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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr.

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Briefe aus Trebeldorf

dahin zu wirken, daß die Kommissäre sich so schleunig wie möglich, und auch
wenn die Räumung der Fürstentümer noch nicht vollständig bewirkt, sondern
nur ernstlich begonnen wäre, sich nach Bukarest begeben, und ihre Arbeiten
beginnen.

Baron Talleyrand wird demgemäß Mitte oder Ende Februar dieses Jahres
gleichzeitig mit dem türkischen Kommissär Saafet Effendi von hier zu Lande
über den Balkan nach den Fürstentümern abreisen, und wie ich von ersterem
höre, wird dies alsdann in Etappen von achtundzwanzig Tagen, welche die
beschwerliche Landreise erfordert, geschehen.

Die übrigen Kommissäre werden über Trieft und Wien nach Bukarest
reisen, und ich werde dabei die mir von den: Ministerpräsidenten erteilte Er¬
laubnis benutzen, auf ein paar Tage nach Berlin kommen zu dürfen, teils um
meine Familie wieder zu sehen, teils, und besonders aber, um dem Minister¬
präsidenten noch über einige Angelegenheiten mündlich Vortrag zu halten, die
ich für die Regelung meines Verhältnisses zu den Konsulaten in den Fürsten¬
tümern erforderlich halte.

Bei dieser Gelegenheit werde ich mir auch Eurer Königlichen Majestät
etwaige weitere mündliche Befehle in Absicht auf die mir allergnädigst anvertraute
Mission in tiefster Untertänigkeit zu erbitten wagen.

(Weitere Berichte folgen)




Briefe aus Trebeldorf
Karl Krickeberg von
(Vierte Fortsetzung)

Trebeldorf, den 14. Dezember 19 . .


Lieber Cunz,

seit drei Tagen darf ich die Nase wieder in Freilust stecken. Eine ganze Woche
habe ich im Bett tuschen müssen. Das Nebelfieber, wie sich hier nennen,
hatte mich ganz von den Beinen gebracht. Wie elend das doch ist, so da zu
liegen ohne rechte Pflege und Aufwartung! Zudem war mirs peinlich, solange
den Dienst aussetzen zu müssen.

Nun gehts wieder. Vorgestern habe ich mich bereits zum andermal in
den Pipenklub gewagt und dort die untrügliche Wahrnehmung gemacht, daß
Männerklatsch bösartiger ist denn alles Weibergetratsch. Immer und immer
wieder kommen dieselben Sachen aufs Tapet und werden breitgetreten nach
allen Seiten.


Briefe aus Trebeldorf

dahin zu wirken, daß die Kommissäre sich so schleunig wie möglich, und auch
wenn die Räumung der Fürstentümer noch nicht vollständig bewirkt, sondern
nur ernstlich begonnen wäre, sich nach Bukarest begeben, und ihre Arbeiten
beginnen.

Baron Talleyrand wird demgemäß Mitte oder Ende Februar dieses Jahres
gleichzeitig mit dem türkischen Kommissär Saafet Effendi von hier zu Lande
über den Balkan nach den Fürstentümern abreisen, und wie ich von ersterem
höre, wird dies alsdann in Etappen von achtundzwanzig Tagen, welche die
beschwerliche Landreise erfordert, geschehen.

Die übrigen Kommissäre werden über Trieft und Wien nach Bukarest
reisen, und ich werde dabei die mir von den: Ministerpräsidenten erteilte Er¬
laubnis benutzen, auf ein paar Tage nach Berlin kommen zu dürfen, teils um
meine Familie wieder zu sehen, teils, und besonders aber, um dem Minister¬
präsidenten noch über einige Angelegenheiten mündlich Vortrag zu halten, die
ich für die Regelung meines Verhältnisses zu den Konsulaten in den Fürsten¬
tümern erforderlich halte.

Bei dieser Gelegenheit werde ich mir auch Eurer Königlichen Majestät
etwaige weitere mündliche Befehle in Absicht auf die mir allergnädigst anvertraute
Mission in tiefster Untertänigkeit zu erbitten wagen.

(Weitere Berichte folgen)




Briefe aus Trebeldorf
Karl Krickeberg von
(Vierte Fortsetzung)

Trebeldorf, den 14. Dezember 19 . .


Lieber Cunz,

seit drei Tagen darf ich die Nase wieder in Freilust stecken. Eine ganze Woche
habe ich im Bett tuschen müssen. Das Nebelfieber, wie sich hier nennen,
hatte mich ganz von den Beinen gebracht. Wie elend das doch ist, so da zu
liegen ohne rechte Pflege und Aufwartung! Zudem war mirs peinlich, solange
den Dienst aussetzen zu müssen.

Nun gehts wieder. Vorgestern habe ich mich bereits zum andermal in
den Pipenklub gewagt und dort die untrügliche Wahrnehmung gemacht, daß
Männerklatsch bösartiger ist denn alles Weibergetratsch. Immer und immer
wieder kommen dieselben Sachen aufs Tapet und werden breitgetreten nach
allen Seiten.


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[0382] Briefe aus Trebeldorf dahin zu wirken, daß die Kommissäre sich so schleunig wie möglich, und auch wenn die Räumung der Fürstentümer noch nicht vollständig bewirkt, sondern nur ernstlich begonnen wäre, sich nach Bukarest begeben, und ihre Arbeiten beginnen. Baron Talleyrand wird demgemäß Mitte oder Ende Februar dieses Jahres gleichzeitig mit dem türkischen Kommissär Saafet Effendi von hier zu Lande über den Balkan nach den Fürstentümern abreisen, und wie ich von ersterem höre, wird dies alsdann in Etappen von achtundzwanzig Tagen, welche die beschwerliche Landreise erfordert, geschehen. Die übrigen Kommissäre werden über Trieft und Wien nach Bukarest reisen, und ich werde dabei die mir von den: Ministerpräsidenten erteilte Er¬ laubnis benutzen, auf ein paar Tage nach Berlin kommen zu dürfen, teils um meine Familie wieder zu sehen, teils, und besonders aber, um dem Minister¬ präsidenten noch über einige Angelegenheiten mündlich Vortrag zu halten, die ich für die Regelung meines Verhältnisses zu den Konsulaten in den Fürsten¬ tümern erforderlich halte. Bei dieser Gelegenheit werde ich mir auch Eurer Königlichen Majestät etwaige weitere mündliche Befehle in Absicht auf die mir allergnädigst anvertraute Mission in tiefster Untertänigkeit zu erbitten wagen. (Weitere Berichte folgen) Briefe aus Trebeldorf Karl Krickeberg von (Vierte Fortsetzung) Trebeldorf, den 14. Dezember 19 . . Lieber Cunz, seit drei Tagen darf ich die Nase wieder in Freilust stecken. Eine ganze Woche habe ich im Bett tuschen müssen. Das Nebelfieber, wie sich hier nennen, hatte mich ganz von den Beinen gebracht. Wie elend das doch ist, so da zu liegen ohne rechte Pflege und Aufwartung! Zudem war mirs peinlich, solange den Dienst aussetzen zu müssen. Nun gehts wieder. Vorgestern habe ich mich bereits zum andermal in den Pipenklub gewagt und dort die untrügliche Wahrnehmung gemacht, daß Männerklatsch bösartiger ist denn alles Weibergetratsch. Immer und immer wieder kommen dieselben Sachen aufs Tapet und werden breitgetreten nach allen Seiten.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_324869/382>, abgerufen am 22.07.2024.