Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches mit Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

lichten Deckenmalereien. Ein großer Saal
ist dann den Razarenern und Romantikern
der ersten Hälfte des neunzehnten Jahr¬
hunderts eingeräumt: historische und religiöse
Kartons von Menzel, Overbeck, Schwind,
Landschaften von Spitzweg, Rottmann, Hilde-
brandt, Rayski geben den Ton an. Es
folgt das Schlachten- und Genrebild seit 1860.
Kraus, Vautier, Makart steigen als bekannte
Namen der letzten Vergangenheit auf. Und
nun beginnt in immer größerer Fülle die
neue Zeit, mit ihren großen, klassisch ge¬
wordenen Künstlern, am Eingang schon
würdig eingeführt: charakteristische Gemälde
bon Leiht, Feuerbach, Marsch, Thoma,
Böcklin geleiten den Beschauer zur Kunst der
Gegenwart, die mit einer Fülle von Namen
guten Klanges sich darstellt und die Forderung
an die Zukunft erhebt, in gleicher Weise und
in gleichem Tempo da fortzufahren, wo die
Jahreszahl 1910 einen nur vorläufigen
Abschluß bezeichnet.

Dr. Paul F. Schmidt
Offizier- und Beamtenfragen

Die Altersgrenze für Offiziere. Es ist
in Erwägung zu ziehen, ob der französische
Borgang, gesetzliche Altersgrenzen für die ein¬
zelnen Dienstgrade einzuführen, Nachahmung
verdient. Die Vorzüge dieser Einrichtung sind
nicht zu verkennen. Das Avancement wird
hierdurch einigermaßen gleichmäßig erhalten;
mancherlei Schroffheiten, wie sie unserem Pen¬
sionierungssystem anhaften, werden vermieden,
indem zuletzt nicht die Beurteilung der Vor¬
gesetzten, sondern der Zufall des Lebensalters
für das längere Verbleiben im Dienste aus¬
schlaggebend ist. Dies ist besonders wichtig
sür den Wechsel in den höheren Führerstellen.

Trotz dieser Vorteile möchte ich der Ein¬
führung von Altersgrenzen bei unserem Offizier¬
korps nicht das Wort reden. Ganz abgesehen
davon, daß mit der Durchführung einer solchen
Maßregel unter den heutigen Dienstalters¬
verhältnissen große Härten und Ungerechtig¬
keiten verknüpft wären, widerspricht es allen
unseren Anschauungen und bisherigen Er¬
fahrungen, tüchtige Leute mit körperlicher und
geistiger Frische lediglich wegen ihres Lebens¬
alters nicht in die nächsthöhere Stellung ge¬
langen zu lassen oder sie vorzeitig daraus zu

[Spaltenumbruch]

