Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Erstes Vierteljahr.Es liegt nun gewiß kein Anlaß für das Deutsche Reich vor, sich in die inneren Bank und Geld Die Aussichten mit Hoffnungen am Jahresanfang -- Die Politische Lage -- Die Börseuhcmsse am Jahresende -- Der Geldmarkt -- Die Reichsbank am Jahresende -- Die SyndiiatscrinmMmg -- Fiskus und Kohlensyndikat -- Deutsche und Bergisch- Märkische Bank -- Aktienagio und stille Reserven Das neue Jahr hat sich recht vielversprechend angelassen. Nach der Ent¬ Es liegt nun gewiß kein Anlaß für das Deutsche Reich vor, sich in die inneren Bank und Geld Die Aussichten mit Hoffnungen am Jahresanfang — Die Politische Lage — Die Börseuhcmsse am Jahresende — Der Geldmarkt — Die Reichsbank am Jahresende — Die SyndiiatscrinmMmg — Fiskus und Kohlensyndikat — Deutsche und Bergisch- Märkische Bank — Aktienagio und stille Reserven Das neue Jahr hat sich recht vielversprechend angelassen. Nach der Ent¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0108" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/320525"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_386" prev="#ID_385"> Es liegt nun gewiß kein Anlaß für das Deutsche Reich vor, sich in die inneren<lb/> Kämpfe in Österreich-Ungarn einzumischen und etwa für die Aehrenthal- oder<lb/> für die Thronfolgerpartci einzutreten. Zmei Dinge wird man aber doch im<lb/> Auge behalten müssen: bei dem hohen Alter des Kaisers ist natürlich ein<lb/> baldiger Thronwechsel eine menschliche Möglichkeit, mit der jedermann rechnen<lb/> muß. Daß die Ministerschaft des Grafen Aehrenthal diesen Thronwechsel nicht<lb/> um einen Tag überleben würde, ist ebenfalls gewiß. Beim Thronfolger bestehen<lb/> aber die besten Gesinnungen in bezug auf das Bündnis und er hegt sehr<lb/> freundschaftliche Gefühle für den deutschen Kaiser; es ist zweifellos ein hohes<lb/> Verdienst unseres Kaisers, ein so freundschaftliches Verhältnis zum künftigen<lb/> Träger der Habsburgerkrone geschaffen zu haben. Es wäre also jedenfalls<lb/> durchaus verfehlt, wenn die deutsche amtliche Politik, aber auch die öffentliche<lb/> Meinung, sich irgendwie für das Verbleiben Aehrenthals einsetzen oder ihn für<lb/> eine Gewähr der Bundestreue ansprechen würde; in der Tat kommt man ja<lb/> kaum in diese Versuchung. Das Zweite ist: wir haben das größte Interesse<lb/> daran, daß die Wehrreform oder mindestens die Verstärkung des Nekruten-<lb/> kontingents in Österreich möglichst rasch durchgeführt wird und wir einen<lb/> wirklich wehrhaften Bundesgenossen besitzen. Gelingt es dem Grafen Aehrenthal<lb/> und seinen Mitarbeitern (dem österreichischen und dem ungarischen Minister¬<lb/> präsidenten) die Wehrvorlagen durchzubringen, — gut; wenn nicht, so wird<lb/> man sich im Reiche jedenfalls nicht verfassungsmäßige Skrupel machen, wenn<lb/> mindestens die Rekrutenerhöhung auf irgend eine — sei es auch außer¬<lb/> parlamentarische Weise durchgeführt wird, und dann wird der der beste Freund<lb/> des Deutschen Reichs und des Bündnisses sein, der den maßgebenden Stellen<lb/><note type="byline"> — i —</note> bei diesem Vorgehen den Rücken stärkt. </p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Bank und Geld</head><lb/> <note type="argument"> Die Aussichten mit Hoffnungen am Jahresanfang — Die Politische Lage — Die<lb/> Börseuhcmsse am Jahresende — Der Geldmarkt — Die Reichsbank am Jahresende —<lb/> Die SyndiiatscrinmMmg — Fiskus und Kohlensyndikat — Deutsche und Bergisch-<lb/> Märkische Bank — Aktienagio und stille Reserven</note><lb/> <p xml:id="ID_387" next="#ID_388"> Das neue Jahr hat sich recht vielversprechend angelassen. Nach der Ent¬<lb/> wicklung, welche die wirtschaftlichen Verhältnisse in den letzten Wochen des ab¬<lb/> gelaufenen Jahres genommen