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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Als Ende 1907 die Baissespekulanten die Wirkung der ungünstigen Wirtschafts¬
und Geldmarktslage durch Ausstreuen falscher Gerüchte verschlimmerten, ergriff die
Regierung auf Ansuchen der Handelskammern von Mailand, Rom, Genua und
Livorno die strengsten Maßnahmen. Es wurde das sogenannte Aron Ä'ssooiQxw
eingeführt. Dem Käufer wurde das Recht zugestanden, die Lieferung von Effekten
zwei Tage nach Ankündigung auch vor dem vereinbarten Termin zu fordern; ein
englischer Staatsangehöriger wurde aus Italien ausgewiesen und gegen die ein¬
heimischen Spekulanten das Strafverfahren eröffnet. Damals schrieb die Handelspresse,
das Vorgehn der Negierung sei unklug, man dürfe mit solchen Gewaltmaßregeln
die Funktionen der Börse nicht schädigen. Es ist jedoch sehr charakteristisch, daß es
auch diesmal die Börsenbesucher und die Börsenorgane selbst sind, die von der
italienischen Regierung Abhilfe verlangen. Man fordert ein Verbot des Termin¬
geschäfts bis auf weiteres und gerichtliches Vorgehn gegen die Spekulanten. Es
wäre natürlich der wünschenswerte Zustand, daß Treu und Glauben und vornehme
Gesinnung der an Börsengeschäften beteiligten die Gesetze schrieben. Solange aber
die Börsenkreise nicht imstande sind, Elemente, denen solche Begriffe unbekannt sind,
auszustoßen, dürfen sie sich nicht wundern, daß die Regierung gesetzliche Maßnahmen
trifft, die nur allzuleicht über das Ziel hinausschießen können.




Mitläufer.

Nach einer weitverbreiteten Ansicht muß der Sozialdemokratie
von der in der Zahl liegenden Kraft und Macht ein wesentlicher Abzug gemacht
werden, weil sich unter ihren Anhängern eine große Anzahl sogenannter "Mit¬
läufer" befindet. Bei der schwersten Krankheit unsers innern Staatslebens ver¬
dienen alle Erscheinungen der eingehendsten Beachtung. Die obige Anschauung
bedarf darum der Nachprüfung auf ihre Richtigkeit.
"

Unter "Mitläufern werden im allgemeinen die Bestandteile einer politischen
Partei verstanden, die ihr ohne volles Verständnis für die Grundsätze und Ziele Ge¬
folgschaft leisten. Kein Teil der Bevölkerung kann sich in der Gegenwart der Anteil¬
nahme am öffentlichen Leben entziehn. Dabei aber liegen die Verhältnisse derartig,
daß einer großen Anzahl von Persönlichkeiten aus den verschiedensten Gründen -- etwa
aus mangelnder Vorbildung und Besähigung oder weil die Erwerbstätigkeit
ihre ganze Zeit in Anspruch nimmt -- die Möglichkeit fehlt, sich über die allge¬
meinen Grundregeln der Politik oder über die jeweiligen Tagesfragen ein ab¬
schließendes eignes, auf wohldurchdachter Überzeugung beruhendes Urteil zu bilden.
Wiederum die verschiedensten Umstände sind dann für den Anschluß dieser Elemente
an eine bestimmte politische Partei maßgebend: die Luft, die in der Familie, dem
Berufs- oder Umgangskreise weht, manchmal der Einfluß einer Persönlichkeit, zu
der man sich vertrauensvoll hingezogen fühlt, noch öfters leider die Erwägung, in
welchem Neste die wärmste Lagerstätte in Aussicht steht. Auf diese Weise rekrutiert
sich das Gros der Mitläufer. Das politische Leben der Gegenwart trägt also
folgende Gesichtszüge. Eine mit der nötigen Muße und Befähigung ausgerüstete
Anzahl von Persönlichkeiten ist der aktive Träger der Parteigedanken, der sich in
verschiednen Abstufungen mit stetig abnehmendem Verständnis die überwiegende An¬
hängerschaft anschließt. Aber dieses Sachverhältnis ist keine Eigenheit der Sozial¬
demokratie, sondern Gemeingut aller politischen Schattierungen. Wer also wegen
dieser Klasse von Mitläufern bei der Soztaldemokratie einen Abzug machen will, muß
auch bei allen bürgerlichen Parteien dasselbe Rechenexempel anstellen. Im Gegenteil!
Fe geringer das politische Verständnis, desto blinder die Folgsamkeit. Nun stehn
s'es in der Sozialdemokratie Führer und Masse am schroffsten gegenüber. Bei
"lieu bürgerlichen Parteien schiebt sich dagegen eine große Reihe von Mitteltönen
Sie sind vor allen Dingen mit der gefährlichen Halbbildung belastet. Dieser