entfernen. Im übrigen hat ein republikanisches
Heer gesetzliche Altersgrenzen aus Gründen
der Gerechtigkeit Wohl nötiger als ein monar¬
chisches Heer, mit dessen Wohl und Wehe der
oberste Kriegsherr aufs engste verbunden ist,
daher sein eifrigstes Bestreben darauf richten
, wird, auch ohne gesetzliche Bestimmungen, da¬
für aber unter Persönlichster Verantwortlichkeit
gesunde Verhältnisse in: Heere zu erhalten.
Gerade der Persönliche Einfluß des obersten
Kriegsherrn hat das preußische Heer groß ge¬
macht; darin liegt eine besondere Sicherheit
für die Fortentwicklung des Heeres, anderseits
sür die Träger der Krone eine hohe Ver-
Pflichtuug. So wenig wir das französische
Heer in seinen Leistungen und in seiner in¬
neren Verfassung unterschätzen wollen, so wird
doch anerkannt werden müssen, daß die ganze
Fortentwicklung des deutschen Heeres bis jetzt
sich mit größerer Sicherheit und Planmäßig¬
keit vollzogen hat. Aus vorstehenden Grün¬
den sind meines Erachtens gesetzliche Alters¬
grenzen abzulehnen. Was wir im Inter¬
esse der Jungerhaltung der Führer bedürfen,
sind gewisse Normen, nach denen die Beför¬
derungsverhältnisse gleichmäßig und dauernd
zu regeln sind, um vor allem zu verhindern,
daß Altersverhältnisse eintreten, wie sie heut¬
zutage nicht zum Vorteil der Armee herrschen.
Für die Gestaltung des Avancements ist nichts
ungünstiger als Ungleichmäßig keit, bald
schnelles, bald langsames Tempo oder gar
vollständiges Stocken. Ani hier Positive Vor¬
schläge zu machen, fehlen die Unterlagen, die
nur in vollem Umfange dem Kriegsministerium
zugänglich sind. Wir können zu dem Schlüsse
kommen, daß wir feststellen, was erstrebens¬
wert ist. Bei den höchsten Führern des
Heeres ist ein Durchschnittsalter von nicht
über achtundfunfzig Jahren erwünscht. Dar¬
unter fallen die kommandierender Generale
und die in gleichwertigen Stellungen befind¬
lichen Generale. Wenn wir weiter nach unten
gehen, so wird man für Divisions- und Bri-
gadekommandcure als gutes Durchschnittsalter
annehmen dürfen fünfundfünfzig und zwei¬
undfünfzig Jahre. Werden für die Besetzung,
dieser höheren Führerstellen derartige Normen
für das Durchschnittsalter eingehalten ohne-
starre Bindung nach oben, so regeln sich die
Altersverhältnisse bei den niederen Führern

[Ende Spaltensatz]
Maßgebliches mit Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

lichten Deckenmalereien. Ein großer Saal
ist dann den Razarenern und Romantikern
der ersten Hälfte des neunzehnten Jahr¬
hunderts eingeräumt: historische und religiöse
Kartons von Menzel, Overbeck, Schwind,
Landschaften von Spitzweg, Rottmann, Hilde-
brandt, Rayski geben den Ton an. Es
folgt das Schlachten- und Genrebild seit 1860.
Kraus, Vautier, Makart steigen als bekannte
Namen der letzten Vergangenheit auf. Und
nun beginnt in immer größerer Fülle die
neue Zeit, mit ihren großen, klassisch ge¬
wordenen Künstlern, am Eingang schon
würdig eingeführt: charakteristische Gemälde
bon Leiht, Feuerbach, Marsch, Thoma,
Böcklin geleiten den Beschauer zur Kunst der
Gegenwart, die mit einer Fülle von Namen
guten Klanges sich darstellt und die Forderung
an die Zukunft erhebt, in gleicher Weise und
in gleichem Tempo da fortzufahren, wo die
Jahreszahl 1910 einen nur vorläufigen
Abschluß bezeichnet.

Dr. Paul F. Schmidt
Offizier- und Beamtenfragen

Die Altersgrenze für Offiziere. Es ist
in Erwägung zu ziehen, ob der französische
Borgang, gesetzliche Altersgrenzen für die ein¬
zelnen Dienstgrade einzuführen, Nachahmung
verdient. Die Vorzüge dieser Einrichtung sind
nicht zu verkennen. Das Avancement wird
hierdurch einigermaßen gleichmäßig erhalten;
mancherlei Schroffheiten, wie sie unserem Pen¬
sionierungssystem anhaften, werden vermieden,
indem zuletzt nicht die Beurteilung der Vor¬
gesetzten, sondern der Zufall des Lebensalters
für das längere Verbleiben im Dienste aus¬
schlaggebend ist. Dies ist besonders wichtig
sür den Wechsel in den höheren Führerstellen.

