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Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr.

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Männer, die wir brauchen

Im Leitartikel des ersten Heftes dieses Jahrganges wurde auf das
Buch eines B. Jaroslaw hingewiesen als Zeichen der Reaktion gegen
den rücksichtslos händlerischen Zeitgeist aus der Kaufmannschaft heraus.
Inzwischen hat Herr Jaroslaw eine Monatsschrift "Wohlfahrt und Wirt¬
schaft" (Verlag von Eugen Diederichs, Jena, Preis des Heftes 1,50 Mark)
ins Leben gerufen, die Gesinnungsgenossen sammeln will. Der hier
wiedergegebene Aufsatz des Herausgebers veranschaulicht die Tendenz
der Monatsschrift, die hiermit ihrer kulturellen Bedeutung wegen gern
G. Cl. empfohlen wird.

ir brauchen Geschäftsleute mit Gewissen, um moralische Schäden
im Wirtschaftsleben überhaupt zu sehen.

Wir brauchen Geschäftsleute mit Korpsgeist, die sich für die
I Verstöße anderer der Allgemeinheit mitverantwortlich fühlen.

Wir brauchen Geschäftsleute mit Wahrheitsliebe, die die
Schäden, die sie erkennen, auch bekennen und beim rechten Namen nennen.

Wir brauchen Geschäftsleute mit Mut, die sich nicht darum scheren, wenn
ihr Bekenntnis von gehässigen Gegnern ausgeschlachtet wird.

Wir brauchen Geschäftsleute mit Unternehmungsgeist, nicht träge Philister,
die lieber alles beim alten lassen.

Wir brauchen Geschäftsleute mit Überwinderkraft, die vor der "menschlichen
Natur" ebensowenig kapitulieren, wie vor den Hemmnissen der äußeren Natur.

Wir brauchen Geschäftsleute mit Ausdauer, die nicht ruhen, bevor sie
wissen, wo der Hebel anzusetzen ist, und die dann erst recht nicht ruhen.

Wir brauchen Geschäftsleute mit Organisationsgabe, die ihre Erfahrungen
als Gründer von innerlich festigenden Gemeinschaften nutzbar machen.

Geschäftsleute müssen es sein, die die Veredelung des Geschäftslebens in
die Hand nehmen, nicht Außenseiter der Wirtschaft. Idealisten und Ethiker
sind gut, um die selbstzufriedenen und Bequemen überhaupt erst aufzurütteln;
aber zur praktischen Reformarbeit fehlt ihnen die Erfahrung. Gelehrte sind
gut, um die gesetzmäßigen Folgen moralischer Laschheit im Wirtschaftsleben auf¬
zudecken; aber Tatsachenforschung erzeugt leicht Tatenscheu. ("Es ist alles
gekommen, wie es kommen mußte".) Der Verband und seine Beamten sind
gut, um die Wege auszubauen, wenn das Ziel einmal gesteckt ist. Der Staat




Männer, die wir brauchen

Im Leitartikel des ersten Heftes dieses Jahrganges wurde auf das
Buch eines B. Jaroslaw hingewiesen als Zeichen der Reaktion gegen
den rücksichtslos händlerischen Zeitgeist aus der Kaufmannschaft heraus.
Inzwischen hat Herr Jaroslaw eine Monatsschrift „Wohlfahrt und Wirt¬
schaft" (Verlag von Eugen Diederichs, Jena, Preis des Heftes 1,50 Mark)
ins Leben gerufen, die Gesinnungsgenossen sammeln will. Der hier
wiedergegebene Aufsatz des Herausgebers veranschaulicht die Tendenz
der Monatsschrift, die hiermit ihrer kulturellen Bedeutung wegen gern
G. Cl. empfohlen wird.

ir brauchen Geschäftsleute mit Gewissen, um moralische Schäden
im Wirtschaftsleben überhaupt zu sehen.

Wir brauchen Geschäftsleute mit Korpsgeist, die sich für die
I Verstöße anderer der Allgemeinheit mitverantwortlich fühlen.

Wir brauchen Geschäftsleute mit Wahrheitsliebe, die die
Schäden, die sie erkennen, auch bekennen und beim rechten Namen nennen.

Wir brauchen Geschäftsleute mit Mut, die sich nicht darum scheren, wenn
ihr Bekenntnis von gehässigen Gegnern ausgeschlachtet wird.

Wir brauchen Geschäftsleute mit Unternehmungsgeist, nicht träge Philister,
die lieber alles beim alten lassen.

Wir brauchen Geschäftsleute mit Überwinderkraft, die vor der „menschlichen
Natur" ebensowenig kapitulieren, wie vor den Hemmnissen der äußeren Natur.

Wir brauchen Geschäftsleute mit Ausdauer, die nicht ruhen, bevor sie
wissen, wo der Hebel anzusetzen ist, und die dann erst recht nicht ruhen.

Wir brauchen Geschäftsleute mit Organisationsgabe, die ihre Erfahrungen
als Gründer von innerlich festigenden Gemeinschaften nutzbar machen.

Geschäftsleute müssen es sein, die die Veredelung des Geschäftslebens in
die Hand nehmen, nicht Außenseiter der Wirtschaft. Idealisten und Ethiker
sind gut, um die selbstzufriedenen und Bequemen überhaupt erst aufzurütteln;
aber zur praktischen Reformarbeit fehlt ihnen die Erfahrung. Gelehrte sind
gut, um die gesetzmäßigen Folgen moralischer Laschheit im Wirtschaftsleben auf¬
zudecken; aber Tatsachenforschung erzeugt leicht Tatenscheu. („Es ist alles
gekommen, wie es kommen mußte".) Der Verband und seine Beamten sind
gut, um die Wege auszubauen, wenn das Ziel einmal gesteckt ist. Der Staat


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_327465/462>, abgerufen am 28.12.2024.