Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.Uhlcinds Ginfluß auf die Poesie Hebbels gewählt. Im übrigen war die alte Hansa (vgl. Professor Dr. Richard Mayr Uhlands Einfluß auf die Poesie Hebbels von Wolfgang Wnstinann > lief dichterische Schaffen ist zu einem großen Teile nur ein Un¬ Uhlcinds Ginfluß auf die Poesie Hebbels gewählt. Im übrigen war die alte Hansa (vgl. Professor Dr. Richard Mayr Uhlands Einfluß auf die Poesie Hebbels von Wolfgang Wnstinann > lief dichterische Schaffen ist zu einem großen Teile nur ein Un¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0368" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/314071"/> <fw type="header" place="top"> Uhlcinds Ginfluß auf die Poesie Hebbels</fw><lb/> <p xml:id="ID_1677" prev="#ID_1676"> gewählt. Im übrigen war die alte Hansa (vgl. Professor Dr. Richard Mayr<lb/> in Helmolts Weltgeschichte, Leipzig, 1900) ein innerlich recht loses Gebilde,<lb/> stark nur, solange die schwach waren, die sie auszunutzen verstand. Der<lb/> Hansaherrschast waren „lauter Negationen, lauter Abwesenheit von entgegen¬<lb/> wirkenden Kräften" förderlich. Sobald der Norden politisch erstarkte, war es<lb/> mit der Macht der Hansa vorbei. Die Hansa war aber auf dem Gebiete der<lb/> innern Politik, wie im Gegensatz zu der Auffassung der Kreuzzeitung festzu-<lb/> stellen ist, der in den ober- und mitteldeutschen Städten vertretne Widerstand<lb/> des Industrialismus, des Kapitalismus und hanseatischen Handels gegen die<lb/> von den Fürsten und Herren getragne agrarische Reaktion. Der neuen Hansa<lb/> sagt man nach, sie sei innerlich noch nicht geschlossen, und das ist richtig; sie<lb/> zieht ihre Kraft nicht, wie die alte Hansa, aus der Schwäche derer, die ihr<lb/> gegenüberstehn, sondern im Gegenteil, ihre Gegner sind stark, vorläufig noch<lb/> stärker als sie selbst, und sie muß sich deshalb mit der Stärke, nicht mit der<lb/> Schwäche messen. Die alte Hansa mag den heimischen Ackerbau nicht ganz<lb/> nach Gebühr gewürdigt haben, die neue Hansa weiß ihn zu schätzen. Sie<lb/> kämpft aber ebenso wie die alte Hansa gegen das Privilegium der ausschlie߬<lb/> lichen politischen Herrschaft dieser Kreise. Und daß sie dazu ein gutes Recht<lb/> hat, bedarf nach der jüngsten Rede des Herrn von Heydebrcmd keines Be¬<lb/> weises mehr. Die neue Hansa aber mag von der alten eins lernen. Nur<lb/> der Wille zur Macht kann große Entwürfe zum Siege führen, dem kleinmütig<lb/> zaubernden und ängstlich wägenden fallen die Früchte nicht in den Schoß;<lb/> er entreißt so entschlossenen Gegnern, wie sie der Hansabnnd hat, die Fahne<lb/> nicht. Erfüllt sich die gewerbtreibende Bevölkerung mit diesem Willen, so<lb/> wird sie die Macht haben, deren sie bedarf, nicht etwa um ihre eigne Herr¬<lb/> schaft aufzurichten und das eine Sondervorrecht an die Stelle des andern zu<lb/> setzen, sondern um mit aller Einseitigkeit der Wirtschaftspolitik aufzuräumen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Uhlands Einfluß auf die Poesie Hebbels<lb/><note type="byline"> von Wolfgang Wnstinann</note></head><lb/> <p xml:id="ID_1678" next="#ID_1679"> > lief dichterische Schaffen ist zu einem großen Teile nur ein Un¬<lb/> bilden. Wie der Dramatiker und der