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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr.

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Wechsel-, Depositen- und Scheckverkehr

Reichtum -- mit andern Worten das Wohlbefinden -- jedes Volkes aus¬
machen. Andrerseits ist es die Verschwendungssucht des einzelnen, die die
Verarmung der Staaten verursacht. Somit kann jeder sparsame Mensch als
ein öffentlicher Wohltäter und jeder nicht sparsame Mensch als ein öffentlicher
Feind angesehen werden.

Hiernach ist es die Pflicht jedes einzelnen, die Spartätigkeit auszuüben,
und die Pflicht der Gesetzgebung und des Staates, sie mit allen Mitteln zu
befördern, vor allem aber auch alle Hindernisse, die ihr entgegenstehn, zu be¬
seitigen. Möge hierzu die Reichsfinanzreform nach Kräften beitragen!




Wechsel-, Depositen- und Scheckverkehr

n dem von uns schon erwähnten Buche von W. Prion, Das
deutsche Wechseldiskontgeschäft, mit besondrer Berücksich¬
tigung des Berliner Geldmarkts (Leipzig, Duncker Humblot,
1907) behandelt der Verfasser zum erstenmale monographisch eins
der wichtigsten Aktivgeschäfte der Banken. Er stellt zunächst das
Privatdiskontgeschäft an der Börse dar, Geldgeber, Material und Organisation
beschreibend, sodann schildert er das Diskontgeschäft der Zentralnotenbank, der
Seehandlung, der Preußenkasfe und der Großbanken, zum Schluß das sonstige
Diskontgeschäft des Landes: Provinzbanken, Privatbankiers. Genossenschaften,
Sparkassen, Wucherkredit. Der Verfasser hat sein Thema nicht erschöpft, doch
leistet er innerhalb des selbstgewählten Rahmens zum größten Teil vorzügliches.
Das dem erfahrnen Praktiker wohlbekannte Material wird in der übersicht¬
lichen und gewandten Darstellung für den jüngern Praktiker sehr belehrend
und besonders für den Theoretiker, den Volkswirt, von hohem Interesse sein
und ihm Aufklärung über den Wechselverkehr, der im Wirtschaftsleben eine so
hervorragende Rolle spielt, bringen.

Das ganze Buch durchzieht die Klage: Es besteht ein scharfer Gegensatz
zwischen den Privatbanken und der Reichsbank. Entspricht diese Behauptung
den Tatsachen, so müßte das auf das tiefste beklagt werden, da ein solches
Verhältnis auf die Dauer undenkbar ist; es müßte die größten Schäden für
das Wirtschaftsleben zur Folge haben. Und doch kann der Verfasser hier eine
gewisse Autorität beanspruchen; er muß über den Geschäftsverkehr der Reichs¬
bank ganz besonders eingehende Studien angestellt haben, da er in dem be¬
treffenden Abschnitte Mitteilungen über die Geschäftsprinzipien der Reichsbank
bringt, die in diesem Umfange in der Öffentlichkeit bisher noch nicht bekannt
gewesen sein dürften. Das Ergebnis des Abschnittes über das Wechseldiskont¬
geschäft der Neichsbank ist geeignet, berechtigtes Aufsehen zu erregen, !


Wechsel-, Depositen- und Scheckverkehr

Reichtum — mit andern Worten das Wohlbefinden — jedes Volkes aus¬
machen. Andrerseits ist es die Verschwendungssucht des einzelnen, die die
Verarmung der Staaten verursacht. Somit kann jeder sparsame Mensch als
ein öffentlicher Wohltäter und jeder nicht sparsame Mensch als ein öffentlicher
Feind angesehen werden.

Hiernach ist es die Pflicht jedes einzelnen, die Spartätigkeit auszuüben,
und die Pflicht der Gesetzgebung und des Staates, sie mit allen Mitteln zu
befördern, vor allem aber auch alle Hindernisse, die ihr entgegenstehn, zu be¬
seitigen. Möge hierzu die Reichsfinanzreform nach Kräften beitragen!




Wechsel-, Depositen- und Scheckverkehr

n dem von uns schon erwähnten Buche von W. Prion, Das
deutsche Wechseldiskontgeschäft, mit besondrer Berücksich¬
tigung des Berliner Geldmarkts (Leipzig, Duncker Humblot,
1907) behandelt der Verfasser zum erstenmale monographisch eins
der wichtigsten Aktivgeschäfte der Banken. Er stellt zunächst das
Privatdiskontgeschäft an der Börse dar, Geldgeber, Material und Organisation
beschreibend, sodann schildert er das Diskontgeschäft der Zentralnotenbank, der
Seehandlung, der Preußenkasfe und der Großbanken, zum Schluß das sonstige
Diskontgeschäft des Landes: Provinzbanken, Privatbankiers. Genossenschaften,
Sparkassen, Wucherkredit. Der Verfasser hat sein Thema nicht erschöpft, doch
leistet er innerhalb des selbstgewählten Rahmens zum größten Teil vorzügliches.
Das dem erfahrnen Praktiker wohlbekannte Material wird in der übersicht¬
lichen und gewandten Darstellung für den jüngern Praktiker sehr belehrend
und besonders für den Theoretiker, den Volkswirt, von hohem Interesse sein
und ihm Aufklärung über den Wechselverkehr, der im Wirtschaftsleben eine so
hervorragende Rolle spielt, bringen.

