Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Drittes Vierteljahr.Arndt als Agitator und Gffiziosus Dienst abtraten." 1813 strich Arndt den zweiten satzten und setzte dafür: Erbarmungslos hielt er Gericht über den Führer der Jenaer Schlacht: III. Weltbürgertum und Nationalstaat. Die Ausbeute für dieses merkwürdigste und tiefste Problem, dem wir durch Arndt als Agitator und Gffiziosus Dienst abtraten." 1813 strich Arndt den zweiten satzten und setzte dafür: Erbarmungslos hielt er Gericht über den Führer der Jenaer Schlacht: III. Weltbürgertum und Nationalstaat. Die Ausbeute für dieses merkwürdigste und tiefste Problem, dem wir durch <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0608" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/319555"/> <fw type="header" place="top"> Arndt als Agitator und Gffiziosus</fw><lb/> <p xml:id="ID_2854" prev="#ID_2853"> Dienst abtraten." 1813 strich Arndt den zweiten satzten und setzte dafür:<lb/> „die aber für Deutschland — das Schwert ziehen wollten, vermochten nichts"<lb/> (113—119—48). Auch die Beiworte Hardenbergs, „des biederen und patrio¬<lb/> tischen Ministers", wandelte Arndt in „des Krieg und Rache rufenden", ob<lb/> unter Steins Beratung, muß fraglich bleiben (170—174—74).</p><lb/> <p xml:id="ID_2855"> Erbarmungslos hielt er Gericht über den Führer der Jenaer Schlacht:<lb/> „Zuletzt galt einer, der nach fünf, sechs besseren Feldherren kaum hätte gehört<lb/> werden sollen. Daß doch immer Alter und Rang, die am Zufall hängen,<lb/> meinen das Glück ziehen zu können. Alter Braunschweig, in der Schnelligkeit<lb/> und Kraft der Jugend, unter der Leitung eines großen Oheims, von dein Geist<lb/> eines größeren Oheims, des preußischen Friederichs, beseelt, erwarbest du Ruhm<lb/> über schlechte Generale, Ruhm durch den preußischen Namen, der durch dich<lb/> untergegangen ist. Dein Zug nach Holland war eine Posse, dein Zug nach der<lb/> Champagne hätte dich lehren sollen, nie wieder ein Heer führen zu wollen.<lb/> Du schlossest da deine Laufbahn, und dein Unglücklichen hätte nimmer wieder<lb/> das Glück eines Staates und die Ehre eines Volkes und Königs anvertraut<lb/> werden sollen. O hätte man auf die Stimme des Volkes gehört, andere hätten<lb/> das Heer zu Sieg und Ruhm, immer zu langem, hartnäckigem Kampf geführt,<lb/> das teutsche Volk hätte einen teutschen Vereinigungspunkt bekommen, und am<lb/> Rhein wäre es ausgefochten für die Weichsel. Wie dunkel auch jetzt noch die<lb/> Geschichte des unglücklichen Tages sein mag, so weiß man, daß Braunschweig<lb/> seine Verwirrung und seine Folgen verschuldet hatte" (135 vgl. 140 — 58).<lb/> „... Rüchel und Blücher, Kalckreuth und Pfuhl, und ihr anderen Feldhaupt¬<lb/> leute, deren Namen weniger genannt sind, hättet ihr den Befehl gehabt, nie<lb/> hätte Teutschland einen solchen Tag gesehen." „Was vielleicht eines Einzigen<lb/> Sorglosigkeit, Faulheit und Unfähigkeit verschuldet hatte, das sollten alle büßen"<lb/> (137/38). Das alles mußte 1813 natürlich fallen (vgl. 141/42—59); so auch<lb/> das allzu vernichtende Urteil über den preußischen Adel: „So endete der Adel<lb/> hier (in Preußen 1806/07), wo er alles war und alles sein wollte, so hat er<lb/> sich in den übrigen Gränzen des weiten Vaterlandes offenbart: alle letzte Schande<lb/> hat er auf sich geladen, trägt sie und wird sie tragen unter Fremden, bis die<lb/> Herrschaft und Tat an die markvollen Kinder der Erde, an die Autochthonen,<lb/> kommt, die einst aufrichten werden, was diese zerstört haben" (244—245—105).<lb/> „Ganze Regimenter waren bis auf wenige Mann geblieben, und die Offiziere<lb/> las man zu zwanzigen und dreißigeu auf den Gefangenenlisten" (142—146—61).<lb/> Dafür fügte er im Gedanken an Stein und andere Patrioten den Absatz ein,<lb/> in dem es heißt: „Dies trifft euch nicht, die ihr durch Mühen und Gefahren . . .<lb/> euch mitten im Winter aufmachtet, daß ihr in ferner Weite euren König und<lb/> den Streit wiederfündet."</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> III. Weltbürgertum und Nationalstaat.</head><lb/> <p xml:id="ID_2856" next="#ID_2857"> Die Ausbeute für dieses merkwürdigste und tiefste Problem, dem wir durch<lb/> Friedrich Mcineckes glänzende Perspektiven eigentlich erst recht nahe gekommen</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0608]
Arndt als Agitator und Gffiziosus
Dienst abtraten." 1813 strich Arndt den zweiten satzten und setzte dafür:
„die aber für Deutschland — das Schwert ziehen wollten, vermochten nichts"
(113—119—48). Auch die Beiworte Hardenbergs, „des biederen und patrio¬
tischen Ministers", wandelte Arndt in „des Krieg und Rache rufenden", ob
unter Steins Beratung, muß fraglich bleiben (170—174—74).
