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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr.

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Kaiser Wilhelm der Lrste als Schriftsteller
Pc>" Friedrich Braumcinn 1

ährend des interparlamentarischen Preßkongresses in Berlin kam
zur Sprache, daß unter andern Staatsmännern und Fürsten auch
Kaiser Wilhelm der Erste zeitweilig unter die Journalisten ge¬
gangen sei. Das ist wohl der Mehrzahl unbekannt gewesen, und
es dürfte vielleicht uicht uninteressant sein, aus dieser Tätigkeit
com meiner Ansicht nach sehr bezeichnenden Beitrag zu liefern. Bezeichnend
erstens für die Gesinnung dieses bedeutenden Fürsten, bezeichnend aber auch für
!e Klarheit, mit der er seine Gedanken zum Ausdruck und allgemeinen Ver¬
ständnis zu bringen wußte. Es gibt wohl heute keinen, der nicht der schlichten
""lltärischen und königlichen Gestalt Wilhelms des Ersten rückhaltlose Be¬
hinderung entgegenbrächte, aber weitverbreitet ist daneben die Anschauung, daß
^iher Wilhelm nicht gerade ein Mann der Feder und der Wissenschaft gewesen
^. Diese irrige Meinung geht bis weit in die gebildeten Kreise hinein. Und
d^ ^scheint auch auf diesem Gebiete die geistige Begabung Kaiser Wilhelms
alles n^" " abgeklärter und gefestigter Form. Freilich liegt ihm auch hier
Prahlende und Prunkende fern, auch hier überwiegt der militärische
fere aug. seiner ganzen Anschauung und prägt sich in der einfachen und
ngen Form der Gedanken und Sätze aus, aber niemand wird trotz dieser
Flachheit verkennen können, daß wir es mit einem ungemein klaren und das
n et beherrschenden leiste zu tun haben. Natürlich darf man nicht zu den
enden gehören, die von vornherein alles, was aus der Feder oder dem Munde
"es Fürsten kommt, für eingelernt und uicht für eignes Können halten. Mir
b ^!>' ^ d^' prinzipiellen Ableugnung aller wissenschaftlichen Fähigkeiten
l Fürsten, wie sie der echte Demokrat kundzutun pflegt, eine in das Groteske
ertnebne Selbstverhimmelung der Klugheit und Fähigkeit des "freien Bürgers"
"um, Ausdruck kommt.

. ^r setzen der Heldengestalt des ersten Deutschen Kaisers überall Denk-
mVk.^ ^ ihm den Beinamen des Großen. Aber mir scheint noch
G^ü ^- steinerne oder erznc Denkmäler zu sein, daß wir auch die geistige
^ ^ Fürsten in allen ihren Äußerungen unserm Volke bekannt machen.
sind sechzig Jahre her, daß im Dezember 1848 eine Broschüre erschien, die
v°"s ? ^ führte: "Bemerkungen zu dem Gesetzentwurf über die Deutsche Wehr-
^assung." (Gedruckt bei A. W. Hahn.)




Kaiser Wilhelm der Lrste als Schriftsteller
Pc>» Friedrich Braumcinn 1

ährend des interparlamentarischen Preßkongresses in Berlin kam
zur Sprache, daß unter andern Staatsmännern und Fürsten auch
Kaiser Wilhelm der Erste zeitweilig unter die Journalisten ge¬
gangen sei. Das ist wohl der Mehrzahl unbekannt gewesen, und
es dürfte vielleicht uicht uninteressant sein, aus dieser Tätigkeit
com meiner Ansicht nach sehr bezeichnenden Beitrag zu liefern. Bezeichnend
erstens für die Gesinnung dieses bedeutenden Fürsten, bezeichnend aber auch für
!e Klarheit, mit der er seine Gedanken zum Ausdruck und allgemeinen Ver¬
ständnis zu bringen wußte. Es gibt wohl heute keinen, der nicht der schlichten
""lltärischen und königlichen Gestalt Wilhelms des Ersten rückhaltlose Be¬
hinderung entgegenbrächte, aber weitverbreitet ist daneben die Anschauung, daß
^iher Wilhelm nicht gerade ein Mann der Feder und der Wissenschaft gewesen
^. Diese irrige Meinung geht bis weit in die gebildeten Kreise hinein. Und
d^ ^scheint auch auf diesem Gebiete die geistige Begabung Kaiser Wilhelms
alles n^" " abgeklärter und gefestigter Form. Freilich liegt ihm auch hier
Prahlende und Prunkende fern, auch hier überwiegt der militärische
fere aug. seiner ganzen Anschauung und prägt sich in der einfachen und
ngen Form der Gedanken und Sätze aus, aber niemand wird trotz dieser
Flachheit verkennen können, daß wir es mit einem ungemein klaren und das
n et beherrschenden leiste zu tun haben. Natürlich darf man nicht zu den
enden gehören, die von vornherein alles, was aus der Feder oder dem Munde
"es Fürsten kommt, für eingelernt und uicht für eignes Können halten. Mir
b ^!>' ^ d^' prinzipiellen Ableugnung aller wissenschaftlichen Fähigkeiten
l Fürsten, wie sie der echte Demokrat kundzutun pflegt, eine in das Groteske
ertnebne Selbstverhimmelung der Klugheit und Fähigkeit des „freien Bürgers"
»um, Ausdruck kommt.

