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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.

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Die Neugestaltung der Politik am stillen Gzean

> as heutzutage die Völker bewegt, ist nicht so sehr der Streit um
Grenzländer der Heimat als vielmehr um den von Kulturvölkern
noch wenig oder gar nicht besiedelten Teil des Erdballs und um
den Handel mit den dichtbevölkerten Ländern der Halbkultur.
I Schaut man ans Europa allein, so schrumpfen die Zwietrachts¬
äpfel sichtbar zusammen. Frankreich gewöhnt sich allmählich an den Verlust
Elsaß-Lothringens. Triest und Trentino scheinen den Italienern doch immer
weniger als ein ausreichendes Ziel, um dessentwegen man Krieg führen sollte.
Sogar die Balkanhalbinsel verliert ihren Rang als Wetterwinkel für Europa,
denn Rußland hat schon vor dem Kriege auf Eroberungspolitik im türkischen
Reiche verzichtet und kann jetzt noch viel weniger daran denken. Österreich-
Ungarn und Italien scheinen sich immer mehr zu der Politik zu bekehren, daß
es am ratsamsten ist, wenn sie beide die Hand davon lassen.

Aber in den fremden Weltteilen sieht es noch nicht so günstig aus. Eng¬
land beunruhigt sich um die Sicherheit seines Weltreichs und kann vor Sorge
um Deutschlands Seemacht nicht schlafen. Um ein Bündnis mit Frankreich
und mit ihm einen kontinentalen Beistand zu erlangen, hat es in Marokko,
Neufundland, Madagaskar und Siam Zugeständnisse gemacht, an die es früher
niemals gedacht hätte. Ebenso hat es den Nordamerikanern in bezug auf die
Alaskagrenze und den großen mittelamerikanischen Kanal alles bewilligt, was
sie wollten. Mit Japan hat es das Bündnis geschlossen, auf das wir noch
mehrfach zurückzukommen haben. Mit Nußland ist es in Unterhandlungen ge¬
treten, deren Zweck eine Beilegung aller Streitigkeiten über Asien ist. Wenn
diese auch noch nicht beendet sind, so ist es doch gewiß, daß sie die Auslöschung
von gefahrdrohenden Feuerherden zum Zweck haben; sogar mit Opfern will
England aus möglichst vielen Verwicklungen heraus, um für die etwa übrig¬
bleibenden freie Hand zu haben.

Über Marokko ist eine Verständigung erreicht worden, soweit sie zwischen
den zivilisierten Mächten möglich war. Der Gegensatz ist dadurch beschwichtigt,


Grenzboten I 1907 9


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Die Neugestaltung der Politik am stillen Gzean

> as heutzutage die Völker bewegt, ist nicht so sehr der Streit um
Grenzländer der Heimat als vielmehr um den von Kulturvölkern
noch wenig oder gar nicht besiedelten Teil des Erdballs und um
den Handel mit den dichtbevölkerten Ländern der Halbkultur.
I Schaut man ans Europa allein, so schrumpfen die Zwietrachts¬
äpfel sichtbar zusammen. Frankreich gewöhnt sich allmählich an den Verlust
Elsaß-Lothringens. Triest und Trentino scheinen den Italienern doch immer
weniger als ein ausreichendes Ziel, um dessentwegen man Krieg führen sollte.
Sogar die Balkanhalbinsel verliert ihren Rang als Wetterwinkel für Europa,
denn Rußland hat schon vor dem Kriege auf Eroberungspolitik im türkischen
Reiche verzichtet und kann jetzt noch viel weniger daran denken. Österreich-
Ungarn und Italien scheinen sich immer mehr zu der Politik zu bekehren, daß
es am ratsamsten ist, wenn sie beide die Hand davon lassen.