Erbarmungslos hielt er Gericht über den Führer der Jenaer Schlacht:
„Zuletzt galt einer, der nach fünf, sechs besseren Feldherren kaum hätte gehört
werden sollen. Daß doch immer Alter und Rang, die am Zufall hängen,
meinen das Glück ziehen zu können. Alter Braunschweig, in der Schnelligkeit
und Kraft der Jugend, unter der Leitung eines großen Oheims, von dein Geist
eines größeren Oheims, des preußischen Friederichs, beseelt, erwarbest du Ruhm
über schlechte Generale, Ruhm durch den preußischen Namen, der durch dich
untergegangen ist. Dein Zug nach Holland war eine Posse, dein Zug nach der
Champagne hätte dich lehren sollen, nie wieder ein Heer führen zu wollen.
Du schlossest da deine Laufbahn, und dein Unglücklichen hätte nimmer wieder
das Glück eines Staates und die Ehre eines Volkes und Königs anvertraut
werden sollen. O hätte man auf die Stimme des Volkes gehört, andere hätten
das Heer zu Sieg und Ruhm, immer zu langem, hartnäckigem Kampf geführt,
das teutsche Volk hätte einen teutschen Vereinigungspunkt bekommen, und am
Rhein wäre es ausgefochten für die Weichsel. Wie dunkel auch jetzt noch die
Geschichte des unglücklichen Tages sein mag, so weiß man, daß Braunschweig
seine Verwirrung und seine Folgen verschuldet hatte" (135 vgl. 140 — 58).
„... Rüchel und Blücher, Kalckreuth und Pfuhl, und ihr anderen Feldhaupt¬
leute, deren Namen weniger genannt sind, hättet ihr den Befehl gehabt, nie
hätte Teutschland einen solchen Tag gesehen." „Was vielleicht eines Einzigen
Sorglosigkeit, Faulheit und Unfähigkeit verschuldet hatte, das sollten alle büßen"
(137/38). Das alles mußte 1813 natürlich fallen (vgl. 141/42—59); so auch
das allzu vernichtende Urteil über den preußischen Adel: „So endete der Adel
hier (in Preußen 1806/07), wo er alles war und alles sein wollte, so hat er
sich in den übrigen Gränzen des weiten Vaterlandes offenbart: alle letzte Schande
hat er auf sich geladen, trägt sie und wird sie tragen unter Fremden, bis die
Herrschaft und Tat an die markvollen Kinder der Erde, an die Autochthonen,
kommt, die einst aufrichten werden, was diese zerstört haben" (244—245—105).
„Ganze Regimenter waren bis auf wenige Mann geblieben, und die Offiziere
las man zu zwanzigen und dreißigeu auf den Gefangenenlisten" (142—146—61).
Dafür fügte er im Gedanken an Stein und andere Patrioten den Absatz ein,
in dem es heißt: „Dies trifft euch nicht, die ihr durch Mühen und Gefahren . . .
euch mitten im Winter aufmachtet, daß ihr in ferner Weite euren König und
den Streit wiederfündet."
III. Weltbürgertum und Nationalstaat.
Die Ausbeute für dieses merkwürdigste und tiefste Problem, dem wir durch
Friedrich Mcineckes glänzende Perspektiven eigentlich erst recht nahe gekommen
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