Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Hochschulbildung und Auslaudsiiiteresscn

und Kaufleuten. Es gewährt die ergänzende Ausbildung auf den verschiedensten
Wissensgebieten; in orientalischen Sprachen, den Idiomen der Eingeborenen
unserer Kolonien, in französisch, englisch, spanisch und neuerdings russisch; daneben
auf dem Gebiet der sogenannten "Realien": in der Landeskunde, den allgemein¬
kulturellen, politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen der Gebiete
des Orients und unserer Kolonien; in Wirtschaftsgeographie und Handelspolitik;
in tropischer Pflanzenkunde, Tropenhygiene, in der Technik der geographisch¬
astronomischen Ortsbestimmung und der Wegeaufnahme usw.

Was hier für die Kolonien und die Länder des Orients allmählich auf¬
gebaut worden ist, kann für diese Gebiete selbst erweitert und ausgestaltet, kann
vor allem für die anderen Länder, die für unsere Weltbeziehnngen von Be¬
deutung sind, nachgebildet werden. Ob im Rahmen des Orientalischen Seminars
oder neben dem Orientalischen Seminar, ist eine Frage 8LLuncIi oreimis. Ich
kann mir sehr wohl denken, daß neben dem Orientalischen Seminar ein oder
mehrere Institute für Nord- und Südamerika, für den großen afrikanischen
Kontinent, für Großbritannien und seine Dominions sowie für andere wichtige
Kulturgebiete geschaffen würden und daß das Orientalische Seminar selbst, das
in mancher Beziehung durch die neuen Einrichtungen entlastet werden würde,
in die Reihe dieser Institute einrückte. Die beim Orientalischen Seminar vor¬
handene Anlehnung an eine bestehende Hochschule bleibt aus den oben darge¬
legten Gründen durchaus erwünscht, kann vielleicht sogar mit Vorteil enger
gestaltet werden als beim Orientalischen Seminar. Ob Anlehnung an Uni¬
versitäten oder Handelshochschulen oder an das Hamburger Institut, ist aber¬
mals eine Frage 8LLuncIi oiclinis, die dadurch noch vereinfacht wird, daß eins
das andere keineswegs ausschließen, sondern eher ergänzen wird. Eine Arbeits¬
teilung zwischen den verschiedenen in betracht kommenden Hochschulorganisationen
wird sich um so leichter finden lassen, als die Prinzipien einer solchen Arbeits¬
teilung in der Natur der verschiedenen Hochschularten und der verschiedenartigen
Bedürfnisse, die ich oben skizziert habe, gegeben sind.

Nicht kleinlich und eng, sondern groß und weitherzig will die Aufgabe
angefaßt sein. Es gilt, überall weiterzubauen, wo heute schon die Grund¬
mauern stehen; es gilt, auf allen Gebieten die Horizonte zu weiten und die
Fortentwicklung der vielgestaltigen Organisation der deutschen Forschungs- und
Lehrtätigkeit nach dem weitumfassenden Bedürfnis der Zeit zu orientieren.
Das Verständnis unserer Weltbeziehungen muß mehr und mehr Allgemeingut
werden, und deshalb müssen die Quellen dieses Verständnisses überall erschlossen
werden, wo Deutschlands Jugend für einen weiteren Wirkungskreis in amtlichen
und privaten Berufen erzogen wird.




Hochschulbildung und Auslaudsiiiteresscn

und Kaufleuten. Es gewährt die ergänzende Ausbildung auf den verschiedensten
Wissensgebieten; in orientalischen Sprachen, den Idiomen der Eingeborenen
unserer Kolonien, in französisch, englisch, spanisch und neuerdings russisch; daneben
auf dem Gebiet der sogenannten „Realien": in der Landeskunde, den allgemein¬
kulturellen, politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen der Gebiete
des Orients und unserer Kolonien; in Wirtschaftsgeographie und Handelspolitik;
in tropischer Pflanzenkunde, Tropenhygiene, in der Technik der geographisch¬
astronomischen Ortsbestimmung und der Wegeaufnahme usw.