Trotz dieser Vorteile möchte ich der Ein¬
führung von Altersgrenzen bei unserem Offizier¬
korps nicht das Wort reden. Ganz abgesehen
davon, daß mit der Durchführung einer solchen
Maßregel unter den heutigen Dienstalters¬
verhältnissen große Härten und Ungerechtig¬
keiten verknüpft wären, widerspricht es allen
unseren Anschauungen und bisherigen Er¬
fahrungen, tüchtige Leute mit körperlicher und
geistiger Frische lediglich wegen ihres Lebens¬
alters nicht in die nächsthöhere Stellung ge¬
langen zu lassen oder sie vorzeitig daraus zu

[Spaltenumbruch]

entfernen. Im übrigen hat ein republikanisches
Heer gesetzliche Altersgrenzen aus Gründen
der Gerechtigkeit Wohl nötiger als ein monar¬
chisches Heer, mit dessen Wohl und Wehe der
oberste Kriegsherr aufs engste verbunden ist,
daher sein eifrigstes Bestreben darauf richten
, wird, auch ohne gesetzliche Bestimmungen, da¬
für aber unter Persönlichster Verantwortlichkeit
gesunde Verhältnisse in: Heere zu erhalten.
Gerade der Persönliche Einfluß des obersten
Kriegsherrn hat das preußische Heer groß ge¬
macht; darin liegt eine besondere Sicherheit
für die Fortentwicklung des Heeres, anderseits
sür die Träger der Krone eine hohe Ver-
Pflichtuug. So wenig wir das französische
Heer in seinen Leistungen und in seiner in¬
neren Verfassung unterschätzen wollen, so wird
doch anerkannt werden müssen, daß die ganze
Fortentwicklung des deutschen Heeres bis jetzt
sich mit größerer Sicherheit und Planmäßig¬
keit vollzogen hat. Aus vorstehenden Grün¬
den sind meines Erachtens gesetzliche Alters¬
grenzen abzulehnen. Was wir im Inter¬
esse der Jungerhaltung der Führer bedürfen,
sind gewisse Normen, nach denen die Beför¬
derungsverhältnisse gleichmäßig und dauernd
zu regeln sind, um vor allem zu verhindern,
daß Altersverhältnisse eintreten, wie sie heut¬
zutage nicht zum Vorteil der Armee herrschen.
Für die Gestaltung des Avancements ist nichts
ungünstiger als Ungleichmäßig keit, bald
schnelles, bald langsames Tempo oder gar
vollständiges Stocken. Ani hier Positive Vor¬
schläge zu machen, fehlen die Unterlagen, die
nur in vollem Umfange dem Kriegsministerium
zugänglich sind. Wir können zu dem Schlüsse
kommen, daß wir feststellen, was erstrebens¬
wert ist. Bei den höchsten Führern des
Heeres ist ein Durchschnittsalter von nicht
über achtundfunfzig Jahren erwünscht. Dar¬
unter fallen die kommandierender Generale
und die in gleichwertigen Stellungen befind¬
lichen Generale. Wenn wir weiter nach unten
gehen, so wird man für Divisions- und Bri-
gadekommandcure als gutes Durchschnittsalter
annehmen dürfen fünfundfünfzig und zwei¬
undfünfzig Jahre. Werden für die Besetzung,
dieser höheren Führerstellen derartige Normen
für das Durchschnittsalter eingehalten ohne-
starre Bindung nach oben, so regeln sich die
Altersverhältnisse bei den niederen Führern