Epiker ihre Stoffe der<lb/> Sage, der Geschichte, den Chroniken oder in neuerer Zeit der<lb/> Zeitung, dem Spiegel ihrer eignen Lebenszeit, entnehmen, so<lb/> I benutzt auch der Lyriker außer den eignen Erlebnissen die ver¬<lb/> schiedenartigsten Quellen. Daher kann auch die Tatsache, daß ein Lyriker<lb/> stark von einem lyrischen Vorgänger beeinflußt worden ist, nichts besondres<lb/> bieten. Sie wird aber um so interessanter, wenn für den in Stoff, Form</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0368]
Uhlcinds Ginfluß auf die Poesie Hebbels
gewählt. Im übrigen war die alte Hansa (vgl. Professor Dr. Richard Mayr
in Helmolts Weltgeschichte, Leipzig, 1900) ein innerlich recht loses Gebilde,
stark nur, solange die schwach waren, die sie auszunutzen verstand. Der
Hansaherrschast waren „lauter Negationen, lauter Abwesenheit von entgegen¬
wirkenden Kräften" förderlich. Sobald der Norden politisch erstarkte, war es
mit der Macht der Hansa vorbei. Die Hansa war aber auf dem Gebiete der
innern Politik, wie im Gegensatz zu der Auffassung der Kreuzzeitung festzu-
stellen ist, der in den ober- und mitteldeutschen Städten vertretne Widerstand
des Industrialismus, des Kapitalismus und hanseatischen Handels gegen die
von den Fürsten und Herren getragne agrarische Reaktion. Der neuen Hansa
sagt man nach, sie sei innerlich noch nicht geschlossen, und das ist richtig; sie
zieht ihre Kraft nicht, wie die alte Hansa, aus der Schwäche derer, die ihr
gegenüberstehn, sondern im Gegenteil, ihre Gegner sind stark, vorläufig noch
stärker als sie selbst, und sie muß sich deshalb mit der Stärke, nicht mit der
Schwäche messen. Die alte Hansa mag den heimischen Ackerbau nicht ganz
nach Gebühr gewürdigt haben, die neue Hansa weiß ihn zu schätzen. Sie
kämpft aber ebenso wie die alte Hansa gegen das Privilegium der ausschlie߬
lichen politischen Herrschaft dieser Kreise. Und daß sie dazu ein gutes Recht
hat, bedarf nach der jüngsten Rede des Herrn von Heydebrcmd keines Be¬
weises mehr. Die neue Hansa aber mag von der alten eins lernen. Nur
der Wille zur Macht kann große Entwürfe zum Siege führen, dem kleinmütig
zaubernden und ängstlich wägenden fallen die Früchte nicht in den Schoß;
er entreißt so entschlossenen Gegnern, wie sie der Hansabnnd hat, die Fahne
nicht. Erfüllt sich die gewerbtreibende Bevölkerung mit diesem Willen, so
wird sie die Macht haben, deren sie bedarf, nicht etwa um ihre eigne Herr¬
schaft aufzurichten und das eine Sondervorrecht an die Stelle des andern zu
setzen, sondern um mit aller Einseitigkeit der Wirtschaftspolitik aufzuräumen.
Uhlands Einfluß auf die Poesie Hebbels
von Wolfgang Wnstinann
> lief dichterische Schaffen ist zu einem großen Teile nur ein Un¬
bilden. Wie der Dramatiker und der Epiker ihre Stoffe der
Sage, der Geschichte, den Chroniken oder in neuerer Zeit der
Zeitung, dem Spiegel ihrer eignen Lebenszeit, entnehmen, so
I benutzt auch der Lyriker außer den eignen Erlebnissen die ver¬
schiedenartigsten Quellen. Daher kann auch die Tatsache, daß ein Lyriker
stark von einem lyrischen Vorgänger beeinflußt worden ist, nichts besondres
bieten. Sie wird aber um so interessanter, wenn für den in Stoff, Form
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