hatten, hält man sich für berechtigt, große<lb/> Erwartungen auf die weitere Gestaltung der Dinge zu setzen. Der Glaube an<lb/> einen raschen Aufstieg zu einer wahren Hochkonjunktur ist jetzt nach Beilegung<lb/> der politischen Differenzen allgemein. Das Verhältnis Deutschlands zu England<lb/> betrachtet man zwar als unbefriedigend und als eine mögliche Quelle neuer<lb/> Gefahren, man tröstet sich aber mit dem Gedanken, daß vorläufig ein Anlaß<lb/> zu Befürchtungen nicht besteht, sondern jenseits des Kanals die Einsicht obsiegen<lb/> könnte, daß das wirtschaftliche Interesse Englands ein freundschaftliches Ver¬<lb/> hältnis zu dem deutschen Vetter erfordere. Diesen Standpunkt hat der</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0108]
Es liegt nun gewiß kein Anlaß für das Deutsche Reich vor, sich in die inneren
Kämpfe in Österreich-Ungarn einzumischen und etwa für die Aehrenthal- oder
für die Thronfolgerpartci einzutreten. Zmei Dinge wird man aber doch im
Auge behalten müssen: bei dem hohen Alter des Kaisers ist natürlich ein
baldiger Thronwechsel eine menschliche Möglichkeit, mit der jedermann rechnen
muß. Daß die Ministerschaft des Grafen Aehrenthal diesen Thronwechsel nicht
um einen Tag überleben würde, ist ebenfalls gewiß. Beim Thronfolger bestehen
aber die besten Gesinnungen in bezug auf das Bündnis und er hegt sehr
freundschaftliche Gefühle für den deutschen Kaiser; es ist zweifellos ein hohes
Verdienst unseres Kaisers, ein so freundschaftliches Verhältnis zum künftigen
Träger der Habsburgerkrone geschaffen zu haben. Es wäre also jedenfalls
durchaus verfehlt, wenn die deutsche amtliche Politik, aber auch die öffentliche
Meinung, sich irgendwie für das Verbleiben Aehrenthals einsetzen oder ihn für
eine Gewähr der Bundestreue ansprechen würde; in der Tat kommt man ja
kaum in diese Versuchung. Das Zweite ist: wir haben das größte Interesse
daran, daß die Wehrreform oder mindestens die Verstärkung des Nekruten-
kontingents in Österreich möglichst rasch durchgeführt wird und wir einen
wirklich wehrhaften Bundesgenossen besitzen. Gelingt es dem Grafen Aehrenthal
und seinen Mitarbeitern (dem österreichischen und dem ungarischen Minister¬
präsidenten) die Wehrvorlagen durchzubringen, — gut; wenn nicht, so wird
man sich im Reiche jedenfalls nicht verfassungsmäßige Skrupel machen, wenn
mindestens die Rekrutenerhöhung auf irgend eine — sei es auch außer¬
parlamentarische Weise durchgeführt wird, und dann wird der der beste Freund
des Deutschen Reichs und des Bündnisses sein, der den maßgebenden Stellen
— i — bei diesem Vorgehen den Rücken stärkt.
Bank und Geld
Die Aussichten mit Hoffnungen am Jahresanfang — Die Politische Lage — Die
Börseuhcmsse am Jahresende — Der Geldmarkt — Die Reichsbank am Jahresende —
Die SyndiiatscrinmMmg — Fiskus und Kohlensyndikat — Deutsche und Bergisch-
Märkische Bank — Aktienagio und stille Reserven
Das neue Jahr hat sich recht vielversprechend angelassen. Nach der Ent¬
wicklung, welche die wirtschaftlichen Verhältnisse in den letzten Wochen des ab¬
gelaufenen Jahres genommen hatten, hält man sich für berechtigt, große
Erwartungen auf die weitere Gestaltung der Dinge zu setzen. Der Glaube an
einen raschen Aufstieg zu einer wahren Hochkonjunktur ist jetzt nach Beilegung
der politischen Differenzen allgemein. Das Verhältnis Deutschlands zu England
betrachtet man zwar als unbefriedigend und als eine mögliche Quelle neuer
Gefahren, man tröstet sich aber mit dem Gedanken, daß vorläufig ein Anlaß
zu Befürchtungen nicht besteht, sondern jenseits des Kanals die Einsicht obsiegen
könnte, daß das wirtschaftliche Interesse Englands ein freundschaftliches Ver¬
hältnis zu dem deutschen Vetter erfordere. Diesen Standpunkt hat der
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