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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr.

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und Porzia Partei nehmen, sondern auch für die jungen Herren ihres Hof¬
staats, deren ganzes Verdienst darin besteht, daß sie hübsch und witzig sind
und mit gepumptem und geschenkten Gelde elegant zu leben verstehn, und
von denen einer mit seiner Liebsten zusammen an deren Vater einen gemeinen
Lari Zentsch Diebstahl begeht.




Die mittelalterliche Kirchenbaukunst
in der Terra ti Bari
von F. Bich ring er

>s gibt Länder, die ihre natürliche Lage von vornherein dazu
berechtigt, eine führende Rolle in der fortlaufenden Entwicklung
der Völker zu spielen. Um so verwunderlicher ist es deshalb,
daß sie die ihnen von selbst zugefallne Aufgabe nicht erfüllen,
Ija sogar hinter weit weniger begünstigten Landstrichen in Be¬
ziehung auf Fortschritt und Kultur zurückbleiben. Kaum irgendwo anders
tritt dies vielleicht deutlicher als in Apulien vor. Schien doch diese Südost¬
spitze Italiens, da sie sich am weitesten der Balkanhalbinsel entgegenstreckt,
schon im Altertum dazu bestimmt, als natürlicher Übergang den von Osten
nach Westen vordringenden Bildungs- und Gesittungsstrom aufzunehmen. Und
doch ist die Kolonisation Süditaliens durch die Griechen von Sizilien und
Kalabrien aus erfolgt, obgleich dort die tiefeingerissenen Bergküsten dem
Schiffer weit mehr Schwierigkeiten zum Landen darboten als der flache,
sandige Strand Apuliens. Es mag dies zum Teil wohl in den Verhältnissen
des Landes, vor allem in seiner großen Wasserarmut begründet liegen. Denn
der karstartige, von Höhlen und Grotten durchfurchte Boden saugt dort im
Frühjahr rasch die vom Himmel herabstürzenden Wassermassen, die meisten der
von den Bergen des Apennin kommenden Flüsse ein, sodaß diese Sommers
über, wo eine wahrhaft tropische Hitze herrscht, weiten Schutt- und Stein¬
halden gleichen, zwischen denen sich höchstens ein dünner Silberfaden müden,
trägen Laufs nach dem Meere schleppt. Aber wenn auch diese Wasserarmut
aus dem nördlichen Apulien mit seinem meist offen zutage tretenden Gestein,
vor allem aus der weiten Ebene südlich vom Garganusgebirge, eine öde, un¬
fruchtbare Steppe gemacht hat, die nur im Winter als Weideplatz für das
vom Apennin herabkommende Vieh benutzt werden kann, so zeigt sich die
Gegend überall da, wo rötliche Fruchterde den felsigen Boden deckt, besonders
zwischen Barletta und Bari, in einen blühenden Garten verwandelt, der im
Altertum schon neben Sizilien als die Kornkammer Italiens galt, und der


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und Porzia Partei nehmen, sondern auch für die jungen Herren ihres Hof¬
staats, deren ganzes Verdienst darin besteht, daß sie hübsch und witzig sind
und mit gepumptem und geschenkten Gelde elegant zu leben verstehn, und
von denen einer mit seiner Liebsten zusammen an deren Vater einen gemeinen
Lari Zentsch Diebstahl begeht.