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Als Ende 1907 die Baissespekulanten die Wirkung der ungünstigen Wirtschafts¬
und Geldmarktslage durch Ausstreuen falscher Gerüchte verschlimmerten, ergriff die
Regierung auf Ansuchen der Handelskammern von Mailand, Rom, Genua und
Livorno die strengsten Maßnahmen. Es wurde das sogenannte Aron Ä'ssooiQxw
eingeführt. Dem Käufer wurde das Recht zugestanden, die Lieferung von Effekten
zwei Tage nach Ankündigung auch vor dem vereinbarten Termin zu fordern; ein
englischer Staatsangehöriger wurde aus Italien ausgewiesen und gegen die ein¬
heimischen Spekulanten das Strafverfahren eröffnet. Damals schrieb die Handelspresse,
das Vorgehn der Negierung sei unklug, man dürfe mit solchen Gewaltmaßregeln
die Funktionen der Börse nicht schädigen. Es ist jedoch sehr charakteristisch, daß es
auch diesmal die Börsenbesucher und die Börsenorgane selbst sind, die von der
italienischen Regierung Abhilfe verlangen. Man fordert ein Verbot des Termin¬
geschäfts bis auf weiteres und gerichtliches Vorgehn gegen die Spekulanten. Es
wäre natürlich der wünschenswerte Zustand, daß Treu und Glauben und vornehme
Gesinnung der an Börsengeschäften beteiligten die Gesetze schrieben. Solange aber
die Börsenkreise nicht imstande sind, Elemente, denen solche Begriffe unbekannt sind,
auszustoßen, dürfen sie sich nicht wundern, daß die Regierung gesetzliche Maßnahmen
trifft, die nur allzuleicht über das Ziel hinausschießen können.




Mitläufer.

Nach einer weitverbreiteten Ansicht muß der Sozialdemokratie
von der in der Zahl liegenden Kraft und Macht ein wesentlicher Abzug gemacht
werden, weil sich unter ihren Anhängern eine große Anzahl sogenannter „Mit¬
läufer" befindet. Bei der schwersten Krankheit unsers innern Staatslebens ver¬
dienen alle Erscheinungen der eingehendsten Beachtung. Die obige Anschauung
bedarf darum der Nachprüfung auf ihre Richtigkeit.
"

Unter „Mitläufern werden im allgemeinen die Bestandteile einer politischen
Partei verstanden, die ihr ohne volles Verständnis für die Grundsätze und Ziele Ge¬
folgschaft leisten. Kein Teil der Bevölkerung kann sich in der Gegenwart der Anteil¬
nahme am öffentlichen Leben entziehn. Dabei aber liegen die Verhältnisse derartig,
daß einer großen Anzahl von Persönlichkeiten aus den verschiedensten Gründen — etwa
aus mangelnder Vorbildung und Besähigung oder weil die Erwerbstätigkeit
ihre ganze Zeit in Anspruch nimmt — die Möglichkeit fehlt, sich über die allge¬
meinen Grundregeln der Politik oder über die jeweiligen Tagesfragen ein ab¬
schließendes eignes, auf wohldurchdachter Überzeugung beruhendes Urteil zu bilden.
Wiederum die verschiedensten Umstände sind dann für den Anschluß dieser Elemente
an eine bestimmte politische Partei maßgebend: die Luft, die in der Familie, dem
Berufs- oder Umgangskreise weht, manchmal der Einfluß einer Persönlichkeit, zu
der man sich vertrauensvoll hingezogen fühlt, noch öfters leider die Erwägung, in
welchem Neste die wärmste Lagerstätte in Aussicht steht. Auf diese Weise rekrutiert
sich das Gros der Mitläufer. Das politische Leben der Gegenwart trägt also
folgende Gesichtszüge. Eine mit der nötigen Muße und Befähigung ausgerüstete
Anzahl von Persönlichkeiten ist der aktive Träger der Parteigedanken, der sich in
verschiednen Abstufungen mit stetig abnehmendem Verständnis die überwiegende An¬
hängerschaft anschließt. Aber dieses Sachverhältnis ist keine Eigenheit der Sozial¬
demokratie, sondern Gemeingut aller politischen Schattierungen. Wer also wegen
dieser Klasse von Mitläufern bei der Soztaldemokratie einen Abzug machen will, muß
auch bei allen bürgerlichen Parteien dasselbe Rechenexempel anstellen. Im Gegenteil!
Fe geringer das politische Verständnis, desto blinder die Folgsamkeit. Nun stehn
s'es in der Sozialdemokratie Führer und Masse am schroffsten gegenüber. Bei
"lieu bürgerlichen Parteien schiebt sich dagegen eine große Reihe von Mitteltönen
Sie sind vor allen Dingen mit der gefährlichen Halbbildung belastet. Dieser