. ^r setzen der Heldengestalt des ersten Deutschen Kaisers überall Denk-
mVk.^ ^ ihm den Beinamen des Großen. Aber mir scheint noch
G^ü ^- steinerne oder erznc Denkmäler zu sein, daß wir auch die geistige
^ ^ Fürsten in allen ihren Äußerungen unserm Volke bekannt machen.
sind sechzig Jahre her, daß im Dezember 1848 eine Broschüre erschien, die
v°"s ? ^ führte: „Bemerkungen zu dem Gesetzentwurf über die Deutsche Wehr-
^assung." (Gedruckt bei A. W. Hahn.)


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[0543] [Abbildung] Kaiser Wilhelm der Lrste als Schriftsteller Pc>» Friedrich Braumcinn 1 ährend des interparlamentarischen Preßkongresses in Berlin kam zur Sprache, daß unter andern Staatsmännern und Fürsten auch Kaiser Wilhelm der Erste zeitweilig unter die Journalisten ge¬ gangen sei. Das ist wohl der Mehrzahl unbekannt gewesen, und es dürfte vielleicht uicht uninteressant sein, aus dieser Tätigkeit com meiner Ansicht nach sehr bezeichnenden Beitrag zu liefern. Bezeichnend erstens für die Gesinnung dieses bedeutenden Fürsten, bezeichnend aber auch für !e Klarheit, mit der er seine Gedanken zum Ausdruck und allgemeinen Ver¬ ständnis zu bringen wußte. Es gibt wohl heute keinen, der nicht der schlichten ""lltärischen und königlichen Gestalt Wilhelms des Ersten rückhaltlose Be¬ hinderung entgegenbrächte, aber weitverbreitet ist daneben die Anschauung, daß ^iher Wilhelm nicht gerade ein Mann der Feder und der Wissenschaft gewesen ^. Diese irrige Meinung geht bis weit in die gebildeten Kreise hinein. Und d^ ^scheint auch auf diesem Gebiete die geistige Begabung Kaiser Wilhelms alles n^" " abgeklärter und gefestigter Form. Freilich liegt ihm auch hier Prahlende und Prunkende fern, auch hier überwiegt der militärische fere aug. seiner ganzen Anschauung und prägt sich in der einfachen und ngen Form der Gedanken und Sätze aus, aber niemand wird trotz dieser Flachheit verkennen können, daß wir es mit einem ungemein klaren und das n et beherrschenden leiste zu tun haben. Natürlich darf man nicht zu den enden gehören, die von vornherein alles, was aus der Feder oder dem Munde "es Fürsten kommt, für eingelernt und uicht für eignes Können halten. Mir b ^!>' ^ d^' prinzipiellen Ableugnung aller wissenschaftlichen Fähigkeiten l Fürsten, wie sie der echte Demokrat kundzutun pflegt, eine in das Groteske ertnebne Selbstverhimmelung der Klugheit und Fähigkeit des „freien Bürgers" »um, Ausdruck kommt. . ^r setzen der Heldengestalt des ersten Deutschen Kaisers überall Denk- mVk.^ ^ ihm den Beinamen des Großen. Aber mir scheint noch G^ü ^- steinerne oder erznc Denkmäler zu sein, daß wir auch die geistige ^ ^ Fürsten in allen ihren Äußerungen unserm Volke bekannt machen. sind sechzig Jahre her, daß im Dezember 1848 eine Broschüre erschien, die v°"s ? ^ führte: „Bemerkungen zu dem Gesetzentwurf über die Deutsche Wehr- ^assung." (Gedruckt bei A. W. Hahn.)

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_312350/543>, abgerufen am 03.07.2024.