Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr.Adolf Fischhof ich und wir alle sind nichts als Knechte und Werkzeuge dieser Gewalten, verehren Meine Worte, so ernst sie mir auch kamen und von den Lippen gingen, klangen Bedrückt von meiner Rolle wandte ich mich ab, sah Eufemia nicht mehr, noch Adolf Fischhof Lark Ientsch von aß Fischhof die österreichische Revolution eingeleitet hat, ist allgemein Adolf Fischhof ich und wir alle sind nichts als Knechte und Werkzeuge dieser Gewalten, verehren Meine Worte, so ernst sie mir auch kamen und von den Lippen gingen, klangen Bedrückt von meiner Rolle wandte ich mich ab, sah Eufemia nicht mehr, noch Adolf Fischhof Lark Ientsch von aß Fischhof die österreichische Revolution eingeleitet hat, ist allgemein <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0449" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/318062"/> <fw type="header" place="top"> Adolf Fischhof</fw><lb/> <p xml:id="ID_2066" prev="#ID_2065"> ich und wir alle sind nichts als Knechte und Werkzeuge dieser Gewalten, verehren<lb/> sie, beten sie an als den allmächtigen, rätselhaften Gott. — Leb Wohl, Schwester<lb/> Eufemial"</p><lb/> <p xml:id="ID_2067"> Meine Worte, so ernst sie mir auch kamen und von den Lippen gingen, klangen<lb/> in mir selbst doch wie ein hohles Echo Wider.</p><lb/> <p xml:id="ID_2068"> Bedrückt von meiner Rolle wandte ich mich ab, sah Eufemia nicht mehr, noch<lb/> irgend jemand aus der Menge, wandte mich zur Tür und ging davon, stark<lb/> und müde zugleich wie nach einer Tat von entscheidender Wirkung, und doch befleckt<lb/> von dem Bewußtsein, nur einen kleinen, schlechten Komödianten vorzustellen auf<lb/> der Bühne einer großen, wahrhaftigen Welt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Adolf Fischhof<lb/><note type="byline"> Lark Ientsch</note> von</head><lb/> <p xml:id="ID_2069" next="#ID_2070"> aß Fischhof die österreichische Revolution eingeleitet hat, ist allgemein<lb/> bekannt, aber um seine spätere politische Tätigkeit wissen wohl<lb/> nur die österreichischen Politiker von Fach. Weil sein politischer<lb/> Einfluß, der fünftehalb Jahrzehnte umfaßt, sehr wohltätig gewirkt<lb/> hat, und wegen seines edlen Charakters verdient er das biographische<lb/> Denkmal, mit dem Richard Charmatz sein Andenken auffrischt. („Adolf Fischhof,<lb/> das Lebensbild eines österreichischen Politikers." Mit zwei Abbildungen. Stutt¬<lb/> gart und Berlin, I. G. Cottas Nachfolger, 1910.) — Adolf Fischhof wurde<lb/> 1816 als Sohn eines wohlhabenden jüdischen Kaufmanns in Ofen geboren.<lb/> Der Vater verlor sein Vermögen, und Adolf wanderte nach Absolvierung des<lb/> Gymnasiums mit 10 Gulden in der Tasche nach Wien, wo er sich zum Doktor<lb/> der Medizin durchhungerte und durchplagte. Er fand als Sekundararzt Anstellung<lb/> am Allgemeinen Krankenhause der Kaiserstadt — mit 40 Kreuzer Tageshonorar.<lb/> Seine Erholungszeit füllte das Studium der Politik und der Geschichte aus.<lb/> Und als im März 1848 der in Paris ausgebrochene Sturm auch die von<lb/> Metternich geistig abgesperrten Wiener ergriff und am 13. im Hofe des Hauses<lb/> der niederösterreichischen Landstände eine von unklaren Hoffnungen in Spannung<lb/> versetzte Volksmenge der Dinge harrte, die nun kommen sollten, da, erzählt<lb/> Fischhof selbst, „dachte ich bei mir, daß ein Moment, so günstig für das Volk<lb/> wie kein zweiter, nicht ungenützt verstreichen dürfe. Ich fand es erbärmlich,<lb/> daß in dieser ganzen großen Masse nicht ein Mann den Mut und die Kraft<lb/> hatte, ein zündendes Wort hineinzuschleudern, der hohen geschichtlichen Bedeutung<lb/> des Augenblicks enthusiastisch Ausdruck zu geben und diese neugierige Menge<lb/> zu einer großen Kundgebung hinzureißen. Bist du nicht selbst solch ein Erbärm¬<lb/> licher? sagte ich zu mir. Tiefbeschümt faßte ich also gleich den Entschluß, zu<lb/> reden. Um von diesem Entschluß nicht wieder zurückweichen zu können, rief</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0449]
Adolf Fischhof
ich und wir alle sind nichts als Knechte und Werkzeuge dieser Gewalten, verehren
sie, beten sie an als den allmächtigen, rätselhaften Gott. — Leb Wohl, Schwester
Eufemial"
Meine Worte, so ernst sie mir auch kamen und von den Lippen gingen, klangen
in mir selbst doch wie ein hohles Echo Wider.