[Ende Spaltensatz]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0195" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/319144"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches mit Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <cb type="start"/>
            <p xml:id="ID_1288" prev="#ID_1287"> lichten Deckenmalereien. Ein großer Saal<lb/>
ist dann den Razarenern und Romantikern<lb/>
der ersten Hälfte des neunzehnten Jahr¬<lb/>
hunderts eingeräumt: historische und religiöse<lb/>
Kartons von Menzel, Overbeck, Schwind,<lb/>
Landschaften von Spitzweg, Rottmann, Hilde-<lb/>
brandt, Rayski geben den Ton an. Es<lb/>
folgt das Schlachten- und Genrebild seit 1860.<lb/>
Kraus, Vautier, Makart steigen als bekannte<lb/>
Namen der letzten Vergangenheit auf. Und<lb/>
nun beginnt in immer größerer Fülle die<lb/>
neue Zeit, mit ihren großen, klassisch ge¬<lb/>
wordenen Künstlern, am Eingang schon<lb/>
würdig eingeführt: charakteristische Gemälde<lb/>
bon Leiht, Feuerbach, Marsch, Thoma,<lb/>
Böcklin geleiten den Beschauer zur Kunst der<lb/>
Gegenwart, die mit einer Fülle von Namen<lb/>
guten Klanges sich darstellt und die Forderung<lb/>
an die Zukunft erhebt, in gleicher Weise und<lb/>
in gleichem Tempo da fortzufahren, wo die<lb/>
Jahreszahl 1910 einen nur vorläufigen<lb/>
Abschluß bezeichnet.</p>
            <note type="byline"> Dr. Paul F. Schmidt</note>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Offizier- und Beamtenfragen</head>
            <p xml:id="ID_1289"> Die Altersgrenze für Offiziere. Es ist<lb/>
in Erwägung zu ziehen, ob der französische<lb/>
Borgang, gesetzliche Altersgrenzen für die ein¬<lb/>
zelnen Dienstgrade einzuführen, Nachahmung<lb/>
verdient. Die Vorzüge dieser Einrichtung sind<lb/>
nicht zu verkennen. Das Avancement wird<lb/>
hierdurch einigermaßen gleichmäßig erhalten;<lb/>
mancherlei Schroffheiten, wie sie unserem Pen¬<lb/>
sionierungssystem anhaften, werden vermieden,<lb/>
indem zuletzt nicht die Beurteilung der Vor¬<lb/>
gesetzten, sondern der Zufall des Lebensalters<lb/>
für das längere Verbleiben im Dienste aus¬<lb/>
schlaggebend ist. Dies ist besonders wichtig<lb/>
sür den Wechsel in den höheren Führerstellen.</p>
            <p xml:id="ID_1290" next="#ID_1291"> Trotz dieser Vorteile möchte ich der Ein¬<lb/>
führung von Altersgrenzen bei unserem Offizier¬<lb/>
korps nicht das Wort reden. Ganz abgesehen<lb/>
davon, daß mit der Durchführung einer solchen<lb/>
Maßregel unter den heutigen Dienstalters¬<lb/>
verhältnissen große Härten und Ungerechtig¬<lb/>
keiten verknüpft wären, widerspricht es allen<lb/>
unseren Anschauungen und bisherigen Er¬<lb/>
fahrungen, tüchtige Leute mit körperlicher und<lb/>
geistiger Frische lediglich wegen ihres Lebens¬<lb/>
alters nicht in die nächsthöhere Stellung ge¬<lb/>
langen zu lassen oder sie vorzeitig daraus zu</p>
            <cb/><lb/>
            <p xml:id="ID_1291" prev="#ID_1290" next="#ID_1292"> entfernen. Im übrigen hat ein republikanisches<lb/>
Heer gesetzliche Altersgrenzen aus Gründen<lb/>
der Gerechtigkeit Wohl nötiger als ein monar¬<lb/>
chisches Heer, mit dessen Wohl und Wehe der<lb/>
oberste Kriegsherr aufs engste verbunden ist,<lb/>
daher sein eifrigstes Bestreben darauf richten<lb/>
, wird, auch ohne gesetzliche Bestimmungen, da¬<lb/>
für aber unter Persönlichster Verantwortlichkeit<lb/>
gesunde Verhältnisse in: Heere zu erhalten.<lb/>