Aber in den fremden Weltteilen sieht es noch nicht so günstig aus. Eng¬
land beunruhigt sich um die Sicherheit seines Weltreichs und kann vor Sorge
um Deutschlands Seemacht nicht schlafen. Um ein Bündnis mit Frankreich
und mit ihm einen kontinentalen Beistand zu erlangen, hat es in Marokko,
Neufundland, Madagaskar und Siam Zugeständnisse gemacht, an die es früher
niemals gedacht hätte. Ebenso hat es den Nordamerikanern in bezug auf die
Alaskagrenze und den großen mittelamerikanischen Kanal alles bewilligt, was
sie wollten. Mit Japan hat es das Bündnis geschlossen, auf das wir noch
mehrfach zurückzukommen haben. Mit Nußland ist es in Unterhandlungen ge¬
treten, deren Zweck eine Beilegung aller Streitigkeiten über Asien ist. Wenn
diese auch noch nicht beendet sind, so ist es doch gewiß, daß sie die Auslöschung
von gefahrdrohenden Feuerherden zum Zweck haben; sogar mit Opfern will
England aus möglichst vielen Verwicklungen heraus, um für die etwa übrig¬
bleibenden freie Hand zu haben.

Über Marokko ist eine Verständigung erreicht worden, soweit sie zwischen
den zivilisierten Mächten möglich war. Der Gegensatz ist dadurch beschwichtigt,


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[0073] [Abbildung] Die Verbreitung ö>8 väol über ille ganze I-rrie 8teut omne Kei8pick kia. F7'ö/ /-e/'/? ^e/'/eL ^o^^/e^z-va^/-/, 0^5 c/ez-c?/-//^ e/?o^/r?e ^ez-öz-ez/z//?^ zz? a//e/i ^et^c/e/-/? ^e/z/no^ Die Neugestaltung der Politik am stillen Gzean > as heutzutage die Völker bewegt, ist nicht so sehr der Streit um Grenzländer der Heimat als vielmehr um den von Kulturvölkern noch wenig oder gar nicht besiedelten Teil des Erdballs und um den Handel mit den dichtbevölkerten Ländern der Halbkultur. I Schaut man ans Europa allein, so schrumpfen die Zwietrachts¬ äpfel sichtbar zusammen. Frankreich gewöhnt sich allmählich an den Verlust Elsaß-Lothringens. Triest und Trentino scheinen den Italienern doch immer weniger als ein ausreichendes Ziel, um dessentwegen man Krieg führen sollte. Sogar die Balkanhalbinsel verliert ihren Rang als Wetterwinkel für Europa, denn Rußland hat schon vor dem Kriege auf Eroberungspolitik im türkischen Reiche verzichtet und kann jetzt noch viel weniger daran denken. Österreich- Ungarn und Italien scheinen sich immer mehr zu der Politik zu bekehren, daß es am ratsamsten ist, wenn sie beide die Hand davon lassen. Aber in den fremden Weltteilen sieht es noch nicht so günstig aus. Eng¬ land beunruhigt sich um die Sicherheit seines Weltreichs und kann vor Sorge um Deutschlands Seemacht nicht schlafen. Um ein Bündnis mit Frankreich und mit ihm einen kontinentalen Beistand zu erlangen, hat es in Marokko, Neufundland, Madagaskar und Siam Zugeständnisse gemacht, an die es früher niemals gedacht hätte. Ebenso hat es den Nordamerikanern in bezug auf die Alaskagrenze und den großen mittelamerikanischen Kanal alles bewilligt, was sie wollten. Mit Japan hat es das Bündnis geschlossen, auf das wir noch mehrfach zurückzukommen haben. Mit Nußland ist es in Unterhandlungen ge¬ treten, deren Zweck eine Beilegung aller Streitigkeiten über Asien ist. Wenn diese auch noch nicht beendet sind, so ist es doch gewiß, daß sie die Auslöschung von gefahrdrohenden Feuerherden zum Zweck haben; sogar mit Opfern will England aus möglichst vielen Verwicklungen heraus, um für die etwa übrig¬ bleibenden freie Hand zu haben. Über Marokko ist eine Verständigung erreicht worden, soweit sie zwischen den zivilisierten Mächten möglich war. Der Gegensatz ist dadurch beschwichtigt, Grenzboten I 1907 9

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/73>, abgerufen am 24.07.2024.