Bedrückt von meiner Rolle wandte ich mich ab, sah Eufemia nicht mehr, noch
irgend jemand aus der Menge, wandte mich zur Tür und ging davon, stark
und müde zugleich wie nach einer Tat von entscheidender Wirkung, und doch befleckt
von dem Bewußtsein, nur einen kleinen, schlechten Komödianten vorzustellen auf
der Bühne einer großen, wahrhaftigen Welt.
Adolf Fischhof
Lark Ientsch von
aß Fischhof die österreichische Revolution eingeleitet hat, ist allgemein
bekannt, aber um seine spätere politische Tätigkeit wissen wohl
nur die österreichischen Politiker von Fach. Weil sein politischer
Einfluß, der fünftehalb Jahrzehnte umfaßt, sehr wohltätig gewirkt
hat, und wegen seines edlen Charakters verdient er das biographische
Denkmal, mit dem Richard Charmatz sein Andenken auffrischt. („Adolf Fischhof,
das Lebensbild eines österreichischen Politikers." Mit zwei Abbildungen. Stutt¬
gart und Berlin, I. G. Cottas Nachfolger, 1910.) — Adolf Fischhof wurde
1816 als Sohn eines wohlhabenden jüdischen Kaufmanns in Ofen geboren.
Der Vater verlor sein Vermögen, und Adolf wanderte nach Absolvierung des
Gymnasiums mit 10 Gulden in der Tasche nach Wien, wo er sich zum Doktor
der Medizin durchhungerte und durchplagte. Er fand als Sekundararzt Anstellung
am Allgemeinen Krankenhause der Kaiserstadt — mit 40 Kreuzer Tageshonorar.
Seine Erholungszeit füllte das Studium der Politik und der Geschichte aus.
Und als im März 1848 der in Paris ausgebrochene Sturm auch die von
Metternich geistig abgesperrten Wiener ergriff und am 13. im Hofe des Hauses
der niederösterreichischen Landstände eine von unklaren Hoffnungen in Spannung
versetzte Volksmenge der Dinge harrte, die nun kommen sollten, da, erzählt
Fischhof selbst, „dachte ich bei mir, daß ein Moment, so günstig für das Volk
wie kein zweiter, nicht ungenützt verstreichen dürfe. Ich fand es erbärmlich,
daß in dieser ganzen großen Masse nicht ein Mann den Mut und die Kraft
hatte, ein zündendes Wort hineinzuschleudern, der hohen geschichtlichen Bedeutung
des Augenblicks enthusiastisch Ausdruck zu geben und diese neugierige Menge
zu einer großen Kundgebung hinzureißen. Bist du nicht selbst solch ein Erbärm¬
licher? sagte ich zu mir. Tiefbeschümt faßte ich also gleich den Entschluß, zu
reden. Um von diesem Entschluß nicht wieder zurückweichen zu können, rief
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