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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Drittes Vierteljahr.

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Prag
Zum Hundertjahrestage von Scharnhorsts Tod
Dr. Lrnst Sontag von in

"Arge Stadt, wo Helden kranken,
Heil'ge von den Brücken sanken,
Reißet alle Blüten ab,
Nennen dich mit leisen Schauern, --
Heil'ge Stadt nach deinen Mauern
Zieht uns manches teure Grab."

s waren wirklich die preußischen Heidengräber, welche mich dieses
Mal nach Prag gezogen hatten. Denn dieser blutgetränkte Boden
von Prag, welcher wie kaum der einer zweiten Stadt gedrängte
Geschichte der Jahrhunderte redet, der hat auch preußische Krieger
als Freunde und Feinde, als siegende und Sterbende dreimal in
und vor seinen Mauern gesehen.

Zwei Wegstunden von Prag, hinter dem letzten Ende der Vorstadt Zizkow,
liegen die Preußengräber.

Hier ist im Sturmlauf vor der Front seiner Grenadiere der greise Feld¬
marschall Graf von Schwerin gefallen.

Die Leiche nahmen seine Krieger mit in die Heimat, aber ein in die Erde
gerammter Pfahl bezeichnete die Stelle, wo er den Heldentod erlitten. Im
Jahre 1823 wurde der Pfahl durch eine Gedenktafel ersetzt. 1339 erbat sich
der preußische Hof vom Kaiser Franz den Ersten die Ermächtigung, ein Denkmal


Grenzboten III 1913 4


Prag
Zum Hundertjahrestage von Scharnhorsts Tod
Dr. Lrnst Sontag von in

„Arge Stadt, wo Helden kranken,
Heil'ge von den Brücken sanken,
Reißet alle Blüten ab,
Nennen dich mit leisen Schauern, —
Heil'ge Stadt nach deinen Mauern
Zieht uns manches teure Grab."

s waren wirklich die preußischen Heidengräber, welche mich dieses
Mal nach Prag gezogen hatten. Denn dieser blutgetränkte Boden
von Prag, welcher wie kaum der einer zweiten Stadt gedrängte
Geschichte der Jahrhunderte redet, der hat auch preußische Krieger
als Freunde und Feinde, als siegende und Sterbende dreimal in
und vor seinen Mauern gesehen.

Zwei Wegstunden von Prag, hinter dem letzten Ende der Vorstadt Zizkow,
liegen die Preußengräber.

Hier ist im Sturmlauf vor der Front seiner Grenadiere der greise Feld¬
marschall Graf von Schwerin gefallen.

Die Leiche nahmen seine Krieger mit in die Heimat, aber ein in die Erde
gerammter Pfahl bezeichnete die Stelle, wo er den Heldentod erlitten. Im
Jahre 1823 wurde der Pfahl durch eine Gedenktafel ersetzt. 1339 erbat sich
der preußische Hof vom Kaiser Franz den Ersten die Ermächtigung, ein Denkmal


Grenzboten III 1913 4
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[0061] [Abbildung] Prag Zum Hundertjahrestage von Scharnhorsts Tod Dr. Lrnst Sontag von in „Arge Stadt, wo Helden kranken, Heil'ge von den Brücken sanken, Reißet alle Blüten ab, Nennen dich mit leisen Schauern, — Heil'ge Stadt nach deinen Mauern Zieht uns manches teure Grab." s waren wirklich die preußischen Heidengräber, welche mich dieses Mal nach Prag gezogen hatten. Denn dieser blutgetränkte Boden von Prag, welcher wie kaum der einer zweiten Stadt gedrängte Geschichte der Jahrhunderte redet, der hat auch preußische Krieger als Freunde und Feinde, als siegende und Sterbende dreimal in und vor seinen Mauern gesehen. Zwei Wegstunden von Prag, hinter dem letzten Ende der Vorstadt Zizkow, liegen die Preußengräber. Hier ist im Sturmlauf vor der Front seiner Grenadiere der greise Feld¬ marschall Graf von Schwerin gefallen. Die Leiche nahmen seine Krieger mit in die Heimat, aber ein in die Erde gerammter Pfahl bezeichnete die Stelle, wo er den Heldentod erlitten. Im Jahre 1823 wurde der Pfahl durch eine Gedenktafel ersetzt. 1339 erbat sich der preußische Hof vom Kaiser Franz den Ersten die Ermächtigung, ein Denkmal Grenzboten III 1913 4

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326169/61>, abgerufen am 27.12.2024.