Das ganze Buch durchzieht die Klage: Es besteht ein scharfer Gegensatz
zwischen den Privatbanken und der Reichsbank. Entspricht diese Behauptung
den Tatsachen, so müßte das auf das tiefste beklagt werden, da ein solches
Verhältnis auf die Dauer undenkbar ist; es müßte die größten Schäden für
das Wirtschaftsleben zur Folge haben. Und doch kann der Verfasser hier eine
gewisse Autorität beanspruchen; er muß über den Geschäftsverkehr der Reichs¬
bank ganz besonders eingehende Studien angestellt haben, da er in dem be¬
treffenden Abschnitte Mitteilungen über die Geschäftsprinzipien der Reichsbank
bringt, die in diesem Umfange in der Öffentlichkeit bisher noch nicht bekannt
gewesen sein dürften. Das Ergebnis des Abschnittes über das Wechseldiskont¬
geschäft der Neichsbank ist geeignet, berechtigtes Aufsehen zu erregen, !


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[0191] Wechsel-, Depositen- und Scheckverkehr Reichtum — mit andern Worten das Wohlbefinden — jedes Volkes aus¬ machen. Andrerseits ist es die Verschwendungssucht des einzelnen, die die Verarmung der Staaten verursacht. Somit kann jeder sparsame Mensch als ein öffentlicher Wohltäter und jeder nicht sparsame Mensch als ein öffentlicher Feind angesehen werden. Hiernach ist es die Pflicht jedes einzelnen, die Spartätigkeit auszuüben, und die Pflicht der Gesetzgebung und des Staates, sie mit allen Mitteln zu befördern, vor allem aber auch alle Hindernisse, die ihr entgegenstehn, zu be¬ seitigen. Möge hierzu die Reichsfinanzreform nach Kräften beitragen! Wechsel-, Depositen- und Scheckverkehr n dem von uns schon erwähnten Buche von W. Prion, Das deutsche Wechseldiskontgeschäft, mit besondrer Berücksich¬ tigung des Berliner Geldmarkts (Leipzig, Duncker Humblot, 1907) behandelt der Verfasser zum erstenmale monographisch eins der wichtigsten Aktivgeschäfte der Banken. Er stellt zunächst das Privatdiskontgeschäft an der Börse dar, Geldgeber, Material und Organisation beschreibend, sodann schildert er das Diskontgeschäft der Zentralnotenbank, der Seehandlung, der Preußenkasfe und der Großbanken, zum Schluß das sonstige Diskontgeschäft des Landes: Provinzbanken, Privatbankiers. Genossenschaften, Sparkassen, Wucherkredit. Der Verfasser hat sein Thema nicht erschöpft, doch leistet er innerhalb des selbstgewählten Rahmens zum größten Teil vorzügliches. Das dem erfahrnen Praktiker wohlbekannte Material wird in der übersicht¬ lichen und gewandten Darstellung für den jüngern Praktiker sehr belehrend und besonders für den Theoretiker, den Volkswirt, von hohem Interesse sein und ihm Aufklärung über den Wechselverkehr, der im Wirtschaftsleben eine so hervorragende Rolle spielt, bringen. Das ganze Buch durchzieht die Klage: Es besteht ein scharfer Gegensatz zwischen den Privatbanken und der Reichsbank. Entspricht diese Behauptung den Tatsachen, so müßte das auf das tiefste beklagt werden, da ein solches Verhältnis auf die Dauer undenkbar ist; es müßte die größten Schäden für das Wirtschaftsleben zur Folge haben. Und doch kann der Verfasser hier eine gewisse Autorität beanspruchen; er muß über den Geschäftsverkehr der Reichs¬ bank ganz besonders eingehende Studien angestellt haben, da er in dem be¬ treffenden Abschnitte Mitteilungen über die Geschäftsprinzipien der Reichsbank bringt, die in diesem Umfange in der Öffentlichkeit bisher noch nicht bekannt gewesen sein dürften. Das Ergebnis des Abschnittes über das Wechseldiskont¬ geschäft der Neichsbank ist geeignet, berechtigtes Aufsehen zu erregen, !

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_312350/191>, abgerufen am 03.07.2024.