Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr.Der Sparer und die Reichsfinanzreform zu legen. Nach Füllung der Büchse wird diese auf die Sparkasse gebracht, Das Heimsparbüchsenwesen war schon vor etwa zwei Jahren in Osterreich Das Wort des Fürsten Bülow: "Wir sind reich geworden, aber wir *) Samuel Sinnes, Sparsamkeit, übersetzt von Paul Seliger (Leipzig), Seite 10.
Der Sparer und die Reichsfinanzreform zu legen. Nach Füllung der Büchse wird diese auf die Sparkasse gebracht, Das Heimsparbüchsenwesen war schon vor etwa zwei Jahren in Osterreich Das Wort des Fürsten Bülow: „Wir sind reich geworden, aber wir *) Samuel Sinnes, Sparsamkeit, übersetzt von Paul Seliger (Leipzig), Seite 10.
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Der Sparer und die Reichsfinanzreform
zu legen. Nach Füllung der Büchse wird diese auf die Sparkasse gebracht,
dort entleert und der Inhalt verzinslich angelegt. Als Vorteile, die das
Heimsparkassensystem den Sparern bringt, sind zu bezeichnen: große Bequem¬
lichkeit der Einleger, Schutz vor planlosen Geldausgaben, Anleitung zum
Sparen und daher vielfach Sicherung der wirtschaftlichen Existenz. Die Spar¬
kassen erreichen den Beitritt neuer Einleger, indem ganze Bevölkerungsschichten,
die bisher brachlagen, dem Sparwesen zugeführt werden, und damit die Ver¬
mehrung des Einlegerstandes, die Vergrößerung ihrer Einflußsphäre und ihrer
wirtschaftlichen Bedeutung. Auch werden durch das Heimsparbüchsensystem
natürlich zunächst kleine Einleger herangezogen.
Das Heimsparbüchsenwesen war schon vor etwa zwei Jahren in Osterreich
in rund hundert Sparkassen eingeführt, seitdem hat es sich dort dank der er¬
folgreichen Tätigkeit der Gesellschaft zur Einführung des Heimsparbüchsen¬
systems, G. in. b. H., in Wien, einer gemeinnützigen Anstalt, ganz außer¬
ordentlich weiterentwickelt. Ähnlich wie diese Gesellschaft hat es sich der
Volkssparverband für Deutschland neben seiner sonstigen gemeinnützigen auf
die Beförderung des Spar- und Versicherungswesens gerichteten Tätigkeit zur
Aufgabe gesetzt, das Heimsparwesen in Deutschland, namentlich auch in den
Kreisen der städtischen Sparer, wo es noch weniger Eingang gefunden hat, in
gewerblichen Vereinen und Verbänden der Angestellten im Handelsstande und
verwandten Bevölkerungsschichten einzuführen. Er gibt die Büchsen, die er in
größern Mengen von verschiednen Fabriken bezieht, zu sehr billigen Preisen
ab und ist vor allem auch bestrebt, mit der Heimsparbüchse das Abholungs¬
system zu verbinden, um die Sparsystemeinrichtung recht erfolgreich zu gestalten.
Es ist nicht daran zu zweifeln, daß auch das deutsche Sparwesen durch diese
Tätigkeit des Verbandes eine große Förderung erfahren wird.
Das Wort des Fürsten Bülow: „Wir sind reich geworden, aber wir
müssen noch viel reicher werden für unsre wirtschaftliche und politische Stellung
in der Welt", ist unbedingt richtig, und weiter ist es richtig, wenn der Reichs¬
kanzler fortführt: „Von jeher war der Reichtum ein Mittel zur Macht, und
er wird es mit jedem Jahrzehnt mehr, weil in jedem Jahrzehnt die wirt¬
schaftlichen und finanziellen Beziehungen und die Abhängigkeitsverhältnisse
wichtiger werden für die internationalen Beziehungen und für die Gruppierung
der Völker." Während, um mit Samuel Sinnes*) zu reden, das Ziel der
Haushaltungskunst in der Herbeiführung und Förderung des Wohlbefindens
der einzelnen besteht, richtet sich die Aufgabe der Volkswirtschaft auf das
Schaffen und Steigen des Reichtums der Völker. Der Reichtum der Völker
hat dieselbe Quelle wie der des einzelnen. Der Reichtum wird durch Arbeit
erworben, durch Ersparnisse und Anhäufung zusammengehalten und durch Fleiß
und Ausdauer vergrößert. Die Ersparnisse des einzelnen sind es, die den
*) Samuel Sinnes, Sparsamkeit, übersetzt von Paul Seliger (Leipzig), Seite 10.
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