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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr.

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Literarische Rundschau

wärtigen Zustandes, der die Reichsbank zur Annahme verzinslicher Depositen
berechtigt, ohne daß sie jedoch von dieser Berechtigung Gebrauch macht, weil
durch diesen Zustand ein heilsamer Druck auf die Privatbanken ausgeübt wird,
das Depositengeschäft nicht in einem Maße auszudehnen, das in einem starken
Mißverhältnis zu ihrem eignen Kapital und dem Reservefonds stehen wurde.


Chr. Heinrich Bach


Literarische Rundschau
von Heinrich Spiero

! er wollte nicht lieber loben als tadeln, und wer schriebe es nicht
gern hin, daß er unter einem gerüttelten Maß Büchern, das der
Zufall gleichzeitigen Erscheinens ihm um die Jahreswende ins
Haus warf, kein einziges gefunden hat, das schlechthin eine
! Niete war, keines, das er nicht mit Interesse gelesen und ge¬
nossen hätte. Aber darüber hinaus muß bei den Büchern, von denen ich
heute sprechen will, noch gesagt werden: es ist keines dabei, das nicht einer
innern Notwendigkeit seine Entstehung verdankte, keines, das nur um der
bloßen Unterhaltung willen, keines, das ohne innern Anlaß geschrieben worden
wäre. Lauter verschiedne Physiognomien, und dennoch zwischen allen, Alten
und Jungen, Nord- und Süddeutschen, Männern und Frauen, das Bindeglied
ernster Arbeit, eines guten Willens, der sich Erlebtes gern von der Seele
schreiben möchte. Es könnte im Grunde über all den Büchern, so verschieden
sie sein mögen, stehn, was Heinrich Kraeger über eine Sammlung von Ar¬
beiten geschrieben hat, die er seinen ästhetischen und kunsthistorischen Studien
entnahm: "An Deutschland" (Berlin, Martin Warneck). Nicht jedem der
neuen Werke ist der nationale Elan eigen, der dieses schöne Buch auszeichnet,
aber jedem eine redliche Arbeit um der Sache willen, also etwas, was man
mit Richard Wagner, und nicht erst seit ihm, als deutsch im besondern Sinne
bezeichnet. Kraeger stellt sich unter das Zeichen Fichtes, dessen Reden an die
deutsche Nation er im Laufe der Betrachtungen viel schöne und starke Worte
entnimmt. Er bringt Huldigungen für Peter Janssen, den Toten, und Eduard
von Gebhardt, den Siebzigjährigen, die eben Huldigungen sind und deshalb
manches an scharfer Charakteristik vermissen lassen. Er bringt dann schöne
Worte zu Schillers Gedächtnis und recht warme und lebendige Erinnerungen
aus seiner Tätigkeit als Kunstprofessor in Amerika. Wertvoller als all dies
aber erscheinen mir die Betrachtungen, die er unter der Überschrift "Mensch
und Kunst" zusammenfaßt. Man wird jemand, den man in die Begriffe der
künstlerischen Anschauung und der künstlerischen Schöpfung einführen will,
beides kaum besser nahebringen können als durch die Art, in der Kraeger


Literarische Rundschau

wärtigen Zustandes, der die Reichsbank zur Annahme verzinslicher Depositen
berechtigt, ohne daß sie jedoch von dieser Berechtigung Gebrauch macht, weil
durch diesen Zustand ein heilsamer Druck auf die Privatbanken ausgeübt wird,
das Depositengeschäft nicht in einem Maße auszudehnen, das in einem starken
Mißverhältnis zu ihrem eignen Kapital und dem Reservefonds stehen wurde.


