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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Drittes Vierteljahr.

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Dichter und Verleger
Line Ergänzung zu dem Aufsatz "Ungedrucktes von Adalbert Stifter"
(Jahrg. 7^ Ur. 39) Dr. lvolfgang Stammler von in

n dem oben angeführten Aufsatz hatte ich einen noch unbekannten
Brief Adalbert Stifters mitteilen können, den dieser an den Se¬
nator Culemann in Hannover gerichtet hatte; letzterer hatte durch
Vermittlung von Stifters Verleger Gustav Heckenast in Pest für
seine Sammlung ein Autogramm von dem Dichter zu erlangen
versucht.

Bei der weiteren Durchforschung und Ordnung des Culemannschen Nach¬
lasses im Kestner-Museum zu Hannover fand sich auch der Brief, in dem Heckenast
dem Senator auf seine Bitte antwortete. Ein schönes Zeugnis legt er ab von
dem engen, fast freundschaftlichen Verhältnis, in dem Dichter und Verleger zu¬
einander standen; im festen Vertrauen auf den Erfolg der Werke Stifters kämpft
der Verleger für den Schriftsteller die Anerkennung durch und kann mit un¬
verhohlener Freude bereits über Stimmen des Beifalls berichten. Voll Zukunfts¬
hoffnung prophezeit er eine gerechte Würdigung seines Dichters bei der Nach¬
welt, und diese Weissagung ist jetzt auch in Erfüllung gegangen; niemand wird
dem feinsinnigen Sänger des Böhmerwaldes seinen Platz auf dem Parnaß
streitig machen.

Der schöne Brief lautet:

Pest, am 20. Februar 1854.


Geehrtester Herr!

Ich hatte gleich nach Empfang Ihrer sehr werten Zuschrift vom 17. No¬
vember vorigen Jahres Ihr Anliegen meinem lieben Freund Adalbert Stifter
mitgeteilt und ihm die Erfüllung Ihres Wunsches bestens anempfohlen. Vor
kurzem erhielt ich von unserm liebenswürdigen Dichter die Anzeige, daß er Ihre
schmeichelhaften Zeilen gleich selbst beantwortet und ein Schriftstückchen beigelegt
habe. Durch Ihr Geehrtes vom 9. dieses über dessen Empfang in Kenntnis
gesetzt, ergreife ich, in höflicher Beantwortung Ihrer beiden geschätzten Briefe,
die Gelegenheit, Ihnen, verehrter Herr, zu sagen, daß die innige A nnkcrnmig




Dichter und Verleger
Line Ergänzung zu dem Aufsatz „Ungedrucktes von Adalbert Stifter"
(Jahrg. 7^ Ur. 39) Dr. lvolfgang Stammler von in

n dem oben angeführten Aufsatz hatte ich einen noch unbekannten
Brief Adalbert Stifters mitteilen können, den dieser an den Se¬
nator Culemann in Hannover gerichtet hatte; letzterer hatte durch
Vermittlung von Stifters Verleger Gustav Heckenast in Pest für
seine Sammlung ein Autogramm von dem Dichter zu erlangen
versucht.

Bei der weiteren Durchforschung und Ordnung des Culemannschen Nach¬
lasses im Kestner-Museum zu Hannover fand sich auch der Brief, in dem Heckenast
dem Senator auf seine Bitte antwortete. Ein schönes Zeugnis legt er ab von
dem engen, fast freundschaftlichen Verhältnis, in dem Dichter und Verleger zu¬
einander standen; im festen Vertrauen auf den Erfolg der Werke Stifters kämpft
der Verleger für den Schriftsteller die Anerkennung durch und kann mit un¬
verhohlener Freude bereits über Stimmen des Beifalls berichten. Voll Zukunfts¬
hoffnung prophezeit er eine gerechte Würdigung seines Dichters bei der Nach¬
welt, und diese Weissagung ist jetzt auch in Erfüllung gegangen; niemand wird
dem feinsinnigen Sänger des Böhmerwaldes seinen Platz auf dem Parnaß
streitig machen.

Der schöne Brief lautet:

Pest, am 20. Februar 1854.


Geehrtester Herr!

Ich hatte gleich nach Empfang Ihrer sehr werten Zuschrift vom 17. No¬
vember vorigen Jahres Ihr Anliegen meinem lieben Freund Adalbert Stifter
mitgeteilt und ihm die Erfüllung Ihres Wunsches bestens anempfohlen. Vor
kurzem erhielt ich von unserm liebenswürdigen Dichter die Anzeige, daß er Ihre
schmeichelhaften Zeilen gleich selbst beantwortet und ein Schriftstückchen beigelegt
habe. Durch Ihr Geehrtes vom 9. dieses über dessen Empfang in Kenntnis
gesetzt, ergreife ich, in höflicher Beantwortung Ihrer beiden geschätzten Briefe,
die Gelegenheit, Ihnen, verehrter Herr, zu sagen, daß die innige A nnkcrnmig


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[0195] [Abbildung] Dichter und Verleger Line Ergänzung zu dem Aufsatz „Ungedrucktes von Adalbert Stifter" (Jahrg. 7^ Ur. 39) Dr. lvolfgang Stammler von in n dem oben angeführten Aufsatz hatte ich einen noch unbekannten Brief Adalbert Stifters mitteilen können, den dieser an den Se¬ nator Culemann in Hannover gerichtet hatte; letzterer hatte durch Vermittlung von Stifters Verleger Gustav Heckenast in Pest für seine Sammlung ein Autogramm von dem Dichter zu erlangen versucht. Bei der weiteren Durchforschung und Ordnung des Culemannschen Nach¬ lasses im Kestner-Museum zu Hannover fand sich auch der Brief, in dem Heckenast dem Senator auf seine Bitte antwortete. Ein schönes Zeugnis legt er ab von dem engen, fast freundschaftlichen Verhältnis, in dem Dichter und Verleger zu¬ einander standen; im festen Vertrauen auf den Erfolg der Werke Stifters kämpft der Verleger für den Schriftsteller die Anerkennung durch und kann mit un¬ verhohlener Freude bereits über Stimmen des Beifalls berichten. Voll Zukunfts¬ hoffnung prophezeit er eine gerechte Würdigung seines Dichters bei der Nach¬ welt, und diese Weissagung ist jetzt auch in Erfüllung gegangen; niemand wird dem feinsinnigen Sänger des Böhmerwaldes seinen Platz auf dem Parnaß streitig machen. Der schöne Brief lautet: Pest, am 20. Februar 1854. Geehrtester Herr! Ich hatte gleich nach Empfang Ihrer sehr werten Zuschrift vom 17. No¬ vember vorigen Jahres Ihr Anliegen meinem lieben Freund Adalbert Stifter mitgeteilt und ihm die Erfüllung Ihres Wunsches bestens anempfohlen. Vor kurzem erhielt ich von unserm liebenswürdigen Dichter die Anzeige, daß er Ihre schmeichelhaften Zeilen gleich selbst beantwortet und ein Schriftstückchen beigelegt habe. Durch Ihr Geehrtes vom 9. dieses über dessen Empfang in Kenntnis gesetzt, ergreife ich, in höflicher Beantwortung Ihrer beiden geschätzten Briefe, die Gelegenheit, Ihnen, verehrter Herr, zu sagen, daß die innige A nnkcrnmig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326169/195>, abgerufen am 26.12.2024.