrschenden Tendenzen. In einem späteren Heft wird über die Ausstellung, die zum erstenmal eine deutsche Qnalitätsschau bringen soll, ausführlich berichtet werden. le Frage nach den Wechselbeziehungen zwischen Wirtschaft und Aufs neue bestätigt und bekräftigt wird die Richtigkeit dieses Satzes durch Auch in der neueren Zeit ist das Land, das in unseren" Kulturkreise *) "Wirtschaft und Kunst." Eine Untersuchung über Geschichte und Theorie der modernen
Kunstgewerbebewegung. Jena, Verlag von Gustav Fischer. Preis 8 Mark. -- Der theo¬ retische Gewinn dieser infolge der Berufung ihres Verfassers nach Japan vorzeitig vollendeten "Gelegenheitsschrift" steht zwar in argem Mißverhältnis zur Breite der Darstellung und der Fülle des angezogenen Materials, verdient aber inimerhin als erster theoretischer Versuch die Beachtung aller derer, die den volkswirtschaftlichen Wert der Kunst begriffen haben. Wirtschaft und Runst Georg Zahn von Anläßlich der Eröffnung der „Deutschen Werlbund - Ausstellung" in Köln kennzeichnen die folgenden Ausführungen die geschichtliche Ent¬ wicklung der dort herrschenden Tendenzen. In einem späteren Heft wird über die Ausstellung, die zum erstenmal eine deutsche Qnalitätsschau bringen soll, ausführlich berichtet werden. le Frage nach den Wechselbeziehungen zwischen Wirtschaft und Aufs neue bestätigt und bekräftigt wird die Richtigkeit dieses Satzes durch Auch in der neueren Zeit ist das Land, das in unseren» Kulturkreise *) „Wirtschaft und Kunst." Eine Untersuchung über Geschichte und Theorie der modernen
Kunstgewerbebewegung. Jena, Verlag von Gustav Fischer. Preis 8 Mark. — Der theo¬ retische Gewinn dieser infolge der Berufung ihres Verfassers nach Japan vorzeitig vollendeten „Gelegenheitsschrift" steht zwar in argem Mißverhältnis zur Breite der Darstellung und der Fülle des angezogenen Materials, verdient aber inimerhin als erster theoretischer Versuch die Beachtung aller derer, die den volkswirtschaftlichen Wert der Kunst begriffen haben. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0214" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/328314"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341899_328099/figures/grenzboten_341899_328099_328314_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Wirtschaft und Runst<lb/><note type="byline"> Georg Zahn</note> von</head><lb/> <note type="argument"> Anläßlich der Eröffnung der „Deutschen Werlbund - Ausstellung"<lb/> in Köln kennzeichnen die folgenden Ausführungen die geschichtliche Ent¬<lb/> wicklung der dort herrschenden Tendenzen. In einem späteren Heft wird<lb/> über die Ausstellung, die zum erstenmal eine deutsche Qnalitätsschau<lb/> bringen soll, ausführlich berichtet werden.</note><lb/> <p xml:id="ID_943"> le Frage nach den Wechselbeziehungen zwischen Wirtschaft und<lb/> Kunst hat neuerdings ein so hohes Interesse gewonnen, daß es<lb/> an der Zeit ist, eine Antwort darauf zu geben und die Gesetz¬<lb/> mäßigkeiten aufzudecken, die zweifellos auch hier wirksam sind.<lb/> Man beginnt heute den volkswirtschaftlichen Wert der Kunst zu<lb/> begreifen und betrachtet sie nicht mehr als einen Luxus, dem lediglich in<lb/> Schlössern und Kirchen, Museen und Schatzkammern ein Platz eingeräumt wurde.<lb/> Die Kunst wird wieder zu einem das ganze Wirtschafts- und Volksleben durch¬<lb/> dringenden Prinzip, wie sie es im Mittelalter eine Zeitlang gewesen ist. Eine<lb/> solche lebendige Wechselbeziehung zwischen Wirtschaft und Kunst aber ist immer<lb/> nur in einem Volke möglich, dessen materielle Kultur zu hoher Entwicklung ge¬<lb/> kommen ist und dessen durchschnittlicher Wohlstand die Verwendung eines ver¬<lb/> hältnismäßig großen Teiles der Wirtschaftskräfte zur Produktion höherer Werte<lb/> gestattet.