Was hier für die Kolonien und die Länder des Orients allmählich auf¬
gebaut worden ist, kann für diese Gebiete selbst erweitert und ausgestaltet, kann
vor allem für die anderen Länder, die für unsere Weltbeziehnngen von Be¬
deutung sind, nachgebildet werden. Ob im Rahmen des Orientalischen Seminars
oder neben dem Orientalischen Seminar, ist eine Frage 8LLuncIi oreimis. Ich
kann mir sehr wohl denken, daß neben dem Orientalischen Seminar ein oder
mehrere Institute für Nord- und Südamerika, für den großen afrikanischen
Kontinent, für Großbritannien und seine Dominions sowie für andere wichtige
Kulturgebiete geschaffen würden und daß das Orientalische Seminar selbst, das
in mancher Beziehung durch die neuen Einrichtungen entlastet werden würde,
in die Reihe dieser Institute einrückte. Die beim Orientalischen Seminar vor¬
handene Anlehnung an eine bestehende Hochschule bleibt aus den oben darge¬
legten Gründen durchaus erwünscht, kann vielleicht sogar mit Vorteil enger
gestaltet werden als beim Orientalischen Seminar. Ob Anlehnung an Uni¬
versitäten oder Handelshochschulen oder an das Hamburger Institut, ist aber¬
mals eine Frage 8LLuncIi oiclinis, die dadurch noch vereinfacht wird, daß eins
das andere keineswegs ausschließen, sondern eher ergänzen wird. Eine Arbeits¬
teilung zwischen den verschiedenen in betracht kommenden Hochschulorganisationen
wird sich um so leichter finden lassen, als die Prinzipien einer solchen Arbeits¬
teilung in der Natur der verschiedenen Hochschularten und der verschiedenartigen
Bedürfnisse, die ich oben skizziert habe, gegeben sind.

Nicht kleinlich und eng, sondern groß und weitherzig will die Aufgabe
angefaßt sein. Es gilt, überall weiterzubauen, wo heute schon die Grund¬
mauern stehen; es gilt, auf allen Gebieten die Horizonte zu weiten und die
Fortentwicklung der vielgestaltigen Organisation der deutschen Forschungs- und
Lehrtätigkeit nach dem weitumfassenden Bedürfnis der Zeit zu orientieren.
Das Verständnis unserer Weltbeziehungen muß mehr und mehr Allgemeingut
werden, und deshalb müssen die Quellen dieses Verständnisses überall erschlossen
werden, wo Deutschlands Jugend für einen weiteren Wirkungskreis in amtlichen
und privaten Berufen erzogen wird.




