Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr.Die Schlacht bei j)avia benachbarter und befreundeter Volksstamm, die Mohmands, erhoben hat, und Die Schlacht bei pavia er fast drei Jahrzehnte mitteleuropäischer Geschichte umfassende Die Schlacht bei j)avia benachbarter und befreundeter Volksstamm, die Mohmands, erhoben hat, und Die Schlacht bei pavia er fast drei Jahrzehnte mitteleuropäischer Geschichte umfassende <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0608" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/312293"/> <fw type="header" place="top"> Die Schlacht bei j)avia</fw><lb/> <p xml:id="ID_2390" prev="#ID_2389"> benachbarter und befreundeter Volksstamm, die Mohmands, erhoben hat, und<lb/> daß fast zugleich etwa 15000 Afghanen mitten im Frieden die Grenze über¬<lb/> schreiten und das Fort Lnndi Khotal angreifen konnten. Die Mohmands<lb/> sind erwiesnermaßen durch afghanische Mollahs aufgehetzt worden, die Beweg¬<lb/> gründe der Afghanen sind noch nicht ganz klar. Die afghanische Regierung<lb/> will nichts davon gewußt, vielmehr sofort Schritte getan haben, die Angreifer<lb/> zurückzurufen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Schlacht bei pavia</head><lb/> <p xml:id="ID_2391" next="#ID_2392"> er fast drei Jahrzehnte mitteleuropäischer Geschichte umfassende<lb/> t Kampf zwischen Karl dem Fünften und Franz dem Ersten ist<lb/> schon durch den Gegensatz in den Persönlichkeiten der zwei be¬<lb/> deutendsten Fürsten ihrer Zeit merkwürdig. Ans der einen Seite<lb/> ! der körperlich schwache und zeitlebens von Kränklichkeit geplagte<lb/> Habsburger, der doch schon als Knabe die stolze und gnädige Würde des gebornen<lb/> Herrschers zeigte, der schmächtige Carlos mit dem bleichen, melancholischen<lb/> Antlitz, sechzehnjährig der erste König des geeinten Spaniens, neunzehnjährig<lb/> Gebieter eines Riesenreichs, der seine weltumspannenden Pläne in „schweig¬<lb/> samer Seele" barg, im Kabinett wie im Felde bald allen Fürsten seiner Zeit<lb/> überlegen, stets bedächtig, umsichtig, unermüdlich tätig und von unergründlicher<lb/> Feinheit des Geistes, dem andern Geschlechte nichts weniger als abhold, aber<lb/> nie dessen Sklave — daneben und ihm gegenüber der schöne, kraftstrotzende<lb/> und tatendurstige Valois, der in ungebundner Wildheit aufgewachsen, ein<lb/> Meister war im Lanzenbrechen und Hürdenspringen, in Jagd und Ballspiel,<lb/> ein Meister auch in der Liebe, der Ro^-czdevÄlier, elegant, galant, brillant, ein<lb/> König, wie die Franzosen ihn träumten. Aber hinter seinem liebenswürdigen<lb/> Leichtsinn stak gewiß ebenso viel skrupellose Selbstsucht wie hinter Karls<lb/> gemessener Würde; und ganz im Gegensatz zu Karl war Franzens Politik und<lb/> seine Art, den Krieg zu führen, oft von Unbesonnenheit und ritterlicher Eitelkeit<lb/> regiert. Seinem Schwiegervater, Oheim und Vorgänger Ludwig (den die Ritter<lb/> geizig nannten, während ihn Bürger und Bauern als den Vater des Vaterlandes<lb/> anbeteten) war Franz, der Verschwender und Lebemann, recht unähnlich; er,<lb/> dessen Finanzwirtschaft so schlecht war, und der der eigentliche Vater französisch¬<lb/> königlicher Maitressenwirtschaft geworden ist. Nur in zwei Punkten glichen<lb/> sich Ludwig der Zwölfte und Franz der Erste: zunächst arbeiteten beide, wenn<lb/> auch in verschiednen Stile, am Bau des absoluten Königtums, den der elfte<lb/> Ludwig begonnen hatte, weiter; gemeinsam war beiden auch die von jedem<lb/> Bedenken des Rechts und des Gewissens freie italienische Eroberungspolitik,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0608]
Die Schlacht bei j)avia
benachbarter und befreundeter Volksstamm, die Mohmands, erhoben hat, und
daß fast zugleich etwa 15000 Afghanen mitten im Frieden die Grenze über¬
schreiten und das Fort Lnndi Khotal angreifen konnten. Die Mohmands
sind erwiesnermaßen durch afghanische Mollahs aufgehetzt worden, die Beweg¬
gründe der Afghanen sind noch nicht ganz klar. Die afghanische Regierung
will nichts davon gewußt, vielmehr sofort Schritte getan haben, die Angreifer
zurückzurufen.
Die Schlacht bei pavia
er fast drei Jahrzehnte mitteleuropäischer Geschichte umfassende
t Kampf zwischen Karl dem Fünften und Franz dem Ersten ist
schon durch den Gegensatz in den Persönlichkeiten der zwei be¬
deutendsten Fürsten ihrer Zeit merkwürdig. Ans der einen Seite
! der körperlich schwache und zeitlebens von Kränklichkeit geplagte
Habsburger, der doch schon als Knabe die stolze und gnädige Würde des gebornen
Herrschers zeigte, der schmächtige Carlos mit dem bleichen, melancholischen
Antlitz, sechzehnjährig der erste König des geeinten Spaniens, neunzehnjährig
Gebieter eines Riesenreichs, der seine weltumspannenden Pläne in „schweig¬
samer Seele" barg, im Kabinett wie im Felde bald allen Fürsten seiner Zeit
überlegen, stets bedächtig, umsichtig, unermüdlich tätig und von unergründlicher
Feinheit des Geistes, dem andern Geschlechte nichts weniger als abhold, aber
nie dessen Sklave — daneben und ihm gegenüber der schöne, kraftstrotzende
und tatendurstige Valois, der in ungebundner Wildheit aufgewachsen, ein
Meister war im Lanzenbrechen und Hürdenspringen, in Jagd und Ballspiel,
ein Meister auch in der Liebe, der Ro^-czdevÄlier, elegant, galant, brillant, ein
König, wie die Franzosen ihn träumten. Aber hinter seinem liebenswürdigen
Leichtsinn stak gewiß ebenso viel skrupellose Selbstsucht wie hinter Karls
gemessener Würde; und ganz im Gegensatz zu Karl war Franzens Politik und
seine Art, den Krieg zu führen, oft von Unbesonnenheit und ritterlicher Eitelkeit
regiert. Seinem Schwiegervater, Oheim und Vorgänger Ludwig (den die Ritter
geizig nannten, während ihn Bürger und Bauern als den Vater des Vaterlandes
anbeteten) war Franz, der Verschwender und Lebemann, recht unähnlich; er,
dessen Finanzwirtschaft so schlecht war, und der der eigentliche Vater französisch¬
königlicher Maitressenwirtschaft geworden ist. Nur in zwei Punkten glichen
sich Ludwig der Zwölfte und Franz der Erste: zunächst arbeiteten beide, wenn
auch in verschiednen Stile, am Bau des absoluten Königtums, den der elfte
Ludwig begonnen hatte, weiter; gemeinsam war beiden auch die von jedem
Bedenken des Rechts und des Gewissens freie italienische Eroberungspolitik,
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