Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.Deutschland in französischer Beleuchtung hat. Sieht man von dieser Verteilung der Importwaren von gewissen Zentral- Bemerkenswert ist die günstige Handelsbilanz Brasiliens. Es wurde in Deutschland in französischer Beleuchtung 2 uret hat sein Hauptaugenmerk auf Industrie, Handel und See¬ Der Industrie widmet Huret viele zum Teil sehr lehrreiche Kapitel. Grenzten II 1907 45
Deutschland in französischer Beleuchtung hat. Sieht man von dieser Verteilung der Importwaren von gewissen Zentral- Bemerkenswert ist die günstige Handelsbilanz Brasiliens. Es wurde in Deutschland in französischer Beleuchtung 2 uret hat sein Hauptaugenmerk auf Industrie, Handel und See¬ Der Industrie widmet Huret viele zum Teil sehr lehrreiche Kapitel. Grenzten II 1907 45
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0349" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/302337"/> <fw type="header" place="top"> Deutschland in französischer Beleuchtung</fw><lb/> <p xml:id="ID_1501" prev="#ID_1500"> hat. Sieht man von dieser Verteilung der Importwaren von gewissen Zentral-<lb/> Pnntten aus über das Land ab, so ist im übrigen die Abgrenzung der Handels¬<lb/> zonen ungefähr dieselbe wie bei der Ausfuhr. Wären für den innern Waren¬<lb/> verkehr Statistiker vorhanden, so könnte das deutlicher skizziert werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1502"> Bemerkenswert ist die günstige Handelsbilanz Brasiliens. Es wurde in<lb/> allen Jahren viel mehr ausgeführt als eingeführt. 1905 hat sich der Gesamt-<lb/> handelsverkehr auf einen Wert von annähernd anderthalb Milliarden Mark er¬<lb/> hoben. Davon entfielen über 240 Millionen auf den Verkehr mit dem Deutschen<lb/> Reiche. Diese Zahlen geben einen Begriff von der Bedeutung, die Brasilien<lb/> im Konzerte der Welthandel treibenden Nationen erworben hat.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Deutschland in französischer Beleuchtung<lb/> 2 </head><lb/> <p xml:id="ID_1503"> uret hat sein Hauptaugenmerk auf Industrie, Handel und See¬<lb/> schiffahrt gelenkt und ist unermüdlich tütig gewesen, alle technischen<lb/> Einrichtungen dieser drei Gruppen des deutschen Erwerbslebens<lb/> zu besuchen und die maßgebenden Persönlichkeiten auszufragen.<lb/> ! Seltsamerweise scheint er landwirtschaftliche Betriebe nicht besucht<lb/> zu haben, und doch sollte ihm von seiner amerikanischen Studienreise her bekannt<lb/> gewesen sein, daß auch die deutsche Landwirtschaft einen Weltruhm genießt. Ist<lb/> doch kaum ein Professor der zahlreichen landwirtschaftlichen Hochschulen der<lb/> Vereinigten Staaten zu finden, der nicht auf deutschen landwirtschaftlichen<lb/> Schulen sein Wissen erlangt hätte. Ohne die Blüte der deutschen Landwirt¬<lb/> schaft würde der Aufschwung der deutschen Industrie undenkbar sein, denn so<lb/> wichtig auch der Export sein mag, viel wichtiger ist der innere Konsum, der mehr<lb/> oder minder von der Kanfkraft der landwirtschaftlichen Bevölkerung abhängt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1504" next="#ID_1505"> Der Industrie widmet Huret viele zum Teil sehr lehrreiche Kapitel.<lb/> Dabei ist ihm aufgefallen, daß in Deutschland viel weniger Arbeit sparende<lb/> Maschinen verwandt werden als in den Vereinigten Staaten. Als Gründe<lb/> habe ihm Herr Thyssen junior angegeben, daß die Arbeitslöhne dort so viel<lb/> höher wären, daß die Amerikaner also ein Interesse daran hätten, die teure<lb/> Handarbeit möglichst auszuschalten, anch wenn die dazu notwendig werdenden<lb/> Maschinen sehr kostspielig wären, während sich hier im Gegenteil die zu<lb/> komplizierten Maschinen nicht bezahlt machen würden. Man sieht auch an<lb/> diesem Beispiel, daß sich nicht alle amerikanischen Arbeitsmethoden ohne<lb/> weiteres bei uns einführen lassen, wie es so viele Herren, die ein paar Monate<lb/> drüben gewesen sind, in ihren Reiseberichten glauben machen möchten. Die<lb/> Amerikaner können außerdem schon ans dein Grunde mehr Maschinen ver¬<lb/> wenden als wir, weil die Kohle infolge der geringen Tiefe, in der sie dort</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzten II 1907 45</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0349]
Deutschland in französischer Beleuchtung
hat. Sieht man von dieser Verteilung der Importwaren von gewissen Zentral-
Pnntten aus über das Land ab, so ist im übrigen die Abgrenzung der Handels¬
zonen ungefähr dieselbe wie bei der Ausfuhr. Wären für den innern Waren¬
verkehr Statistiker vorhanden, so könnte das deutlicher skizziert werden.
