Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr.Im Flecken leben, Alter, Gesundheit oder Geisteszustand des Täters untunlich oder aus Die deutschen Richter haben alle Ursache, diesen Vorschlag des Entwurfs (Der Aufsatz wurde bereits im Npril 1910 geschrieben, mußte aber wegen Raummangel Im Flecken Erzählung ans der russischen Provinz Alexander Andreas-v, Reyher von Zehntes Kapitel: Der kluge Schwiegervater. "Nun, Kusma Karpowitsch," sprach Botscharow an: nächsten Tage bei dem "Nu, was in Geschäften!" versetzte Räbzvw. "Meine Geschäfte sind nicht "Ich habe zu tun wie gewöhnlich," sagte Botscharow und dehnte sich behaglich, "Man hat mir gesagt, du habest ein Gut in der Nähe." "Ja, ich besitze ein Gütchen." "Wenn wir hinausführen?" "Hin, sehr kalt ist es nicht, und der Wind weht auch nicht stark. Meinet¬ "Lohnt es darüber zu reden!" Auf dem Gute zeigte Räbzow sich wieder unermüdlich. Dem die Bequemlichkeit Im Flecken leben, Alter, Gesundheit oder Geisteszustand des Täters untunlich oder aus Die deutschen Richter haben alle Ursache, diesen Vorschlag des Entwurfs (Der Aufsatz wurde bereits im Npril 1910 geschrieben, mußte aber wegen Raummangel Im Flecken Erzählung ans der russischen Provinz Alexander Andreas-v, Reyher von Zehntes Kapitel: Der kluge Schwiegervater. „Nun, Kusma Karpowitsch," sprach Botscharow an: nächsten Tage bei dem „Nu, was in Geschäften!" versetzte Räbzvw. „Meine Geschäfte sind nicht „Ich habe zu tun wie gewöhnlich," sagte Botscharow und dehnte sich behaglich, „Man hat mir gesagt, du habest ein Gut in der Nähe." „Ja, ich besitze ein Gütchen." „Wenn wir hinausführen?" „Hin, sehr kalt ist es nicht, und der Wind weht auch nicht stark. Meinet¬ „Lohnt es darüber zu reden!" Auf dem Gute zeigte Räbzow sich wieder unermüdlich. Dem die Bequemlichkeit <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0037" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/317650"/> <fw type="header" place="top"> Im Flecken</fw><lb/> <p xml:id="ID_129" prev="#ID_128"> leben, Alter, Gesundheit oder Geisteszustand des Täters untunlich oder aus<lb/> denselben Gründen die bedingte Entlassung untunlich erscheint.</p><lb/> <p xml:id="ID_130"> Die deutschen Richter haben alle Ursache, diesen Vorschlag des Entwurfs<lb/> mit freudiger Genugtuung zu begrüßen. Denn er gibt ihnen auf seinem<lb/> Anwendungsgebiet das Schönste, was ein Mensch sich wünschen kann: die freie,<lb/> eigene Initiative.</p><lb/> <p xml:id="ID_131"> (Der Aufsatz wurde bereits im Npril 1910 geschrieben, mußte aber wegen Raummangel<lb/> zurückgestellt werde», Die neueste Literatur ist daher nicht berücksichtigt worden<lb/><note type="byline"> .<lb/> Die Schriftleitung,)</note></p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Im Flecken<lb/> Erzählung ans der russischen Provinz<lb/><note type="byline"> Alexander Andreas-v, Reyher</note> von<lb/> Zehntes Kapitel: Der kluge Schwiegervater.</head><lb/> <p xml:id="ID_132"> „Nun, Kusma Karpowitsch," sprach Botscharow an: nächsten Tage bei dem<lb/> Morgentee, „was denkst du heute zu unternehmen? Wirst du wieder den ganzen<lb/> Tag in Geschäften aus sein?"</p><lb/> <p xml:id="ID_133"> „Nu, was in Geschäften!" versetzte Räbzvw. „Meine Geschäfte sind nicht<lb/> so wichtig und haben keine Eile. Aber hast du etwas Wichtiges vor, Tit Grigorjewitsch,<lb/> oder bist du vielleicht frei?"</p><lb/> <p xml:id="ID_134"> „Ich habe zu tun wie gewöhnlich," sagte Botscharow und dehnte sich behaglich,<lb/> „aber dringende Sachen sind es nicht. Gott sei Dank, ich habe nicht nötig, mich<lb/> zu überstürzen. Ich bin kein Dienender, kein Leibeigener. Wenn ich frei sein<lb/> will, bin ich frei."