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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.

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Der Hansabund, seine Ziele und Gegner

es bei näherer Betrachtung noch viele Fragen geben, bei denen die Dinge
ähnlich liegen.

Damit sind wohl alle die Einwürfe der Gegner des Hansabundes, die
man bisher gehört hatte, widerlegt, und man kann nur wünschen, daß nicht
wiederum, wie es schon so oft geschehen ist, ein großes Werk an dem Mi߬
trauen und der Eigenbrötelei, die leider so schlechte deutsche Eigenschaften sind,
scheitern möchte. Die dieses Vertrauen haben, sind meist Leute, die selbst alles
Mißtrauen verdienen. Der Hansabund kann schon im Entstehen ohnmächtig
sein, er kann nach kurzer Zeit verderben, aber nur durch die gewerbtreibenden
Kreise selbst, für die er gegründet worden ist, niemals durch seine Gegner.
Sollte dieses traurige Ergebnis eintreten, so muß man allerdings für alle
Zeiten den Gedanken aufgeben, dem deutschen Gewerbfleiß den gebührenden
Politischen Einfluß zu schaffen, denn er will ihn nicht haben. Man muß
darauf verzichten, den Ausgleich der gewerblichen Interessen ernstlich zu be¬
treiben, denn die schwächern, die immer danach gerufen haben, wollen daran
nicht mitarbeiten. Sei sich aber jeder Gewerbtreibende und Angestellte be¬
wußt, daß er vor einem großen Ereignis steht, und daß seine eigne Entscheidung
den Hansabund zur Macht führt oder zur Ohnmacht verurteilt.

Natürlich hat auch der Name "Hansabund" den Gegnern Anlaß gegeben,
aus geschichtlichen Vergleichen darzutun, wie wenig Recht diese jüngste Be¬
wegung hat, die Manen der Hansa zu beschwören. Die Kreuzzeitung, deren
Stellung zum Hansabunde übrigens nicht so ganz sicher ist, wie sie zu sein
scheint, überschrieb am 23. Juni 1909 einen Artikel mit dem Titel: "Der neue
Hansabund und die Gehänselten" und führte darin aus, es sei der Name
Hansabund so etwas wie der Mißbrauch einer Schutzmarke. Die alte Hansa
habe ihre Bestrebungen gegen Fremde, nie gegen Deutsche gerichtet, sie habe
wirkliche Warm deutscher Herkunft ausgeführt. "Auch hätten die alten Han¬
seaten sich nicht vorreden lassen, die deutsche Landwirtschaft sei ihr natürlicher
Gegner, deu es zurückzudrängen gelte." Die neue Hansa richte sich gegen
Deutsche, sie versetze die elementaren (!) Nahrungsstände (!). Im Zirkus
Schumann seien die Männer vom großen Portemonnaie zusammengekommen,
die nicht mit wirklichen Waren, sondern mit fingierten Waren, vor allem mit
Geld handeln.

Hierauf ist zunächst zu erwidern, daß im neuen Hansabunde noch nie je¬
mand gesagt hat, die deutsche Landwirtschaft sei sein natürlicher Gegner, und
daß es sich nicht lohnt, eine so kindliche Auffassung wie die von dem Handel
mit fingierten Waren zu widerlegen. Aber auch der Vergleich mit der alten
Hansa ist vollständig schief. Er muß deshalb richtiggestellt und ergänzt
werden.

Wenn der neue Bund den Namen der Hansa angenommen hat, so tat
er es wohl, um sich als einen Zusammenschluß der gewerblichen Bevölkerung
zu eigner politischer Tat zu kennzeichnen, und insofern ist der Name richtig


Der Hansabund, seine Ziele und Gegner

es bei näherer Betrachtung noch viele Fragen geben, bei denen die Dinge
ähnlich liegen.

Damit sind wohl alle die Einwürfe der Gegner des Hansabundes, die
man bisher gehört hatte, widerlegt, und man kann nur wünschen, daß nicht
wiederum, wie es schon so oft geschehen ist, ein großes Werk an dem Mi߬
trauen und der Eigenbrötelei, die leider so schlechte deutsche Eigenschaften sind,
scheitern möchte. Die dieses Vertrauen haben, sind meist Leute, die selbst alles
Mißtrauen verdienen. Der Hansabund kann schon im Entstehen ohnmächtig
sein, er kann nach kurzer Zeit verderben, aber nur durch die gewerbtreibenden
Kreise selbst, für die er gegründet worden ist, niemals durch seine Gegner.
Sollte dieses traurige Ergebnis eintreten, so muß man allerdings für alle
Zeiten den Gedanken aufgeben, dem deutschen Gewerbfleiß den gebührenden
Politischen Einfluß zu schaffen, denn er will ihn nicht haben. Man muß
darauf verzichten, den Ausgleich der gewerblichen Interessen ernstlich zu be¬
treiben, denn die schwächern, die immer danach gerufen haben, wollen daran
nicht mitarbeiten. Sei sich aber jeder Gewerbtreibende und Angestellte be¬
wußt, daß er vor einem großen Ereignis steht, und daß seine eigne Entscheidung
den Hansabund zur Macht führt oder zur Ohnmacht verurteilt.

Natürlich hat auch der Name „Hansabund" den Gegnern Anlaß gegeben,
aus geschichtlichen Vergleichen darzutun, wie wenig Recht diese jüngste Be¬
wegung hat, die Manen der Hansa zu beschwören. Die Kreuzzeitung, deren
Stellung zum Hansabunde übrigens nicht so ganz sicher ist, wie sie zu sein
scheint, überschrieb am 23. Juni 1909 einen Artikel mit dem Titel: „Der neue
Hansabund und die Gehänselten" und führte darin aus, es sei der Name
Hansabund so etwas wie der Mißbrauch einer Schutzmarke. Die alte Hansa
habe ihre Bestrebungen gegen Fremde, nie gegen Deutsche gerichtet, sie habe
wirkliche Warm deutscher Herkunft ausgeführt. „Auch hätten die alten Han¬
seaten sich nicht vorreden lassen, die deutsche Landwirtschaft sei ihr natürlicher
Gegner, deu es zurückzudrängen gelte." Die neue Hansa richte sich gegen
Deutsche, sie versetze die elementaren (!) Nahrungsstände (!). Im Zirkus
Schumann seien die Männer vom großen Portemonnaie zusammengekommen,
die nicht mit wirklichen Waren, sondern mit fingierten Waren, vor allem mit
Geld handeln.

Hierauf ist zunächst zu erwidern, daß im neuen Hansabunde noch nie je¬
mand gesagt hat, die deutsche Landwirtschaft sei sein natürlicher Gegner, und
daß es sich nicht lohnt, eine so kindliche Auffassung wie die von dem Handel
mit fingierten Waren zu widerlegen. Aber auch der Vergleich mit der alten
Hansa ist vollständig schief. Er muß deshalb richtiggestellt und ergänzt
werden.

Wenn der neue Bund den Namen der Hansa angenommen hat, so tat
er es wohl, um sich als einen Zusammenschluß der gewerblichen Bevölkerung
zu eigner politischer Tat zu kennzeichnen, und insofern ist der Name richtig


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702/367>, abgerufen am 22.12.2024.