Bemerkenswert ist die günstige Handelsbilanz Brasiliens. Es wurde in
allen Jahren viel mehr ausgeführt als eingeführt. 1905 hat sich der Gesamt-
handelsverkehr auf einen Wert von annähernd anderthalb Milliarden Mark er¬
hoben. Davon entfielen über 240 Millionen auf den Verkehr mit dem Deutschen
Reiche. Diese Zahlen geben einen Begriff von der Bedeutung, die Brasilien
im Konzerte der Welthandel treibenden Nationen erworben hat.
Deutschland in französischer Beleuchtung
2
uret hat sein Hauptaugenmerk auf Industrie, Handel und See¬
schiffahrt gelenkt und ist unermüdlich tütig gewesen, alle technischen
Einrichtungen dieser drei Gruppen des deutschen Erwerbslebens
zu besuchen und die maßgebenden Persönlichkeiten auszufragen.
! Seltsamerweise scheint er landwirtschaftliche Betriebe nicht besucht
zu haben, und doch sollte ihm von seiner amerikanischen Studienreise her bekannt
gewesen sein, daß auch die deutsche Landwirtschaft einen Weltruhm genießt. Ist
doch kaum ein Professor der zahlreichen landwirtschaftlichen Hochschulen der
Vereinigten Staaten zu finden, der nicht auf deutschen landwirtschaftlichen
Schulen sein Wissen erlangt hätte. Ohne die Blüte der deutschen Landwirt¬
schaft würde der Aufschwung der deutschen Industrie undenkbar sein, denn so
wichtig auch der Export sein mag, viel wichtiger ist der innere Konsum, der mehr
oder minder von der Kanfkraft der landwirtschaftlichen Bevölkerung abhängt.
Der Industrie widmet Huret viele zum Teil sehr lehrreiche Kapitel.
Dabei ist ihm aufgefallen, daß in Deutschland viel weniger Arbeit sparende
Maschinen verwandt werden als in den Vereinigten Staaten. Als Gründe
habe ihm Herr Thyssen junior angegeben, daß die Arbeitslöhne dort so viel
höher wären, daß die Amerikaner also ein Interesse daran hätten, die teure
Handarbeit möglichst auszuschalten, anch wenn die dazu notwendig werdenden
Maschinen sehr kostspielig wären, während sich hier im Gegenteil die zu
komplizierten Maschinen nicht bezahlt machen würden. Man sieht auch an
diesem Beispiel, daß sich nicht alle amerikanischen Arbeitsmethoden ohne
weiteres bei uns einführen lassen, wie es so viele Herren, die ein paar Monate
drüben gewesen sind, in ihren Reiseberichten glauben machen möchten. Die
Amerikaner können außerdem schon ans dein Grunde mehr Maschinen ver¬
wenden als wir, weil die Kohle infolge der geringen Tiefe, in der sie dort
Grenzten II 1907 45
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |