Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr.Neue Bücher über Musik als Dramatiker so reich und so stark ist wie dieser Franz Dülberg, der hat Neue Bücher über Musik Ästhetik und verwandtes von Dr. Richard Hohenemser ehrlich wie vor hundert Jahren die spekulative Philosophie, steht Neue Bücher über Musik als Dramatiker so reich und so stark ist wie dieser Franz Dülberg, der hat Neue Bücher über Musik Ästhetik und verwandtes von Dr. Richard Hohenemser ehrlich wie vor hundert Jahren die spekulative Philosophie, steht <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0335" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/327147"/> <fw type="header" place="top"> Neue Bücher über Musik</fw><lb/> <p xml:id="ID_1320" prev="#ID_1319"> als Dramatiker so reich und so stark ist wie dieser Franz Dülberg, der hat<lb/> auch die Pflicht und Schuldigkeit, endgültig die schwarzen Schatten zu bannen,<lb/> die sich hier und da zwischen ihn und seine Geschöpfe drängen. Und er wird<lb/> sie bannen. Das ist unser Glaube und unsere Hoffnung auf morgen. Denn<lb/> dann haben wir das Drama, das wir brauchen: die neue Problemtragödie<lb/> großen Stils, die mit ihren Erregungen und Konflikten und Beglückungs¬<lb/> möglichkeiten nur aus dem Schoße dieser unserer Zeit geboren werden kann und<lb/> geboren werden wird.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Neue Bücher über Musik<lb/> Ästhetik und verwandtes<lb/><note type="byline"> von Dr. Richard Hohenemser</note></head><lb/> <p xml:id="ID_1321" next="#ID_1322"> ehrlich wie vor hundert Jahren die spekulative Philosophie, steht<lb/> in der Gegenwart die Psychologie im Mittelpunkt der Geistes¬<lb/> wissenschaften. Der ungeheuere Fortschritt, welcher darin liegt,<lb/> daß man an Stelle der Spekulation über Dinge, die unserer<lb/> Erkenntnis auf ewig verschlossen bleiben müssen, die Erfahrung,<lb/> also die Selbstbeobachtung und die Beobachtung anderer treten ließ, kam natur¬<lb/> gemäß auch der Kunstwissenschaft zugute, welche heute fast allgemein psycho¬<lb/> logisch behandelt wird. Was auf diesem Wege bisher für die Erkenntnis des<lb/> Wesens der Tonkunst geleistet wurde, sucht ein Buch von Olga Stieglitz zusammen¬<lb/> fassend und gemeinverständlich darzustellen (Olga Stieglitz, „Einführung in<lb/> die Musikästhetik", I. G. Cottasche Buchhandlung Nachfolger. Stuttgart und<lb/> Berlin 1912). Wer einem Leserkreis von Laien eine wissenschaftliche Disziplin<lb/> zugänglich machen will, muß entweder die wichtigsten Lehren derselben unter<lb/> Angabe ihrer Verfechter aufzählen und verdeutlichen, oder aber er muß sie so<lb/> wiedergeben, wie er sie selbst innerlich verarbeitet hat. Letzteres Verfahren<lb/> schlägt unser Buch ein; doch ist die Verfasserin leider über so manches selbst<lb/> nicht zur Klarheit durchgedrungen. Das zeigt sich sowohl im großen als auch<lb/> in, kleinen. Obgleich der Programmusik ein besonderes Kapitel gewidmet ist,<lb/> wird die gewiß aktuelle Frage nach ihrer künstlerischen Berechtigung oder Nicht-<lb/> berechtigung nicht gelöst. Ebensowenig erfahren wir, auf welche Seite wir uns<lb/> in dem Streit darüber stellen sollen, ob den verschiedenen Tonarten des gleichen<lb/> Geschlechtes, also den Dur- und Molltonarien untereinander, unterscheidende</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0335]
Neue Bücher über Musik
als Dramatiker so reich und so stark ist wie dieser Franz Dülberg, der hat
auch die Pflicht und Schuldigkeit, endgültig die schwarzen Schatten zu bannen,
die sich hier und da zwischen ihn und seine Geschöpfe drängen. Und er wird
sie bannen. Das ist unser Glaube und unsere Hoffnung auf morgen. Denn
dann haben wir das Drama, das wir brauchen: die neue Problemtragödie
großen Stils, die mit ihren Erregungen und Konflikten und Beglückungs¬
möglichkeiten nur aus dem Schoße dieser unserer Zeit geboren werden kann und
geboren werden wird.
Neue Bücher über Musik
Ästhetik und verwandtes
von Dr. Richard Hohenemser
ehrlich wie vor hundert Jahren die spekulative Philosophie, steht
in der Gegenwart die Psychologie im Mittelpunkt der Geistes¬
wissenschaften. Der ungeheuere Fortschritt, welcher darin liegt,
daß man an Stelle der Spekulation über Dinge, die unserer
Erkenntnis auf ewig verschlossen bleiben müssen, die Erfahrung,
also die Selbstbeobachtung und die Beobachtung anderer treten ließ, kam natur¬
gemäß auch der Kunstwissenschaft zugute, welche heute fast allgemein psycho¬
logisch behandelt wird. Was auf diesem Wege bisher für die Erkenntnis des
Wesens der Tonkunst geleistet wurde, sucht ein Buch von Olga Stieglitz zusammen¬
fassend und gemeinverständlich darzustellen (Olga Stieglitz, „Einführung in
die Musikästhetik", I. G. Cottasche Buchhandlung Nachfolger. Stuttgart und
Berlin 1912). Wer einem Leserkreis von Laien eine wissenschaftliche Disziplin
zugänglich machen will, muß entweder die wichtigsten Lehren derselben unter
Angabe ihrer Verfechter aufzählen und verdeutlichen, oder aber er muß sie so
wiedergeben, wie er sie selbst innerlich verarbeitet hat. Letzteres Verfahren
schlägt unser Buch ein; doch ist die Verfasserin leider über so manches selbst
nicht zur Klarheit durchgedrungen. Das zeigt sich sowohl im großen als auch
in, kleinen. Obgleich der Programmusik ein besonderes Kapitel gewidmet ist,
wird die gewiß aktuelle Frage nach ihrer künstlerischen Berechtigung oder Nicht-
berechtigung nicht gelöst. Ebensowenig erfahren wir, auf welche Seite wir uns
in dem Streit darüber stellen sollen, ob den verschiedenen Tonarten des gleichen
Geschlechtes, also den Dur- und Molltonarien untereinander, unterscheidende
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