Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.Lin Lharakterkopf aus der ältern Leipziger Schulgeschichte Politisch besonders hervorgetan hat sich außer dem ersten Bruno, den wir Ein Lharakterkopf aus der ältern Leipziger ^"chul- geschichte v (veto Aaemmel on >er Humanismus steht heute in keiner besondern Achtung, und Was war und was wollte denn der alte Humanismus? Er war nicht Lin Lharakterkopf aus der ältern Leipziger Schulgeschichte Politisch besonders hervorgetan hat sich außer dem ersten Bruno, den wir Ein Lharakterkopf aus der ältern Leipziger ^»chul- geschichte v (veto Aaemmel on >er Humanismus steht heute in keiner besondern Achtung, und Was war und was wollte denn der alte Humanismus? Er war nicht <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0673" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/302661"/> <fw type="header" place="top"> Lin Lharakterkopf aus der ältern Leipziger Schulgeschichte</fw><lb/> <p xml:id="ID_2936"> Politisch besonders hervorgetan hat sich außer dem ersten Bruno, den wir<lb/> das einemal nach dem Tode Ottos des Dritten in einer hochpolitischen Rolle<lb/> genannt finden, keiner von den vorwelfischen Herren von Vraunschweig. Aber an<lb/> Territorialreichtum überragten sie vom Anfang ihres historischen Auftretens an<lb/> fast alle ihre nahen und weiteren Nachbarn. Ihre Stellung in der damaligen<lb/> europäischen Fürstenfamilie zeigt, daß sie dementsprechend angesehen waren.<lb/> Es ist nicht unnütz, ab und zu in die große Reichsgeschichte auch von den<lb/> wenig hervortretenden Sitzen fürstlicher Macht aus hineinzuleuchten. Persön¬<lb/> liche Tüchtigkeit hat in keiner Zeit allein die Geschicke der Völker geleitet.<lb/> Der Einfluß des Reichtums war im Mittelalter gerade so groß wie später.<lb/> Könnten wir die Familiengeschichte jener ältesten Fürsten von Vraunschweig<lb/> genau verfolgen, so würden wir gewiß finden, daß in der damals noch wenig<lb/> bedeutenden, kaum genannten Braunschweiger Residenz manche Fäden der Neichs-<lb/> geschichte zusammenliefen, die wir heute nicht mehr verfolgen, kaum hier und da<lb/> ahnen können.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Ein Lharakterkopf aus der ältern Leipziger ^»chul-<lb/> geschichte<lb/> v<note type="byline"> (veto Aaemmel</note> on </head><lb/> <p xml:id="ID_2937"> >er Humanismus steht heute in keiner besondern Achtung, und<lb/> vollends die humanistischen Gymnasien gelten vielen als rück¬<lb/> ständige Schulen, die auf den Aussterbeetat gesetzt sind und<lb/> lücherlicherweise wohl auch eines antinationalen „undeutschen"<lb/> I Geistes bezichtigt werden. Darüber wird häufig ganz vergessen,<lb/> daß der Humanismus zweimal, im sechzehnten und im achtzehnten Jahrhundert,<lb/> eine neue Blüte des deutschen Geisteslebens herbeigeführt, also aus die deutsche<lb/> Kultur einen höchst bedeutenden Einfluß ausgeübt hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_2938" next="#ID_2939"> Was war und was wollte denn der alte Humanismus? Er war nicht<lb/> nur eine neue Methode und ein neuer Gegenstand der Wissenschaft, der Wissen¬<lb/> schaft von dem in Italien neu entdeckten klassischen Altertum, sondern auch und<lb/> vor allem eine neue Weltanschauung und eine neue freie, der kirchlichen Tra¬<lb/> dition abgewandte, weltliche, allgemein menschliche, „humane" Bildung, mit<lb/> allem Ungestüm, aller Rücksichtslosigkeit, allem Radikalismus einer solchen Be¬<lb/> wegung. Gewiß, viele Humanisten waren eitel, ruhmredig, streitsüchtig, oft von<lb/> lockern Sitten, unruhig und ganz abgeneigt, sich an einen festen Pflichtenkreis<lb/> zu binden, aber auch weltkundig und gar keine Stubengelehrten, und sie waren<lb/> alle geistig freie Menschen und eben deshalb ausgeprägte Persönlichkeiten;<lb/> sie brachten gegenüber dem gebundnen, von Tradition und Umgebung völlig</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0673]
Lin Lharakterkopf aus der ältern Leipziger Schulgeschichte
Politisch besonders hervorgetan hat sich außer dem ersten Bruno, den wir
das einemal nach dem Tode Ottos des Dritten in einer hochpolitischen Rolle
genannt finden, keiner von den vorwelfischen Herren von Vraunschweig. Aber an
Territorialreichtum überragten sie vom Anfang ihres historischen Auftretens an
fast alle ihre nahen und weiteren Nachbarn. Ihre Stellung in der damaligen
europäischen Fürstenfamilie zeigt, daß sie dementsprechend angesehen waren.
Es ist nicht unnütz, ab und zu in die große Reichsgeschichte auch von den
wenig hervortretenden Sitzen fürstlicher Macht aus hineinzuleuchten. Persön¬
liche Tüchtigkeit hat in keiner Zeit allein die Geschicke der Völker geleitet.
Der Einfluß des Reichtums war im Mittelalter gerade so groß wie später.
Könnten wir die Familiengeschichte jener ältesten Fürsten von Vraunschweig
genau verfolgen, so würden wir gewiß finden, daß in der damals noch wenig
bedeutenden, kaum genannten Braunschweiger Residenz manche Fäden der Neichs-
geschichte zusammenliefen, die wir heute nicht mehr verfolgen, kaum hier und da
ahnen können.
Ein Lharakterkopf aus der ältern Leipziger ^»chul-
geschichte
v (veto Aaemmel on
>er Humanismus steht heute in keiner besondern Achtung, und
vollends die humanistischen Gymnasien gelten vielen als rück¬
ständige Schulen, die auf den Aussterbeetat gesetzt sind und
lücherlicherweise wohl auch eines antinationalen „undeutschen"
I Geistes bezichtigt werden. Darüber wird häufig ganz vergessen,
daß der Humanismus zweimal, im sechzehnten und im achtzehnten Jahrhundert,
eine neue Blüte des deutschen Geisteslebens herbeigeführt, also aus die deutsche
Kultur einen höchst bedeutenden Einfluß ausgeübt hat.
Was war und was wollte denn der alte Humanismus? Er war nicht
nur eine neue Methode und ein neuer Gegenstand der Wissenschaft, der Wissen¬
schaft von dem in Italien neu entdeckten klassischen Altertum, sondern auch und
vor allem eine neue Weltanschauung und eine neue freie, der kirchlichen Tra¬
dition abgewandte, weltliche, allgemein menschliche, „humane" Bildung, mit
allem Ungestüm, aller Rücksichtslosigkeit, allem Radikalismus einer solchen Be¬
wegung. Gewiß, viele Humanisten waren eitel, ruhmredig, streitsüchtig, oft von
lockern Sitten, unruhig und ganz abgeneigt, sich an einen festen Pflichtenkreis
zu binden, aber auch weltkundig und gar keine Stubengelehrten, und sie waren
alle geistig freie Menschen und eben deshalb ausgeprägte Persönlichkeiten;
sie brachten gegenüber dem gebundnen, von Tradition und Umgebung völlig
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