Die mittelalterliche Kirchenbaukunst
in der Terra ti Bari
von F. Bich ring er

>s gibt Länder, die ihre natürliche Lage von vornherein dazu
berechtigt, eine führende Rolle in der fortlaufenden Entwicklung
der Völker zu spielen. Um so verwunderlicher ist es deshalb,
daß sie die ihnen von selbst zugefallne Aufgabe nicht erfüllen,
Ija sogar hinter weit weniger begünstigten Landstrichen in Be¬
ziehung auf Fortschritt und Kultur zurückbleiben. Kaum irgendwo anders
tritt dies vielleicht deutlicher als in Apulien vor. Schien doch diese Südost¬
spitze Italiens, da sie sich am weitesten der Balkanhalbinsel entgegenstreckt,
schon im Altertum dazu bestimmt, als natürlicher Übergang den von Osten
nach Westen vordringenden Bildungs- und Gesittungsstrom aufzunehmen. Und
doch ist die Kolonisation Süditaliens durch die Griechen von Sizilien und
Kalabrien aus erfolgt, obgleich dort die tiefeingerissenen Bergküsten dem
Schiffer weit mehr Schwierigkeiten zum Landen darboten als der flache,
sandige Strand Apuliens. Es mag dies zum Teil wohl in den Verhältnissen
des Landes, vor allem in seiner großen Wasserarmut begründet liegen. Denn
der karstartige, von Höhlen und Grotten durchfurchte Boden saugt dort im
Frühjahr rasch die vom Himmel herabstürzenden Wassermassen, die meisten der
von den Bergen des Apennin kommenden Flüsse ein, sodaß diese Sommers
über, wo eine wahrhaft tropische Hitze herrscht, weiten Schutt- und Stein¬
halden gleichen, zwischen denen sich höchstens ein dünner Silberfaden müden,
trägen Laufs nach dem Meere schleppt. Aber wenn auch diese Wasserarmut
aus dem nördlichen Apulien mit seinem meist offen zutage tretenden Gestein,
vor allem aus der weiten Ebene südlich vom Garganusgebirge, eine öde, un¬
fruchtbare Steppe gemacht hat, die nur im Winter als Weideplatz für das
vom Apennin herabkommende Vieh benutzt werden kann, so zeigt sich die
Gegend überall da, wo rötliche Fruchterde den felsigen Boden deckt, besonders
zwischen Barletta und Bari, in einen blühenden Garten verwandelt, der im
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[0262] Die mittelalterliche llircheni>aürunst in der Terra ti Aali und Porzia Partei nehmen, sondern auch für die jungen Herren ihres Hof¬ staats, deren ganzes Verdienst darin besteht, daß sie hübsch und witzig sind und mit gepumptem und geschenkten Gelde elegant zu leben verstehn, und von denen einer mit seiner Liebsten zusammen an deren Vater einen gemeinen Lari Zentsch Diebstahl begeht. Die mittelalterliche Kirchenbaukunst in der Terra ti Bari von F. Bich ring er >s gibt Länder, die ihre natürliche Lage von vornherein dazu berechtigt, eine führende Rolle in der fortlaufenden Entwicklung der Völker zu spielen. Um so verwunderlicher ist es deshalb, daß sie die ihnen von selbst zugefallne Aufgabe nicht erfüllen, Ija sogar hinter weit weniger begünstigten Landstrichen in Be¬ ziehung auf Fortschritt und Kultur zurückbleiben. Kaum irgendwo anders tritt dies vielleicht deutlicher als in Apulien vor. Schien doch diese Südost¬ spitze Italiens, da sie sich am weitesten der Balkanhalbinsel entgegenstreckt, schon im Altertum dazu bestimmt, als natürlicher Übergang den von Osten nach Westen vordringenden Bildungs- und Gesittungsstrom aufzunehmen. Und doch ist die Kolonisation Süditaliens durch die Griechen von Sizilien und Kalabrien aus erfolgt, obgleich dort die tiefeingerissenen Bergküsten dem Schiffer weit mehr Schwierigkeiten zum Landen darboten als der flache, sandige Strand Apuliens. Es mag dies zum Teil wohl in den Verhältnissen des Landes, vor allem in seiner großen Wasserarmut begründet liegen. Denn der karstartige, von Höhlen und Grotten durchfurchte Boden saugt dort im Frühjahr rasch die vom Himmel herabstürzenden Wassermassen, die meisten der von den Bergen des Apennin kommenden Flüsse ein, sodaß diese Sommers über, wo eine wahrhaft tropische Hitze herrscht, weiten Schutt- und Stein¬ halden gleichen, zwischen denen sich höchstens ein dünner Silberfaden müden, trägen Laufs nach dem Meere schleppt. Aber wenn auch diese Wasserarmut aus dem nördlichen Apulien mit seinem meist offen zutage tretenden Gestein, vor allem aus der weiten Ebene südlich vom Garganusgebirge, eine öde, un¬ fruchtbare Steppe gemacht hat, die nur im Winter als Weideplatz für das vom Apennin herabkommende Vieh benutzt werden kann, so zeigt sich die Gegend überall da, wo rötliche Fruchterde den felsigen Boden deckt, besonders zwischen Barletta und Bari, in einen blühenden Garten verwandelt, der im Altertum schon neben Sizilien als die Kornkammer Italiens galt, und der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_312350/262>, abgerufen am 22.07.2024.