Gerade der Persönliche Einfluß des obersten<lb/>
Kriegsherrn hat das preußische Heer groß ge¬<lb/>
macht; darin liegt eine besondere Sicherheit<lb/>
für die Fortentwicklung des Heeres, anderseits<lb/>
sür die Träger der Krone eine hohe Ver-<lb/>
Pflichtuug. So wenig wir das französische<lb/>
Heer in seinen Leistungen und in seiner in¬<lb/>
neren Verfassung unterschätzen wollen, so wird<lb/>
doch anerkannt werden müssen, daß die ganze<lb/>
Fortentwicklung des deutschen Heeres bis jetzt<lb/>
sich mit größerer Sicherheit und Planmäßig¬<lb/>
keit vollzogen hat. Aus vorstehenden Grün¬<lb/>
den sind meines Erachtens gesetzliche Alters¬<lb/>
grenzen abzulehnen. Was wir im Inter¬<lb/>
esse der Jungerhaltung der Führer bedürfen,<lb/>
sind gewisse Normen, nach denen die Beför¬<lb/>
derungsverhältnisse gleichmäßig und dauernd<lb/>
zu regeln sind, um vor allem zu verhindern,<lb/>
daß Altersverhältnisse eintreten, wie sie heut¬<lb/>
zutage nicht zum Vorteil der Armee herrschen.<lb/>
Für die Gestaltung des Avancements ist nichts<lb/>
ungünstiger als Ungleichmäßig keit, bald<lb/>
schnelles, bald langsames Tempo oder gar<lb/>
vollständiges Stocken. Ani hier Positive Vor¬<lb/>
schläge zu machen, fehlen die Unterlagen, die<lb/>
nur in vollem Umfange dem Kriegsministerium<lb/>
zugänglich sind. Wir können zu dem Schlüsse<lb/>
kommen, daß wir feststellen, was erstrebens¬<lb/>
wert ist. Bei den höchsten Führern des<lb/>
Heeres ist ein Durchschnittsalter von nicht<lb/>
über achtundfunfzig Jahren erwünscht. Dar¬<lb/>
unter fallen die kommandierender Generale<lb/>
und die in gleichwertigen Stellungen befind¬<lb/>
lichen Generale. Wenn wir weiter nach unten<lb/>
gehen, so wird man für Divisions- und Bri-<lb/>
gadekommandcure als gutes Durchschnittsalter<lb/>
annehmen dürfen fünfundfünfzig und zwei¬<lb/>
undfünfzig Jahre. Werden für die Besetzung,<lb/>
dieser höheren Führerstellen derartige Normen<lb/>
für das Durchschnittsalter eingehalten ohne-<lb/>
starre Bindung nach oben, so regeln sich die<lb/>
Altersverhältnisse bei den niederen Führern</p>
            <cb type="end"/><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0195] Maßgebliches mit Unmaßgebliches lichten Deckenmalereien. Ein großer Saal ist dann den Razarenern und Romantikern der ersten Hälfte des neunzehnten Jahr¬ hunderts eingeräumt: historische und religiöse Kartons von Menzel, Overbeck, Schwind, Landschaften von Spitzweg, Rottmann, Hilde- brandt, Rayski geben den Ton an. Es folgt das Schlachten- und Genrebild seit 1860. Kraus, Vautier, Makart steigen als bekannte Namen der letzten Vergangenheit auf. Und nun beginnt in immer größerer Fülle die neue Zeit, mit ihren großen, klassisch ge¬ wordenen Künstlern, am Eingang schon würdig eingeführt: charakteristische Gemälde bon Leiht, Feuerbach, Marsch, Thoma, Böcklin geleiten den Beschauer zur Kunst der Gegenwart, die mit einer Fülle von Namen guten Klanges sich darstellt und die Forderung an die Zukunft erhebt, in gleicher Weise und in gleichem Tempo da fortzufahren, wo die Jahreszahl 1910 einen nur vorläufigen Abschluß bezeichnet. Dr. Paul F. Schmidt Offizier- und Beamtenfragen Die Altersgrenze für Offiziere. Es ist in Erwägung zu ziehen, ob der französische Borgang, gesetzliche Altersgrenzen für die ein¬ zelnen Dienstgrade einzuführen, Nachahmung verdient. Die Vorzüge dieser Einrichtung sind nicht zu verkennen. Das Avancement