<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0213" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/328313"/>
          <fw type="header" place="top"> Hochschulbildung und Auslaudsiiiteresscn</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_940" prev="#ID_939"> und Kaufleuten. Es gewährt die ergänzende Ausbildung auf den verschiedensten<lb/>
Wissensgebieten; in orientalischen Sprachen, den Idiomen der Eingeborenen<lb/>
unserer Kolonien, in französisch, englisch, spanisch und neuerdings russisch; daneben<lb/>
auf dem Gebiet der sogenannten &#x201E;Realien": in der Landeskunde, den allgemein¬<lb/>
kulturellen, politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen der Gebiete<lb/>
des Orients und unserer Kolonien; in Wirtschaftsgeographie und Handelspolitik;<lb/>
in tropischer Pflanzenkunde, Tropenhygiene, in der Technik der geographisch¬<lb/>
astronomischen Ortsbestimmung und der Wegeaufnahme usw.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_941"> Was hier für die Kolonien und die Länder des Orients allmählich auf¬<lb/>
gebaut worden ist, kann für diese Gebiete selbst erweitert und ausgestaltet, kann<lb/>
vor allem für die anderen Länder, die für unsere Weltbeziehnngen von Be¬<lb/>
deutung sind, nachgebildet werden. Ob im Rahmen des Orientalischen Seminars<lb/>
oder neben dem Orientalischen Seminar, ist eine Frage 8LLuncIi oreimis. Ich<lb/>
kann mir sehr wohl denken, daß neben dem Orientalischen Seminar ein oder<lb/>
mehrere Institute für Nord- und Südamerika, für den großen afrikanischen<lb/>
Kontinent, für Großbritannien und seine Dominions sowie für andere wichtige<lb/>
Kulturgebiete geschaffen würden und daß das Orientalische Seminar selbst, das<lb/>
in mancher Beziehung durch die neuen Einrichtungen entlastet werden würde,<lb/>
in die Reihe dieser Institute einrückte. Die beim Orientalischen Seminar vor¬<lb/>
handene Anlehnung an eine bestehende Hochschule bleibt aus den oben darge¬<lb/>
legten Gründen durchaus erwünscht, kann vielleicht sogar mit Vorteil enger<lb/>
gestaltet werden als beim Orientalischen Seminar. Ob Anlehnung an Uni¬<lb/>
versitäten oder Handelshochschulen oder an das Hamburger Institut, ist aber¬<lb/>
mals eine Frage 8LLuncIi oiclinis, die dadurch noch vereinfacht wird, daß eins<lb/>
das andere keineswegs ausschließen, sondern eher ergänzen wird. Eine Arbeits¬<lb/>
teilung zwischen den verschiedenen in betracht kommenden Hochschulorganisationen<lb/>
wird sich um so leichter finden lassen, als die Prinzipien einer solchen Arbeits¬<lb/>
teilung in der Natur der verschiedenen Hochschularten und der verschiedenartigen<lb/>
Bedürfnisse, die ich oben skizziert habe, gegeben sind.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_942"> Nicht kleinlich und eng, sondern groß und weitherzig will die Aufgabe<lb/>
angefaßt sein. Es gilt, überall weiterzubauen, wo heute schon die Grund¬<lb/>
mauern stehen; es gilt, auf allen Gebieten die Horizonte zu weiten und die<lb/>
Fortentwicklung der vielgestaltigen Organisation der deutschen Forschungs- und<lb/>
Lehrtätigkeit nach dem weitumfassenden Bedürfnis der Zeit zu orientieren.<lb/>
Das Verständnis unserer Weltbeziehungen muß mehr und mehr Allgemeingut<lb/>
werden, und deshalb müssen die Quellen dieses Verständnisses überall erschlossen<lb/>
werden, wo Deutschlands Jugend für einen weiteren Wirkungskreis in amtlichen<lb/>
und privaten Berufen erzogen wird.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0213] Hochschulbildung und Auslaudsiiiteresscn und Kaufleuten. Es gewährt die ergänzende Ausbildung auf den verschiedensten Wissensgebieten; in orientalischen Sprachen, den Idiomen der Eingeborenen unserer Kolonien, in französisch, englisch, spanisch und neuerdings russisch; daneben auf dem Gebiet der sogenannten „Realien": in der Landeskunde, den allgemein¬ kulturellen, politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen der Gebiete des Orients und unserer Kolonien; in Wirtschaftsgeographie und Handelspolitik; in tropischer Pflanzenkunde, Tropenhygiene, in der Technik der geographisch¬ astronomischen Ortsbestimmung und der Wegeaufnahme usw. Was hier für die Kolonien und die Länder des Orients allmählich auf¬ gebaut worden ist, kann für diese Gebiete selbst erweitert und ausgestaltet, kann vor allem für die anderen Länder, die für unsere Weltbeziehnngen von Be¬ deutung sind, nachgebildet werden. Ob im Rahmen des Orientalischen Seminars oder neben dem Orientalischen Seminar, ist eine Frage 8LLuncIi oreimis. Ich kann mir sehr wohl denken, daß neben dem Orientalischen Seminar ein oder mehrere Institute für Nord- und Südamerika, für den großen afrikanischen Kontinent, für Großbritannien und seine Dominions sowie für andere wichtige Kulturgebiete geschaffen würden und daß das Orientalische Seminar selbst, das in mancher Beziehung durch die neuen Einrichtungen entlastet werden würde, in die Reihe dieser Institute einrückte. Die beim Orientalischen Seminar vor¬ handene Anlehnung an eine bestehende Hochschule bleibt aus den oben darge¬ legten Gründen durchaus erwünscht, kann vielleicht sogar mit Vorteil enger gestaltet werden als beim Orientalischen Seminar. Ob Anlehnung an Uni¬ versitäten oder Handelshochschulen oder an das Hamburger Institut, ist aber¬ mals eine Frage 8LLuncIi oiclinis, die dadurch noch vereinfacht wird, daß eins das andere keineswegs ausschließen, sondern eher ergänzen wird. Eine Arbeits¬ teilung zwischen den verschiedenen in betracht kommenden Hochschulorganisationen wird sich um so leichter finden lassen, als die Prinzipien einer solchen Arbeits¬ teilung in der Natur der verschiedenen Hochschularten und der verschiedenartigen Bedürfnisse, die ich oben skizziert habe, gegeben sind. Nicht kleinlich und eng, sondern groß und weitherzig will die Aufgabe angefaßt sein. Es gilt, überall weiterzubauen, wo heute schon die Grund¬ mauern stehen; es gilt, auf allen Gebieten die Horizonte zu weiten und die Fortentwicklung der vielgestaltigen Organisation der deutschen Forschungs- und Lehrtätigkeit nach dem weitumfassenden Bedürfnis der Zeit zu orientieren. Das Verständnis unserer Weltbeziehungen muß mehr und mehr Allgemeingut werden, und deshalb müssen die Quellen dieses Verständnisses überall erschlossen werden, wo Deutschlands Jugend für einen weiteren Wirkungskreis in amtlichen und privaten Berufen erzogen wird.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_328099
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_328099/213
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_328099/213>, abgerufen am 24.07.2024.