Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Drittes Vierteljahr.Das neue Hamburg von Dr, Heinrich Spiero ^5^W^s! em aufmerksamen Zeitungsleser wird es so wenig wie dem Literatur¬ Aber keineswegs nur in diesem Sinne ist Hamburg letzthin und in immer Das neue Hamburg von Dr, Heinrich Spiero ^5^W^s! em aufmerksamen Zeitungsleser wird es so wenig wie dem Literatur¬ Aber keineswegs nur in diesem Sinne ist Hamburg letzthin und in immer <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0526" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/319473"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341893_318948/figures/grenzboten_341893_318948_319473_000.jpg"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Das neue Hamburg<lb/><note type="byline"> von Dr, Heinrich Spiero</note></head><lb/> <p xml:id="ID_2501"> ^5^W^s! em aufmerksamen Zeitungsleser wird es so wenig wie dem Literatur¬<lb/> oder Kunsthistoriker entgangen sein, wie viel öfter in den letzten<lb/> Jahren von Hamburg die Rede ist als früher. Immer hat man<lb/> von Hamburgs Bedeutung als großem Handelsplatz gesprochen und<lb/> !die Zahlen seiner Durchfuhr, den Raumgehalt seiner Schiffe, die<lb/> Entwicklung seiner Werften und seiner Banken mit Aufmerksamkeit verfolgt. Auch<lb/> in dieser seiner herkömmlichen, geschichtlich gewordenen Grundbedeutung hat sich<lb/> der Ruf Hamburgs in den letzten Jahrzehnten wesentlich gehoben, seitdem seine<lb/> Reederei alle anderen und sein Seehandel wenigstens den aller europäischen Fest¬<lb/> landshäfen überflügelt hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_2502" next="#ID_2503"> Aber keineswegs nur in diesem Sinne ist Hamburg letzthin und in immer<lb/> steigendem Maße aufgerückt und hat die Aufmerksamkeit der Beobachter gefesselt.<lb/> Es sieht vielmehr wirklich so aus, wie es Karl Lamprecht schon vor längerer Zeit<lb/> Prophezeite: daß nämlich die immer stärkere Orientierung des deutscheu Lebens<lb/> nach der See hin den Einfluß Hamburgs in Deutschland steigen und damit zugleich<lb/> Hamburg auch außerhalb des Handels und der Schiffahrt zu neuen Höhen auf¬<lb/> steigen läßt. In der Tat hat sich das Bild und das Wesen der Stadt in mannig¬<lb/> fachen Zügen verändert. Der Zollanschluß, der 1888 nach der Vollendung des<lb/> Freihafens zur Wirkung kam, warf eine ganze Reihe von Familien aus dem<lb/> jetzigen Hafengebiet in die innere Stadt, und da sie dort keine Wohnung fanden,<lb/> weiter hinaus in die ehemaligen Vororte. Rasch aber ward das dem Hafen<lb/> zunächst liegende Gebiet für Kondore und Musterlager zu eng. Die alten, dort<lb/> noch vorhandenen, nach einem bestimmten praktischen Schema gebauten Wohnhäuser<lb/> genügten dem Zweck der sich dehnenden Kontortätigkeit nicht mehr, und allenthalben<lb/> arbeiteten Spitzhacke und Mauerbrecher, die alten spitzgiebeligen Häuser sanken,<lb/> und es entstanden die neuen Kontorhäuser und Höfe. Das erste große Gebäude<lb/> dieser Art war der von dem Freiherrn v. Ohlendorff errichtete Dvvenhof, der aber<lb/> in Ausgestaltung und Einrichtung längst von einer ganzen Anzahl neuer Häuser<lb/> von gleicher Bestimmung überholt worden ist. Das Kontorviertel reicht jetzt vom<lb/> Zollkanal bis zum Hauptbahnhof und bis zur Binnenalster, die bereits auf der<lb/> einen Seite ganz und gar von solchen Häusern umgeben ist. Wo noch in dem</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0526]
[Abbildung]
Das neue Hamburg
von Dr, Heinrich Spiero
^5^W^s! em aufmerksamen Zeitungsleser wird es so wenig wie dem Literatur¬
oder Kunsthistoriker entgangen sein, wie viel öfter in den letzten
Jahren von Hamburg die Rede ist als früher. Immer hat man
von Hamburgs Bedeutung als großem Handelsplatz gesprochen und
!die Zahlen seiner Durchfuhr, den Raumgehalt seiner Schiffe, die
Entwicklung seiner Werften und seiner Banken mit Aufmerksamkeit verfolgt. Auch
in dieser seiner herkömmlichen, geschichtlich gewordenen Grundbedeutung hat sich
der Ruf Hamburgs in den letzten Jahrzehnten wesentlich gehoben, seitdem seine
Reederei alle anderen und sein Seehandel wenigstens den aller europäischen Fest¬
landshäfen überflügelt hat.
Aber keineswegs nur in diesem Sinne ist Hamburg letzthin und in immer
steigendem Maße aufgerückt und hat die Aufmerksamkeit der Beobachter gefesselt.
Es sieht vielmehr wirklich so aus, wie es Karl Lamprecht schon vor längerer Zeit
Prophezeite: daß nämlich die immer stärkere Orientierung des deutscheu Lebens
nach der See hin den Einfluß Hamburgs in Deutschland steigen und damit zugleich
Hamburg auch außerhalb des Handels und der Schiffahrt zu neuen Höhen auf¬
steigen läßt. In der Tat hat sich das Bild und das Wesen der Stadt in mannig¬
fachen Zügen verändert. Der Zollanschluß, der 1888 nach der Vollendung des
Freihafens zur Wirkung kam, warf eine ganze Reihe von Familien aus dem
jetzigen Hafengebiet in die innere Stadt, und da sie dort keine Wohnung fanden,
weiter hinaus in die ehemaligen Vororte. Rasch aber ward das dem Hafen
zunächst liegende Gebiet für Kondore und Musterlager zu eng. Die alten, dort
noch vorhandenen, nach einem bestimmten praktischen Schema gebauten Wohnhäuser
genügten dem Zweck der sich dehnenden Kontortätigkeit nicht mehr, und allenthalben
arbeiteten Spitzhacke und Mauerbrecher, die alten spitzgiebeligen Häuser sanken,
und es entstanden die neuen Kontorhäuser und Höfe. Das erste große Gebäude
dieser Art war der von dem Freiherrn v. Ohlendorff errichtete Dvvenhof, der aber
in Ausgestaltung und Einrichtung längst von einer ganzen Anzahl neuer Häuser
von gleicher Bestimmung überholt worden ist. Das Kontorviertel reicht jetzt vom
Zollkanal bis zum Hauptbahnhof und bis zur Binnenalster, die bereits auf der
einen Seite ganz und gar von solchen Häusern umgeben ist. Wo noch in dem
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |