Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Drittes Vierteljahr.Peter Behrens und die 2l. (L. G. Lin Beitrag zur Runst in der Industrie Lügen Aalkschmidt von NW Denkt man an die Ausstellungen unseres Kunstgewerbes während der letzten Das ist und war nun recht eigentlich durch all die letzten Jahre einer Peter Behrens und die 2l. (L. G. Lin Beitrag zur Runst in der Industrie Lügen Aalkschmidt von NW Denkt man an die Ausstellungen unseres Kunstgewerbes während der letzten Das ist und war nun recht eigentlich durch all die letzten Jahre einer <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0036" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/316325"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341891_316288/figures/grenzboten_341891_316288_316325_000.jpg"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Peter Behrens und die 2l. (L. G.<lb/> Lin Beitrag zur Runst in der Industrie<lb/><note type="byline"> Lügen Aalkschmidt</note> von </head><lb/> <p xml:id="ID_93"> NW<lb/> ^Ä^^^Fle kunstgewerbliche Reformbewegung hat sich in Deutschland durch¬<lb/> gesetzt. Wir können wieder mit handwerklichen Kunstformen auf<lb/> ^ den Weltmarkt treten, die eine allgemeine Geschmackskonkurrenz<lb/> nicht zu scheuen brauchen. Wie sehr das Ausland und insbesondere<lb/> Frankreich, das Stammland der kunstgewerblichen Versorgung des<lb/> feineren Bedarfs im abgelaufenen Jahrhundert, die deutsche Nebenbuhlerschaft<lb/> fürchtet, zeigte sich erst jüngst, als die Nachricht einer deutschen kunstgewerblichen<lb/> Sonderausstellung in Paris die französische Presse alarmierte. Seit der letzten<lb/> Pariser Weltausstellung, noch deutlicher vielleicht seit den Eindrücken von Chicago,<lb/> fühlen sich die Franzosen ihres Marktes nicht mehr sicher. Sie haben ihn so<lb/> lange beherrscht, daß ein Wechsel in der Vormachtstellung gewiß nur gerecht wäre.<lb/> Ist Deutschland heute schon geschmacklich ausgereift und wirtschaftstechnisch organisiert<lb/> genug, um das französische Erbe anzutreten?</p><lb/> <p xml:id="ID_94"> Denkt man an die Ausstellungen unseres Kunstgewerbes während der letzten<lb/> Jahre zurück, so ist man zur Bejahung der Frage geneigt. Aber Ausstellungen<lb/> sind letzten Endes doch nur halbe Beweise. Sie stellen Angebote zur Schau,<lb/> für die in sehr vielen Fällen nur ideale Abnehmer in Frage kommen. So<lb/> etwas wie eine Fata Morgana von künstlerischen Raumphantasien, von zierlichen<lb/> und kapriziösen Einfällen zieht an uus vorüber, edle und köstliche Materialien<lb/> entzücken uns, aber letzten Endes besteht doch überwiegend der Eindruck, daß<lb/> hier eine kostspielige, eine Luxuskunst für eine recht dünne Oberschicht des Volkes<lb/> geschaffen wird. Ich leugne nicht, daß dieser Eindruck durch gewisse Bestrebungen<lb/> der letzten Jahre zur Billigkeit hin gemildert worden ist, und daß die neuen<lb/> Gebrauchsformen auch in der gebildeten Mittelschicht Eingang gefunden haben.<lb/> Ihre wirtschaftliche Rentabilität geht am deutlichsten daraus hervor, daß die<lb/> Kunstindustrie immer aufs neue versucht, aus den Neuschöpfungen der Künstler<lb/> durch Nachahmung für die Masse Kapital zu schlagen.</p><lb/> <p xml:id="ID_95" next="#ID_96"> Das ist und war nun recht eigentlich durch all die letzten Jahre einer<lb/> äußerlich so regsamen Entwicklung der kritische Punkt der ganzen Reformbewegung.<lb/> Wir mußten wünschen, daß die Veredlung des Geschmacks nicht Sonderbesitz</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0036]
[Abbildung]
Peter Behrens und die 2l. (L. G.
Lin Beitrag zur Runst in der Industrie
Lügen Aalkschmidt von
NW
^Ä^^^Fle kunstgewerbliche Reformbewegung hat sich in Deutschland durch¬
gesetzt. Wir können wieder mit handwerklichen Kunstformen auf
^ den Weltmarkt treten, die eine allgemeine Geschmackskonkurrenz
nicht zu scheuen brauchen. Wie sehr das Ausland und insbesondere
Frankreich, das Stammland der kunstgewerblichen Versorgung des
feineren Bedarfs im abgelaufenen Jahrhundert, die deutsche Nebenbuhlerschaft
fürchtet, zeigte sich erst jüngst, als die Nachricht einer deutschen kunstgewerblichen
Sonderausstellung in Paris die französische Presse alarmierte. Seit der letzten
Pariser Weltausstellung, noch deutlicher vielleicht seit den Eindrücken von Chicago,
fühlen sich die Franzosen ihres Marktes nicht mehr sicher. Sie haben ihn so
lange beherrscht, daß ein Wechsel in der Vormachtstellung gewiß nur gerecht wäre.
Ist Deutschland heute schon geschmacklich ausgereift und wirtschaftstechnisch organisiert
genug, um das französische Erbe anzutreten?
Denkt man an die Ausstellungen unseres Kunstgewerbes während der letzten
Jahre zurück, so ist man zur Bejahung der Frage geneigt. Aber Ausstellungen
sind letzten Endes doch nur halbe Beweise. Sie stellen Angebote zur Schau,
für die in sehr vielen Fällen nur ideale Abnehmer in Frage kommen. So
etwas wie eine Fata Morgana von künstlerischen Raumphantasien, von zierlichen
und kapriziösen Einfällen zieht an uus vorüber, edle und köstliche Materialien
entzücken uns, aber letzten Endes besteht doch überwiegend der Eindruck, daß
hier eine kostspielige, eine Luxuskunst für eine recht dünne Oberschicht des Volkes
geschaffen wird. Ich leugne nicht, daß dieser Eindruck durch gewisse Bestrebungen
der letzten Jahre zur Billigkeit hin gemildert worden ist, und daß die neuen
Gebrauchsformen auch in der gebildeten Mittelschicht Eingang gefunden haben.
Ihre wirtschaftliche Rentabilität geht am deutlichsten daraus hervor, daß die
Kunstindustrie immer aufs neue versucht, aus den Neuschöpfungen der Künstler
durch Nachahmung für die Masse Kapital zu schlagen.
Das ist und war nun recht eigentlich durch all die letzten Jahre einer
äußerlich so regsamen Entwicklung der kritische Punkt der ganzen Reformbewegung.
Wir mußten wünschen, daß die Veredlung des Geschmacks nicht Sonderbesitz
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