Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Zweites Vierteljahr.Vor Getreidebau Diese Einfachheit und Regelmäßigkeit hat ferner eine Eigentümlichkeit der Ist man einmal überzeugt, daß eine natürliche Sprache nie die zweite Der Getreidebau Line Erwiderung auf Professor Lujo Brentanos Denkschrift: "Die deutschen Getreidezölle" Landrat a, D, v. Goldberg von ^err Brentano, Professor der Staatswissenschaften in München, Vor Getreidebau Diese Einfachheit und Regelmäßigkeit hat ferner eine Eigentümlichkeit der Ist man einmal überzeugt, daß eine natürliche Sprache nie die zweite Der Getreidebau Line Erwiderung auf Professor Lujo Brentanos Denkschrift: „Die deutschen Getreidezölle" Landrat a, D, v. Goldberg von ^err Brentano, Professor der Staatswissenschaften in München, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0222" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/318505"/> <fw type="header" place="top"> Vor Getreidebau</fw><lb/> <p xml:id="ID_1063"> Diese Einfachheit und Regelmäßigkeit hat ferner eine Eigentümlichkeit der<lb/> Esperantosprache zur Folge, die sich in keiner anderen findet. Beim Esperanto<lb/> ist es möglich, ohne Kenntnis der Grammatik, nur mit Hilfe eines Wörterbuchs,<lb/> innen Text zu verstehen, wenn Wörterbuch und Text die Bildungssilben trennen.<lb/> So gibt es in den Hauptkultursprachen dünne Hefte, sogenannte Schlüssel, die<lb/> man einem Brief beilegen kann. Will ich an einen Ausländer schreiben, von<lb/> dem ich nicht weiß, welche Sprache er außer seiner mir fremden Mutter¬<lb/> sprache versteht, so kann ich in Esperanto schreiben und einen Schlüssel<lb/> in seiner Sprache beilegen, und ich werde verstanden werden. Solange<lb/> Esperanto nicht allgemein eingeführt ist, kann das unter Umständen von<lb/> Vorteil sein. Man denke sich den Fall, daß jemand mit dem Automobil<lb/> oder dem Luftschiff von Lissabon nach Petersburg fahren will und in einer<lb/> Gegend, wo er sich nicht verständigen kann, eine Parre erleidet. Hat er einen<lb/> Esperantoschlüssel in der Sprache jener Gegend, so kann er seine Wünsche auf¬<lb/> schreiben und sie durch den Schlüssel entziffern lassen. Mag das praktisch auch<lb/> nicht von großer Bedeutung sein, so ist es doch ein Beweis dafür, wie gering<lb/> die aufzuwendende Mühe im Vergleich zu dein Nutzen ist, den Esperanto für<lb/> die Kultur haben kann.</p><lb/> <p xml:id="ID_1064"> Ist man einmal überzeugt, daß eine natürliche Sprache nie die zweite<lb/> Sprache für jedermann werden kann, so wird man, glaube ich, nach dem Aus¬<lb/> geführten zugeben, daß Esperanto nicht nur an Reichtum der Ausdrucksmöglich-<lb/> keiteu, sondern auch an Einfachheit und Regelmäßigkeit die beiden an ein<lb/> allgemeines Verständigungsmittel zu stellenden Forderungen erfüllt: daß man<lb/> alles damit ausdrücken kaun, und daß jedermann es mit viel geringerer Mühe<lb/> lernen kann als irgendeine natürliche Sprache.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Der Getreidebau<lb/> Line Erwiderung auf Professor Lujo Brentanos Denkschrift:<lb/> „Die deutschen Getreidezölle"<lb/><note type="byline"> Landrat a, D, v. Goldberg</note> von</head><lb/> <p xml:id="ID_1065"> ^err Brentano, Professor der Staatswissenschaften in München,<lb/> erklärt den deutschen Getreidebau — ob ohne oder mit Zöllen —<lb/> für unrentabel und konkurrenzunfähig. Er ist deshalb vom Grafen<lb/> Schwerin-Lowitz, dem Vorsitzenden des Deutschen Landwirtschafts-<lb/> I rath, auf dem Festmahl desselben am 15. Februar d. Is. angegriffen<lb/> worden. Graf Schwerin feierte unter allgemeinem Beifall der versammelten<lb/> Landwirte in begeisterten Worten die wachsende, in kaum geahnter Weise steigende<lb/> Kultur unseres deutschen Grund und Bodens.UW.<lb/> cM^'</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0222]
Vor Getreidebau
Diese Einfachheit und Regelmäßigkeit hat ferner eine Eigentümlichkeit der
Esperantosprache zur Folge, die sich in keiner anderen findet. Beim Esperanto
ist es möglich, ohne Kenntnis der Grammatik, nur mit Hilfe eines Wörterbuchs,
innen Text zu verstehen, wenn Wörterbuch und Text die Bildungssilben trennen.
So gibt es in den Hauptkultursprachen dünne Hefte, sogenannte Schlüssel, die
man einem Brief beilegen kann. Will ich an einen Ausländer schreiben, von
dem ich nicht weiß, welche Sprache er außer seiner mir fremden Mutter¬
sprache versteht, so kann ich in Esperanto schreiben und einen Schlüssel
in seiner Sprache beilegen, und ich werde verstanden werden. Solange
Esperanto nicht allgemein eingeführt ist, kann das unter Umständen von
Vorteil sein. Man denke sich den Fall, daß jemand mit dem Automobil
oder dem Luftschiff von Lissabon nach Petersburg fahren will und in einer
Gegend, wo er sich nicht verständigen kann, eine Parre erleidet. Hat er einen
Esperantoschlüssel in der Sprache jener Gegend, so kann er seine Wünsche auf¬
schreiben und sie durch den Schlüssel entziffern lassen. Mag das praktisch auch
nicht von großer Bedeutung sein, so ist es doch ein Beweis dafür, wie gering
die aufzuwendende Mühe im Vergleich zu dein Nutzen ist, den Esperanto für
die Kultur haben kann.
Ist man einmal überzeugt, daß eine natürliche Sprache nie die zweite
Sprache für jedermann werden kann, so wird man, glaube ich, nach dem Aus¬
geführten zugeben, daß Esperanto nicht nur an Reichtum der Ausdrucksmöglich-
keiteu, sondern auch an Einfachheit und Regelmäßigkeit die beiden an ein
allgemeines Verständigungsmittel zu stellenden Forderungen erfüllt: daß man
alles damit ausdrücken kaun, und daß jedermann es mit viel geringerer Mühe
lernen kann als irgendeine natürliche Sprache.
Der Getreidebau
Line Erwiderung auf Professor Lujo Brentanos Denkschrift:
„Die deutschen Getreidezölle"
Landrat a, D, v. Goldberg von
^err Brentano, Professor der Staatswissenschaften in München,
erklärt den deutschen Getreidebau — ob ohne oder mit Zöllen —
für unrentabel und konkurrenzunfähig. Er ist deshalb vom Grafen
Schwerin-Lowitz, dem Vorsitzenden des Deutschen Landwirtschafts-
I rath, auf dem Festmahl desselben am 15. Februar d. Is. angegriffen
worden. Graf Schwerin feierte unter allgemeinem Beifall der versammelten
Landwirte in begeisterten Worten die wachsende, in kaum geahnter Weise steigende
Kultur unseres deutschen Grund und Bodens.UW.
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