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[0327] Maßgebliches und Unmaßgebliches Als Ende 1907 die Baissespekulanten die Wirkung der ungünstigen Wirtschafts¬ und Geldmarktslage durch Ausstreuen falscher Gerüchte verschlimmerten, ergriff die Regierung auf Ansuchen der Handelskammern von Mailand, Rom, Genua und Livorno die strengsten Maßnahmen. Es wurde das sogenannte Aron Ä'ssooiQxw eingeführt. Dem Käufer wurde das Recht zugestanden, die Lieferung von Effekten zwei Tage nach Ankündigung auch vor dem vereinbarten Termin zu fordern; ein englischer Staatsangehöriger wurde aus Italien ausgewiesen und gegen die ein¬ heimischen Spekulanten das Strafverfahren eröffnet. Damals schrieb die Handelspresse, das Vorgehn der Negierung sei unklug, man dürfe mit solchen Gewaltmaßregeln die Funktionen der Börse nicht schädigen. Es ist jedoch sehr charakteristisch, daß es auch diesmal die Börsenbesucher und die Börsenorgane selbst sind, die von der italienischen Regierung Abhilfe verlangen. Man fordert ein Verbot des Termin¬ geschäfts bis auf weiteres und gerichtliches Vorgehn gegen die Spekulanten. Es wäre natürlich der wünschenswerte Zustand, daß Treu und Glauben und vornehme Gesinnung der an Börsengeschäften beteiligten die Gesetze schrieben. Solange aber die Börsenkreise nicht imstande sind, Elemente, denen solche Begriffe unbekannt sind, auszustoßen, dürfen sie sich nicht wundern, daß die Regierung gesetzliche Maßnahmen trifft, die nur allzuleicht über das Ziel hinausschießen können. Mitläufer. Nach einer weitverbreiteten Ansicht muß der Sozialdemokratie von der in der Zahl liegenden Kraft und Macht ein wesentlicher Abzug gemacht werden, weil sich unter ihren Anhängern eine große Anzahl sogenannter „Mit¬ läufer" befindet. Bei der schwersten Krankheit unsers innern Staatslebens ver¬ dienen alle Erscheinungen der eingehendsten Beachtung. Die obige Anschauung bedarf darum der Nachprüfung auf ihre Richtigkeit. " Unter „Mitläufern werden im allgemeinen die Bestandteile einer politischen Partei verstanden, die ihr ohne volles Verständnis für die Grundsätze und Ziele Ge¬ folgschaft leisten. Kein Teil der Bevölkerung kann sich in der Gegenwart der Anteil¬ nahme am öffentlichen Leben entziehn. Dabei aber liegen die Verhältnisse derartig, daß einer großen Anzahl von Persönlichkeiten aus den verschiedensten Gründen — etwa aus mangelnder Vorbildung und Besähigung oder weil die Erwerbstätigkeit ihre ganze Zeit in Anspruch nimmt — die Möglichkeit fehlt, sich über die allge¬ meinen Grundregeln der Politik oder über die jeweiligen Tagesfragen ein ab¬ schließendes eignes, auf wohldurchdachter Überzeugung beruhendes Urteil zu bilden. Wiederum die verschiedensten Umstände sind dann für den Anschluß dieser Elemente an eine bestimmte politische Partei maßgebend: die Luft, die in der Familie, dem Berufs- oder Umgangskreise weht, manchmal der Einfluß einer Persönlichkeit, zu der man sich vertrauensvoll hingezogen fühlt, noch öfters leider die Erwägung, in welchem Neste die wärmste Lagerstätte in Aussicht steht. Auf diese Weise rekrutiert sich das Gros der Mitläufer. Das politische Leben der Gegenwart trägt also folgende Gesichtszüge. Eine mit der nötigen Muße und Befähigung ausgerüstete Anzahl von Persönlichkeiten ist der aktive Träger der Parteigedanken, der sich in verschiednen Abstufungen mit stetig abnehmendem Verständnis die überwiegende An¬ hängerschaft anschließt. Aber dieses Sachverhältnis ist keine Eigenheit der Sozial¬ demokratie, sondern Gemeingut aller politischen Schattierungen. Wer also wegen dieser Klasse von Mitläufern bei der Soztaldemokratie einen Abzug machen will, muß auch bei allen bürgerlichen Parteien dasselbe Rechenexempel anstellen. Im Gegenteil! Fe geringer das politische Verständnis, desto blinder die Folgsamkeit. Nun stehn s'es in der Sozialdemokratie Führer und Masse am schroffsten gegenüber. Bei "lieu bürgerlichen Parteien schiebt sich dagegen eine große Reihe von Mitteltönen Sie sind vor allen Dingen mit der gefährlichen Halbbildung belastet. Dieser

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_312350/327>, abgerufen am 03.07.2024.