</p><lb/> <p xml:id="ID_135"> „Man hat mir gesagt, du habest ein Gut in der Nähe."</p><lb/> <p xml:id="ID_136"> „Ja, ich besitze ein Gütchen."</p><lb/> <p xml:id="ID_137"> „Wenn wir hinausführen?"</p><lb/> <p xml:id="ID_138"> „Hin, sehr kalt ist es nicht, und der Wind weht auch nicht stark. Meinet¬<lb/> wegen. Wenn es dein Wunsch ist, warum nicht! Ich werde gleich anspannen<lb/> lassen. Nur wirst du vorlieb nehmen müssen. Dort draußen wird das Mittag¬<lb/> essen nicht glänzend ausfallen."</p><lb/> <p xml:id="ID_139"> „Lohnt es darüber zu reden!"</p><lb/> <p xml:id="ID_140"> Auf dem Gute zeigte Räbzow sich wieder unermüdlich. Dem die Bequemlichkeit<lb/> liebenden Botscharow kam es recht sauer an, mit seinem Gaste die Grenzen<lb/> abzufahren. Räbzow besah alles mit großem Interesse, sagte aber nichts. Nur<lb/> nach der Besichtigung des neuen Wohnhauses, welches im Rohbau fast fertig war,<lb/> ließ er sich zu der Äußerung hinreißen: „Gut, sehr gut. Aber, Tit Grigorjewitsch,<lb/> die Wirtschaftsgebäude dort hinten scheinen schon ziemlich baufällig. Wäre es<lb/> nicht besser gewesen, zuerst die instant zu setzen und dann an das Wohnhaus zu<lb/> denken?"</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0037]
Im Flecken
leben, Alter, Gesundheit oder Geisteszustand des Täters untunlich oder aus
denselben Gründen die bedingte Entlassung untunlich erscheint.
Die deutschen Richter haben alle Ursache, diesen Vorschlag des Entwurfs
mit freudiger Genugtuung zu begrüßen. Denn er gibt ihnen auf seinem
Anwendungsgebiet das Schönste, was ein Mensch sich wünschen kann: die freie,
eigene Initiative.
(Der Aufsatz wurde bereits im Npril 1910 geschrieben, mußte aber wegen Raummangel
zurückgestellt werde», Die neueste Literatur ist daher nicht berücksichtigt worden
.
Die Schriftleitung,)
Im Flecken
Erzählung ans der russischen Provinz
Alexander Andreas-v, Reyher von
Zehntes Kapitel: Der kluge Schwiegervater.
„Nun, Kusma Karpowitsch," sprach Botscharow an: nächsten Tage bei dem
Morgentee, „was denkst du heute zu unternehmen? Wirst du wieder den ganzen
Tag in Geschäften aus sein?"
„Nu, was in Geschäften!" versetzte Räbzvw. „Meine Geschäfte sind nicht
so wichtig und haben keine Eile. Aber hast du etwas Wichtiges vor, Tit Grigorjewitsch,
oder bist du vielleicht frei?"
„Ich habe zu tun wie gewöhnlich," sagte Botscharow und dehnte sich behaglich,
„aber dringende Sachen sind es nicht. Gott sei Dank, ich habe nicht nötig, mich
zu überstürzen. Ich bin kein Dienender, kein Leibeigener. Wenn ich frei sein
will, bin ich frei."
„Man hat mir gesagt, du habest ein Gut in der Nähe."
„Ja, ich besitze ein Gütchen."
„Wenn wir hinausführen?"
„Hin, sehr kalt ist es nicht, und der Wind weht auch nicht stark. Meinet¬
wegen. Wenn es dein Wunsch ist, warum nicht! Ich werde gleich anspannen
lassen. Nur wirst du vorlieb nehmen müssen. Dort draußen wird das Mittag¬
essen nicht glänzend ausfallen."
„Lohnt es darüber zu reden!"
Auf dem Gute zeigte Räbzow sich wieder unermüdlich. Dem die Bequemlichkeit
liebenden Botscharow kam es recht sauer an, mit seinem Gaste die Grenzen
abzufahren. Räbzow besah alles mit großem Interesse, sagte aber nichts. Nur
nach der Besichtigung des neuen Wohnhauses, welches im Rohbau fast fertig war,
ließ er sich zu der Äußerung hinreißen: „Gut, sehr gut. Aber, Tit Grigorjewitsch,
die Wirtschaftsgebäude dort hinten scheinen schon ziemlich baufällig. Wäre es
nicht besser gewesen, zuerst die instant zu setzen und dann an das Wohnhaus zu
denken?"
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