</p><lb/> <p xml:id="ID_944"> Aufs neue bestätigt und bekräftigt wird die Richtigkeit dieses Satzes durch<lb/> die Geschichte der modernen Kunstgewcrbebewegung, die Heinrich Waentig in<lb/> seinem etwas breit geratenen Buche „Wirtschaft und Kunst"*) im Zusammen¬<lb/> hange darzustellen und theoretisch auszuschöpfen versucht hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_945" next="#ID_946"> Auch in der neueren Zeit ist das Land, das in unseren» Kulturkreise<lb/> zuerst wirtschaftlich, politisch und kulturell in den Vordergrund getreten ist und<lb/> das Übergewicht erlangt hat, auch zuerst dazu gelangt, sich einen neuen Lebensstil<lb/> zu schaffen und die Auswüchse und Übelstände des Jndustriezeitalters zu über¬<lb/> winden — nämlich England. Das Lebendigwerden künstlerischer Kräfte steht</p><lb/> <note xml:id="FID_21" place="foot"> *) „Wirtschaft und Kunst." Eine Untersuchung über Geschichte und Theorie der modernen<lb/> Kunstgewerbebewegung. Jena, Verlag von Gustav Fischer. Preis 8 Mark. — Der theo¬<lb/> retische Gewinn dieser infolge der Berufung ihres Verfassers nach Japan vorzeitig vollendeten<lb/> „Gelegenheitsschrift" steht zwar in argem Mißverhältnis zur Breite der Darstellung und<lb/> der Fülle des angezogenen Materials, verdient aber inimerhin als erster theoretischer Versuch<lb/> die Beachtung aller derer, die den volkswirtschaftlichen Wert der Kunst begriffen haben.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0214]
[Abbildung]
Wirtschaft und Runst
Georg Zahn von
Anläßlich der Eröffnung der „Deutschen Werlbund - Ausstellung"
in Köln kennzeichnen die folgenden Ausführungen die geschichtliche Ent¬
wicklung der dort herrschenden Tendenzen. In einem späteren Heft wird
über die Ausstellung, die zum erstenmal eine deutsche Qnalitätsschau
bringen soll, ausführlich berichtet werden.
le Frage nach den Wechselbeziehungen zwischen Wirtschaft und
Kunst hat neuerdings ein so hohes Interesse gewonnen, daß es
an der Zeit ist, eine Antwort darauf zu geben und die Gesetz¬
mäßigkeiten aufzudecken, die zweifellos auch hier wirksam sind.
Man beginnt heute den volkswirtschaftlichen Wert der Kunst zu
begreifen und betrachtet sie nicht mehr als einen Luxus, dem lediglich in
Schlössern und Kirchen, Museen und Schatzkammern ein Platz eingeräumt wurde.
Die Kunst wird wieder zu einem das ganze Wirtschafts- und Volksleben durch¬
dringenden Prinzip, wie sie es im Mittelalter eine Zeitlang gewesen ist. Eine
solche lebendige Wechselbeziehung zwischen Wirtschaft und Kunst aber ist immer
nur in einem Volke möglich, dessen materielle Kultur zu hoher Entwicklung ge¬
kommen ist und dessen durchschnittlicher Wohlstand die Verwendung eines ver¬
hältnismäßig großen Teiles der Wirtschaftskräfte zur Produktion höherer Werte
gestattet.
Aufs neue bestätigt und bekräftigt wird die Richtigkeit dieses Satzes durch
die Geschichte der modernen Kunstgewcrbebewegung, die Heinrich Waentig in
seinem etwas breit geratenen Buche „Wirtschaft und Kunst"*) im Zusammen¬
hange darzustellen und theoretisch auszuschöpfen versucht hat.
Auch in der neueren Zeit ist das Land, das in unseren» Kulturkreise
zuerst wirtschaftlich, politisch und kulturell in den Vordergrund getreten ist und
das Übergewicht erlangt hat, auch zuerst dazu gelangt, sich einen neuen Lebensstil
zu schaffen und die Auswüchse und Übelstände des Jndustriezeitalters zu über¬
winden — nämlich England. Das Lebendigwerden künstlerischer Kräfte steht
*) „Wirtschaft und Kunst." Eine Untersuchung über Geschichte und Theorie der modernen
Kunstgewerbebewegung. Jena, Verlag von Gustav Fischer. Preis 8 Mark. — Der theo¬
retische Gewinn dieser infolge der Berufung ihres Verfassers nach Japan vorzeitig vollendeten
„Gelegenheitsschrift" steht zwar in argem Mißverhältnis zur Breite der Darstellung und
der Fülle des angezogenen Materials, verdient aber inimerhin als erster theoretischer Versuch
die Beachtung aller derer, die den volkswirtschaftlichen Wert der Kunst begriffen haben.
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