wird hierdurch einigermaßen gleichmäßig erhalten; mancherlei Schroffheiten, wie sie unserem Pen¬ sionierungssystem anhaften, werden vermieden, indem zuletzt nicht die Beurteilung der Vor¬ gesetzten, sondern der Zufall des Lebensalters für das längere Verbleiben im Dienste aus¬ schlaggebend ist. Dies ist besonders wichtig sür den Wechsel in den höheren Führerstellen. Trotz dieser Vorteile möchte ich der Ein¬ führung von Altersgrenzen bei unserem Offizier¬ korps nicht das Wort reden. Ganz abgesehen davon, daß mit der Durchführung einer solchen Maßregel unter den heutigen Dienstalters¬ verhältnissen große Härten und Ungerechtig¬ keiten verknüpft wären, widerspricht es allen unseren Anschauungen und bisherigen Er¬ fahrungen, tüchtige Leute mit körperlicher und geistiger Frische lediglich wegen ihres Lebens¬ alters nicht in die nächsthöhere Stellung ge¬ langen zu lassen oder sie vorzeitig daraus zu entfernen. Im übrigen hat ein republikanisches Heer gesetzliche Altersgrenzen aus Gründen der Gerechtigkeit Wohl nötiger als ein monar¬ chisches Heer, mit dessen Wohl und Wehe der oberste Kriegsherr aufs engste verbunden ist, daher sein eifrigstes Bestreben darauf richten , wird, auch ohne gesetzliche Bestimmungen, da¬ für aber unter Persönlichster Verantwortlichkeit gesunde Verhältnisse in: Heere zu erhalten. Gerade der Persönliche Einfluß des obersten Kriegsherrn hat das preußische Heer groß ge¬ macht; darin liegt eine besondere Sicherheit für die Fortentwicklung des Heeres, anderseits sür die Träger der Krone eine hohe Ver- Pflichtuug. So wenig wir das französische Heer in seinen Leistungen und in seiner in¬ neren Verfassung unterschätzen wollen, so wird doch anerkannt werden müssen, daß die ganze Fortentwicklung des deutschen Heeres bis jetzt sich mit größerer Sicherheit und Planmäßig¬ keit vollzogen hat. Aus vorstehenden Grün¬ den sind meines Erachtens gesetzliche Alters¬ grenzen abzulehnen. Was wir im Inter¬ esse der Jungerhaltung der Führer bedürfen, sind gewisse Normen, nach denen die Beför¬ derungsverhältnisse gleichmäßig und dauernd zu regeln sind, um vor allem zu verhindern, daß Altersverhältnisse eintreten, wie sie heut¬ zutage nicht zum Vorteil der Armee herrschen. Für die Gestaltung des Avancements ist nichts ungünstiger als Ungleichmäßig keit, bald schnelles, bald langsames Tempo oder gar vollständiges Stocken. Ani hier Positive Vor¬ schläge zu machen, fehlen die Unterlagen, die nur in vollem Umfange dem Kriegsministerium zugänglich sind. Wir können zu dem Schlüsse kommen, daß wir feststellen, was erstrebens¬ wert ist. Bei den höchsten Führern des Heeres ist ein Durchschnittsalter von nicht über achtundfunfzig Jahren erwünscht. Dar¬ unter fallen die kommandierender Generale und die in gleichwertigen Stellungen befind¬ lichen Generale. Wenn wir weiter nach unten gehen, so wird man für Divisions- und Bri- gadekommandcure als gutes Durchschnittsalter annehmen dürfen fünfundfünfzig und zwei¬ undfünfzig Jahre. Werden für die Besetzung, dieser höheren Führerstellen derartige Normen für das Durchschnittsalter eingehalten ohne- starre Bindung nach oben, so regeln sich die Altersverhältnisse bei den niederen Führern

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_318948
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_318948/195
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_318948/195>, abgerufen am 29.12.2024.