Chr. Heinrich Bach


Literarische Rundschau
von Heinrich Spiero

! er wollte nicht lieber loben als tadeln, und wer schriebe es nicht
gern hin, daß er unter einem gerüttelten Maß Büchern, das der
Zufall gleichzeitigen Erscheinens ihm um die Jahreswende ins
Haus warf, kein einziges gefunden hat, das schlechthin eine
! Niete war, keines, das er nicht mit Interesse gelesen und ge¬
nossen hätte. Aber darüber hinaus muß bei den Büchern, von denen ich
heute sprechen will, noch gesagt werden: es ist keines dabei, das nicht einer
innern Notwendigkeit seine Entstehung verdankte, keines, das nur um der
bloßen Unterhaltung willen, keines, das ohne innern Anlaß geschrieben worden
wäre. Lauter verschiedne Physiognomien, und dennoch zwischen allen, Alten
und Jungen, Nord- und Süddeutschen, Männern und Frauen, das Bindeglied
ernster Arbeit, eines guten Willens, der sich Erlebtes gern von der Seele
schreiben möchte. Es könnte im Grunde über all den Büchern, so verschieden
sie sein mögen, stehn, was Heinrich Kraeger über eine Sammlung von Ar¬
beiten geschrieben hat, die er seinen ästhetischen und kunsthistorischen Studien
entnahm: „An Deutschland" (Berlin, Martin Warneck). Nicht jedem der
neuen Werke ist der nationale Elan eigen, der dieses schöne Buch auszeichnet,
aber jedem eine redliche Arbeit um der Sache willen, also etwas, was man
mit Richard Wagner, und nicht erst seit ihm, als deutsch im besondern Sinne
bezeichnet. Kraeger stellt sich unter das Zeichen Fichtes, dessen Reden an die
deutsche Nation er im Laufe der Betrachtungen viel schöne und starke Worte
entnimmt. Er bringt Huldigungen für Peter Janssen, den Toten, und Eduard
von Gebhardt, den Siebzigjährigen, die eben Huldigungen sind und deshalb
manches an scharfer Charakteristik vermissen lassen. Er bringt dann schöne
Worte zu Schillers Gedächtnis und recht warme und lebendige Erinnerungen
aus seiner Tätigkeit als Kunstprofessor in Amerika. Wertvoller als all dies
aber erscheinen mir die Betrachtungen, die er unter der Überschrift „Mensch
und Kunst" zusammenfaßt. Man wird jemand, den man in die Begriffe der
künstlerischen Anschauung und der künstlerischen Schöpfung einführen will,
beides kaum besser nahebringen können als durch die Art, in der Kraeger


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[0194] Literarische Rundschau wärtigen Zustandes, der die Reichsbank zur Annahme verzinslicher Depositen berechtigt, ohne daß sie jedoch von dieser Berechtigung Gebrauch macht, weil durch diesen Zustand ein heilsamer Druck auf die Privatbanken ausgeübt wird, das Depositengeschäft nicht in einem Maße auszudehnen, das in einem starken Mißverhältnis zu ihrem eignen Kapital und dem Reservefonds stehen wurde. Chr. Heinrich Bach Literarische Rundschau von Heinrich Spiero ! er wollte nicht lieber loben als tadeln, und wer schriebe es nicht gern hin, daß er unter einem gerüttelten Maß Büchern, das der Zufall gleichzeitigen Erscheinens ihm um die Jahreswende ins Haus warf, kein einziges gefunden hat, das schlechthin eine ! Niete war, keines, das er nicht mit Interesse gelesen und ge¬ nossen hätte. Aber darüber hinaus muß bei den Büchern, von denen ich heute sprechen will, noch gesagt werden: es ist keines dabei, das nicht einer innern Notwendigkeit seine Entstehung verdankte, keines, das nur um der bloßen Unterhaltung willen, keines, das ohne innern Anlaß geschrieben worden wäre. Lauter verschiedne Physiognomien, und dennoch zwischen allen, Alten und Jungen, Nord- und Süddeutschen, Männern und Frauen, das Bindeglied ernster Arbeit, eines guten Willens, der sich Erlebtes gern von der Seele schreiben möchte. Es könnte im Grunde über all den Büchern, so verschieden sie sein mögen, stehn, was Heinrich Kraeger über eine Sammlung von Ar¬ beiten geschrieben hat, die er seinen ästhetischen und kunsthistorischen Studien entnahm: „An Deutschland" (Berlin, Martin Warneck). Nicht jedem der neuen Werke ist der nationale Elan eigen, der dieses schöne Buch auszeichnet, aber jedem eine redliche Arbeit um der Sache willen, also etwas, was man mit Richard Wagner, und nicht erst seit ihm, als deutsch im besondern Sinne bezeichnet. Kraeger stellt sich unter das Zeichen Fichtes, dessen Reden an die deutsche Nation er im Laufe der Betrachtungen viel schöne und starke Worte entnimmt. Er bringt Huldigungen für Peter Janssen, den Toten, und Eduard von Gebhardt, den Siebzigjährigen, die eben Huldigungen sind und deshalb manches an scharfer Charakteristik vermissen lassen. Er bringt dann schöne Worte zu Schillers Gedächtnis und recht warme und lebendige Erinnerungen aus seiner Tätigkeit als Kunstprofessor in Amerika. Wertvoller als all dies aber erscheinen mir die Betrachtungen, die er unter der Überschrift „Mensch und Kunst" zusammenfaßt. Man wird jemand, den man in die Begriffe der künstlerischen Anschauung und der künstlerischen Schöpfung einführen will, beides kaum besser nahebringen können als durch die Art, in der Kraeger

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_312350/194>, abgerufen am 12.12.2024.